BB März: doppelt, dreifach + ein bisschen kugelig

  • Hallo zusammen,


    nachdem das Second Light mit dem neuen Dob durch katastrophales Seeing ziemlich unergiebig war, gab es im März doch noch zwei brauchbare Nächte, eine sehr lange und eine kurze, sozusagen Third und Fourth Light. Davon also kurz im Folgenden ... [:)]



    <u>#3</u>


    <b>13./14.3.2015</b>
    23:00 - 5:00 Uhr
    Feld bei Burbach, Nordschwarzwald, 400 m ü. NHN
    Temperatur: 3°C
    Transparenz mäßig bis gut, horizontnah deutlich abnehmend
    GG in UMi 5,0 mag, Bortle 5
    Seeing mäßig, Pickering 5, Antoniadi III


    16" Spacewalk Telescopes Infinity Dobson (400/1800, f/4,5)
    31 mm Nagler
    20 mm Williams SWA
    16 mm TS Edge-On FF
    12 mm TS Edge-On FF
    10 mm Ethos
    7 mm Celestron X-CEL
    5 mm Celestron X-CEL
    4 mm HR Planetary
    Astronomik UHC + [OIII]-Filter


    23:30
    Bis zur vollständigen Dunkeladaption nutze ich gerne die Zeit, ein paar Doppelsterne zu betrachten. (Das Teleskop kommt immer aus dem Keller und ist deshalb schon praktisch ausgekühlt.) Außerdem wollte ich mir sowieso gegen Mitternacht die Augen an Jupiter verblitzen und das Ende der Io-Verfinsterung beobachten.
    Also ein leichter Einstieg: <b>Zeta UMa</b>, <i>Mizar</i>, hat neben dem nur optischen Begleiter Alkor auch noch einen physischen. Das Paar (2,3/3,9m) war mit 15,1" Abstand bei 90 x natürlich problemlos zu trennen, beide Komponenten leuchten ziemlich neutral weiß.
    <b>Delta Aur</b>, <i>Prajapati</i>, zeigte sich etwas schwieriger. Zwar ist der Abstand mit 4,1" noch komfortabel, aber die Helligkeitsdifferenz mit 2,7/7,1m deutlich. Dennoch bei 257 x einfach zu trennen. Ein hübsches Paar mit grellweißem Hauptstern und dunkelorangem Begleiter.
    <b>Gamma Leo</b>, <i>Algieba</i>, dagegen wieder bei 90 x sehr einfach. Zwei 4,6" entfernte weiße Komponenten (2,3/3,5m).


    0:00 Uhr
    Also auf zu <b>Jupiter</b>. Um 0:03 Uhr soll Io aus seinem Schatten treten, noch ist von ihm nichts zu sehen. Also das Okular gewechselt und - Mist, genau in der Zeit musste er aufgetaucht sein. Schade!
    Wenigstens ließ sich noch gut verfolgen, wie seine Helligkeit in kurzer Zeit deutlich anstieg. Eine Formänderung habe ich nicht bemerken können, aber das Seeing war auch nur mittelprächtig.
    Von einer angeblichen Europaverfinsterung zwischen 0:16 und 0:44 Uhr war dann nichts zu sehen. (?)


    0:30 Uhr
    Mit noch jupitergeblendeten Augen wollte ich nicht gleich auf Galaxienjagd gehen, also einen Zwischenstopp beim OC <b>M 67</b> (6,9m) in Cnc eingelegt. Im Okular erkenne ich bei 58 x mit etwas Fantasie die schön geschwungene Form eines Ankers oder einer Blüte, drumherum zeigen sich viele schwächere Sterne, etwas abseits ein leuchtend oranger (Vordergrund?)-Stern. Ein lohnendes Ziel.


    1:00 Uhr
    Nun wollte der mondlose Himmel trotz nur durchschnittlicher Transparenz aber ausgenutzt werden, und so ging es zur <i>UF*-Galaxie</i> (das Wort darf man hier ja nicht schreiben) [:p] <b>NGC 2683</b> (10,6m) in Lyn. Es zeigt sich bei 180 x eine Gx in Kantenlage mit hellem Kern und sehr langem Halo, besonders Richtung SW. Sie ist auf den Längsseiten scharf abgegrenzt nach NW, deutlich diffuser nach SO. Ansonsten sind keine Strukturen zu erkennen.


    1:30 Uhr
    Nach dieser recht einsamen Gx weiter zu zwei Pärchen in Leo. <b>M95</b> (9,7m) und <b>M 96</b> (9,2m) hätten mit Ach und Krach noch in ein gemeinsames Gesichtsfeld gepasst, schöner war es aber, sie bei 180 x einzeln zu beobachten. M 96 deutlich elongiert mit sehr hellem Kern, M 95 mit schwächerem Kern, leicht diffus und gemottelt, aber mit größerem Halo. Klare Details ließen sich den beiden heute nicht entlocken.
    Dichter beieinander standen dann <b>M 105</b> (9,3m) und <b>NGC 3384</b> (9,9m). Hatte ich ein weiteres Duo erwartet, sah ich unverkennbar ein Trio. Knapp südlich von NGC 3384 war direkt ein diffuser Fleck ungefähr gleicher Größe und Form, aber deutlich geringerer Helligkeit auszumachen. Ein Blick in genaueres Kartenmaterial offenbarte: <b>NGC 3389</b> (12,4m). Willkommen in meinem Okular.
    Die beiden erstgenannten Gx zeigten sehr helle Kerne, M 105 kreisrund und gleichmäßig nach außen abfallend, NGC 3384 leicht elongiert. Hier ist eine unregelmäßige Helligkeitsverteilung zu erkennen, für eindeutige Details reicht es aber ebenfalls nicht. NGC 3389 bleibt auch indirekt ein grauer Schleier.


    2:15 Uhr
    Weiter zu einem berühmten Pärchen in Crv, den <i>Antennengalaxien</i> <b>NGC 4038/39</b> (11,1/11,2m). Nach kurzer Zeit bin ich mir sicher, die richtige Position gefunden zu haben, aber erst indirekt lässt sich bei 150 x eine schwache, ovale Aufhellung erahnen. Die Gx stehen nur etwa 20° hoch, das ist nicht genug, um an diesem Ort der gräulichen Horizontsuppe zu entkommen, sie saufen gnadenlos ab. Am Ende sichere Sichtung, aber ohne jedes Detail, nicht einmal die Form der Kerne ist erkennbar. I'll be back!


    2:40 Uhr
    Ganz in der Nähe bietet sich der PN <b>NGC 4361</b> (10,3m) mit dem hübschen Beinamen <i>Lawn Sprinkler</i> ("Rasensprenger"? Sachen gibts ...) an. Dessen Ursprung lässt sich zumindest in dieser Nacht und mit meiner Ausrüstung nicht erklären. Ich sehe ein bei 150 x leicht in N-S-Richtung elongiertes Scheibchen mit deutlich stärkerer W-Seite, fast ein hellerer Halbkreis, an den sich sein schwächeres Spiegelbild anschließt. Vor allem [O-III]-Filter ist gewinnbringend, stärkere Vergrößerung macht das Bild aber zu dunkel und flau.


    3:00 Uhr
    Mittlerweile ist der Mond aufgegangen, der Himmel wird spürbar heller. Ein kurzer Blick auf den tiefstehenden GC <b>M 68</b> (9,7m) in Hya. Ob da was zu holen ist? Nö, nur ein verwaschener Fleck heute.
    Also erst einmal Essenspause. Müde bin ich noch nicht, aber beim zunehmenden Mondlicht scheint Deepsky erledigt.
    Also doch noch mal ein paar Doppelsterne zum Zeitvertreib, schließlich ist Saturn auch schon da und steigt langsam aus der Suppe, später kann man ihn bestimmt kurz besuchen.


    3:40 Uhr
    Da das Teleskop eh noch in der Nähe des Raben steht, <b>delta Crv</b>, <i>Algorab</i>, aufs Korn genommen. Um den leuchtend hellorangen 2,9m-Hauptstern kreist ein ziemlich schwacher 9,2m-Begleiter in 24" Entfernung, hübsch bei 90 x.
    Einen tollen Anblick bietet mit 257 x das 2,9" enge Paar <b>epsilon Boo</b>, <i>Izar</i> (2,5/4,9m), mit strahlend hell-kupferner Hauptkomponente und silbernem Begleiter.
    Der Helligkeitsunterschied von <b>Xi Boo</b> (4,7/6,9m) ist visuell deutlicher, als die Werte erahnen lassen. Um einen gelblichweißen Hauptstern kreist in 6" Abstand ein tieforanger Begleiter. Besonders schön bei 150 x.


    4:15 Uhr
    Saturn lockt und wird ins Visier genommen. Bei 180 x ist die Cassiniteilung erahnbar, bei 257 x problemlos umlaufend sichtbar. Das Seeing ist brauchbar, höhere Vergrößerung bringt aber nicht viel.
    Wunderbar zu erkennen ein zartbraunes Band knapp südlich des Äquators und die gräuliche Färbung der Nordhalbkugel, deutlich dunkler als die Südhälfte.


    4:45 Uhr
    Traditioneller Abschiedsbesuch bei Albireo. Hübsch wie immer.


    Keine perfekte Nacht, aber lang und trotz allem ganz schön, besonders nach der grottigen davor. Die Antennengalaxien kommen weiter auf die To-Do-Liste.



    <u>#4</u>


    <b>18.3.2015</b>
    0:30 - 2:15 Uhr
    am Edelberg, KA-Grünwettersbach, 295 m ü. NHN
    Temperatur: 5°C
    Transparenz grauenhaft
    GG in Com 4,4 mag, Bortle 7
    Seeing gruslig, Pickering 2, Antoniadi V


    16" Spacewalk Telescopes Infinity Dobson (400/1800, f/4,5)
    31 mm Nagler
    20 mm Williams SWA
    16 mm TS Edge-On FF
    12 mm TS Edge-On FF
    10 mm Ethos
    7 mm Celestron X-CEL
    5 mm Celestron X-CEL
    4 mm HR Planetary
    Astronomik UHC + [OIII]-Filter


    Endlich war es wieder nahe Neumond, und nach der vorherigen Nacht wollte ich schnell noch einmal raus. Die Wetterlage war leider etwas instabil und so nahm ich meinen Notfall-Spechtelplatz, nicht zu weit weg, dafür aber auch deutlich lichtverschmutzter als die anderen.
    Eine schlechte Entscheidung, aber die Durchsicht wäre wohl auch woanders nicht viel besser gewesen. Die Lichtglocken zogen sich durch den Himmel, so dass nur der Ausschnitt um Leo, Com und Boo halbwegs brauchbar war. Was also bei derartigen Verhältnissen für Objekte nehmen? Die Gegend ist nun nicht gerade für ihre offenen Sternhaufen berühmt, eher für Gx, die sich aber quasi ausschlossen.
    Also sollten es Kugelsternhaufen werden, in der Hoffnung, wenigstens die könnten noch etwas Spaß machen. Die GG bestimmte ich unorthodoxerweise an den Sternen von Com - gamma Com ließ sich gerade noch so indirekt und mit viel gutem Willen erwischen.


    1:00 Uhr
    Tatsächlich schaut <b>M 53</b> in Com (8,3m) gar nicht schlecht aus. Der Kern erscheint mir bei 257 x leicht elliptisch und unregelmäßig, darum schart sich eine riesige Sphäre mit vielen locker und recht gleichmäßig verteilten, bläulich schimmernden Randsternen. Wirklich besser als erwartet.


    1:20 Uhr
    Nur knapp 1° entfernt soll der GC <b>NGC 5053</b> (9,8m) liegen. Die richtige Stelle ist sofort gefunden, doch zunächst blicke ich hartnäckig ins Nichts. Erst nach längerer Zeit blitzt bei 112 x immer wieder ein großes, graues, schimmerndes Etwas auf, sehr diffus und nicht zu halten. Wenn das der GC war, muss er recht groß und nicht besonders konzentriert sein. Bei den jetzigen Bedingungen ist die Sichtung jedenfalls zu unsicher.


    1:50 Uhr
    <b>M 3</b> (6,2m) in CVn ist bei 257 x deutlich heller, runder und konzentrierter als M 53. Auch hier eine Sphäre mit Randsternen um das Zentrum, allerdings erheblich kleiner und weniger beeindruckend als bei M 53.


    2.15 Uhr
    Eine dichte Wolkenbank zieht auf. Ich muss abbrechen.


    Trotz der suboptimalen Bedingungen hat die Nacht Lust gemacht auf eine weitere "Themen"-Tour mit nur einer Objektklasse. Mal sehen, wann sich das mit dem 16" realisieren lässt.
    Und zunehmend Lust bekomme ich auch aufs Zeichnen. Dann werden auch die Beobachtungsberichte vielleicht ein bisschen lebendiger und schöner. [:)]


    Viele Grüße und CS
    Tobi

  • Hallo Tobi,


    Glückwunsch zum neuen Instrument, die "perfekte" Nacht wird schon noch kommen.
    Wegen der niedrigen Höhe hatte ich den Lawn Sprinkler noch nicht im Okular, der ist ja recht groß. War den der Zentralstern zu erkennen ?


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Tobi,


    auch zunächst meinen Glückwunsch zum 16er.
    Einen netten übersichtlichen Bericht hast Du da verfasst. Eigentlich könnte ich mir einige Objekte notieren. Leider komm ich selbst so selten raus, daß ich kaum den Karkoschka abgearbeitet kriege (mit dem 8"er).


    Lass mich raten, zum mag5 Himmel musst Du ca. 50min fahren und zum mag4,4 Himmel 15min? Mir geht es da ähnlich. In meiner Stadt vom Balkon reicht's höchstens zum mag4 Himmel - wenn es klar ist.


    Die guten Nächte kommen ja noch :-)!


    CS,
    Walter

  • Hallo Tobi,


    danke für Deinen ausführlichen Bericht. Macht Spaß zu lesen, dass trotz widriger Umstände auch Spaß mit dabei ist :)


    Mathias, der Sprenkler zeigt bereits mit 12" den ZS sehr einfach. Allerdings bzeiht sich diese Angabe auf LaPalma ;) Aber das Seeing war da nicht so der Hit. Insofern sollte der hierzulande selbst bei tiefem Stand mit 12" gehen. Bei guten Horizont-Bedingungen sicher auch noch unterhalb von 12".


    Schöne Grüße


    Norman

  • Hallo zusammen,


    und danke für eure Antworten. [:)]


    (==&gt;) Mathias, Norman: Genau, der ZS (etwa 13m, meine ich) ist gut möglich, hier ließ er sich allerdings nur indirekt sicher halten, vermutlich wegen der recht miesen Transparenz.


    (==&gt;) Walter: Alle Objekte aus dem Karkoschka habe ich auch noch nicht abgearbeitet, nicht einmal vom Nordhimmel. Trotzdem sind daneben Deep Sky-Reiseatlas und Deep Sky-Atlas schöne Inspirationsquellen.
    Deine Vermutung stimmt ungefähr: Von meinem Balkon ist die GG etwa 3,5m, bei meinem um-die-Ecke-Beobachtungsplatz (10 min) ca. 4,5 - 4,8m, bei dem, den ich am häufigsten aufsuche (20 min) in der Regel 5,2 - 5,8m. Zu meinem Top-Beobachtungsplatz in der Region muss ich 50 min fahren, dafür gibts dann meistens 6,0 - 6,3m, in sehr guten Nächten auch mal 6,5 oder ein bisschen mehr.


    Viele Grüße und CS
    Tobi

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