Buchrezension "Anleitung zur Schwerelosigkeit"

  • <b>Anleitung zur Schwerelosigkeit</b>
    Was wir im All fürs Leben lernen können



    Autor: Chris Hadfield
    Verlag: Heyne
    367 Seiten
    Preis: € 19,99
    ISBN: 978-3-453-20068-5


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    © Heyne Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages



    <b>Klappentext: </b>


    <i>
    "Von Zeit zu Zeit erscheinen vor den Fenstern eines Raumschiffs Wunder …"


    Millionen haben das Video gesehen, in dem der Astronaut Chris Hadfield singend und Gitarre spielend durch die Raumstation ISS schwebt. Fasziniert schauen die Menschen seither nach oben: Wie verändert der Blick aus 400 km Höhe die Sicht auf unser Leben?


    Chris Hadfield nimmt uns mit in schwindelerregende Sphären: Er erzählt von riskanten Manövern und von der Kunst, stets auf das Schlimmste vorbereitet zu sein und zugleich an das Unmögliche zu glauben.


    Chris Hadfield ist neun Jahre alt, als er im Juli 1969 die Mondlandung live im Fernsehen verfolgt. Augenblicklich weiß er, was er werden will: Astronaut! Mittlerweile hat er an die 4000 Stunden im Weltraum verbracht und gehört zu den erfahrensten Raumfahrern der Welt – zuletzt als Kommandeur der internationalen Raumstation ISS. Jetzt nimmt er uns mit in den Weltraum: Wir erfahren, wie man überhaupt Astronaut wird (für alle, die den Traum noch nicht aufgegeben haben), was man dafür alles können muss (u.a. Schwimmen!, Toiletten reparieren), wie sich der erste Raketenstart anfühlt (als säße man in einem Container, der von einem riesigen LKW gerammt wird) und was man beim ersten Raumspaziergang beachten muss.


    Eine realistische, humorvolle, aber auch demütige Liebeserklärung an das Leben auf der Erde und die Wunder des Universums, die uns zeigt, wie viel Bodenhaftung man braucht, um abheben zu können.</i>



    <b>Rezension: </b>


    Fast jeder weiß, wer Chris Hadfield ist, kennt evtl. seine Facebook-Seite, ist ihm auf Twitter gefolgt oder hat seine Videos auf YouTube gesehen.
    Und wer hat nicht das Video gesehen wo er in der ISS David Bowie's „Space Oddity“ sang.
    Als ich davon las, dass Chris Hadfield auf einer Vorstellungsreise für sein Buch „Anleitung zur Schwerelosigkeit“ in Deutschland unterwegs ist, war ich erst enttäuscht, dass er nur in München, Berlin und Hamburg Station machte. Ich hätte ihn gerne mal „live“ erlebt.
    Aber hier könnte das Buch doch sicher auch ein paar Interessenten finden, also gedacht und bestellt und 2 Tage später klingelt die Postfrau mit dem Päckchen. Das ging ja rasant schnell!
    Und fast genauso rasant hatte ich das Buch durchgelesen und fühlte mich dabei so gut unterhalten dass ich es kaum weglegen mochte.
    Gut, ich bin eine Leseratte, aber wer ein paar der Videos von Chris Hadfield sah wie man sich im All die Zähne putzt oder ein Sandwich zubereitet, hat auch einen Eindruck seines Humors bekommen. Und der findet sich in dem Buch überall wieder. Ein Humor, der mich oft laut auflachen und oft schmunzeln ließ.


    Chris Hadfield war zweimal mit einem Shuttle im All (1995 und 2001) und im Rahmen der Expeditionen ISS 34 (ab 21. Dezember 2012) / ISS 35 (bis 13. Mai 2013) auf der internationalen Raumstation, wo er von März 2013 bis Mai 2013 als erster Canadier das Kommando übernommen hatte.


    Aufgeteilt ist das Buch in eine Einleitung „Mission Impossible“ und drei Teile, „Vor dem Start“, „Abheben“ und „Der Weg zurück zur Erde“ die nicht chronologisch aufgebaut sind und nicht nur von seinem Aufenthalt auf der ISS handeln. Er geht einen ganz anderen Weg, indem er die groben Zeitabschnitte zusammen fasst und dann alle Erfahrungen und Begebenheiten dazu aus seiner Zeit als Astronaut da hinein packt.
    In der Mitte des Buches finden sich acht Seiten mit Fotos aus seinem Leben und Aufnahmen aus der ISS.


    In der Einleitung: „Mission Impossible“ erzählt er wie in ihm durch das TV-Ereignis „Mondlandung“ der Wunsch erwachte, später Astronaut zu werden und von seinem Weg dorthin.
    Die Hauptteile sind in weitere Kapitel unterteilt, in denen der Erzählstrang immer wieder von kleinen Anekdoten und Begebenheiten unterbrochen wird, die mit dem gerade beschriebenen Ablauf irgendwie zu tun haben.
    Dies klingt jetzt etwas verwirrend, lässt sich aber flüssig lesen, gerade durch die humorvollen Schilderungen.
    „Vor dem Start“ – berichtet über die peniblen Vorbereitungen, die die Astronauten durchlaufen müssen. Jede Aktion wird immer und immer wieder trainiert, jede denkbare Eventualität wird durchgespielt, um die Gefahren der bemannten Weltraumfahrt soweit wie möglich zu verringern. Und wer denkt, Astronauten müssten Angst haben, wenn sie in den Weltraum fliegen – laut Chris Hadfield ist das ein Trugschluss. Durch die lange und minutiöse Vorbereitung fühlen sie sich sicher, mit jeder Situation umgehen zu können, was er anhand einiger Beispiele (Z.B. Feuer an Bord) deutlich macht.


    Der Weg zum Astronauten ist nicht so geradlinig, wie man sich das vielleicht vorstellt, Astronauten üben nicht nur für ihren Weltraumflug und sitzen sonst herum. Zeit zum herum sitzen ist im Zeitplan eines (angehenden) Astronauten definitiv nicht vorgesehen. Die Ausbildung ist unglaublich komplex und umfangreich, und es gibt keine Garantie jemals wirklich für einen Weltraumflug ausgewählt zu werden. Also werden Astronauten überall eingesetzt, wo sie sich nützlich machen können. Ob als CAPCOM oder Familienbegleiter für die Familien der im All befindlichen Astronauten. Hadfield war auch für 2 Jahre NASA Director of Operations in der Sternenstadt in Russland. Das bedeutete auch die russische Sprache zu lernen.


    Der Aufenthalt im All ist der Höhepunkt in der Karriere eines Astronauten, den viele gar nicht erreichen. Chris Hadfield schildert seine Erfahrungen auf eine Art, die es uns „Erdlingen“ ermöglicht, sich die Vorgänge in der Schwerelosigkeit einigermaßen vorstellen zu können. Und immer mit einer großen Prise Humor, so wie seine Beschreibung zu den Außeneinsätzen: die Astronauten geben mit ihrem Rucksack eine rechteckige Figur ab, die Ausstiegsluken sind aber rund. Im Gegensatz zum Fußpilz „muss jetzt das Eckige durch das Runde“. Und was macht man, wenn einem bei einem Außeneinsatz die Augen tränen, wie es Chris Hadfield passiert ist? Die Tränen fließen nicht ab, denn es gibt keine Schwerkraft. Glücklicherweise konnte er seine Arbeit beenden, aber die Ursache wurde gründlich untersucht und an alle anderen Astronauten weiter gegeben, damit das sonst niemandem passiert.


    „Der Weg zurück zur Erde“ ist mit einer Sojus schnell und holprig. Die Zeit, die die Astronauten brauchen, um wieder in das normale Leben zurück zu finden, dauert dafür um so länger. Die Auswirkungen der Schwerelosigkeit, besonders der Rückgang von Muskulatur Knochensubstanz müssen erst wieder korrigiert werden.


    Der Untertitel des Buches „Was wir im All fürs Leben lernen können“ gibt einen Hinweis darauf, dass der Autor während seiner Zeit als Astronaut vieles gelernt hat, was auch auf der Erde sinnvoll erscheint. Der Titel der englischen Originalausgabe „An Astronaut's Guide to Life on Earth. What Going to Space Taught Me About Ingenuity, Determination, and Being Prepared for Anything“ beschreibt den Inhalt dieses Buches besser als der deutsche Titel.
    Hadfields durchweg positive Lebenseinstellung durchdringt das ganze Buch und zeigt sich nicht nur in seiner Bereitschaft immer etwas Neues zu lernen. Er war sich ganz sicher, wenn er nicht für Weltraumflüge ausgewählt worden wäre, hätte das für ihn zwar eine Enttäuschung bedeutet, es wäre aber nicht der Weltuntergang gewesen. Der Weg dorthin, d.h. alles, was er auf dem Wege seiner Ausbildung gelernt hat, wäre den Aufwand wert gewesen und er hätte dann ein neues Betätigungsfeld gefunden, wo er seine Kenntnisse anbringen und wieder etwas Neues hätte lernen können.


    Die Arbeit im Team der NASA am Boden, in Russland bei Roskosmos als auch im All im Spaceshuttle oder auf der ISS wird hier sehr anschaulich beschrieben, jeder einzelne Mitarbeiter ist sich bewusst, was auf dem Spiel steht und winzige Kleinigkeiten können zur Lebensrettung beitragen oder das Leben kosten. Und wenn es ein abgerissenes Stück Schaumstoff ist, was die NASA auf tragische Weise feststellen musste.
    Der Begriff Teamarbeit bekommt bei Hadfields Beschreibungen einen ganz neuen Sinn.


    Aber Chris Hadfield ist nicht nur Astronaut sondern auch Ehemann und Familienvater. Sein Familienleben ist durch seine vielen Reisen für die CSA (Canadian Space Agency) und die NASA jahrelang zu kurz gekommen, trotzdem haben ihn speziell seine Frau, aber auch seine Kinder immer unterstützt. So hat er dieses Buch seiner Frau Helene gewidmet.
    Inzwischen sind die Kinder erwachsen und sein Sohn Evan war die treibende Kraft bei Hadfields multimedialen Auftritten in den sozialen Netzwerken und seiner Version von „Space Oddity“ während seiner Zeit auf der ISS.



    <b>Fazit: </b>


    Astronaut ist immer noch für viele ein Kindheitstraum, Chris Hadfield hat es geschafft und seinen Weg und seine Erfahrungen hier nieder geschrieben.
    Durch Chris Hadfields humorvolle Art wird es auf keiner Seite langweilig und er vermittelt eine derart positive Lebenseinstellung, dass man sich dem kaum entziehen kann.
    Dieses Buch ist nicht nur für Möchtegern-Astronauten; jedem der sich dafür interessiert, was die Astronauten so alles machen wenn sie nicht im All herum schweben, sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

  • Danke für den Buchtipp. Wie ich finde eine gelungene Kombination aus Lebensweisheiten und wissenschaftlichen Schilderungen. Hat auch viele Aspekte, die man Kindern weitergeben sollte.


    Grüße Bernd

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