Die winzig Kleinen und die Riesengroßen

  • <b>Die winzig Kleinen und die Riesengroßen</b>


    Der Juli Neumond bot vielfache Beobachtungsmöglichkeiten. Fünf Nächte konnte ich nutzen, von denen drei durchschnittliche Bedingungen aufwiesen, eine vor allem bei der Transparenz sehr mäßig war, und eine, nämlich die letzte am 15.7., sehr gute Durchsicht hatte. Ich habe von verschiedenen Stellen auf der Schwäbischen Alb aus beobachtet. Im Folgenden präsentiere ich eine Auswahl meiner Beobachtungsziele, die vor allem die selten beobachteten Objekte in den Mittelpunkt stellt.


    1) Die winzig Kleinen: 4 sehr kleine protoplanetarische Nebel


    Henize 3-1475 (Garden Sprinkler);
    MWC 922 (Red Square Nebula);
    IRAS 19024+0044
    IRAS 19234+1627


    Dazu noch 2 kleine planetarische Nebel:
    Abell 49 mit Vyssotsky (Vy) 1-4


    2) Die Riesengroßen: 4 alte, große planetarische Nebel:


    Sharpless 2-68;
    Motch-Werner-Pakull (MWP) 1;
    IPHASX J205013.7 (Ear Nebula);
    Yerkes McDonald (YM) 16



    <b>1. Die winzig Kleinen</b>


    Dieses Beobachtungsprojekt ist experimentell. Es ging mir darum zu erkunden, was bei den ganz kleinen protoplanetarischen Nebeln visuell möglich ist. Ich habe Reiner Vogels Katalog zugrunde gelegt und darin solche Objekte ausgewählt, die nicht zu tief am Himmel stehen und die nicht nur im Infrarot leuchten, sondern auch im visuellen Bereich. So bin ich auf 4 Nebel gekommen.


    <b>1.1 Henize 3-1475 (Garden Sprinkler)</b> in Oph


    17 45 15
    -17 56 46


    Von diesem Objekt gibt es ein spektakuläres Hubble Photo, das den Namen sofort erklärt:


    Der Garden Sprinkler ist mit 13,8 mag. gelistet. Er befindet sich also in Reichweite mittelgroßer Teleskope. Martin Schönball hat ihn mit 10 Zoll beobachtet. Die Gesamtlänge beträgt 10“, seine größte Breite 2,5“. Ein Artikel von M. Manteiga et al. im „Astronomical Journal“ 141 (2011) bietet einen sehr instruktiven Vergleich mit einem anderen protoplanetarischen Nebel, nämlich Minkowski 1-92, dem berühmten Fußabdruck. Bitte folgenden Link klicken, runter scrollen zu Figure 5, klicken und „High Resolution Image“ wählen:
    http://iopscience.iop.org/1538-3881/141/3/80/fulltext/


    Wie man in der Gegenüberstellung leicht sieht, haben beide Objekte die gleiche bi-lobale Struktur und sind auch gleich lang. Allerdings ist die schwächere Hälfte des Fußabdrucks immer noch deutlich heller als diejenige des Garden Sprinkler. Außerdem ist die hellere Hälfte des Garden Sprinkler nur halb so breit wie diejenige des Fußabdrucks, aber kaum schwächer. Der hellste Teil des Garden Sprinkler mißt ca. 4“ vom südöstlichen Rand der hellen Hälfte bis zum ersten hellen Knoten Richtung NW. Ich halte es nicht für unplausibel, diesen Knoten mit einzubeziehen, denn das Hubble Photo, auf dem er so hell herauskommt, wurde durch den Filter F555W gemacht, dessen FWHM zwischen 480 und 600nm liegt.


    Was sieht man im Okular? Der Garden Sprinkler ist als knapp 14 mag helles Sternchen leicht erkennbar. Ich konnte auch sofort die Elongation in NW-SO Richtung sehen, durch die er sich von den umliegenden 14 mag Sternen sofort abhebt. Ich habe ihn bei 500x, 720x und soweit möglich 1000x beobachtet. Filter nützten nichts. Das Hauptproblem ist die Kleinheit des Objektes sowie das schlechtere Seeing an dieser niedrigen Position. Die Größe des hellsten Teils von ca. 2,5“x4“ kommt den Schwankungen des Seeings sehr nahe, wodurch es schwierig wird aus den sich bewegenden Speckles eine Struktur herauszulesen. Daher bin ich über drei Vermutungen nicht hinausgekommen.


    Erstens: Die NW-SO Elongation spaltete sich gelegentlich in zwei Lichtpunkte auf. Dies könnte der Ansatz der hellen Hälfte und der erste NW Knoten sein. Überhaupt ist das elongierte Erscheinungsbild wohl nur dadurch zu erklären, daß auch dieser Knoten sichtbar wird und zum Gesamtbild beiträgt, denn der Ansatz allein müßte eher rund erscheinen. Dies würde bedeuten, daß in Momenten guten Seeings beide Lichtquellen getrennt sichtbar werden.
    Zweitens: Der südöstliche Punkt nahm auf der der zweiten Lichtquelle abgewandten Seite gelegentlich eine etwas ausgedehnte, rundliche Kontur an. Dies wäre die Seite, an die der Staubtorus grenzt.
    Drittens: Ab und zu hatte ich den Eindruck, daß der Ansatz der schwächeren Hälfte als sehr kleiner und schwacher Nebel sichtbar wird.
    Es wäre sicher reizvoll, dieses Objekt mit großer Öffnung von einem südlicheren Standort aus zu beobachten, wo es höher Richtung Zenit aufsteigt.



    <b>1.2 MWC 922 (Red Square Nebula)</b> in Serpens


    18 21 15.9
    -13 01 27


    Hier eine Infrarot Aufnahme, die mit dem Keck Teleskop gewonnen wurde:

    Image Courtesy W.M. Keck Observatory


    Mit 14 mag. visuell ist auch dieser protoplanetarische Nebel in mittelgroßen Teleskopen erreichbar.
    Von P. Tuthill gibt es eine schöne Präsentation, die auch die merkwürdige Rechteckform erklärt:
    http://www.physics.usyd.edu.au/~gekko/redsquare.html
    Die Seitenlänge des inneren, hellen Quadrates beträgt auf der Keck-Aufnahme 3“.
    Im visuellen Bereich wurde dieses Hubble Photo aufgenommen, das Bruce Balick bearbeitet hat:


    Hier beträgt die Seitenlänge des Objektes sogar etwa 20“, aber dies ist eben eine Langzeitbelichtung vom Weltraum aus.


    MWC 922 ist ein wenig schwächer als der Garden Sprinkler, aber trotzdem leicht sichtbar als ein sternartiges Objekt. Aber sieht man ihn als Quadrat? Auch nach mehreren Beobachtungsnächten mit 500x, 720x und 1000x kann ich dies nicht sicher sagen. Die Seitenlänge von 3“ ist immer noch im Bereich der Schwankungen durch das Seeing, so daß das Bild sehr instabil war. Momentweise erschien das Objekt tatsächlich flächig, und nicht bloß wie eine verschmierte Punktquelle. Auch schien mir die Konzentration der Helligkeit zur Mitte hin weniger ausgeprägt als bei den benachbarten Sternen. Und manchmal hatte das Bild sogar gerade Kanten. Aber insgesamt waren diese Beobachtungen zu vage, um starke Behauptungen darauf zu gründen. Auch hier wäre eine Beobachtung von der Südhalbkugel aus sicher interessant.



    <b>1.3 IRAS 19024+0044</b> in Aquila


    19 05 02
    +00 48 51


    Auch hier gibt es ein Hubble Photo, das teils im orangefarbenen Licht aufgenommen wurde, teils in Infrarot:


    Man nennt dieses Objekt wegen seiner 5 Lobes auch „Starfish“, doch ich finde, daß es eher einer bläulichen Motte gleicht, die am Nachthimmel fliegt. Visuell sieht man von der Motte leider nicht mehr als einen winzigen Stern, der mit 17,5 mag gelistet ist und in indirektem Sehen sporadisch aufblitzt. Aber die protoplanetarischen Nebel haben ja eine sehr kurze Lebensdauer. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis sich die Motte in einen hellen planetarischen Nebel verwandelt. Dann werden wir sie besser sehen.



    <b>1.4 IRAS 19234+1627</b> in Sagitta


    19 25 41
    +16 33 04


    Hier das Hubble Photo, aufbereitet von Bruce Balick:


    Dieses ringförmige Objekt ist auf den blauen POSS II Platten gar nicht zu sehen, auf den roten aber schon. Hier kann ich nur berichten, daß ich im Okular an der entsprechenden Stelle nichts sehen konnte. Vermutlich liegt die Strahlung einfach zu stark in Richtung rot und infrarot.



    <b>1.5 Abell 49 mit Vyssotsky 1-4</b> in Scutum


    18 53 28
    -06 28 44


    Zusammen mit M 11, dem großen offenen Sternhaufen in Scutum, bilden die beiden kleinen planetarischen Nebel Abell 49 und Vyssotsky 1-4 eine attraktive Gruppe. Vom Capella Team gibt es ein sehr schönes Photo:
    http://www.capella-observatory…s/PNs/Abell49AndVy1_4.htm


    Wenn man unter dem Bild auf den entsprechenden Link klickt, bekommt man ein Bild mit größerem Gesichtsfeld, das M 11 einschließt.


    Abell 49 ist mit seinen 35“ Durchmesser und 16,2 mag. erstaunlich schwierig. Bei 250x mit UHC-S Filter sehe ich in wenigen Momenten indirekt den ganzen Ring. Häufiger tauchen bloß Bruchstücke des Ringes auf, besonders die Partie im Norden und Nordwesten.


    Dagegen sieht man den kleinen Vyssotsky 1-4 sofort und ohne Probleme als Stern. Er ist ein schönes Objekt für das Filter blinking. Ohne Filter ist er gleich hell wie der Stern, der direkt neben ihm steht. Mit UHC oder OIII Filter wird dagegen der Stern dunkler und der PN heller.



    <b>2. Die Riesengroßen</b>


    Bei den großen, schwachen planetarischen Nebeln spielt die Transparenz des Himmels eine sehr wichtige Rolle. Was man sich unter durchschnittlichen Bedingungen mühsam erarbeiten muß, geht bei hervorragender Durchsicht plötzlich ganz leicht von der Hand. Das ist fast ein wenig frustrierend. Wenigstens hatte ich durch die Vorbeobachtungen die Gesichtsfelder soweit kennen gelernt, daß ich mich in der sehr guten Nacht nicht mehr lange zu orientieren brauchte.


    <b>2.1 Sharpless 2-68</b> in Serpens


    18 24 59
    +00 51 58
    Größe ca. 13‘


    Dies ist entweder ein großer PN mit weglaufendem Zentralstern oder ionisiertes interstellares Material, das durch einen vorbeiziehenden Stern zum Leuchten gebracht wird. Jedenfalls ist ein hellerer Bereich, der in OIII strahlt, zu unterscheiden von einer längeren Schleppe, die in HII leuchtet. Hier zwei Aufnahmen von Dean Salman, eine normale und eine invertierte, die ich präpariert habe:



    Image credit: Dean Salman; http://www.sharplesscatalog.com


    In der schlechten Nacht war dieses Objekt sehr schwierig. Dagegen fiel die Beobachtung in der besten Nacht viel leichter. In OIII bei 80x und 150x konnte ich zuerst den hellen Ost-West gerichteten Keil sehen und dann auch das kleine Wölkchen unterhalb des Keils. Beide habe ich in der Aufnahme dick eingekreist. Nicht in OIII, aber im UHC Filter ließ sich die in HII strahlende Schleppe weiterverfolgen, und zwar in Fortsetzung der Oberkante des Keils ein Stück weit in die gleiche Richtung und dann nach Süden abbiegend (in der Aufnahme mit dünner Linie markiert). Mit größerem Zeitaufwand hätte ich von dieser HII Schleppe sicher noch mehr herausarbeiten können.


    <b>2.2 Motch-Werner-Pakull (MWP) 1</b> in Cygnus


    21 17 07
    +34 12 40
    Größe ca. 13’x9‘


    Hier ein Photo, das mit dem Keck-Teleskop gemacht wurde:

    Credit statement: NOAO/AURA/NSF


    In den durchschnittlichen Nächten war dieses Objekt sehr schwer. Dagegen war in der besten Nacht sogar ohne Filter bei 80x und 150x schon einiges zu sehen. Im OIII Filter zeigte sich der Mittelteil mit dem Haken im Süden und der flächigen Erstreckung nach Norden. Ebenso wurden die beiden schwach leuchtenden Felder im Osten und Westen sichtbar.


    <b>2.3 IPHASX J205013.7+46 55 18 (Ear Nebula)</b> in Cygnus


    20 50 05
    +46 52 48
    Größe ca. 6’x 3‘


    Dieser bipolare planetarische Nebel ist erst im Jahr 2009 entdeckt worden. Ein sehr schönes Photo mit vielen Erklärungen gibt es bei Don Goldman:
    http://www.astrodonimaging.com/gallery/display.cfm?imgID=249
    Reiner Vogel hat eine interessante OIII Aufnahme:
    http://www.reinervogel.net/Lar…Ear_nebula_overlayinv.jpg


    Bei 150x mit OIII Filter konnte ich den senkrechten, äußeren Rand der Ohrmuschel sehen. Der Bogen am oberen Rand war ebenfalls erkennbar, aber nur knapp. Ohrläppchen konnte ich keines sehen. Auch der Rand des Ohrloches war knapp indirekt erkennbar. Er wurde aber deutlicher bei 240x und 350x mit UHC-S Filter. Dabei war das Wölkchen im Osten am ehesten wahrnehmbar, dann aber auch die Innenkante des Ost-West-Bogens und schließlich der untere Rand des Ohrloches. Das Wölkchen im Osten zeigt den Auswurf in diese Richtung an. Das entgegengesetzte Wölkchen ist auf dem Photo ebenfalls gut zu sehen, visuell aber schwieriger, weil dort ein Sternchen steht.


    <b>2.4 Yerkes McDonald (YM) 16</b> in Serpens


    18 54 57
    +06 02 32
    Größe 6’x6‘


    Diesen PN habe ich in 4 von 5 Nächten versucht. Ich meine, daß er sehr schwierig aber nicht unmöglich ist. Er strahlt vor allem im roten Spektralbereich (primär NII, sekundär H-alpha).
    Hier eine farbige und eine von mir bearbeitete DSS Aufnahme:



    Ich habe ihn vor allem bei 150x mit UHC-S Filter beobachtet. Wenn von diesem Nebel überhaupt etwas sichtbar ist, dann die äußeren Ränder der Nordhälfte nach Osten und nach Westen hin. Ich habe sie auf dem invertierten DSS Bild mit Linien markiert. Die Sichtung war zwar sehr knapp, aber ich meine doch, diese Ränder wiederholt gesehen zu haben.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Servus Johannes!


    Da hast du wieder in die Trickkiste der Objektwahl gegriffen! Da sind wieder sehr interessante Objekte dabei.
    Ja der 15.7. war die Beste Nacht! Auf dem Weg zur Arbeit dachte ich das auch und schaute immer wieder wehmütig in die klare Nacht hinaus!


    Heinze 3-1475 sieht sehr beeindruckend aus. Jedoch schon wieder so verdammt klein! Mir hat der "Fußabdruck" schon gereicht! Aber ich werde ihn einfach mal probieren. Auch der Rest der Objekte und da sticht für mich vor allem Sh 2-68 heraus kommt auf meine Liste!


    Dank für deinen großartigen Bericht! Wie immer eine Freude ihn zu lesen..


    Lg von Hajü

  • Hallo Hajü,


    ja, das tut einem in der Seele weh, wenn die Nacht gut ist und man nicht zum Beobachten gehen kann.

    Die Sache mit den winzigen protoplanetarischen Nebeln ist in der Tat etwas abgefahren. Andererseits: Kleiner als die großen Jupiter- und Saturnmonde, auf denen manche Beobachter Details sehen, sind sie auch nicht. Wir wollen ja immer die Grenzen dessen erkunden, was für uns Amateure noch machbar ist, und sie womöglich ein Stückchen weiter hinausschieben. Wenn demnächst mal wieder jemand Richtung Äquator fährt, oder vielleicht sogar nach Südafrika, dann wären der Garden Sprinkler (Hen 3-1475) und der Red Square Nebula (MWC 922) sicher einen Versuch - und einen Bericht - wert.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    wieder mal sehr interessante Objekte. Bei einigen Objekten kann ich Beobachtungen zusteuern, andere wiederum stehen noch auf der Liste.


    <b>Vy 1-4</b>
    Winziges Scheibchen mit Zentralstern im 16" bei 515x ohne Filter. Gute Reaktion auf [OIII]. Hast du mal höher vergrößert und nach dem ZS Ausschau gehalten?
    (Zeichnung)


    <b>Abell 49</b>
    Unter exzellenten hochalpinen Bedingungen mit 16" sehr schwer zu erkennen, nur sicher aufblitzend, strukturlos und flächig.
    (Zeichnung)


    <b>Sh 2-68 = HDW 9</b>
    Eebenfalls unter hochalpinen Bedingungen mit 16" ist der PN überraschenderweise bei 6mm AP schon ohne Filter als schwache Aufhellung zu sehen, mit eingesetztem Filter wirkt das Objekt regelrecht auffällig und kann knapp direkt gesehen werden. Der PN ist dabei als 3:1 elongierte Fläche bei etwa 7' langer Hauptachse zu beobachten und weist diffus auslaufende Kanten auf, weitere Strukturen zeigen sich nicht.
    (Zeichnung)


    <b>MWP 1</b>
    Großartiges Objekt, zumindest wenn Öffnung und Himmel passt. Mit 27" zeigen sich einige Strukturen, auch die schwachen Ohren auf beiden Seiten.
    (Zeichnung)


    <b>IPHASX J205013.7+46 55 18</b>
    Trotz 27" und exzellenter Durchsicht war ich nicht ansatzweise so erfolgreich wie du. Bei max. AP und [OIII] blieb es visuell bei einer sehr schwachen, diffusen, flächigen Aufhellung. Der Skizze zu urteilen sah ich damals wohl den hellen Zentralteil und den schwachen Bereich im NW, beide konnte ich aber nicht trennen.


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo Johannes,


    das ist ja wieder ein umfassendes Programm, dass Du Dir da auferlegt hast.


    Über die PPN hatten wir ja schon gesprochen, von daher gleich zu den Großen :)


    Die Argumentation von David Frew, dass Sharpless 68 kein PN ist, sondern eine wandernde Strömgren-Sphäre, ist für mich durchaus nachvollziehbar. Es fehlt einfach der bow-shock, den die anderen großen und "dünnen" PN aufgrund der Wechselwirkung mit dem ISM haben. Macht aber nix, ist trotzdem ein sehr interessantes Objekt.


    Bei meinen ersten beiden Beobachtungen hatte ich auch die unterschiedlichen Formen mit OIII und H-beta bemerkt. Bei mir war mit H-beta ein nach NE verschobenes Gebiet zu sehen, nicht aber der sehr viel weiter außen liegende "Tail", den Du markiert hast (nb. die Abbildunge bei Dir ist gedreht). Noch deutlicher ist dieser Effekt bei Sharpless 174. Bei DeHt5 ist er auch zu sehen, aber der ist einfach schwächer.


    Bei MWP1 hatte ich bei der ersten Beobachtung nur den zentralen Teil beobachten können, der für so einen großen PN relativ gut zu sehen war. Erst bei späteren Beobachtungen habe ich dann auch die beiden "Ohren" versucht. Die waren schwierig, aber sicher indirekt zu halten.


    YM16 ging bei mir noch nie. Das letzte Mal, dass ich den probiert habe, war auf der Bielerhöhe bei sehr guten Bedingungen. Aber auch da ging nichts, weder mit UHC, noch ohne Filter.


    Den Ear Nebel hatte ich dort in der selben Nacht zum ersten Mal beobachtet (scheint laut Matthias auch die erste visuelle Beobachtung überhaupt gewesen zu sein). Da decken sich meine Beobachtungen mit Deinen. Ich konnte vor allem den zentralen Bereich (vermutlich was Du als senkreche Kante bezeichnest) und den nördlichen runden Abschluss beobachten.


    (==&gt;) Uwe: Du hast den sicher mit Deinem breiteren Astronomik OIII beobachtet, oder? Ich denke, das ist einfach eine Filterfrage, vor allem bei maximaler AP. Probier es mal mit einem engbandigeren OIII.


    Viele Grüße
    Reiner

  • Hallo Reiner,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Du hast den sicher mit Deinem breiteren Astronomik OIII beobachtet, oder? Ich denke, das ist einfach eine Filterfrage, vor allem bei maximaler AP. Probier es mal mit einem engbandigeren OIII.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nein, es war der Lumicon [OIII]. Was verstehst du unter "engbandigeren" (Baader?) und bist du dir sicher, dass es einen gravierenden Unterschied am Objekt macht, ob extrem engbandig oder mäßig wie der Astronomik? Hatte in den letzten Jahren keinen einzigen Fall (wobei auch sehr flächenschwache PN und GN dabei waren), wo der Lumicon gegen den Astronomik merkliche Vorteile bot. Im Gegenteil, hab tendenziell immer von dem höheren Sterndurchlass und der besseren Sternabbildung profitiert, insbesondere wenn es darum ging unterscheiden zu müssen, ob es sich um Sternknoten/-ketten/-anhäufungen oder um den Nebel selbst handelte.


    Viele Grüße, uwe

  • Hallo,


    (==&gt;) Uwe:
    danke für Deine Vergleichsbeobachtungen und Zeichnungen. Leider habe ich es versäumt, nach dem Zentralstern in Vy 1-4 zu gucken. Nach Deiner Zeichnung zu urteilen, müßte der ja ganz leicht zu sehen sein.


    Deine Zeichnung von MWP 1 gefällt mir sehr gut. Sie liegt sehr nah bei dem visuellen Eindruck, den ich hatte.


    Bei dem IPHASX .... habe ich bewußt etwas stärker vergrößert, obwohl dadurch die AP kleiner wurde. Aber bei Minimalvergrößerung lagen die Sterne so eng beieinander, daß die Nebelteile dazwischen völlig dominiert wurden. Erst bei etwas höherer Vergößerung (150x) rückten die Sterne so weit auseinander, daß die Sicht auf die minimalen Helligkeitsschwankungen in den Zwischenräumen freier wurde.


    Vielleicht magst Du den Hen 3-1475 und den MWC 922 in Deine Objektliste aufnehmen? Gerade wegen der Unsicherheit meiner eigenen Ergebnisse würde es mich sehr interessieren, was Du dort siehst.



    (==&gt;) Nico:
    MWC 922 ist eigentlich der Name des Sterns und nicht des Nebels. Es gibt aber offenbar eine Unsicherheit, ob es sich wirklich um einen post-AGB Stern handelt oder nicht vielleicht um ein pre main sequence Objekt. Er wird öfter als Be Stern klassifiziert, und dann müßte er, soweit ich weiß, doch sehr jung sein. Damit würde es sich hier aber gar nicht um einen ProtoPN handeln, sondern um ein YSO. Die Tendenz geht aber doch wohl zu post-AGB. Unter diesem Link, sowie in weiteren Papers, die in den Fußnoten angegeben sind, finden sich Informationen zu den spektralen Eigenschaften des Sterns MWC 922:


    http://www.sciencemag.org/cont…ZE&keytype=ref&siteid=sci



    (==&gt;)Reiner:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">das ist ja wieder ein umfassendes Programm, dass Du Dir da auferlegt hast.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja, ich war sehr fleißig. Dabei habe ich gar nicht alle Objekte in den Bericht aufgenommen, weil ich ihn nicht überfrachten wollte. Weggelassen habe ich z.B. meine Beobachtungen zu jenem großen PN mit dem unaussprechlich langen, italienischen Namen. Ich nenne ihn "der Unsagbare 3". (Im Argo Navis ist sogar noch "der Unsagbare 4" abgespeichert. Den habe ich aber noch nicht versucht.) Außerdem ernähre ich mich nachts auch nicht ausschließlich von Wasser und Brot, sondern schaue mir hin und wieder ein Genußobjekt an.


    Wenn Sh 2-68 nur eine Strömgren Sphäre wäre, würde mich das auch nicht weiter stören. Interessant ist der Nebel trotzdem, ebenso wie Abell 35, wo die Lage ja wohl ähnlich ist. Allerdings sind meine Bilder zu Sh 2-68 tatsächlich verdreht. Tut mir leid. Norden ist nicht oben, wie ich fälschlich meinte, sondern rechts.


    Auf den Ear Nebula bin ich überhaupt erst durch den Bericht gekommen, den Du letztes Jahr hier gepostet hast. Mit "senkrechter Kante" meine ich den äußeren, westlichen Rand des Objektes, soweit er sich Nord-Süd erstreckt. Den unteren Teil, der nach Osten abbiegt, konnten ich nicht mehr sehen, und den oberen Teil, der sich ebenfalls nach Osten wendet, nur bedingt. Relativ am deutlichsten fand ich aber den Rand des Ohrloches, also den inneren Nebelteil, und dort den nördlichen Bogen.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    ich habe ein wenig gezögert zu kommentieren, weil ich zur Diskussion noch nichts beitragen kann.
    Zumindest möchte ich dir aber sehr für die hervorragend aufbereitete Vorstellung der Objekte und deiner Beobachtungen danken.
    Allein die Menge an Informationen zu sammeln ist sicher eine riesige Arbeit, für mich wäre es das jedenfalls. Schön, dass du sie auf so professionelle Weise übernommen hast!


    Sh 2-68 wäre vielleicht ein ganz guter Einstieg in die Großen; den werde ich als erstes versuchen, wenn es das nächste Mal mit den Alpen klappt oder sich anderweitig ein guter Himmel bietet.


    Viele Grüße
    Andru

  • Hallo Andru,


    es freut mich, daß Du meine Präsentation lesenswert findest. Im Reich der großen PN bin ich erst seit diesem Jahr unterwegs. Andere haben da viel mehr Erfahrung. Ich meine aber, daß Sh 2-68 tatsächlich ein guter Einstieg wäre - oder vielleicht besser noch Abell 39 im Herkules, so lange der noch geht. Abell 39 ist gar nicht klein und relativ hell. Zwar habe ich ihn zunächst nicht erkennen können, als ich ihn zum ersten Mal im Gesichtsfeld hatte. Aber nachdem ich den OIII Filter eingesetzt hatte, stand er sehr deutlich vor Augen. Nachdem ich ihn mit Filter gesehen hatte, konnte ich ihn auch ohne Filter erkennen.


    Viele Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    genau, jetzt weiß ich wieder, was ich die ganze Zeit vergessen hatte... Abell 39 stand schon seit letztem Jahr auf der Liste - aber das nützt eben wenig, wenn man sie dann nie mehr anschaut [;)]
    Vielen Dank für die Erinnerung und deine Beschreibung.


    Viele Grüße
    Andru

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