Ceres: Hangrutschungen und instabile Kraterwände

  • Je dichter die Dawn-Raumsonde mit ihrer Kamera an Bord über dem Zwergplaneten Ceres fliegt, desto rätselhafter - und somit spannender - scheint der Himmelskörper. "Einiges, was wir sehen, haben wir so noch nirgendwo sonst im Sonnensystem entdeckt", sagt Prof. Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). "Außer auf der Erde - da gibt es ja fast alles." Mittlerweile blickt Dawn aus nur noch 1470 Kilometern Entfernung auf die Oberfläche von Ceres hinunter. Die ersten Bilder aus dem so genannten HAMO-Orbit (High Altitude Mapping Orbit) zeigen eine "Pyramide" mit ungewöhnlichen Hangrutschungen, instabile Kraterwände und Gebirgsketten. "Über vieles können wir derzeit nur spekulieren." Woher die hellen Streifen entlang des pyramidenförmigen Bergs stammen oder auch ob der Boden des Zwergplaneten aus unterschiedlichem Material besteht, sind Fragen, auf die die Planetenforscher noch Antworten suchen.


    Drei Mal näher als im vorherigen Orbit und mit einer Auflösung von 140 Metern pro Bildpunkt nimmt die Kamera bereits interessante Details auf. "Wir blicken unter anderem von oben auf einen pyramidenförmigen, sechs Kilometer hohen Berg, der auf einer Seite helle Streifen zeigt." Etwa zehn bis zwölf Kilometer beträgt der Durchmesser der "Pyramide", die auf der südlichen Hemisphäre zwischen den Kratern Kirnis, Rongo und Yalode steht: "Der Berg muss bei seiner beträchtlichen Höhe also immens steile Hänge haben." Dennoch liegt am Berg-Fuß kaum Geröll. In direkter Nachbarschaft liegt ein Einschlagskrater, der bis an die Flanken des Berges reicht. "Vermutlich ist der Berg jünger als der Krater, aber um das genau festzustellen, müssen wir auf die Aufnahmen aus dem nächstniedrigeren Orbit warten und auf Daten des Spektrometers, das das Material der Oberfläche bestimmen soll."



    rozessierte Aufnahme des pyramidenförmigen Berges mit Hochplateau auf der Südhalbkugel von Ceres zwischen den Kratern Kirnis, Rongo und Yalode. Der Tafelberg ist rund sechs Kilometer hoch und in seiner Längsachse etwa 20 Kilometer lang. Helle, strahlenartige Strukturen durchziehen seine Berghänge. Sie könnten von fließendem Wasser in den Berg gekerbt worden sein. Die Aufnahme entstand am 19. August 2015 aus einer Entfernung von 1470 Kilometern. Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA


    Aufnahmen des Gaue-Kraters, benannt nach einer deutschen Göttin, zeigen, dass dieser zum Teil über einem kleineren und älteren Krater liegt. "Der Gaue-Krater hat an einer seiner Seiten viele Materialrutschungen zum Kraterinneren hin - die Wände sind also eher instabil", deutet DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann die ersten Aufnahmen aus 1470 Kilometern Entfernung von der Oberfläche des Zwergplaneten. "Und in der Mitte selbst gab es wahrscheinlich auch Veränderungen, denn diese scheint sehr eben zu sein." Vergleicht man die Krater auf dem Zwergplaneten beispielsweise mit Kratern auf einem Gesteinskörper wie dem Mond, wird deutlich, dass die Kruste von Ceres nicht so stabil sein kann. Eine mögliche Erklärung für die ebene Fläche im Kraterinneren: Ehemals geschmolzenes Material könnte den Krater gefüllt haben. "Auf jeden Fall muss dort nach der Bildung des Kraters noch einiges passiert sein."


    Auch die Detailaufnahme aus dem Inneren des Uvara-Kraters zeigen Strukturen, die Fragen aufwerfen. Neben einer Bergkette sind feine Risse zu sehen, aber auch erneut Rutschungen am Kraterrand. "Dort scheint das Material in großen Blöcken abgebrochen und in Richtung Kraterinneres gerutscht zu sein." Die ungewöhnlich glatte Ebene hat sich wohlmöglich durch die Ablagerung von feinem Material, das vermutlich einmal geschmolzen war, gebildet. "Dies sind natürlich nur erste Vermutungen, über die wir im Missionsteam diskutieren werden", sagt DLR-Wissenschaftler Ralf Jaumann.


    Jeweils elf Tage benötigt die Raumsonde Dawn, um die gesamte Oberfläche des Zwergplaneten zu erfassen und die Aufnahmen zur Erde zu senden - insgesamt sechs Mal soll dies geschehen, bevor sie dann in zwei Monate diesen Orbit verlässt. Ende Oktober fliegt Dawn dann bis Ende Januar 2016 in ihren letzten und niedrigsten Orbit, in dem sie dann in 375 Kilometern Höhe um den Himmelskörper kreist. Während des Absinkens setzt die die Raumsonde ihre Ionentriebwerke ein, für die Kamera bedeutet dies eine zweimonatige Arbeitspause. Nach dem Ende der Mission wird Dawn dann stabil in diesem Orbit weiterhin um Ceres kreisen - in sicherem Abstand, so dass der Zwergplanet nicht durch irdische Mikroben verunreinigt werden kann.


    Zurzeit arbeiten die Forscher des DLR-Instituts für Planetenforschung an einem dreidimensionalen Geländemodell des Zwergplaneten, das mit den Bilddaten aus dem vorhergehenden Beobachtungsorbit aus 4400 Kilometern Entfernung erstellt wird. "Mit den Bildern aus dem aktuellen Orbit verfeinern wir dann dieses 3D-Modell - das heißt, wir vermessen unter anderem wie hoch und wie groß die unterschiedlichen Strukturen auf dem Zwergplaneten Ceres sind." Dann steht die Lösung etlicher Rätsel an, sagt DLR-Planetenforscher Ralf Jaumann: "Wir wollen unter anderem gerne herausfinden, warum die Ebenen so flach sind oder auch wie sich die Pyramide gebildet hat."


    Weitere Infos auf den Seiten des DLR unter http://www.dlr.de/dlr/desktopd…abid-10212/332_read-14725 und beim MPS unter http://www.mps.mpg.de/4083714/…ublication_9375663?c=2163

  • Danke für den Bericht, Caro!


    Denke wir vermissen irgendwie die Sache mit den hellen Spots - oder habe ich da was überlesen?
    Inzwischen sollte es Nah-Aufnahmen geben, oder nicht?


    Viele Grüße
    Micha

  • Hallo Caro,


    das ist aber merkwürdig, da sie ja schon Bilder wie oben gemacht haben... sehr verdächtig^^ (sind wohl doch die Klingonen dort und die Sternenflotte verheimlicht uns da was, soviel ist klar) :D


    Grüße
    Micha

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