<b><font color="beige"><font size="4">Haufenweise ins Glück … oder quick und dirty mit kleinen Öffnungen</font id="size4"></font id="beige"></b>
Liebe Sternfreunde,
Ich hatte vor gut zwei Wochen eine sehr kurzweilige und schöne Nacht mit meinem 10x50 Fernglas (stativgestützt) und meinem 3,4“ Refraktor (freihändig [:D]). Einige der beobachteten Sternhaufen und Muster möchte ich nun vorstellen. Früher waren Sternhaufen für mich ein rotes Tuch und weniger interessant, inzwischen ist das aber meine meist beobachtete Objektklasse. Und ... wenn es mal wieder schnell gehen soll und nur die kleinen Öffnungen wirklich schnell zur Hand sind, dann sind diese Objekte ideal.
Hier und da habe ich noch frühere oder spätere Beobachtungen mit größeren Öffnungen einfließen lassen.
<b><font color="orange"><font size="3">Ein Bohnenbomber</font id="size3"></b> - Sternbild Kassiopeia</font id="orange">
Wie oft habe ich schon den Offenen Sternhaufen M 52 besucht, aber noch nie habe ich darauf geachtet, dass sich unmittelbar nordwestlich ein Sternmuster befindet.
Die Rede ist von <font color="orange">Hrr 12</font id="orange">, ganz profan als Flugzeug bezeichnet.
Im 10x50 FG wirkt das Muster wie ein Flugzeug aus der Pionierzeit, Die Flugzeugkanzel wird vom farbigsten Stern gebildet. Mit etwas gutem Willen ergibt sich ein dreidimensionales Bild. Mit 3,4" ist das Flugzeug noch imposanter, weil sich noch einige Sterne hinzu gesellen, bei 15-facher Vergrößerung passt sogar M 52 noch mit ins Gesichtsfeld - sehr schön! Für mich war das das Highlight der Nacht.
Zu <font color="orange">M 52</font id="orange"> muss ich wohl nichts schreiben, den Sternhaufen kennen sicher die meisten. Ich habe den Haufen „Mr. Bean“ getauft, weil er sich so schön um einen helleren Stern schmiegt, dass man den Eindruck eines Bohnensamens bekommt. Der hellere Stern ist dabei der Hilum/Nabel ... also muss Hrr 12 ein Bohnenbomber sein
Ach … und schaut euch mal die Eule (NGC 457) etwa 12° südwestlich mit einem Refraktor an. Ich glaube, die wurde von einer Bohne getroffen, so wie sie abstürzt.
<b><font color="orange"><font size="3">Ein halber und ein ganzer Heuhaufen</font id="size3"></b> - Sternbilder Kassiopeia und Füchschen</font id="orange">
Den einen Heuhaufen erraten sicher viele sofort, das ist <font color="orange">NGC 7789</font id="orange">, für mich wegen seiner Größe und der vielen gleichhellen Sterne einer der schönsten Offenen Sternhaufen. Er wurde von Herschels Schwester Caroline entdeckt und wird wegen seines Aussehens auch „Carolines Haystack“ genannt.
Der Haufen ist bei gutem Himmel schon mit bloßem Auge auszumachen. Im 10x50 FG wurde eine schwach und zart milchig schimmernde große Nebelwolke sichtbar, schön umgeben von der Doppelsternkette unmittelbar westlich. Mit 3,4" und 25-fach dann zeigte sich ein großer zarter Wattebausch, leicht granuliert. Bei dieser Vergrößerung hatte ich den schönsten Eindruck - je höher ich vergrößert habe, desto unansehnlicher aber auch strukturierter wurde der Haufen.
Welches ist nun aber die halbe Portion? Wenn man vom berühmten Kleiderbügelhaufen Cr 399 ostwärts abrutscht, stößt man auf den OS <font color="orange">NGC 6802</font id="orange">. Ich gebe zu, der Haufen soll zwar in kleinen Teleskopen sichtbar werden, zeigt sich bei 8“ aber noch immer sehr schwach. Aber mit 12,5“ hatte ich einen schönen Eindruck und der Haufen wirkt mit seinen feinen Sternen und seiner halbkreisförmigen Elongation ähnlich wie NGC 7789, nur eben halbvoll.
<font color="orange"><b><font size="3">Was haben in Pilz und ein zerbrochener Pfeil gemeinsam?</font id="size3"></b> - Sternbild Delphin</font id="orange">
Nichts, außer man sucht nach Sternmustern im dem an Objekten armen Sternbild Delphin.
<font color="orange">French 1</font id="orange">, den Giftpilz haben sicher viele schon einmal besucht. Ein recht kleines Sternmuster, bei dem 7 Sterne den Kopf und 5 Sterne den Fuß bilden.
Im 10x50 FG zeigte sich ein nebliger Knoten. Mit geduldiger Beobachtung konnte ich schon zwei Fußsterne und drei Hutsterne sehen und das Sternmuster bereits erahnen. Interessant wurde der Pilz mit 3,4" und höheren Vergrößerungen. Bei 50-fach wurde das Muster sehr deutlich. Während der Beobachtung flog ein Satellit durch das Gesichtsfeld und trennte Hut und Stil sauber voneinander. Das war´s dann wohl für alle, die das Muster noch nicht gesehen haben. Das Muster hat mir mit 8" und 90x am besten gefallen.
Relativ unbekannt, aber deutlich besser für Ferngläser geeignet ist das Sternmuster rund um den Stern Theta Del - auch <font color="orange">Theta Del Gruppe</font id="orange"> genannt. Im 10x50 FG ist die Gruppe deutlich markanter als French 1, die Pfeilspitze zeigt nach Osten westlich knickt der Pfeil nach Süden ab. Einschließlich dem hellgelb leuchtenden Stern Theta Del zählte ich 6 hellere Sterne. Mit 3,4" werden im abgeknickten westlichen Teilstück mehr Sterne sichtbar. Bei 25-facher Vergrößerung ergibt sich noch ein weiteres Bild - westlich von Theta Del ziehen sich 6 nicht ganz so helle Sterne in einem Bogen nach Nordwesten, was am Ende den Eindruck eines nach oben gebogenen Pfeils hinterlässt.
<font color="orange"><b><font size="3">Ein ganzer Katalog an einem Abend</font id="size3"></b> - Sternbilder Giraffe, Drache, Kassiopeia</font id="orange">
Nimmt man sich den Kemble-Katalog komplett für eine Nacht vor, sollte man nicht ins Schwitzen kommen. Offiziell gibt es nur Kembles Kaskade (Kemble 1) und die kleine Kassiopeia (Kemble 2), inoffiziell kann noch Kembles Drachen als Kemble 3 hinzu gezählt werden.
<font color="orange">Kemble 1</font id="orange"> kennen die meisten sicherlich. Ideal ist ein 10x50 FG. Hier passt das SM wunderbar zusammen mit dem kleinen feinen Offenen Sternhaufen NGC 1502 in ein Gesichtsfeld. Kemble 1 ist eine sehr schön anzusehende Sternkette, die rd. 3° lang ist und sich gut vom Sternumfeld abhebt. Der helle Stern im Zentrum war sehr auffällig.
<font color="orange">Kemble 2</font id="orange"> wird gern mitgenommen als Ausgangspunkt auf der Suche nach dem Katzenaugennebel NGC 6543. Bei mir ist es zumindest so. Mit 3,4" und 25x war das Muster auffällig. Selbst der für Kassiopeia typische schwächere sechste Stern ist dabei zu sehen. Der mittlere Stern leuchtete leicht gelblich. Eine schöne Nachbildung.
<font color="orange">Kemble 3</font id="orange"> im 10x50 Fernglas - Die Drachenraute enthält einen Doppelstern und zwei weitere Sterne, die auf den Geraden liegen, der leicht geschwungene Schwanz zeigt sich je nach Sichtweise mit 4 oder 6 Sternen. Mit 3,4" war der Drachen auch schön, aber nicht mehr so eindrucksvoll.
<font color="orange"><b><font size="3">Zwei Ringe, sie zu knechten und ewig zu binden …</font id="size3"></b> - Sternbilder Kleiner Bär, Großer Bär</font id="orange">
Zum einen gibt es den Verlobungsring oder <font color="orange">Diamond Ring</font id="orange"> mit Polaris als Diamanten. Wer hätte das gedacht.
Im 10x50 FG ist der Ring schön zu erkennen. Mit etwas Phantasie habe ich noch etwas anderes gesehen. Man kann man sich Polaris und den Stern westlich davon als Augenpaar vorstellen und 5 Sterne unterhalb in Wellenform bilden einen verzogenen Froschmund. Naja, wenn die Phantasie mal wieder mit einem durchgeht …
Der zweite Ring ist nur ein halber. Tja, halt wie im richtigen Leben. <font color="orange">Sachariassen 1</font id="orange"> oder auch Gebrochener Verlobungsring ist eines der ältesten Sternmuster überhaupt und liegt gut 1° westlich des unteren rechten Kastensterns Beta UMa. Im 10x50 FG war das Muster noch recht unscheinbar im Sternumfeld, aber alle Sterne waren schon indirekt zu erkennen. Mit 3,4" und 35x dann war das Muster schön anzusehen, der halbe Ring für sich genommen sah schön homogen aus.
Einen Rausschmeißer habe ich noch.
<font color="orange"><b><font size="3">Patrioten an die Macht</font id="size3"></b> - Sternbild Bärenhüter</font id="orange">
<font color="orange">Picot 1</font id="orange">, auch bekannt als Napoleons Hut. Der französische Entdecker Fulbert Picot sah in diesem Muster den berühmten Hut von Napoleon. Naja. Eine Hommage an Carl Friedrich Gauß (das Muster könnte auch eine Gaußsche Kurve darstellen) oder die Deutung eines Wurmes hätte mir besser gefallen. Aber so sind sie, die Franzosen.
Das Sternmuster steht nur 40' südlich des gleißend hellen Arctur und seine Mitglieder sind alle nur 9 bis 11 mag hell. Das klingt ganz klar nach einem Objekt für Teleskope.
Das Muster hat mir erst gar nicht gefallen. Im 10x50 FG wurden nur mit geduldiger Beobachtung indirekt der obere Teil des Hutes und die Spitze erkennbar. Mit 3,4" und 50x waren dann 6 der 7 Sterne gut auszumachen, einer war indirekt sichtbar, für den perfekten Hut fehlte mir noch ein Stern am Südende. Aber … bei längerer Betrachtung muss ich sagen, das Feine bzw. Filigrane gefiel mir und die Herausforderung, den Hut auch mit dem Fernglas zu erkennen. Ich habe bei meinem First Light mit dem 12,5“er als erstes auf dieses Muster gehalten und war überrascht, dass man auch mit dieser Öffnung kaum weitere Sterne in der Umgebung dieses Musters findet und es nach wie vor sehr filigran ausschaut und beantrage hiermit offiziell die Umbenennung in „Kleine Made“. Arctur ist der Apfel
Nachfolgend habe ich allen Interessierten wieder die wichtigsten Daten und allgemeine Beobachtungshinweise zu den vorgestellten Sternhaufen und Mustern angehangen.
<font color="black">Die Seitenangaben beziehen sich auf den Interstellarum Deep Sky Atlas bzw. Uranometria, Helligkeit 2 ist die Helligkeit des hellsten Sterns.
Die Kommentare in blau stellen allgemeine Beobachtungstipps dar und sind keine eigenen Beobachtungen.</font id="black">
Die Liste als PDF:http://www.mediafire.com/view/z8xp6w4gnp14gdd/OS_SM.pdf
Wie zuletzt bei dem Bericht über Planetarische Nebel würde ich mich sehr über weitere Anregungen und Beobachtungserfahrungen freuen.
Volker, Dir bin ich noch eine Antwort schuldig. Der 12,5“er hat schon geglüht und tiefe Furchen durch den Adler gezogen, aber jetzt noch ein Bericht über Planetarische Nebel würde das Thema überstrapazieren
Beste Grüße
Rene