Streulicht-Spiegel-Fiasko aus zweiter Hand

  • Hallo,


    habe hier einen Spiegel (China-GSO) aus zweiter Hand erhalten, der eindrucksvolle Lichthöfe um hellere Sterne produziert.
    Bild:
    http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/haloscvbiefzxj.jpg


    Ursächlich dürfte sein, was ich in meiner Unbedarftheit als matten Film/Belag auf der Oberfläche deute. Nur punktuell ist die Fläche noch klar. (Der harmlose gewöhnliche Staub und Pollendreck mal beiseite.)


    Jedoch bei dem hier genannten Spiegel mit dunkler Vergangenheit (weiß der Geier was die Vorbesitzer mit dem angestellt haben, man sieht auch grobe breite 10 cm lange Wischspuren im Belag), konnte ich dem mir neuen Phänomen des "flächigen Belags" weder mit den einfachen und überall beschriebenen Methoden (Spülen, abbrausen, destiliertes/entmineralisiertes Wasser, Spüli, Isopropanol) und auch nicht mit 8h vorherigen Einweichen in Spüli-Lösung und der verschärften Fingerkuppen-Spüli-Verreib-Methode zu Leibe rücken. Der Film hält sich hartnäckig.


    Letzter Stand war, dass ich testweise am Spiegelrand mit Isopropanol getränkter Watte eine kleine Fläche mit sanften Reiben berarbeitete.
    Diese Stelle war denn auch danach merklich frei vom Belag. Damit würde ich jetzt für mich den GAU ausschliessen, dass die Schutzschicht zerstört/angegriffen wäre. Das machte mir Mut. Nur darf ich das ja jetzt nicht überall so machen, dann habe ich zwar den Belag weg, aber dafür sehr warscheinlich einen verkratzten Spiegel. Denn irgendwann kommt ein Staubkorn ins Spiel.
    Bild:
    http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/belage80my6dtob.jpg


    Daher habe ich hier auch abgebrochen. Mehr herummanipulieren und herumepilieren auf eigene Faust trau ich mich nicht und glaube es ist jetzt erstmal vernünftig Rat von den erfahrenen Leuten für weitere Schritte an diesem Problemkandidaten einzuholen?


    herzlichen Dank für eure Hilfe,
    Jo

  • Hallo Jo, ich bin zwar nicht der absolute Spiegel Fachmann, aber ich gebe mal meinen "Senf" dazu:
    So, wie der Spiegel nun ist, kannst du ihn ja nicht verwenden.
    Nun kommt es sicher darauf an, wie groß er ist, bzw. wie gut die Form der Parabel getroffen wurde.Sprich wie wertvoll er ist.Das würde meine weiteren Schritte steuern.
    Dann würde ich evtl. doch versuchen, mit einer etwas agressiveren Reinigungsmethode den Spiegel anzugehen.
    Wenn du dir dabei ein paar Kratzer einfängst, ist das ja nur kosmetischer Natur.Viel schlimmer kann es ja nicht mehr werden.
    Es müssen schon viele, tiefe Kratzer sein, um merkliches Streulicht zu erzeugen.
    Da würde ich den Stathis mal fragen...
    Wenn alles nicht hilft, kannst du den Spiegel ja immer noch neu bedampfen lassen, wenn er es Wert ist!
    CS und viel Erfolg!

  • Danke Rainer für deine Einschätzung.


    Ja, ist schon übel der jetzige Zustand und wenn du meinst es kann nur besser werden, auch unter dem vernachlässigbaren Risiko von einigen mehr Kratzer, dann ist das doch was. Freut mich zu hören.


    Zum Spiegel, es ist ein 200/1000 Newton und China-Massenware und ich habe den Newton recht günstig erstanden. Der wirtschaftliche Verlust steht also nicht so sehr im Vordergrund, wenn ich auch nicht gerade in Geld schwimme. Damit ist aber auch klar, dass hier keine großartige Investition mehr lohnt. Es sollte also ohne großen wirtschaftlichen Aufwand und so güngstig wie möglich gerettet werden was zu retten ist ohne weiteren Schaden anzurichten.


    Jo

  • Hallo Jo,


    das sieht mir nach festgebackenem Staub aus. Eventuell ist die Aluschicht angegriffen. Wenn Du den Spiegel gegen Licht haeltst und von der Rueckseite schaust, siehst Du dann viele Aufhellungen ? Ein paar dutzend Lichtpunkte sind nicht tragisch, aber wenn der ganze Spiegel in Transmission aussieht wie das galaktische Zentrum, dann ist die Schicht faellig. Falls die Rueckseite mattiert ist, kannst Du sie zur besseren Durchsicht mit Wasser befeuchten.

  • Hallo Juergen,


    die Aluschicht ist an 2 klitzekleinen Punkten defekt, was zwei helle Flecken in der Durchsicht zeigen. Das bemerkte ich aber auch schon in der Draufsicht, wo diese Stellen schwarz sind. Also nicht tragisch.


    Ich gehe jetzt davon aus dass dies ohne kausalen Bezug zur festgebackenen Staubschicht ist. Habe ich Dich so richtig verstanden?


    Danke,
    Jo

  • Hi Jo,


    ich habe Oberflaechen gesehen, wo der festgebackene Staub mit der Zeit die Schicht angegriffen hat. Ganz besonders gut geht das bei Sonnenfilterfolie, weshalb ich diese immer in luftdichten Behaeltern aufbewahre.


    Aus Deiner Beobachtung kann ich schlussfolgern, dass die Aluschicht noch eine Chance hat.


    Bei ganz versifften Spiegel war lauwarmes Wasser mit Spuelmittel die beste Loesung - vielleicht versuchst Du das nochmal mit einer Nacht Einweichen ? Es koennten auch hartnaeckige Pollen sein, beispielsweise wenn das Teleskop ohne Abdeckung laengere Zeit in einer Gartenhuette stand.


    Eine andere These waere, dass der Spiegel nicht auspoliert ist. Das sieht man oft bei Erstlingswerken, und da meist am Rand. Fuer einen kommerziellen Spiegel waere das aber schon ein starkes Stueck und in meinen Augen ist dies unwahrscheinlich.

  • Ich hatte vorhin den Spiegel nur gegen den schummrigen Wolkenhimmel gehalten. Da konnte ich das Ausmaß der Zerstörung wohl nicht ermessen.


    Nun nochmal gegen einen hellen Strahler gehalten. Das ind ein paar dutzend Schadstellen. Sieht mir nach Streusselkuchen aus.


    Bild:
    http://img5.fotos-hochladen.ne…s/streusselvly06sactn.jpg


    Wie übel ist das? (Das Objekt rechts unten ist nur eine Halterung zur Absicherung gegen Umfallen, gegen die die Spiegelrückseite zum Fotografieren gelehnt war)

  • Hallo Jo,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kreislauf</i>
    <br />Danke Rainer für deine Einschätzung.


    Ja, ist schon übel der jetzige Zustand und wenn du meinst es kann nur besser werden, auch unter dem vernachlässigbaren Risiko von einigen mehr Kratzer, dann ist das doch was. Freut mich zu hören.


    Zum Spiegel, es ist ein 200/1000 Newton und China-Massenware und ich habe den Newton recht günstig erstanden. Der wirtschaftliche Verlust steht also nicht so sehr im Vordergrund, wenn ich auch nicht gerade in Geld schwimme. Damit ist aber auch klar, dass hier keine großartige Investition mehr lohnt. Es sollte also ohne großen wirtschaftlichen Aufwand und so güngstig wie möglich gerettet werden was zu retten ist ohne weiteren Schaden anzurichten.


    Jo
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    hier noch mein Senf zur Sache. Neulich hab ich einen mindestens seit 8 Jahren nicht mehr gereinigten Fs blitzsauber gemacht so dass er aussah wie fabrikneu. Dazu benutze ich Fleckenspray Marke "Sil 1-für- Alles". Das Zeugs enthält im Gegensatz zu sonstigen Glasblankputzern, Spülis etc. "Bleichmittel auf Sauerstoffbasis". Das scheint irgendwie wichtig zu sein.


    Die Reinigungsprozedur geht wie folgt:


    1. Spiegel obigem Sil einschäumen und den Schaum ca. 15 Minuten lang auf dem Spiegel eiwirken lassen.

    2. Schaum mittels Sprayflasche und dest. Wasser abspülen.


    3. Wasser mit Ispopropanol aus Sprayflasche wegspülen.


    4. Trocknen lassen.


    Da muss zu keiner Zeit irgendwo mit irgendwas auf der Spiegelfläche herumgerieben werden. Die Arbeitsgänge 1. und 2. benutze ich auch erfolgreich zur Reinigung meiner Spiegel vor dem chem. versilbern.


    Gruß Kurt

  • Danke für die Tips, Kurt. Ich schau mal ob das Zaubermittel mein Supi im Angebot hat. Das mit dem Herumreiben lass ich auch besser erstmal, nicht dass die Löcher größer werden.


    Interessant finde ich tatsächlich, dass trotz einer Schutzschicht aus Quarz solche Löcher bis in die Aluschicht entstehen. Wenn da wirklich in hohem Anteil chemische Prozesse ursächlich sind, die durch Schwebestoffe eingetragen werden, dann stelle ich mir die Frage ob dieser Alterungsprozess auch mit der Fertigungsqualität begünstig wird. (Ich habe leider kaum Vergleichsdaten, ausser einen 27 Jahre alten Spiegel von Vixen aber der ist noch top und locker doppelt so alt, als der Chinaspiegel von GSO). Evtl leiden Spiegel auch mehr wenn sie in Ballungsräumen oder bei Seeklima genutzt werden?


    jo

  • Hallo Jo,
    das sieht echt nicht gut aus. Ich würde bei der Reinigung so vorgehen wie Kurt es geschrieben hat. Vorher würde ich ihn aber noch für längere Zeit in lauwarmen Spiritus baden. Also komplett darin für eine gute halbe Stunde versenken, danach mit dest. Wasser abspülen und dann die "Kurtprozedur" [;)]

  • Hallo Jo,


    da fällt mir noch ein dass ich schon mal "Optical Wonder" von Baader Planetarium zur Spiegelreinigung verwendet habe. Ich kann aber nicht sagen ob es auch bei stark haftender Verschmutzung funktioniert.


    Gruß Kurt

  • (==&gt;)Kurt:


    Ich komm grad vom Supi, es gibt zwar das Fleckenspray von SIL mit der Bezeichnung 1-für-Alles, aber ausdrücklich steht dort auf der Flasche, dass es keine Bleichmittel auf Sauerstoffbasis enthält. Diese Bleichmittel auf Sauerstoffbasis sind jedoch im Fleckensalz, das als gleichnamiges Produkt des Hersteller angeboten wird. Der unterschied der beiden Produkte besteht darin, dass das Spray eher zur Vorbehaldung von Wäsche genutzt wird.


    Ich hab mir daher das Fleckensalz gekauft. Ich würde mir etwas Salz nun in einen mit lauwarmen Wasser gefüllten Topf geben und darin den Spiegel versenken.


    Ok?


    Zu spät, ist bereits drin. Alter, ist das Zeug von SIL heftig....das brennt schön an den kleinen Hautrissen und klebt die Fingerkuppen aneinander. Bin ja sehr gespannt.....

  • Es ist nicht schlimmer als es eh schon war. Nur der erhoffte Reinigungseffekt ist irgendwie kaum merkbar. Immerhin habe ich jetzt einen Fleckenreiniger im Haushalt.


    Der Spiegel ist wieder eingebaut und bleibt erstmal drin bis in vielleicht 2 Jahren hier mal wieder eine klare Nacht zum Testen ist. Wenn die bisherigen Methoden keine sichtbare Besserung am Sternbild brachten, dann hol ich mir vielleicht synthetische Augenwatte und reib die vermeintliche Kruste vorsichtig mit Isopropnaol weg. Kurz und schmerzvoll. Und vielleicht ist's gar kein Belag, sondern eine verreckte SiO2-Schicht. Dann wüsste ich aber gerne woher diese Streifspuren auf der Spiegelfläche kommen. Vermutlich kommt der Defekt des Spiegels auch durch eine Fehlbehandlung der Vorbesitzer.

  • Hi,


    das von Kurt empfohlene Wundermittel enthält Wasserstoffperoxid und dazu Alcohols, C12-14, ethoxylated, sulfates, sodium salts (Natriumsalz, nur welches?)- Gefahrdatenblatt siehe hier. Das Fleckensalz hat eine völlig andere Zusammensetzung, da ist das Oxidationsmittel Sodium percarbonate, dazu noch eine Menge anderes Zeugs- Sicherheitsdatenblatt dazu ist dieses hier.


    Bei dem Fleckspray funktioniert Wasserstoffperoxid als Oxidationsmittel, das wird ja auch zum Bleichen benutzt.


    Ich hätte es auch erst mal mit reinem Alkohol oder Aceton versucht, mit entsprechend langer Einwirkzeit.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Jo, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Und der Speigel sieht so gruselig aus wie zuvor<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wenn der Spiegel noch immer zum Spei.. ausschaut- wieso hast du ihn dann überhaupt wieder eingebaut?


    Dein Putzversuch am Rand hat zwar ein klein wenig was gebracht, aber auf dem Bild sind doch immernoch Flecken in dem etwas mehr reflektierenden Bereich zu sehen. Das letzte Bild nach der Fleckensalzkur sieht nicht viel besser aus. Also entweder noch mit anderen Mitteln probieren oder einen Spiegelschleifer finden, der den Spiegel mal vermessen würde. Ist er gut genug dann könnte man ihn nach dem Ablaugen neu beschichten lassen. Ist er nicht gut hast du halt einen netten großen Aschenbecher oder Briefbeschwerer (abgelaugt).


    Wobei Neubeschichten fast ein Nullsummenspiel ist- Befort verlangt für 94% Reflektion bei der Größe 152€, ablaugen (falls du es nicht selbst machst) würde zusätzlich 24€ kosten.


    Ein neuer GSO-Spiegel kostet dich bei TS 188€
    200 f/5, 94%


    Gruß
    Stefan

  • Mich würde ja interessieren, was das für "Dreck" ist.


    Eiweissstoffe (Pollen etc.) könnte man auch mit Waschmittel mal versuchen. Die enthalten Enzyme zum Abbau der Eiweissstoffe. 60° heißes Wasser nehmen und Waschpulver rein, Spiegel rein, ne Nacht liegen lassen.

  • Hallo Jo,
    es kann durchaus sein, dass die Flecken auch nach einer Neuverspiegelung noch da sind, weil das Glas angegriffen ist.
    Ich kann da Stefan nur zustimmen:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wobei Neubeschichten fast ein Nullsummenspiel ist- Befort verlangt für 94% Reflektion bei der Größe 152€, ablaugen (falls du es nicht selbst machst) würde zusätzlich 24€ kosten.


    Ein neuer GSO-Spiegel kostet dich bei TS 188€
    200 f/5, 94%<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Kauf dir einen neuen Spiegel und nimm den alten als Vogeltränke.
    Viele Grüße
    Jörg

  • Hallo Jo,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...Ein neuer GSO-Spiegel kostet dich bei TS 188€
    200 f/5, 94%<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    dieser Rat von Jörg schein mir der gescheiteste von allen Tipps zu sein. Die Chance von dort einen sehr preisgünstigen guten, neuen Spiegel zu bekommen sind nämlich erfahrungsgemäß relativ hoch. Wenn du auch noch in der Lage bist das Teil innehalb von 14 Tagen zu testen ist das "Gurkenrisiko" gleich Null.


    Gruß Kurt

  • (==&gt;)Heiko:


    Sieht zwar auch recht versaut aus, aber ich hoffe doch für Deinen Spiegel, dass er es in dieser Dispiplin mit meinem nicht aufmehmen kann.


    Kleine Zwischenbericht, ich habe mir nun doch mir in der Apotheke eine Kanne mit Isopropyl-Alk und synthetische Wattebällchen geholt und damit nun mehrmals den Spiegel mit leichtem Reiben bearbeitet.
    An einer Stelle hab ichs mit dem Druck leider übertrieben, Mist. Aber ansosnten scheint was abzugehen. Denn beim Abtropfen bleibt an den Stellen des verdunstenden Dest. Wasser ein weisslicher Rückstand. Dieses Zeug war nach den blosen Spülversuchen nicht feststellbar. Es tut sich also was. Und der Spiegel ist nun schon etwas klarer. Aber noch nicht wirklich sauber. Das wird eine ewige Affenbarbeit bis der sauber ist, denn man darf nur sehr leicht einwirken.


    Ich denke mal visuell taugt der Spiegel noch prima und wird so sicher nicht als "Aschenbecher" oder "Vogeltränke" enden. Noch ist es zu früh für das Requiem.

  • Vorher-Nachher-Show, jeweils 60s ISO400


    http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/haloscvbiefzxj.jpg


    http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/sauber5xbgvchyze.jpg


    Und mal 5 Mnuten zwischen die Wolken...
    http://img5.fotos-hochladen.ne…s/zielbild5deos6twajf.jpg


    Tatsächlich kann man auch extrem verkrustete Spiegel mit synthetischer Watte unter sehr leichten und besonnenen Druck (etwa 100 Gramm) und Isopropylalkohol prima reinigen. Ich hab bei den ersten Wischgängen durch die feinen Unebenheiten der Kruste merkbar Widerstand gespürt, so krass war die Schmutzschicht...jetzt bin ich happy.

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