ISS - Das Experiment

  • Die internationale Raumstation, unübersehbar am Himmel ob ihrer Helligkeit und kaum fassbar wegen ihrer Geschwindigkeit. In eineinhalb Stunden hechelt das Teil einmal um den Globus rum. Da komm ich auf meinem Fahrrad nicht mehr ganz mit, auf jeden Fall nicht, wenn ich Gegenwind habe...


    Ich hatte nun schon ein paar Versuche mit der ISS hinter mir. Die Ergebnisse waren nicht überragend, aber durchaus in Ordnung für die Ausrüstung und das Können. Die Ausbeute an Bildern war allerdings undiskutabel. Und das musste besser werden.


    Es war der Abend nach dem Sternschnuppenregen der Perseiden, an dem ich einen neuen Versuch starten wollte. Ich hatte beschlossen, das Teleskop diesmal von Hand nachzuführen. Da es an der Montierung jedoch keine Klemmung gab, die ich für diesen Zweck lockern konnte, musste ich improvisieren und befestigte das MAK auf meinem Fotostativ. Ich hoffte, daß Stativ und Kugelkopf in dieser Viertelstunde nicht gleich zusammenbrechen würden. Ans Teleskop selber klebte ich noch mit Isolierband einen Besenstiel, der für eine ruhigere Nachführung sorgen sollte.


    Die Kamera kam wieder mit Hilfe des T2-Adapterringes hinten ans Teleskop. Die Belichtungszeit hatte sich beim letzten Versuch mit 1/1250s als praktikabel erwiesen, den ISO-Wert verdoppelte ich aber auf 1600 und schaltete den Videomode mit 3fach-Zoom ein. Die Fokussierung hatte ich schon vorher per LiveView und 10fach-Zoom auf einen Stern durchgeführt. Die ISS konnte kommen.


    Kurz bevor die Raumstation auftauchte, bemerkte ich siedendheiss, daß ich einen fatalen Denkfehler begangen hatte. Denn der Kugelkopf war für mein Vorhaben nicht geeignet. Als ich nämlich die Klemmung leicht löste, kippte das Teleskop zur Seite. Es war also Essig mit der ruhigen Nachführung per Besenstil. Die ISS war schon zu sehen und so war keine Zeit mehr, den Dreiwegeneiger aufs Stativ zu schrauben. Also entfernte ich flugs den Besenstil, schaltete die Kamera ein, nahm das MAK in beide Arme und gab mein Bestes.


    Nach 6 Minuten war der Spuk vorbei und ich baute alles ab. Das Resultat übertraf meine Erwartungen, denn auf mehr als 10% der 8000 Frames war die Station zu sehen. Hier mal 5 Bilder, gestackt mit registax, bearbeitet mit fitswork und darktable, ein 1:1-Crop, zweifach vergrößert.



    Aufnahmedatum 12. August 2012, 21 Uhr 18


    Edgar

  • Hallo Edgar,


    Mir ist es noch immer ein Rätsel wie du es mit dieser Technik überhaupt schaffst die ISS aufs Bild zu bringen. Mal wieder meinen vollen Respekt zu dieser gelungenen Aufnahme. Ich glaube ich gebe mich auch mal dran, habe auch noch einen Besen und eine Schaufel hier stehen, daraus müsste sich doch was machen lassen ;)


    Gruss Sascha

  • Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.


    Das Fotostativ mit dem Teleskop obendrauf stand auf einem Gartentisch, damit ich die händische Nachführung ohne allzu große Verrenkungen bewältigen konnte, dachte ich auf jeden Fall. Doch je näher sich die Raumstation dem Zenith näherte, umso schwieriger wurde es, durch den Leuchtpunktsucher zu sehen. Ich ging in die Knie und hoffte, daß keiner meiner Nachbarn die Turnübung beobachten würde. Aber dann war es zu Ende und das Teleskop schlug am Stativ an. Ich packte das MAK samt Stativ und stellte es auf die andere Seite des Tisches, suchte die ISS und weiter ging es.


    Interessant war es, daß die ISS nun anders von der Sonne beleuchtet wurde und weitere Details zum Vorschein kamen (merkte ich natürlich erst, als ich die extrahierten Einzelbilder ansah). Eines dieser Bilder möchte ich euch noch zeigen, ungestacked und nur mit darktable bearbeitet.



    Aufnahmedatum mov-file 12. August 2012, 21 Uhr 18
    1/1250s
    ISO 1600
    3fach Digitalzoom
    einzelnes Frame
    1:1-Crop, zweifach vergrößert


    Edgar

  • Ich weiß garnicht, mit wem ich Dich vergleichen soll:
    John Rambo, der die ISS in 400km Entfernung aus der Hüfte abschießt oder MacGyver. (Naja, letzterer hätte es wahrscheinlich mit einer Camera obscura gemacht.) [:D][:D][:D]


    Na jedenfalls ne ziemlich coole Nummer mit erstaunlich gutes Bildern! [:)]

  • Danke fürs Lob.


    Ganz zufrieden bin ich aber noch nicht. Ein kleinwenig mehr müßte noch gehen. Wenn ich es rein auflösungstechnisch überschlage, wird es mir aber wohl nicht gelingen, fotografisch zu dokumentieren, daß die Astronauten der ISS mir immer zuwinken, wenn sie mich beim Überflug mit meinem Teleskop im Garten stehen sehen. [:)]


    Edgar

  • Danke Paul


    Die Website hinter dem Link ist ja toll. Stereo-Bilder von der ISS! Keine Ahnung, wie die produziert worden sind. Sieht auf jeden Fall super aus, wenn ich das Ganze nach dem Kreuzblick.Verfahren betrachte. Ich hab selber schon solche Kreuzblick-Bilder gemacht. Die ISS würde mich wegen der weiten Entfernung aber vor unlösbare Probleme stellen.


    Aprobos weite Entfernung.


    Kein wunder, wenn da ein Astronaut auf den Fotos zu sehen ist. Die ISS war damals ja viel näher an der Erde als es heute möglich ist [:)]. Aber mal im Ernst, ich hab mal kurz nachgerechnet, was ich mit meinem Teleskop bestenfalls schaffe. Bei der Auflösung von einer Winkelsekunde, die die 5 Zoll bringen, könnte ich bei 430km Entfernung Details bis hinab zu etwa 2 Metern unterscheiden. Ich denke, da muß tatsächlich noch was gehen bei der ISS.


    Ähm, weiß vielleicht jemand, wie groß die Astronauten sind, die gerade auf der Raumstation sind? [:)][:)]


    Edgar

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