Der langsame Tod des Universums

  • <b>Ein internationales Team aus Astronomen, darunter auch Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg und von der Hamburger Sternwarte, hat mehr als 200.000 Galaxien untersucht und dabei die Energie, die in einem großen Teil des Weltalls erzeugt wird, genauer als jemals zuvor gemessen. Die Studie stellt die bisher umfangreichste Auswertung des Energieausstoßes des nahen Universums dar. Sie bestätigt, dass die Energiemenge, die heutzutage im untersuchten Teil des Universums abgegeben wird, nur die Hälfte des Wertes von vor zwei Milliarden Jahren beträgt. Außerdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass dieses Phänomen gleichermaßen alle Wellenlängen vom Ultravioletten bis zum fernen Infrarot betrifft. Das Universum stirbt sozusagen langsam.</b>


    An den Beobachtungen waren viele der leistungsstärksten Teleskopen der Welt beteiligt, darunter die VISTA- und VST-Durchmusterungsteleskope am Paranal-Observatorium der ESO in Chile. Unterstützende Beobachtungen wurden mit insgesamt drei Weltraumteleskopen durchgeführt, zwei davon werden von der NASA betrieben (GALEX und WISE) und ein weiteres von der Europäischen Weltraumagentur ESA (Herschel) [1]. Die Studie ist Teil des Galaxy And Mass Assembly-Projekts (GAMA), der größten Durchmusterung über mehrere Wellenlängenbereiche, die je durchgeführt wurde.


    “Wir haben so viele weltraum- und bodengebundene Teleskope wie möglich genutzt, um die Energieabgabe von über 200.000 Galaxien über einem möglichst breiten Wellenlängenbereich zu messen“, erklärt Simon Driver vom ICRAR an der University of Western Australia, der das GAMA-Team leitet.


    Die Daten aus der Durchmusterung, die heute Astronomen aus der ganzen Welt zugänglich gemacht wurden, beinhalten Messungen des Energieausstoßes von jeder einzelnen Galaxie bei 21 verschiedenen Wellenlängen, vom Ultravioletten bis hin zum fernen Infraroten. Diese Datensätze werden zu einem besseren Verständnis darüber führen, wie verschiedene Arten von Galaxien entstehen und sich entwickeln.



    Galaxien-Aufnahmen aus der GAMA-Durchmusterung. Bild: ICRAR/GAMA und ESO


    Sämtliche Energie im Universum wurde im Urknall erzeugt, zu einem gewissen Anteil eingeschlossen in Masse. Sterne leuchten, indem sie Masse zurück in Energie umwandeln, wie es von Einsteins berühmter Formel E=mc2 beschrieben wird [2]. GAMA hat damit begonnen, sämtliche Energie, die innerhalb eines großen Bereichs des Weltraums heute und zu unterschiedlichen Zeiten in der Vergangenheit erzeugt wurde, aufzuzeichnen und zu modellieren.


    “Während die meiste Energie, die im Universum vorhanden ist, in der Folgezeit des Urknalls entstanden ist, wird ständig zusätzliche Energie dadurch erzeugt, dass Sterne Elemente wie Wasserstoff oder Helium verschmelzen“, ergänzt Driver. „Diese neue Energie wird entweder auf ihrer Reise durch die Heimatgalaxie der Sterne von Staub absorbiert oder entweicht in den intergalaktischen Raum und ist solange unterwegs, bis sie auf etwas trifft, wie beispielsweise einen anderen Stern, einen Planeten, oder mitunter, wenn auch sehr selten, einen Teleskopspiegel.“


    Die Tatsache dass das Universum langsam dahinschwindet, ist bereits seit der späten 1990er Jahren bekannt, jedoch zeigt dieneue Studie, dass dies vom Ultravioletten bis zum Infraroten gleichermaßen geschieht und stellt damit die umfassendste Untersuchung des Energiehaushalts im nahen Universum dar.


    “Das Universum wird fortan zunehmend verfallen und langsam alt werden. Das Universum hat es sich im Prinzip schon auf dem Sofa gemütlich gemacht, eine Decke übergezogen und ist dabei für immer und ewig einzunicken“ folgert Driver.


    Mithilfe eines Verbands neuer Observatorien einschließlich dem größten Radioteleskop der Welt, dem Square Kilometre Array, das in Australien und Südafrika innerhalb des nächsten Jahrzehnts gebaut werden soll, hofft das GAMA-Team darauf, seinen Ansatz die Energieerzeugung zu kartieren auf die gesamte Geschichte des Universums ausweiten zu können.


    Das Team wird seine Arbeit am Montag, den 10. August 2015, auf der XXIX. Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union in Honolulu auf Hawaii präsentieren.


    Fußnoten


    [1] Die Teleskope und Durchmusterungsdaten, die verwendet wurden, in aufsteigender Reihenfolge ihrer Wellenlängen: GALEX, SDSS, VST (KiDS-Durchmusterung), AAT, VISTA (VIKING-Durchmusterung)/UKIRT, WISE, Herschel (PACS/SPIRE).


    [2] Ein großer Teil des Energieausstoßes des Universums stammt aus Kernfusion in Sternen, bei der Masse langsam in Energie umgewandelt wird. Eine andere Hauptquelle sind die sehr heißen Scheiben um Schwarze Löcher im Zentrum von Galaxien, wo in Quasaren und anderen aktiven Galaxienkernen Gravitationsenergie in elektromagnetische Strahlung umgewandelt wird. Deutlich langwelligere Strahlung stammt aus riesigen Staubwolken, die die Energie der Sterne in ihrem Inneren zurückstrahlen.


    Weitere Infos auf den seiten der ESO unter http://www.eso.org/public/germany/news/eso1533/

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    “... wird ständig zusätzliche Energie dadurch erzeugt, dass Sterne Elemente wie Wasserstoff oder Helium verschmelzen...“,
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Energie wird nicht "erzeugt".


    Gruss,
    Michael

  • Ist eigentlich logisch, dass das endliche Universum irgendwann einmal vergehen wird. Die Elemente im Universum sind nur begrenzt und irgendwann einmal wird es kein Wasserstoff und keine Gaswolken mehr geben, aus dem sich Sterne bilden können. Der langsame Tod des Universums ist unausweichlich! Energie kann nun einmal nicht aus dem Nichts erzeugt werden.

  • Nein ganz so logisch, daß das endliche Universum irgendwann einmal vergehen wird ist es leider nicht.
    Schließlich sind Wasserstoff und die Gaswolken auch irgendwann entstanden.


    Man muß leider alles zuerst in Frage stellen und versuchen es zu beweisen. Oft findet man heraus, es ist doch etwas anders, als man es sich vorher vorgestellt hat.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mile</i>
    Energie wird nicht "erzeugt".


    Gruss,
    Michael
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Sondern?


    Fragende Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    <br /><blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mile</i>
    Energie wird nicht "erzeugt".
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Sondern?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    umgewandelt natürlich.


    Gruß,
    Michael

  • Hallo Michael,


    ich könnte jetzt sagen wenn nicht Wortklauberei, dann Rechthaberei [;)]


    Daß Energierhaltung hier nicht der Punkt ist, weißt du ja sicher selber (hoffe ich mal)


    Viele Grüße von Caro, die der Sonne weiterhin beim Energieerzeugen zuguckt

  • Hallo Caro,


    ehrlich, die Formulierung ist grob unsauber, dass kann man IMHO so nicht stehen lassen. Wenn sowas von Nichtphysikern gelesen und geglaubt wird, setzen sich abenteuerliche Vorstellungen fest. Weisst du, neulich habe ich mal durch Zufall durch eine Dokutainment-Sendung gezappt. Viele seriöse Wissenschaftler haben viele leicht unsaubere Sachen gesagt, weil man ja den armen, dummen Laien nicht populärwissenschaftlich überfordern will. Die Produktionsfirma hat das dann lustig zusammengeschnitten und am Ende der Sendung "gab" es "Weisse Löcher", Vulkane haben "Materie erzeugt" (sic! im Übrigen auch noch genauso wie die Weissen Löcher) und "es gibt sogar manche Wissenschaftler, die glauben, dass bis zu 100% der Materie auf der Erde aus dem Weltraum gekommen sein könnte". (Das lief im übrigen auf einem vermeintlich seriösen, bildungsbürgerlich-anspruchsvollen öffentlich-rechtlichen Kanal.)


    Wenn du das als Rechthaberei abtun willst, bitte. Aber dann habe ich kein Interesse diese Diskussion fortzusetzen.


    Bye,
    Michael

  • Hallo Michael,


    klar gibt es eine Fachsprache, und die würde in diesem Zusammenhang ganz klar von "freisetzen" sprechen, von "umwandeln" eher nicht. Also, was sprach für dich nochmal gegen freisetzen?


    Viele Grüße
    Caro


    PS. können ist nicht gleich tun, und das ist keine Wortklauberei

  • Hallo Caro,


    Ich habe auch nichts gegen "Energie freisetzen", genausowenig hätte ich etwas gegen "Strahlung erzeugen" gehabt. Ich habe nur gegen "Energie erzeugen" protestiert, denn das ist unphysikalisch. Zumindest lokal, beachte den Kontext in dem ich es oben zitiert hatte. (Das Kosmologen es mit der Energieerhaltung manchmal nicht ganz so genau nehmen ist mir auch bewusst.)


    Gruß,
    Michael

  • Hallo Michael,


    das "unphysikalisch" würde ich ganz klar in Frage stellen. Masse und Energie sind äquivalent und die Bilanz muß stimmen, aber damit ist (Ruhe-)Masse begrifflich nicht automatisch gleich Energie und umgekehrt, auch in der Fachsprache nicht. Und genau darum geht es ja. In genau diesem Sinne wird bei beider Kernfusion Masse in Energie umgewandelt - oder eben letztendlich Energie erzeugt.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    Aber Energie und Masse sind doch äquivalent. [;)]


    Gruß,
    Michael


    Edit: Was du an Energie aus dem Kern ziehst, dass bezahlst du via E=mc^2 mit Ruhemasse.

  • Ich möchte eure Wortklauberei ungern stören, aber ich hätte tatsächlich eine inhaltliche Frage:
    Mich beeindruckt die Aussage, dass innerhalb von zwei Milliarden Jahren die Energiefreisetzung sich halbierte! Sind die zwei Mrd Jahre als Halbwertszeit zu verstehen oder ist die Funktion eher linear? Ich empfinde die Differenz als ausgesprochen groß. Des weiteren würde mich interessieren mit welcher Fehlertoleranz die Messergebnisse zu betrachten sind? Sind die Messfehler für alle untersuchten Zeitepochen gleich? Ich vermute mal eher nicht.
    Gruß
    Carpo

  • Hallo Carsten,


    ermittelt wurden (2.5+/-0.2) * 10^35 h70 W/Mpc^-3 vor etwa 2.25 Milliarden Jahren, (2.2+/-0.2) * 10^35 h70 W/Mpc^-3 vor etwa 1.5 Milliarden Jahren und (1.5+/-0.3) * 10^35 h70 W/Mpc^-3 vor 750 Millionen Jahren. Ein anderes Wissenschaftlerteam at 2012 für z &lt; 0.1, also praktisch das lokale Universum (1.26+/-0.09) 10^35 h70 W/Mpc^-3 gefunden. Unsicherheiten sind also da, und sie sind für das Hier und Jetzt natürlich auch nochmal kleiner als für die früheren Zeiten.


    Aus den vier Datenpunkten aber noch weiter zurück schließen zu wollen, ist schwierig. Ich bezweile arg, daß da wirklich soetwas wie eine Exonentialfunktion oder eine lineare Abnahme herauskäme. Unser Universum hat nämlich gerade zu früheren Zeiten mehrere Phasen von starker Sternenstehung durchlebt, die auf eine solche Bilanz natürlich starken Einfluß haben.


    Viele Grüße
    Caro

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mile</i>
    <br /><blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    “... wird ständig zusätzliche Energie dadurch erzeugt, dass Sterne Elemente wie Wasserstoff oder Helium verschmelzen...“,
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Energie wird nicht "erzeugt".
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mile, ich hab so'n bisschen das Gefühl, dass Du da die falsche Person ansprichst. Wenn Du Dir mal die Links ansiehst, die Caro immer unter "Weitere Infos auf ..." postet, dann wirst Du erkennen, dass es (wie die meißten ihrer Postings in der Rubrik "Neues aus der Astronomie") lediglich um copy-paste-Beiträge handelt.


    Vorschlag an die Götter:
    Vielleicht wär's ganz... sagen wir mal nett/fair/eindeutig, wenn solche Beiträge mal etwas deutlicher als nicht-die-Eigenen gekennzeichnet würden, denn ich bin auch schon drauf reingefallen bis sie mich dann nach einigem Hin und Her mal drauf hingewiesen hat...


    Gruß,
    KD

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