Tiefstehender Mond mit neuem Equipment

  • Moin zusammen,


    eigentlich beobachtet oder fotografiert man den zunehmenden Halbmond ja bevorzugt zu Zeiten günstigerer Deklinationswerte, z.B. im Frühjahr!
    Der abnehmende Halbmond hingegen steht ja momentan in wesentlich höherer Position und ist eher etwas für Frühaufsteher, wobei ich mich da selten einreihen kann!
    Weil ich mir vor kurzem die QHY 5-II zugelegt habe, wollte ich natürlich gleich die erste sich bietende Gelegenheit am Abendhimmel am 22.08. ausnutzen,
    um die neue Kamera am 200/1200 GSO Dobson auszuprobieren! (Früher benutzte ich eine gewöhnliche Kompaktdigitalkamera im Videomodus). Auf ein komplettes Mondmosaik hatte ich es jedoch nicht abgesehen.
    Vielmehr wollte ich mich auf einzelne Abschnitte konzentrieren.


    Die Bedingungen waren zunächst alles andere als gut. Die ersten visuellen Tests mit der 3x Televue Barlow in Verbindung mit dem 9mm Plössl lieferten nicht die gewünschten Ergebnisse.
    Außerdem war der Kontrast nicht so ausgeprägt, da ich die Sitzung noch während der Dämmerung begonnen habe!
    Also entschloss ich mich, doch lieber die 2x TS Shorty Barlow für die Aufnahmen zu benutzen. Visuell waren hiermit bereits blickweise die Hyginus-Rille und Rima Ariadaeus auszumachen.
    Die Luftruhe nahm weiter zu und ich konnte noch sogar noch Triesnecker-F erkennen; ein kleiner Krater von nur 3 km Durchmesser, knapp rechts neben der Triesnecker Rille!
    Also muss streckenweise trotz tiefem Stand des Mondes die Auflösung bei etwa einer Bogensekunde gelegen haben!


    Nun die Aufnahmedaten:
    22.08.2015, 21.00-21.20 MESZ
    200/1200 GSO Dobson, auf Dobson-Montierung, vorsichtig "nachgeschubst".
    Kamera: QHY 5-II mit EZ-Planetary,
    2x TS Shorty-Barlow, bei F 12. IR-Sperrfilter. Keinen Farbfilter!
    12 Videostreams á 30 sek.
    Mondhöhe, 15,5° über Horizont, 2 Std. nach der Kulmination.
    Sonne war ca. 6° unter dem Horizont


    Genug der vielen Worte; hier nun die Ergebnisse, die ich euch gerne zeigen möchte:



    Die Mond-Apenninen, Kaukasus und ein Teil der Alpen mit dem knapp beleuchteten Alpental. Unter anderem die Krater Aristoteles, Eudoxus sowie Cassini, Aristillus und Autolycus



    Die Bucht der Mitte im Mare Vaporum mit Sinus Medii und den Rillen Rima Hyginus und Ariadaeus sowie andeutungsweise die Triesnecker Rille; (Rimae Triesnecker)
    Diese Aufnahme habe ich vielleicht zu hart bearbeitet, jedoch treten diese Regionen dann besser hervor!



    und schließlich noch ein wenig Südhalbkugel. Oben rechts ist unter der Kratervielfalt die Verwerfung "Rupes Altai" zu erkennen, dessen Wallhöhe etwa 1000 km beträgt.


    Mit den Einstellungen in EZ-Planetary tue ich mich noch schwer. Vielleicht kann mir jemand von euch Profis noch auf die Sprünge helfen? Framerate, Delay, Offset...etc!
    Irgendwie habe ich das noch nicht so richtig heraus. Da sind wohl noch einige "Trockenübungen" vonnöten!


    Wer mag, der kann sich hier dann doch noch das lückenhaft zusammengebastelte Mosaik anschauen. Fast hätte ich es doch ganz geschafft,
    aber der Mond war schneller und hinter einem Baum verschwunden! :(


    http://img5.fotos-hochladen.ne…plettmosaikpay5q3r18v.jpg


    Ich würde mich wie immer über eure Anregungen und Kritik freuen!


    Viele Grüße, CS
    Uwe

  • Hallo Uwe,


    interessant, dass bei so tiefem Stand des Mondes etwas Ansehnliches herauskommt. Hast du die QHY 5-II mit dem 1/2 Zoll Chip (respektive mit der Pixelgröße von 5,6 mü)? Da wäre hinsichtlich der Auflösung noch gewaltig Luft nach oben. Beim letzten Bild wirken die kleineren Krater wie Orangenhaut, ich vermute, dass Du mit relativ großen Radien geschärft hast.


    Viele Grüße



    Oskar

  • Hallo Oskar,
    vielen Dank für die Rückmeldung!


    Das größte Problem waren die relativ geringen Kontraste während der Dämmerung. Aber ich bin zuversichtlich, dass es dann bei höherer Monddeklination sowie dunklem Himmel besser mit dem Aufnehmen klappt!


    Bei der verwendeten Kamera handelt es sich übrigens die QHY 5L-IIC, bzw. ALccd-IIc, einer Farbkamera mit dem 4,83 x 3,63 mm Chip und 3,75µ Pixelgröße!
    Jetzt ist es wohl etwas aussagekräftiger. Hätte ich vielleicht eingangs erwähnen sollen, um Missverständnisse zu vermeiden.
    Ein wenig Luft nach oben ist aber dennoch. Mit der 3xTelevue Barlow bei F 18 bzw. 3600mm Brennweite wäre das alles schon optimaler!
    Da ich mich aber auf gerne auf Planetenaufnahmen spezialisieren möchte, habe ich mich für diese Kamera entschieden! Mit einem nicht nachgeführten Dobson würde es ohnehin anstrengend werden, mit einer SW-Kamera auch noch die Farbfilter zu wechseln. Aber der erste Test am Mond hat mich trotz Farbkamera doch schon mal überzeugt!


    Noch ein kurzer Nachtrag zu den Aufnahmedaten:


    12 Videostreams bei 15fps. Gestackt mit Autostakkert2 und einer Verwendungsrate von durchschnittlich 40%.
    Durch die fehlende Nachführung blieben mir pro Stream leider nur ca. 40 Bilder zum Stacken.
    Da muss ich mich mit den Kameraeinstellungen noch vertraut machen, um eine kürzere Belichtungszeit bei leicht höherem Gain hinzubekommen, um das Signal-Rauschverhältnis zu verbessern- oder?


    EBV: Fitswork und Gimp für die Endbearbeitung.


    Bei dem Ausschnitt der Mondsüdhalbkugel habe ich wohl bei der Bildbearbeitung doch zuviel Gas gegeben. Durch den Einsatz des Deconvolution Filter waren zwar mehr Strukturen zu erkennen, jedoch treten durch die Schärfungsradien auch Artefakte und "Geisterkrater" auf. Da stimme ich dir zu, Oskar! - Sorry für meine späte Rückmeldung!


    Hier noch die etwas weicher bearbeitete Variante des Mondsüdens, den Deconvolution Filter habe ich diesmal weggelassen:




    Viele Grüße, CS
    Uwe

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