Hallo Allerseits,
ich wollte mal einige Auflösungssimulationen mit Fitswork durchführen.
Kurt Schreckling hat ja in diesem Beitrag eine schöne Arbeit geleistet:
http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=158017&whichpage=1
Fragt sich nur: stimmen die Simulationen mit Aberrator?
Für die Simulation in Fitswork benötigt man PSF's, die man mit einem scharfen Bild "faltet" (Bearbeiten -> Glätten -> mit PSF falten).
Die PSF's, dachte ich mir, kann ich mir ja mit dem netten Progrämmchen Aberrator erstellen.
Nun ist es aber so, dass die PSF's, die man unter "Star" (create a star test image) bekommt leider falsch sind. Sie gehorchen nicht der Gleichung,
die man hier nachlesen kann:
http://en.wikipedia.org/wiki/Airy_disk
Die Halbwertsbreite der zentralen Airy-Disk ist um etwa den Faktor 1,5 zu breit! Auch stimmt der Wert des Maximums des ersten Beugungsringes nicht.
Der gleiche Fehler besteht bei der Doppelsternsimulation.
Seltsamerweise stimmen aber die Planetensimulationen in Aberrator (nahezu), obwohl die Startest-Bilder falsch sind. Dazu später mehr.
Dann habe ich mir also selbst ein Programm geschrieben (in Fortran unter Verwendung von Gnuplot), wo die Gleichung aus Wikipedia verwendet wird.
Die PSF's für grün (550nm) und einer Auflösung von 10 Pixel/Bogensekunde sehen für eine Teleskopöffnung von 100mm nun so aus:
v.l.n.r.: 0% Obstruktion, 20% Obstruktion, 25% Obstruktion, 35% Obstruktion
Diese kann man sich hier herauskopieren, nach Fitswork einlesen, 4-fach verkleinern (da mit Zoom 400% dargestellt) und nach schwarz-weiss umwandeln (Luminanz).
Weil ich die Größe mit dem Cursor skalieren musste, kann ein Fehler von ca. 1 - 2 % in der aboluten Größe vorhanden sein.
Jetzt habe ich mir chromatische PSF's konstruiert, indem ich folgende Standard-Wellenlängen für die
Farbkanäle annahm: blau 470 nm, grün 550 nm, rot 660 nm. Dementsprechend habe ich die oben dargestellten monochrom-PSFs
(die gleichzeitig auch für den Grün-Kanal gelten) auf blau und rot umgerechnet.
Entsprechend der Wellenlänge sind die Airy-Disk in der Größe umzurechnen.
blau: Bildgröße ändern -> Faktor 0,855, danach: weil ja die Gesamt-Helligkeit erhalten bleiben muss:
Pixelmathematik: Wert multiplizieren: Faktor 1,368 (=1/0,855^2)
dito für rot: Bildgröße Faktor 1,2 und Wert multiplizieren mit Faktor 0,694.
Jetzt kann man die chromatische PSF zusammenbauen (3 s/w Bilder zu RGB Bild, mit Verschiebung).
Dazu ins Zentrum jedes Bildes eine Markierung setzen (gelbes Kreuzchen).
Nach dem Zusammenbau kann man noch "Farblayer zurechtrücken", wenn man die Kreuzchen nicht genau in die Mitte gesetzt hatte.
Bild beschneiden um evtl. Ränder zu entfernen. Fertig!
So sieht die chromatische PSF für 100mm Öffnung bei 0% Obstruktion aus (Bildmaßstab 10 pixel/bogensekunde)
Wenn in Fitswork die Faltung eines Bildes mit einer PSF nur ein leeres Bild bringt, ist die PSF zu groß.
Dann muss man eben das PSF-Bild etwas beschneiden. Airy-Scheibchen und 2 Beugungsringe dürften locker ausreichen.
Ich denke es reicht sogar der erste Beugungsring.
Jetzt kann man z.B. prüfen, ob die Faltung eines scharfen Bildes mit einer monochromen PSF (die für Grün) oder der chromatischen PSF
einen Unterschied im Bildeindruck ergibt. Hier ein Beispiel mit Jupiter (Originalbild: Quelle NASA):
Oben die Simulationen aus Fitswork, unten dazu die Simulation aus Aberrator sowie das Originalbild.
Wie man sieht, unterscheiden sich die Ergebnisse oben kaum. Die Simulation in Aberrator zeigt die gleichen Details, wirkt aber etwas
kontrastschwächer, evtl. ist das eine Wirkung des begrenzten FFT-Bereiches (512 ist Maximum).
Somit ist die Simulation in Fitswork zu bevorzugen wenn man annimmt, dass die Faltung in Fitswork korrekt arbeitet (wovon ich ausgehe).
Andere Teleskopöffnungen erhält man einfach durch skalieren der Bildgröße der PSF, umgekehrt proportional zum Verhältnis beider Teleskopöffnungen.
150 mm statt 100 mm: Bildgröße Faktor 0,667.
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Jetzt habe ich mir mal eine PSF für meinen 120/600 "Zu-Kurz-FH" zusammengebaut. Dazu habe ich den Grün-Kanal so gelassen wie er beim APO ist.
Für den Blau-Kanal habe ich vereinfachend "Strehl ungefähr = 0" angesetzt, d.h. den Blau-Kanal habe ich sehr großzügig geglättet.
Bei Blau ist kein Airy-Scheibchen mehr vorhanden.
Den Rot-Kanal habe ich aufgesplittet. 67% wurden übernommen (bleibt scharf) , 33% wurden über einen Bereich geglättet, der etwa dem Durchmesser des ersten
Beugungsringes entspricht. Damit habe ich nachgebildet, dass an hellen Sternen bei Fokussierung auf grün ein deutlich sichtbarer enger Rot-Halo um
das gelb-grüne Beugungsscheibchen entsteht.
Dann die Rot-Kanäle wieder zusammengeführt und dann mit den anderen Farbkanälen eine Chromatische PSF gebildet.
Für einen hypothetischen F8-Fraunhofer (mit F8 meine ich mal einen Refraktor, der etwas länger ist, nagelt micht nicht auf den RC-Wert fest)
habe ich mal blau ebenfalls geglättet mit Strehl etwa=0, jedoch über einen kleineren Bereich verschmiert.
Grün wurde übernommen, rot wie beim F5-Fraunhofer behandelt, jedoch mit der Aufteilung 75% scharf und 25% geglättet.
Der Farbfehler ist geringer, aber immer noch deutlich vorhanden. PSFs sind hier 2-fach vergrößert:
Damit habe ich dann folgenden Vergleich angestellt:
erste Zeile 100mm: APO, FH-F8, Originalbild
zweite Zeile: 120mm: APO, FH-F8, FH-F5
dritte Zeile 150 mm: APO, FH-F8, FH-F5
Unter Berücksichtigung der Bildhelligkeiten bei gleicher Vergrößerung ergibt sich dieser Vergleich (150 mm bleibt gleich, da als Basis angenommen).
Das Ganze muss man sich mal aus etwas größerer Entfernung vom Monitur und am besten nur einäugig anschauen.
Wie man sieht, ist der APO kontrastreicher, jedoch enthält der Grün-Kanal die Schärfe-Information. Die kleinsten Details sind
bei gleicher Öffnung immer gleich fein bzw. gleich grob aufgelöst.
Die Jupiter-Simulation kommt jedenfalls dem Eindruck, den ich im April am echten Jupiter machen konnte, schon sehr nahe.
Was ich mich frage: gemäß den Simulationen sieht man mit einem 100 mm APO doch etwa gleich viel wie mit einem 120 mm Achro
(aber sicher nicht mit gleicher Bildästhetik!). Kann das stimmen bzw. jemand bestätigen ?
Das ganze ist natürlich nur eine Simulation, die mit Hilfe von 3 Farbkanälen arbeitet. In Wirklichkeit ist ja ein kontinuierliches Spektrum vorhanden.
Insofern kann man trefflich darüber diskutierenm wie realitätsnah diese Simulationen sind. Insbesondere stellt sich die Frage, wieviel % von Rot
landet nun neben dem Airy-Scheibchen und über welchen Bereich verteilt sich der unfokussierte Anteil.
Und vergleicht man mal die Jupiterbilder für 150 mm mit denen aus diesem Beitrag hier:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=164844
so kann man doch eine beachtliche Übereinstimmung feststellen.
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beste Grüße und viel Spaß beim experimentieren!
Johannes