16" Dobson von Spacewalk Telescopes - Review + FL

  • Liebe Forengemeinde,


    seit einigen Jahren schon trieb mich, im Besitz eines 8" Skywatcher-Newton, das berühmte Öffnungsfieber um, im Frühjahr 2014 dann wurden die Pläne konkreter: Gitterrohrdobsons lachten mich mit ihren vielen Vorteilen unwiderstehlich an, und wenn (hier ein Blick auf die über lange Zeit zurückgelegte Knete), dann gleich der deutliche Sprung auf 16", der die schlimme Krankheit hoffentlich für viele Jahre heilen würde.
    Ein Glück, wenn mit Christian Busch ein Teleskopbauer mit einiger Erfahrung in der selben Stadt wohnt, über dessen Geräte und Optiken in den Weiten der astronomischen Foren quasi nur Positives zu lesen ist.
    Also vereinbarte ich im Sommer mit ihm einen Termin, um mir eines seiner Teleskope zeigen zu lassen und Fragen zu klären. Als ich ankam, war der Dobson (sein eigener, ein 15") auch schon aufgebaut. Aussehen, Bauweise und Handling gefielen mir sofort, und, wie nicht anders zu erwarten, zeigte sich Christian als kompetenter Konstrukteur, versierter Beobachter, aber auch unkomplizierter, freundlicher, zuvorkommender "Kundenberater" - dieser Eindruck sollte sich in allen späteren Mails bestätigen.
    Also fiel bei mir die Entscheidung: das wird mein neues Teleskop. Schmackhaft gemacht noch durch eine Rabattaktion zum dreijährigen Bestehen von Spacewalk Telescopes, aus Budgetgründen allerdings leider trotzdem mit Chinaoptik und nicht mit von Christian selbstgeschliffenem Hauptspiegel.
    Mein bestelltes Setup war dann am Ende dieses:


    <b>16" Spacewalk Telescopes Infinity-Dobson</b> (400/1800, f/4,5)
    Haupt- und Fangspiegel von GSO
    Okularauszug Moonlite, 1:8-Untersetzung
    Telrad-Basis
    Fangspiegelheizung
    Wachslasur


    Ende Oktober war es dann soweit, der Dobson fertig und zur Abholung bereit. So fuhr ich dann noch einmal hinüber und ließ mir das neue Monster genau zeigen, bevor es dann in sieben Teilen ins Auto verladen wurde: Spiegelbox mit Hut, Streulichtblende, zwei Stangenelemente, Rockerbox, Paket mit dem Hauptspiegel, Paket mit dem Fangspiegel.
    Zuhause angekommen alles wieder heraus, in die Wohnung geschleppt und testweise aufgebaut: den Hauptspiegel ausgepackt und die (wohl nie wieder so makellos sauber aussehende) Spiegelfläche bewundert, den Fangspiegel in den Hut geschraubt, Hut und Spiegelbox durch die Stangen miteinander verbunden und mit der Justage angefangen.
    Hiermit beginnt dann also auch das eigentliche



    <u>Review</u>


    Beim Aufbauen und Justieren bekam ich den ersten genaueren Eindruck, wie das Teleskop sich "im Einsatz" machte, wie es sich bewegen ließ, wie die unterschiedlichen Bauteile aufeinander abgestimmt waren.


    Die ganze Konstruktion besteht aus Holz (Spiegelbox, Rockerbox, Höhenräder, Teile des Hutes), Aluminium (Stangen, Hutringe, Verstrebungen der Höhenräder) und Moosgummi (Streulichtblende). Um die Spiegelbox herum und auf der Innenseite des Hutes ist das Holz geschwärzt.
    Die Stangen sind zu nur zwei verschiedenen Elementen beweglich miteinander verbunden: ein Element aus 3 x 2 Stangen, ein Element aus 2 Stangen.
    Der Hut besteht aus zwei achteckigen Ringen, die durch vier Holzbrettchen stabil miteinander verschraubt sind. In eine dieser Platten ist der Okularauszug eingelassen, daneben der Sucher oder in meinem Fall eben die Telrad-Basis.
    Die Höhenräder ruhen auf ultraleicht gleitendem Material in der sehr flachen Rockerbox. Stellt man die Spiegelbox richtig herum dort hinein, setzt sie bei einer komplett vertikalen Position des Teleskops auf einer Begrenzung auf.
    Der Hauptspiegel befindet sich in einer unten offenen 6-Punkt-Spiegelzelle und liegt auf seitlichen Kugellagern. Vor dem Herausfallen schützen ihn kleine gummierte Plättchen, die sich so drehen lassen, dass nahezu keine Spiegelfläche abgeschattet wird. Er ist verstellbar durch drei große Rändelschrauben, die mit Gegendruckfedern in Position gehalten werden. Die Spiegelbox lässt sich mit einer Holzplatte auch bei komplett aufgebautem Teleskop verschließen. Die Abdeckung kann man mit vier Plastikmuttern sichern.
    Der Fangspiegel ist auf einen Metallwinkel aufgeklebt, der sich mit drei Innensechskantschrauben (plus Konterschraube) in den üblichen Dimensionen verstellen lässt. Auch hier ist wieder mit Gegendruckfedern gearbeitet, die Schrauben verbinden eine Metallplatte mit dem Winkel, auf dem der Fangspiegel sitzt. Erstere Platte wird mit einer Flügelschraube in der Mitte der Spinne befestigt. Die Spinne selber besteht aus sehr dünnen, flexiblen, aber stabilen Streifen aus Stahlblech (natürlich zeigt die Schmalseite in Richtung Hauptspiegel) und ist über Schrauben am Rand des Hutes justierbar.
    Auf zwei gegenüberliegende Holzbrettchen am Hut ist jeweils ein Streifen Klettband aufgeklebt, der sein Gegenstück an den Enden eines längeren Stückes Moosgummi findet. So befestigt, fungiert es als Streulichtblende gegenüber dem Okularauszug.
    Gewicht der ganzen Konstruktion inklusive GSO-Spiegel: ca. 30 kg.


    Der Aufbau des Teleskops gestaltet sich vollkommen unkompliziert und ist, hat man ihn ein paar Mal gemacht, innerhalb von weniger als fünf Minuten zu erledigen, wenn man den Transportmodus "schneller Aufbau" wählt.
    Für den "schnellen Aufbau" ist der Dobson in lediglich sechs Teile zerlegt: Rockerbox, Spiegelbox mit Höhenrädern, Stangen (2 Teile), Hut, Streulichtblende. Auch diese Teile kann man platzsparend unterbringen: der Hut mit vier unten leicht abstehenden Schrauben passt perfekt in vier vorgebohrte Löcher in der Abdeckung der Spiegelbox, die Streulichtblende eingerollt in den Hut.
    Die Spiegelbox kann ich leider nicht in der Rockerbox lassen, weil mein kleines Auto dafür nicht hoch genug ist, aber entsprechend gesichert wäre das wohl auch möglich.
    Die Stangen transportiere ich separat in einem Skisack, aber Christian bietet auch eine Transporttasche dafür an, die wahrscheinlich noch eleganter und passgenauer ist.
    Im Transportmodus "ultrakompakt" wird der Hut noch auseinandergebaut und zerlegt innerhalb der Spiegelbox gelagert, außerdem werden die Höhenräder mit ihren Verstrebungen demontiert und einzeln transportiert. Ohne die Höhenräder passt dann die Spiegelbox natürlich auch flach in die Rockerbox.
    Für den Aufbau aus dem ersten Transportmodus werden erst zwei Winkel, die an den 6 zusammenhängenden Stangen befestigt sind, in die beiden vorderen Ecken der Spiegelbox gesteckt und mit Sterngriffen in den vorhandenen Vertiefungen gesichert, die jeweils noch "freien" unteren Enden des Stangenverbundes schraubt man ebenfalls mit Sterngriffen an zwei Winkel an den Höhenrädern. An den selben Winkeln werden dann auch die verbleibenden 2 zusammenhängenden Stangen befestigt.
    Nun sind an den bereits jeweils verbundenen oberen Stangenenden ebenfalls vier kleine Winkel angebracht, deren obere Seiten alle in einer Ebene liegen und ähnliche Vertiefungen aufweisen wie die Spiegelbox. Darauf setzt man den Hut und befestigt ihn wieder mit Sterngriffen. Noch die Streulichtblende ankletten, und das war es auch schon.


    Die ganze Konstruktion des Teleskops scheint mir sehr gut durchdacht. Der Aufbau ist werkzeuglos schnell und intuitiv zu machen, alle Teile greifen sauber ineinander. Durch die miteinander verbundenen Stangen hat man weniger Einzelteile, sondern nur zwei eindeutig voneinander unterscheidbare Elemente, die durch ihre internen Verbindungen auch noch stabiler werden.
    Dass sich der Hut sicher auf der Spiegelbox transportieren lässt, ist ein weiteres Plus, ebenso die Tatsache, dass man auch im vollen Aufbau die Spiegelbox mit der Abdeckplatte verschließen kann - nützlich für längere Beobachtungspausen.
    Die Höhenräder erscheinen etwas groß und beim "schneller Aufbau"-Transport dadurch sperrig, dafür laufen sie aber leichtgängig und ermöglichen auch bei hohen Vergrößerungen ein präzises und sanftes "Nachschubsen". Auch die azimutale Achse lässt sich leicht und ohne störenden Ruck drehen. Dabei hält der Dobson seine Position sogar mit sehr schweren Okularen und horizontnah tadellos. Mit Binoansatz oder schweren Kameras würde ich dafür zwar nicht mehr garantieren, aber in diesem Fall können auch zusätzliche Gegengewichte an der Spiegelbox angebracht werden.
    Das ganze Teleskop erreicht trotz der fast zierlich anmutenden Stangen eine sehr hohe Stabilität. Während ich mit anderen Gitterrohrdobsons beim Ausprobieren recht lange Nachschwingzeiten feststellen konnte, ist es hier auch bei grobem Anstoßen innerhalb kürzester Zeit wieder ruhig.
    Auch in Bezug auf die Justage war ich erstaunt: Nach dem genauen Justieren zuhause und dem anschließenden Zerlegen und Wiederaufbauen auf dem Feld muss nur sehr wenig nachjustiert werden. Selbst ohne das "trockene" Justieren zwischendurch hält der Dobson seine Justage sehr gut und steht einem Volltubus nur wenig nach.
    Das Justieren selbst ist unkompliziert und wenig fummelig. Die großen Rändelschrauben am Hauptspiegel machen seine Justage auch alleine und ohne Werkzeug einfach. (Wie habe ich das gehasst, dass man beim Skywatcher dafür erst eine Abdeckplatte abschrauben musste, um dann mit Schraubenzieher und Inbus an Schrauben und Konterschrauben herumzubasteln.) Mit Laser ist dann auch die Fangspiegeljustage mit Innensechskantschlüssel auf dem Feld kein Problem. Im Gegensatz zu manchen Billigkonstruktionen sind Fangspiegelhalter und -schrauben hier solide, kein Durchdrehen aufgrund zu weichen Materials.
    Der - gegen Aufpreis, welcher sich aus dem Produktpreis ergibt - eingebaute Moonlite-OAZ ist ein Genuss, mit dem sich nahezu ohne Spiel gefühlt beliebig fein fokussieren lässt. Die Ringklemmungen vermeiden zudem Klemmspuren an den Okularen. Daneben war die Telrad-Basis bombenfest verschraubt, ohne die originalen Klebestreifen anzurühren, sodass sie sich bei Bedarf problemlos demontieren lässt.


    Dem gegenüber stehen ein paar Kleinigkeiten, die ich mir anders hätte vorstellen können:
    Die Rockerbox ruht auf drei dicken metallenen Schraubenköpfen. Das ist eigentlich kein Problem, könnte aber für Besitzer empfindlicher Holzfußböden graue Haare (oder die Anschaffung eines Teppichs) bedeuten. Außerdem lege ich bei weichem Untergrund draußen manchmal ein Holzbrett unter, auf dem diese Schrauben auch nicht besonders rutschfest sind. Sie sollen aber laut Christians Aussage in Zukunft durch Gummifüße ersetzt werden.
    Ebenfalls an der Rockerbox fällt die seitliche Begrenzung der Führungsschiene für die Höhenlager auf. Zuerst ist zwischen Höhenrädern und diesen Begrenzungen etwa jeweils ein Millimeter Spiel, das macht aber überhaupt nichts, sonst wäre es auch schwierig, die Spiegelbox überhaupt auf die Rockerbox zu setzen.
    Allerdings sind die Begrenzungen als relativ dünne und kleine Plastikteile ausgeführt. Steht nun das Teleskop nicht vollkommen eben oder bewegt man es im Azimut, wird Druck auf sie ausgeübt, was bei mir dazu geführt hat, dass sie sich an den oberen Enden leicht gebogen haben. Es sieht kaum danach aus, dass sie irgendwann einmal brechen, aber wenn, würde ich sie durch stabile Metallteile mit Teflonbeschichtung ersetzen.
    Die Spiegelbox lässt sich an zwei Metallgriffen gut und sicher tragen. Da ich es gerne bequem habe, werde ich mir da eine kleine Gummierung basteln, sodass das Schleppen für die Fingerchen ein wenig komfortabler wird. Genauso werde ich mir nahe dem OAZ an eine der Stangen ein wenig Gummi und Schaumstoff anbringen, wo man in langen kalten Nächten dann ein wenig lieber hingreift als ans kalte Alu.
    Ästhetikfetischisten könnten am ganzen Teleskop seine etwas robuste Anmutung kritisieren: die Holzteile sind bis auf Schwärzungen an Spiegelbox und Hut nicht lackiert (aber auf Wunsch zusätzlich lasiert), das Aluminium roheloxiert, die Metallteile stellenweise etwas kantig, die Schrauben blank, die Streulichtblende von der Haptik her ein Stück Isomatte.
    Mich persönlich stört das allerdings überhaupt nicht, da ein Teleskop für mich in erster Linie ein im möglichst praxistaugliches Beobachtungsinstrument ist. Außerdem kann man ja das Aussehen jeden Dobsons auch selbst noch so überarbeiten, wie man es gern hätte.
    Reflexionsparanoiker mögen die nicht geschwärzten Stangen und das nicht geschwärzte Metall des Hutes irritieren, aber auch hier kann man sicher selbst Hand anlegen - oder einfach eine der Streulichtsocken (die <i>innerhalb</i> der Stangen montiert wird) kaufen, welche Christian anbietet.
    Für den Transport habe ich mir übrigens einen kleinen, günstigen Plattformwagen besorgt, auf den Spiegelbox und Hut (in der Rockerbox), Stangen und Bügelstuhl passen. So steht das ganze sicher im Kellerabteil und kann bequem mit nur einem Mal Laufen zum Auto transportiert werden. Außerdem ist es im Keller immer annähernd so kalt wie draußen, damit muss der Spiegel (Heizung im Auto bleibt natürlich aus) am Beobachtungsort nur noch wenig auskühlen.


    Eine Anmerkung noch zum Finanziellen:
    Vielleicht auch durch den etwas geringeren Aufwand in der Endverarbeitung liegt das 16" Infinity momentan (März 2015) preislich ein Stück unter einigen anderen, vergleichbaren Modellen deutscher Selbstbauer, wobei ich natürlich nicht alle Angebote überprüft habe.
    Zwar sind Gitterrohrdobs aus China immer noch günstiger, vom Preis-Leistungs-Verhältnis schlagen sie aber meiner Ansicht nach das Infinity vermutlich meist nicht. Die Ersparnis bezahlt man oft mit einer deutlich klobigeren Konstruktion, höherem Gewicht und komplizierterem Aufbau.


    Fazit:
    Wer auf den allerletzten ästhetischen Feinschliff verzichten kann oder bereit ist, ihn selbst zu erledigen, findet im 16" Spacewalk Infinity Dobson ein intelligent konstruiertes und solide gebautes Instrument, das sich bei mir im Einsatz (siehe der folgende BB) bestens bewährt hat. Es macht großen Spaß, mit einem mechanisch so gut abgestimmten Dobson, der zudem nur wenig Zeit für Aufbau, Abbau und Justage benötigt, zu beobachten. Gratis dazu gibts noch ausführliche, zuvorkommende Beratung und Hilfe, wann immer es nötig sein sollte. Besten Dank also an Christian Busch für dieses wunderbare Teleskop! [:)]



    Jetzt sollte es also aufs Feld gehen - denkste. Ich entschuldige mich hiermit bei allen südwestdeutschen Astronomen für das Wetter der vergangenen Monate; seiner Verarbeitung entsprechend präzise brachte der neue Dobson den sprichwörtlichen Fluch: 16 Wochen ohne eine einzige brauchbare Nacht. [xx(]
    <font size="1">(Fast. Es gab tatsächlich genau zwei, aber zu dieser Zeit war ich unterwegs.)</font id="size1">
    Endlich, nach dieser langen Frustration kam Mitte Februar die Gelegenheit für das lang ersehnte



    <u>First Light</u>


    <b>19./20.2.2015</b>
    22:30 - 3:00 Uhr
    Parkplatz Hohloh, Nordschwarzwald, 950 m ü. NHN
    Temperatur: -1°C
    Transparenz im Zenit gut, am Horizont sehr dunstig
    GG in UMi 6,0 mag, Bortle 4-5
    Seeing schlecht, Pickering 3, Antoniadi IV


    16" Spacewalk Telescopes Infinity Dobson (400/1800, f/4,5)
    31 mm Nagler
    20 mm Williams SWA
    16 mm TS Edge-On FF
    12 mm TS Edge-On FF
    10 mm Ethos
    7 mm Celestron X-CEL
    5 mm Celestron X-CEL
    Astronomik UHC + [OIII]-Filter


    Der Aufbau des Dobs ging auch im Halbdunkel zügig. Danach noch kurz ein paar Trockenübungen: Ja, auch hier dreht und neigt sich alles noch genauso feinfühlig wie zuhause. Klasse.
    Für die ersten Photonen (nach der Justage und dem Einrichten des Telrads) auf dem neuen Spiegel wollte ich nicht gleich nach Herausforderungen suchen, sondern ein paar schöne Standardobjekte genießen und die Unterschiede zum bisherigen 8-Zöller sehen.
    Also erst einmal das Übersichtsoku rein und ... oh Schreck, für meine kurzsichtigen Augen liegt der Fokus knapp einen Millimeter zu weit innen. Das Problem habe ich später durch Hochsetzen des Hauptspiegels gelöst, aber für dieses Mal dann eben mit Brille. Geht beim Nagler ja ganz gut.


    23:00 Uhr
    Erstes Ziel, weil er gerade so schön hoch stand: <b>M 42/43</b>, Orionnebel. Er füllte selbst bei "Übersichtsvergrößerung", die bei 16" und f/4,5 mit 31 mm gerade mal knapp 1,5° GF hergibt, fast das Okular. Unbeschreibliche Detailfülle in den Nebelfilamenten, hätte ich das zeichnen wollen, hätte es mehrere Stunden gebraucht.
    Bei 180 x dann ein Eintauchen in die Zentralregion, das Trapez natürlich klar getrennt, auch wenn sich hier das sehr schlechte Seeing bemerkbar machte, die Strukturen wieder unbeschreiblich. Dass der UHC-Filter den Eindruck noch überwältigender machte, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Wahrhaft würdige erste Photonen und ein sehr deutlicher Abstand zu allen Beobachtungen im alten 8"-Skywatcher.
    Der Dobson macht eine gute Figur, das Nachschubsen geht ganz intuitiv, es ist sogar noch viel schneller und praktischer als mit der motorisierten parallaktischen Montierung. [8D]


    23:30 Uhr
    Ein Blick zu <b>h + chi Per</b>. Was früher als kompakter Doppelsternhaufen sofort auffiel, zeigt sich hier schon bei der Übersichtsvergrößerung 58 x plötzlich ziemlich locker und gar nicht mehr so eindrücklich. Tatsächlich ist die Grenzgröße des 16-Zöllers offensichtlich so hoch, dass h + #967; beinahe in einem Sternenmeer ertrinken.


    23:40 Uhr
    Gleicher Eindruck bei <b>M 35</b>: Ein großer, lockerer Verbund, der sich aber nicht mehr so richtig vom Hintergrund abheben kann. Dagegen wunderschön der silbrig glitzernde Sternenstaub des unmittelbar südwestlich gelegenen OC <b>NGC 2158</b>.


    23:50 Uhr
    Nun sollten auch einmal ein paar Galaxien aufs Programm. Also hinüber in den Löwen und das <b>Leo-Triplett</b> eingestellt. Bei 58 x standen alle drei Gx wunderbar im Gesichtsfeld, bei <b>M 66</b> ließen sich schon direkt Strukturen im Halo ausmachen, <b>M 65</b> zeigte indirekt auch eine Verdunklung darin. <b>NGC 3628</b> ein schönes, zartes Band den beiden gegenüber. Alles viel einfacher sichtbar als im Achtzöller, aber ich hatte den Eindruck, bei noch besserer Transparenz und dunklerem Himmel ginge da viel mehr. Habe mir das höhere Vergrößern auch vorerst verkniffen, es dafür aber ...


    0:15 Uhr
    ... woanders ausprobiert. Wenn das Triplett schon so hübsch ist, kann man ja auch einmal <b>M 51</b>, die "Whirlpool"-Galaxie, versuchen.
    Und schau an, unübersehbar springt sie einem bereits bei 58 x entgegen. Bei 150 x ist sie ein echter Genuss: die Spiralarme sind einfach und deutlich direkt zu sehen, der Übergang zum "Anhängsel" <b>NGC 5195</b> ist fein gezeichnet. Wunderbar.
    Mir fällt auf: Ich mag das langsame Wandern von Objekten durchs Okular, besonders, wenn man das Blickfeld so einstellt, dass sie langsam am Rand erscheinen und dann gemächlich hindurchziehen.
    Es erinnert mich immer wieder daran, dass wir ständig in Bewegung sind, darum alles unaufhaltsam an uns vorüberzieht.
    Und wem es gefällt, der darf das auch gerne als Metapher für das Leben deuten. [;)]


    0:45 Uhr
    Schweren Herzens von der Galaxie getrennt und <b>Jupiter</b> aufgesucht. Zwischen 0:48 und 0:54 Uhr sollte hier Ganymed Io bedecken und kurz darauf verfinstern. Das geriet aber zur herben Enttäuschung. Bei 257 x waren die beiden Trabanten nur noch unregelmäßige Blobs, auch bei 180 x nicht viel besser. Das Seeing schien heute nicht recht zu wollen, und so wurde die Bedeckung ein Ineinanderschmelzen kleiner, unförmiger Klopse. Schade!


    1:00 Uhr
    Beobachtungspause und erstmal Kekse und nen heißen Tee auf unsern Juppi.


    1:20 Uhr
    Und weiter: nach GN, OC und Gx fehlt eindeutig noch ein GC.
    Also ein weiteres Paradeobjekt aufs Korn genommen: <b>M 13</b>. Dieser Anblick entschädigte dann in der ersten Sekunde für die Bedeckungsfrustration. Schon mit 8 Zoll habe ich ihn mir immer gerne angeschaut und mich darüber gefreut, wieviel sich auflösen ließ.
    Mit dem neuen Dob aber schien einen die Sternenflut, die da aus dem Okular sprühte, förmlich zu überrollen. Schamlos vergrößerte ich auf 360 x, und was damals immer ein recht dunkles, leicht matschiges Bild ergab, tat dem Herkuleshaufen hier keinen Schaden: bis knapp ins Zentrum in hunderte und aberhunderte Punkte aufgelöst bot er einen mächtigen, okularfüllenden Anblick. Hier stand ich lange und sah vermutlich mit offenem Mund ziemlich blöde aus, bis mir dann einfiel, dass das Hineinatmen in den Tubus das Seeing auch nicht unbedingt verbessern würde ...


    2:00 Uhr
    Enthusiasmiert von diesem Erfolg also gleich den Abstecher zum GC <b>M 92</b>, sozusagen um die Ecke. Dieser "kleine Bruder" von M 13 fiel bei mir nach der Beobachtung von ersterem unfairerweise immer in die Kategorie "auch ganz nett". Heute allerdings nicht - mit dieser Öffnung konnte er bei 257 x ebenfalls seinen großen Reichtum und seine deutlich andere, viel gedrängtere Physiognomie eindrücklich zeigen.


    2:30 Uhr
    Eine Objektklasse fehlte noch (PN) und auch hier sollte es das Paradeobjekt sein: <b>M 57</b>, der Ringnebel. Wieder erwies sich 257 x als die beste Vergrößerung, darüber hinaus setzte das Seeing Grenzen. Der schöne Nebel wirkte plötzlich viel weniger kompakt als im Achtzöller, eher als faseriger Rauchring, den man scheinbar beim langsamem Verwehen zusehen konnte. Seltsamerweise gefiel er mir ohne Filter eigentlich immer schon besser als mit, heute besonders, wie er Mal um Mal träge durchs Okular glitt und der Dobson jedesmal gutmütig mit einem sanften Schubs dazu bewegt werden konnte, ihn wieder einzufangen. Verwegen spähte ich nach dem Zentralstern, aber der wollte sich unter diesen Bedingungen nicht entdecken lassen.


    3:00 Uhr
    <b>Saturn</b> war schon deutlich über den Horizont gestiegen, aber ein Schwenk zu ihm hin offenbarte, dass er dessen Dunst noch nicht entkommen war. Mehr als ein matschiger Fleck mit Ohren und riesigem Halo war dort heute nicht zu holen.


    3:10 Uhr
    Als letztes Objekt suche ich immer meinen Lieblingsstern auf, sofern man ihn denn sehen kann. (Um welchen es sich handelt, ist nicht schwer zu erraten, denke ich. [:D] )
    Wie gewohnt funkelte er mir freundlich blau-golden entgegen. Ja, alter Junge, zumindest auf dich ist Verlass. [:)]


    3:20 Uhr
    Abbauen, rein ins Auto und auf den Heimweg. Kein Radio dieses Mal, nur die leise dahinziehende Straße und im Kopf die schönen Bilder der letzten Stunden.
    Ein beeindruckendes First Light.



    Viele Grüße und hoffentlich endlich wieder mehr CS
    Tobi

  • Hallo Tobi,


    herzlichem Glückwunsch zu deiner Errungenschaft! Ich selbst habe auch ein 16" Infinity (GSO) und kann eigentlich alle deine positiven und negativen Punkte unterschreiben. Vieles davon wirst du auch in meinem Bericht wiederfinden. Schade, dass es die Gummifüsse immer noch nicht gibt, auf diese Absicht hatte er bei meinem Kauf vor rund 1 Jahr auch hingewiesen.


    Die Problematik der Reflexionen sehe ich nicht so eng und hatte damit in der Praxis bislang keine Probleme. Allerdings habe ich auch die Streulichtsocke geordert, die ich zumindest teilweise nutze.

  • Hallo Daniel,


    die Streulichtsocke habe ich auch mal nachbestellt, dauert nur ein wenig, bis sie kommt. Wegen der Gummifüße überlege ich auch, ob ich da nicht selber noch was basteln kann ...
    Bis jetzt schlägt sich der Dob im "Betrieb" aber ausgezeichnet.


    Viele Grüße
    Tobi

  • Hallo,


    die Gummifüße haben auch einen Nachteil:
    Sie geben etwas nach, wenn man den Dobson bewegt.
    Beim Beobachten macht sich das schon bemerkbar, denn präzises Nachführen bei hoher Vergrößerung wird schwammig.
    Ich hatte Türstopper als Füße benützt. Jetzt sind es wieder Hutmuttern.
    cs
    Timm

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!