Signale von sterbenden Doppelsternen

  • <b>Wenn ein Neutronenstern um ein schwarzes Loch kreist, trudelt es in einer spiralförmigen Bewegung unweigerlich darauf zu, bis die beiden Systeme verschmelzen. Dabei senden sie Strahlung aus, die Gravitationswellen. Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung Frankfurter Astrophysiker hat jetzt herausgefunden, dass es theoretisch möglich ist, aus diesen Messungen Informationen über die Expansion des Universums zu gewinnen. </b>


    Weltweit bemühen sich Wissenschaftler, die Strahlung astronomischer Quellen mit Kilometer langen Laser-Interferometern nachzuweisen, etwa im amerikanischen LIGO-Observatorium und mit dem französisch-italienischen Virgo-Experiment. Am wahrscheinlichsten ist es, dass LIGO und Virgo Strahlung aus Doppelsystemen messen, die aus einem Neutronenstern und einem schwarzen Loch bestehen. Diese verlieren seit vielen hundert Millionen Jahren Energie in Form von Gravitationsstrahlung. Forscher erwarten, dass die beiden Experimente zumindest die Strahlung messen können, die in den letzten 15 Minuten vor der Verschmelzung frei wird.


    Es ist seit langem bekannt, dass verschmelzende Doppelsternsysteme ideale Standard-Kerzen sind, um die Abstände von Milliarden Lichtjahren entfernten Galaxien präzise zu messen. Will man die Expansionsrate des Universums bestimmen sowie die darin enthaltene dunkle Energie und dunkle Materie, genügt es jedoch nicht, nur den Abstand der Quelle zu kennen. Man muss auch wissen, wie schnell sie sich von uns entfernt. Astronomen ermitteln das aus der kosmologischen Rotverschiebung der von der Quelle ausgesandten Strahlung. Bis vor kurzem glaubte man, dass man die Rotverschiebung nicht allein aus der Messung der Gravitationswellen bestimmen kann. Nun haben die Frankfurter Forscher Luciano Rezzolla und Kentaro Takami zusammen mit Kollegen aus Glasgow, Cardiff und den USA gezeigt, dass dies doch möglich ist.


    Um die Dynamik solcher der Doppelstern-Systeme exakt modellieren und die ausgesandte Gravitationsstrahlung berechnen zu können, verwendeten die Physiker innovative numerische Simulationen, die einige Monate laufen auf modernsten Hochleistungsrechnern. Dank dieser hochgradig exakten Simulationen konnten die Forscher charakteristische Frequenzen in dem Signal der Gravitationswelle des verschmolzenen Objekts, des hyper-massiven Neutronensterns, identifizieren.


    In einer kürzlich in der renommierten Zeitschrift Physical Review „X“ erschienenen Veröffentlichung haben sie gezeigt, dass die Messung der charakteristischen Frequenzen vor und nach der Verschmelzung zusammen mit dem Wissen über die Werte aus der Simulation es ermöglichen, die Rotverschiebung direkt aus den Beobachtungen abzuleiten. Damit haben sie erstmals gezeigt, dass es für das Signal nach der Verschmelzung eine kosmologische Anwendung gibt.


    Dazu Rezzolla: “Wir haben gezeigt, dass es theoretisch möglich sein wird, die Rotverschiebung kosmologischer Quellen zu messen. Um dies praktisch umzusetzen, werden wir noch raffiniertere Simulationen der Fusionsdynamik von Neutronensternen benötigen. Beispielsweise kennen wir die innere Struktur von Neutronensternen bis jetzt nicht genau. Und die müssen wir im Detail verstehen, wenn wir die Rotverschiebung aus der Beobachtung der Gravitationswellen ableiten wollen. Jedoch zeigt dieses Ergebnis, dass wir Neutronensterne auch als Standard-Kerzen verwenden können.“


    Weitere Infos auf den Seiten der Uni Frankfurt unter http://www.muk.uni-frankfurt.de/52816684/326

  • Hallo Caro,


    besten Dank für den Bericht.


    Ich erkenne jedoch Parallelen zur Kernfusion.
    Prinzipiell möglich, jedoch, die praktischen Schwierigkeiten sind
    annähernd unüberwindbar.


    besten Gruß
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    du hast natürlich insofern recht, als daß dies zum jetzigen Zeitpunkt eine rein theoretische Arbeit ist. Nichtsdestotrotz, auf dem Gebiet der Gravitationswellenastronomie wird sich in den nächsten Jahrzehnten einiges tun. Schon jetzt sind LIGO und VIRGO im Umbau, um dann mit erhöhter Empfindlichkeit in die nächste Meßrunde zu gehen. Nächstes Jahr startet LISA Pathfinder, und wenn das erfolgreich demonstriert, daß das Meßprinzip funktioniert, wird mit ziemlicher Sicherheit der Startschuß für LISA gegeben. Dann liegen auch solche Messungen nicht mehr im Unmöglichen.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    Da hast du ja wieder astronomiesch leuchtenden Fleiss aus deinem iniziativen Engagement empor spriessen lassen, wofuer ich dich wieder mit Lob uebergiessen muss.


    Das Phaenomen der Neutronensterne finde ich auch hoechst faenomenal, zumal ich auch das Wissen darueber erlangt habe, dass die Gravitation eines Neutronensterns ueber 1 Mdr. betraegt. Nur die Gravitation eines schwarzen Lochs ist natuerlich staerker, sodass selbst er von ihm verschlungen wird.


    Auf der Sternwarte haben wir haeufig auch schon Doppelsternsysteme gesehen denen ich ebenfalls Bewunderung schenke, z.b. in der Andromedagalaxie, dem Nachbarn von Pegasus oder Alpha Centauri (in einem Vortrag ueber Doppelsternsysteme).


    Dabei kommt es immer zu vielen vertieften Gespraechen ueber die tiefen Weiten des Universums und all ihre Geheimnisse.


    Sonnengegossene Gruesse von Laura[:)]

  • Hallo Laura,
    versteh ich das recht...du hast von der Kieler Sternwarte aus, Alpha Centauri gesehen? Das geht aber, wegen dessen südlicher Lage, von unserem Breitengrad aus nicht.
    Viele Grüße
    Armin

  • Hallo Armin,


    Nein, ich habe Alpha Centauri bei der Abbildung eines Vortrages vor der Sternwartenfuehrung gesehen in dem es um Doppelsternssysteme ging. Diese Vortraege finden immer alle 2 mon. statt, sind sehr praegend und regen zum Nachdenken an.


    SG Laura[;)]

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