Rosetta: Außerirdischer Ursprung des Lebens?

  • Nach knapp elf Jahren Flugzeit setzte die Rosettta-Sonde am 12. November 2014 die Landeeinheit PHILAE auf dem Kometen ab. Mit im Gepäck war ein Instrument namens COSAC (Cometary Sampling and Composition Experiment), das von den Bremer Wissenschaftlern Wolfram Thiemann, Uwe Meierhenrich (heute Uni Nizza) und Jan Hendrik Bredehöft unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen mitentwickelt worden war. Seine Aufgabe: Suche nach organischen Molekülen auf dem Kometen. Erste Ergebnisse der von COSAC gelieferten Daten belegen die Existenz von 16 verschiedenen typisch organischen Molekülen auf Tschuri. „Das Datenmaterial bietet einen klarer Hinweis darauf, dass die gefundenen Moleküle kleinere Fragmente von im Boden enthaltenen Aminosäuren sein dürften“, ist sich Professor Wolfram Thiemann sicher. Die Aminosäuren sind entscheidende Bausteine der Proteine oder der Eiweiße, die wiederum Grundbausteine aller Zellen und damit Ursprung allen Lebens sind.


    Allerdings reichen vorliegenden Daten noch nicht aus, um lebensstiftende Materie außerhalb der Erde zweifelsfrei nachzuweisen. Deshalb hoffen die Wissenschaftler, dass COSAC weitere Bodenproben auch aus tieferen Schichten entnehmen und dann weitere Informationen über den möglichen Ursprung des Lebens senden wird.


    COSAC kann nämlich gaschromatographische und massenspektrometrische Untersuchungen von Bodenproben durchführen. Neben organischen Molekülen soll es auch deren Chiralität (Händigkeit) bestimmen. Das wäre ein wichtiger Hinweis auf den außerirdischen Ursprung des Lebens auf der Erde.


    Es wurden in einer ersten „Schnüffel“-Phase einige vom Massenspektrometer aufgenommene Staubkörnchen analysiert. Sie enthalten nachweislich mindestens 16 verschiedene typisch organische Moleküle. Es handelt sich hierbei – neben dem Hauptmolekül Wasser – um relativ einfache Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff enthaltende Moleküle wie Methan, Kohlenmonoxid, Acetaldehyd, Aceton, Propionaldehyd, Glykolaldehyd und 1,2-Ethylenglykol. Interessanterweise konnten auch chemische Verbindungen wie Blausäure, Methylamin, Acetonitril, Isocyansäure, Formamid, Ethylamin, Methylisocyanat und Acetamid nachgewiesen werden, die zusätzlich das wichtige Element Stickstoff enthalten.


    Aber der letzte Nachweis von lebender Materie auf Tschuri steht noch aus. Denn bis zum heutigen Tage hat der Lander Philae mangels ausreichender Energieversorgung noch nicht seine wichtigsten ihm aufgetragenen Hausaufgaben erledigt: nämlich nicht nur – wie geschehen – aufgewirbelten Staub zu analysieren, sondern richtige Bodenproben bis zu einer Tiefe von bis zu 20 cm heranzuholen und durch den Gaschromatographen mit angeschlossener massenspektrometrischer Detektion auf Aminosäuren und ähnliche Moleküle zu untersuchen. Damit könnten, so die Hoffnung der Bremer Wissenschaftler, zusätzliche Informationen zur „Chiralität“ (der Händigkeit) erworben werden.


    Die Hoffnung auf das Erwachen von Philae scheint nicht unbegründet. Bis Mitte August nähert sich Tschuri immer mehr der Sonne, so dass die Solarbatterien aufgeladen werden könnten, um die sehnlichst erwarteten analytischen Arbeiten abzuschließen.


    Chiralität beschreibt ein von Biomolekülen her gut bekanntes Phänomen. Man weiß, dass sich Biomoleküle aus Bausteinen zusammensetzen, die einheitlich entweder ausschließlich rechts- oder ausschließlich linkshändig sind. Beispielsweise sind Eiweiße (Proteine) ausschließlich aus L-Aminosäuren aufgebaut, wohingegen deren Spiegelbilder, die D-Aminosäuren, in Eiweißen keine Verwendung finden. Auf ähnliche Weise nutzen sowohl die Kohlenhydrate wie auch die DNA ausschließlich D-Zucker und haben keine Verwendung für etwaig vorkommende L-Zucker-Einheiten. Eine zentrale wissenschaftliche Frage ist nun, wie zu Beginn der biologischen Evolution die rechts-/links-Symmetrie gebrochen werden konnte, um die molekularen Bausteine des Lebens einheitlich entweder in rechts- oder in links-Form generieren zu können. Heute sprechen viele Gründe dafür, dass dieser Symmetriebruch nicht erst auf der frühen Erde, sondern bereits im interstellaren Raum stattfand. In solchem Falle sollten diejenigen Moleküle, die wie Aminosäuren oder Zucker das Phänomen der Händigkeit (griechisch: Chiralität) aufweisen, im Kometenmaterial in rechts- oder links-Form in ungleicher Menge nachgewiesen werden.


    Weitere Infos auf den seiten der Uni Bremen unter http://www.uni-bremen.de/unive…9431d5a194ce4066874d67d5b

  • Auffallend, dass Du nicht die originale Überschrift des zitierten Presseartikels ubernommen hast, sondern ihre Aussage sogar infrage stellst. Immerhin beweist der Pressesprecher Eberhard Scholz die Wirksamkeit der Methode mit sensationellen und spektulativen Schlagzeilen Aufmerksamkeit und Beachtung zu erzeugen. Wäre die Überschrift seriös, müsste der Artikel sich auf diejenigen Erkenntnisse beziehen, die die Ursprünge des Lebens auf der Erde verneinen.


    Ciao,
    Jo

  • Hallo Jo,


    da kommen zwei Sachen zusammen: Einmal wollte ich die Original-Überschrift in der Tat ein wenig relativieren (mache ich hier und da bei den Pressemitteilungen), zum anderen hätte ich aber sowieso irgendwas anderes draus machen müssen, denn ein Betreff darf im Astrotreff nur 50 zeichen lang sein und die originale Überschrift ist länger.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    es ist immer das gleiche: da werden kleine organische Moleküle gefunden, deren Entstehung im Weltall soo unwahrscheinlich nicht ist und die auch schon in weit entfernten Gaswolken nachgewiesen wurden und immer ist gleich vom extraterrestrischen Ursprung des Lebens die Rede. Dabei trennen Welten die äußerst komplexe Chemie selbst des aller"einfachsten" Einzellers von diesen kurzkettigen Aldehyden oder Nitrilen oder Alkoholen. Dabei wäre die spannendere Frage: Überlegen derartige Moleküle die Bildung eines Planeten? Sie waren nämlich auch schon zugegen, als sich das Sonnensystem formte. Das Leben kommt deswegen noch lange nicht von aussen.
    Es ist wie mit der ständig propagierten "zweiten Erde"... Verzweifel [V]



    In der nicht endend wollenden Hoffnung auf seriösere Berichterstattung...

  • Erstmal Sonde reaktivieren und richtige Proben sammeln. DANN Aminosäuren finden. DANN ist es bestimmt wie immer, z.B. bei kohligen Chondriten: Racemate. Und dann bitte gaaaanz ruhig weiteratmen. [:)]


    Just my 2 cts.


    Hartwig

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