Ceres: helle Flecken und pyramidenförmiger Berg

  • Zurzeit kreist die Raumsonde Dawn in einem Beobachtungsorbit um Zwergplanet Ceres und blickt aus 4400 Kilometern Höhe auf seine Oberfläche: Aufnahmen mit der Kamera an Bord zeigen nun nicht nur weitere rätselhafte hellen Flecken, sondern auch einen pyramidenförmigen Berg, der in einem ebenen Gelände nach Schätzung der Wissenschaftler rund fünf Kilometer in die Höhe ragt. "Die doch beachtliche Anzahl an hellen Ablagerungen lassen vermuten, dass auf Ceres frisches Material an die Oberfläche gelangt. Auch der sehr steile Berg ist ein Beleg für besondere Aktivitäten in der Kruste", sagt Prof. Ralf Jaumann, Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Wissenschaftler der amerikanischen Dawn-Mission.



    Aufnahmen der Kamera an Bord der Dawn-Sonde zeigen erneut die rätselhaften hellen Flecken auf Zwergplanet Ceres. Auf dem Bild vom 9. Juni 2015 aus 4400 Kilometern Entfernung sind mindestens acht weitere Flecken zu erkennen. Die Auflösung beträgt 410 Meter pro Bildpunkt. Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA.


    Schon bei der Annäherung an Ceres, den die Dawn-Sonde am 6. März 2015 erreichte, faszinierten rätselhafte helle Flecken die Planetenforscher. Die Spannung stieg mit jeder weiteren Aufnahme, die die Kamera zur Erde sendete. Eine Erklärung für diese stark reflektierenden Regionen auf der Oberfläche des Zwergplaneten konnte bisher noch nicht eindeutig gefunden werden - unter anderem Eis oder Salz könnten der Ursprung dieses Phänomens sein. Am 5. Juni 2015 erreichte Dawn den "Survey Orbit" in 4400 Kilometern Höhe und zumindest eines wird auf einer Aufnahme vom 9. Juni 2015 deutlich: Innerhalb eines Kraters mit etwa 90 Kilometern Durchmesser sind mindestens acht weitere helle Flecken zu erkennen. Sie befinden sich nahe eines besonders hellen Gebietes mit einem Durchmesser von rund neun Kilometern. Mit Spektralmessungen wollen die Wissenschaftler während der Mission herausfinden, aus welchem Material die hellen Flecken bestehen.



    Die Oberfläche von Zwergplanet Ceres hat zahlreiche Überbleibsel von Aktivität in seiner Kruste. Dazu gehört auch ein pyramidenförmiger, etwa fünf Kilometer hoher Berg. Dieses Bild wurde am 6. Juni 2015 von der Kamera an Bord der Dawn-Sonde aus 4400 Kilometern Höhe aufgenommen. Bild: NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA.


    Neben den hellen Flecken zeigen die Kamerabilder aber auch erstmals deutlich einen steilen, pyramidenförmigen Berg, aufgenommen am 14. Juni 2015. Er ragt rund fünf Kilometer aus einem relativ flachen Gelände auf Ceres heraus. Außerdem entdecken die Planetenforscher mehr und mehr Hinweise auf Aktivitäten an der Oberfläche des Zwergplaneten - dazu gehören fließförmige oder eingesunkene Strukturen sowie Hangrutschungen. Ceres scheint damit mehr Überbleibsel ehemaliger und vielleicht vor Kurzerm entstandene Aktivität zu zeigen als Vesta, der Asteroid, den die Dawn-Sonde von Juli 2011 bis August 2012 erkundete. "Ceres scheint durch viel komplexere geologische Prozesse geprägt worden zu sein als bisher vermutet", sagt DLR-Planetenforscher Prof. Ralf Jaumann.


    Noch bis zum 30. Juni 2015 bleibt Dawn im Beobachtungsorbit und wird sich dann bis zum 4. August 2015 Ceres‘ Oberfläche bis auf 1450 Kilometer Entfernung nähern. Dann wird sich auch die Auflösung der Kamerabilder von bisher 410 Meter pro Bildpunkt auf 140 Meter pro Bildpunkt verbessern. Das DLR-Institut für Planetenforschung verfeinert mit diesen Daten das bereits erstellte dreidimensionale Höhenmodell des Zwergplaneten.


    Weitere Infos und Bildr auf den Seiten des DLR unter http://www.dlr.de/dlr/desktopd…read-13989#/gallery/19789

  • Hallo Hans,


    der Orbit um Ceres verkleinert sich ja langsam. Ab Anfang Dezember beträgt der Abstand weniger als 400 Kilometer, somit wird die Auflösung nochmal 10x höher. Wann schließlich der Treibstoff ausgeht, ist noch nicht so richtig bekannt.

  • Hallo zusammen,


    obwohl der DAWNs Orbit im Dezember bis auf 370 km abgesenkt wird, werden die Fotos dann leider auch nur eine Auflösung von ca. 40 m pro Pixel haben, denn DAWN ist nicht mit den besten Kameras bestückt worden. Es wurde hier ein Kompromiss zwischen Preis, Leistung und Gewicht eingegangen.


    Was ich allerdings gerne wissen würde, ist ob Ceres heller Fleck tatsächlich nur reflektiertes Licht emitiert, oder ob der Fleck von sich aus Licht abgibt, denn diese Frage scheint noch ungeklärt zu sein.


    Jedenfalls ein höchst interessantes Kleinplanetchen dieser Ceres! :)


    Grüße
    Martin

  • Hallo Martin,


    Das Problem bei Fotos von Ceres ist, dass der Zwergplanet nur eine Albedo von 0,08 hat. Das bedeutet, er ist dunkler als Asphalt (0,15) und damit in etwa so hell wie ein Grillbrikett. Also in guter Näherung schwarz.
    Wenn die Fotos nun so belichtet werden, dass die Oberfläche Details zeigt, sind sehr helle Bereiche wie die hellen Flecken hoffnungslos überbelichtet. Deshalb wirken sie so strahlend: die Pixel der Kamera sind einfach gesättigt, dadurch werden sie als strukturloses weiß angezeigt.


    Wenn man mal eine Belichtungsreihe auf die hellen Oberflächendetails abstimmen würde, würden die Flecken mit Sicherheit auch mehr Details zeigen. Und ich bin mir sicher, dass solche Fotos in der nächsten Zeit auch noch kommen werden. Momentan werden ja noch eher Übersichtsaufnahmen angefertigt da man die komplette Oberfläche nicht mit höchster Auflösung aufnehmen können wird.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

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