Transparenter Flammennebel im nahen IR?

  • Hallo Leute,


    seit einiger Zeit faszinieren mich IR-Aufnahmen von H2-Regionen, die ich von großen Sternwarten im Netz gefunden habe.
    Z.B. eine Aufnahme von NGC2024 im Schmalband-IR-Licht zw.1250 und 2150nm des Palomar-Observatoriums:


    http://www.astro.caltech.edu/palomar/flame.html


    Im Flammennebel versteckt sich ein junger Sternhaufen (ca. 1Millionen Jahre alt). Erst im IR-Licht ab ca.1300nm beginnen die Sterne sichtbar zu werden.
    Für den Ammateurbereich habe ich keine IR-Bandfilter, wie auch keine erschwingliche IR-Kamera >1300nm gefunden. Die Empfindlichkeitskurve handelsüblichen Astrokameras geht i.d. Rege bei ca. 1000nm gegen 0. Also war mir klar, dass ich den Sternhaufen im nahen IR nicht aufnehmen kann. Trotzdem wollte ich einen Versuch mit einem IR-Pass-Filter wagen, um zumindest einen Unterschied zu L, Ha und O3 erkennen zu können. Die Optik dazu sollte möglichst lichtstark sein:
    Hyperstar oder ein f3.3 Reducer für mein vorhandenes C8?


    Zum Einsatz kam die einfachste Variante, ein Meade f3.3 Reducer, den ich entgegen vieler Meinungen schon immer mal ausprobieren wollte. Später zeigte sich , dass ich nur f5 erreicht habe, da der Arbeitsabstand zu kurz gewählt war (42mm, 55 wären richtig gewesen).
    Dafür ist die Vignetierung und Verzeichnung bei 11mm Chip-Diagonale noch erträglich. Das C8 benutze ich sonst nur visuell.


    Hier ein Versuch von NGC2024 am 06.03.2013 im nahen IR bis ca. 1000nm + Ha + O3.
    Wegen der höheren Empfindlichkeit bei 2x2 binning leider nicht in HR.
    Bedingungen: Gute Durchsicht, schlechtes Seeing.


    Aufnahmedaten:
    C8 + f3.3 Reducer bei ca.1000mm auf CGEM, PHD-8x50 Sucherguiding
    Atik 314L, Astronomik ccd-Filter 12nm, Baader IR-Pass-Filter ab 780nm
    IR:15x300s , Ha: 6x300s, O3: 10x300s, alle 2x2 bin


    <hr noshade size="1">


    IR+Ha+O3




    RGB: R=IR, G= Ha+30%IR, B=O3


    Die Sterne, die im IR-Licht stärker leuchten, werden auch rötlicher dargestellt.


    Für einen Vergleich habe ich jeweils einen Ausschnitt in sw gewählt:



    IR



    Ha+O3



    LRGB mit IR-Sperrfilter einer anderen Aufnahme



    <hr noshade size="1">


    Über Meinungen und Anregungen oder weitere Vergleichsaufnahmen würde ich mich sehr freuen.



    VG


    Christian

  • Hallo Christian,


    ist doch klasse! Wenn man sich das IR-Bild anschaut, sieht man schön wie in den Randbereichen, wo der Staub nicht so dicht ist, schon die Sterne rauskommen. Durch den dichten Staub kommst du dann wirklich erst bei noch längeren Wellenlängen.


    Bei einer Sache hast du dich allerdings getäuscht: Bei der Palomar-Aufnahme die du verlinkt hast, sind laut Text die Filter J, H und K verwendet worden. Das sind aber keine Schmalband-Filter, die sind vielmehr vergleichbar mit ganz normalen RGB-Filtern, bzw sogar noch breitbandiger. Der J-Filter geht von ca. 1150 bis 1300 nm, der H-Filter von 1500 bis 1800 und der K-Filter von 2000 bis 2300 nm. Indem du deine IR-Aufnahme, die ja auch breitbandig ist, mit Schmalband-H alpha und O III vergleichst, spielst du also sozusagen ein wenig mit gezinkten Karten, denn du unterdrückst ja das Sternlicht gegenüber dem Nebel im Vergleich zu RGB. Ein Vergleich mit Einzelaufnahmen in R, G und B wäre der sinnigere, und du könntest damit auch schön sehen, wie von Blau über Grün nach Rot bis ins Infrarote immer mehr Sterne sichtbar werden.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Christian,


    das war eine coole Idee und die hast du super umgesetzt. Das geht einfach ein Stückchen weiter als "nur" schöne Bilder zu machen. Im Orionnebel kannst du so auch einen Sternhaufen sichtbar machen und es gibt sicher noch viele spannende Objekte mehr.
    So einen f/3,3 Reducer besitze ich auch, ist schwierig zu händeln, bringt aber echt Licht auf den Chip. Meiner, von Optec, hat einen "Fringkiller-Filter" vorgesetzt, der sperrt soweit ich weiß auch IR, hast du den abgeschraubt?
    Hast du schon einmal darüber nachgedacht das sichtbare Spektrum auch in die andere Richtung zu verlassen? Die Empfindlichkeit der Kameras im UV ist noch brauchbar. Lediglich die meißten Glassorten absorbieren dieses Licht.
    Mit einem Newton , ohne jeden Filter(außer IR-Pass natürlich), könnte das interessant sein. Für einen Test am C8,
    da wäre nur die Schmidtplatte, könntest du ja mal meinne UV-Pass-Filter ausleihen.
    Viele GRüße,
    Ralf

  • Hallo Caro,


    vielen Dank, auch für den Hinweis mit den Schmalbandfiltern.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    <br />


    Bei einer Sache hast du dich allerdings getäuscht: Bei der Palomar-Aufnahme die du verlinkt hast, sind laut Text die Filter J, H und K verwendet worden. Das sind aber keine Schmalband-Filter, die sind vielmehr vergleichbar mit ganz normalen RGB-Filtern, bzw sogar noch breitbandiger. Der J-Filter geht von ca. 1150 bis 1300 nm, der H-Filter von 1500 bis 1800 und der K-Filter von 2000 bis 2300 nm. Indem du deine IR-Aufnahme, die ja auch breitbandig ist, mit Schmalband-H alpha und O III vergleichst, spielst du also sozusagen ein wenig mit gezinkten Karten, denn du unterdrückst ja das Sternlicht gegenüber dem Nebel im Vergleich zu RGB.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Da habe ich nicht aufgepasst, besser wären tatsächlich RGB-Filter gewesen. Wollte zunächst nur wissen, ob im nahen IR mehr zusehen ist.


    VG


    Christian

  • Hallo Ralf,


    vielen Dank für Deine Worte.


    Beim Meade-Reducer ist kein Filter vorgeschraubt, ich hoffe nicht,
    dass ein IR-Sperrfilter in der Linse integriert ist, IR ist auf jeden Fall durchgekommen.
    Ein reines Reflexionssystem, ein RC oder Newton ohne Korrektor ist sicher die bessere Wahl gegeüber dem C8.
    Denn mit vielen Linsen im System ist die IR-Fotografie von der Theorie her so eine Sache...ein weiteres Kapitel.
    Dachte ja, ich erreiche mit dem C8 f3.3, sonst hätte ich sicher meinen kleinen Refraktor genommen.
    Welchen IR-Pass-Filter hast du?
    Gerne würde ich darauf zurückkommen.


    VG


    Christian

  • Hallo Christian,


    super, finde das sehr interessant, was du da gemacht hast. Toll, wenn jemand neue Ideen umsetzt.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Caro</i>
    <br />
    Bei einer Sache hast du dich allerdings getäuscht: Bei der Palomar-Aufnahme die du verlinkt hast, sind laut Text die Filter J, H und K verwendet worden. Das sind aber keine Schmalband-Filter, die sind vielmehr vergleichbar mit ganz normalen RGB-Filtern, bzw sogar noch breitbandiger. Der J-Filter geht von ca. 1150 bis 1300 nm, der H-Filter von 1500 bis 1800 und der K-Filter von 2000 bis 2300 nm.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Caro,


    das für uns sichtbare Licht spielt sich doch im Bereich von ca. 400 - 700nm ab. Die oben erwähnten Filter arbeiten in einem deutlich langwelligeren Bereich. Für mich ist das dann ein quasi verschobenes RGB und hat mit dem "wirklichen" nichts zu tun. Versteh ich da irgendwas falsch?


    Gruß


    Werner

  • Hallo Werner,


    genau das hab ich ja geschrieben [;)] Der Punkt ist eben, daß JHK mit RGB verglichen werden sollte und nicht mit H alpha und O III, weil die beiden letzteren eben Schmalbandfilter sind und JHK Breitbandfilter wie RGB.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Leute,


    nochmal vielen Dank für für Eure Beiträge!




    Hallo Caro,


    hast Du vielleicht eine Adresse für mich, unter der geeignete IR-Kameras angeboten werden?
    Sicher sind es teure Spezialanfertigungen... aber trotzdem.


    Bis jetzt habe ich nur eine Art Web-Cam mit Phosphorbeschichtung auf dem CCD-Chip gefunden, Empfindlichkeitsbereich: 1500-1600nm, Einzelbelichtungzeit: max.10s, Preis ca. 2500,-



    VG


    Christian

  • Hallo Christian,


    da fällt mir auch nur bedingt was passendes ein. Das Max-Planck-Institut für Astronomie hier hat eine von FLIR, die über C-Mount ganz primitiv wie eine Webcam ans Teleskop angebracht wird (das Teil ist allerdings deutlich größer als eine Webcam). Aber was sowas kostet, keine Ahnung.


    Nahinfrarotbeobachtungen sind tückisch, irgendwann stört der Wasserdampf in der Erdatmosphäre. Außerdem muß man sich ab einer bestimmten Wellenlänge sogar über Dinge Gedanken machen, an die man vorher nie gedacht hätte, zum Beispiel wie es mit der IR-Transmission sämtlicher Linsenoptik im Strahlengang aussieht. Jemand der da nochmal über JHK hinausgehen will, muß da übrigens auf Luxus zurückgreifen, nämlich in Form von Fluorit.


    Viele Grüße
    Caro

  • Hallo Caro,


    FLIR ist mir ein Begriff...mal sehen, was ich dort finden kann.
    Apogee ist auch ein Hersteller von IR-Kameras, aber die Preise...
    oft ist die Euphorie größer als die vorhandenen Mittel.


    Ich danke Dir für die Info und Hinweise.


    VG


    Christian

  • Hallo Ralf,


    Thermografiekameras nutzen üblicherweise noch langwelligeres Infrarot - so ab ca. 3000 nm und bis zu 15000 nm. In dem Bereich wirds von etwa Meereshöhe aus am Sternhimmel ziemlich dürftig, der Wasserdampf in der Erdatmosphäre absorbiert dir alles weg. Außerdem braucht man da dann tatsächlich Spezialmaterialien für alles was Linse heißt...


    Viele Grüße
    Caro

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