Besuch der ROTAT Remotesternwarte, Süd-F [Update]

  • Hallo zusammen,


    da mich der August eines jeden Jahres nach Südfrankreich in die Partnerstadt Bad Mergentheims verschlägt, freue ich mich auch immer darauf, den besonders dunklen Himmel der Provence beobachten zu können. Dieses Mal ergab sich im Vorfeld die Möglichkeit, dank Caro und Dominik (DK279), einen Besuch meinerseits im OHP (Observatoire Haute-Provence) bzw. ROTAT (Remote observatory of theoretical Astrophysics Tuebingen) zu planen. Hierzu traf ich mich mit DK und er wies mich in die Benutzung der Sternwarte ein. Diese Sternwarte, die man via Internet betätigen kann, wurde im Jahre 2000 von Prof. Dr. Hanns Ruder ins Leben gerufen. Auch Caro und Dominik waren im März diesen Jahres schon dort, Link von Caros Bericht hier:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=136472


    Nachfolgend möchte ich euch einen kleinen Bericht meiner Reise in unsere südfranzösische Partnerstadt sowie zum OHP und ROTAT zeigen.


    Zunächst einmal war die Fahrt nach Südfrankreich mit knapp zehn Stunden nicht ohne. Trotz Klimaanlage setzten die mit jedem Kilometer steigenden Temperaturen zu...:



    Eine nette Baumallee nach dem Städtchen Mane auf dem Weg zum Observatorium...



    Eine alte Mühle auf einer kleinen Anhöhe bei St.-Michel l'Observatoire...:



    Und hier zwei Blicke auf St.-Michel l'Observatoire...:




    Nein... da gehts nicht lang, auch wenns verlockend klingt:



    Dann stand ich mit dem Auto vor dem Eingang zum OHP-Gelände. Ob die mich reinlassen?



    Ja, ich kam rein. Dominik kümmerte sich im Vorfeld von Deutschland aus um einen Zugang für mich. So konnte ich bei Monsieur Payan, dem netten Pförtner meine Magnetkarte abholen, mit der sich auch tatsächlich die Schranke öffnete [;)]


    So was sieht schon erhaben aus...:




    Das Schild am Eingang weist auf die Entdeckung des ersten Exoplaneten im Jahre 1995 hin:



    Noch imposanter als der Anblick der Kuppel gab sich der Anblick des Teleskops mit einem 1,93 Meter Spiegel...:



    Olivier Labvrevoir erklärt gerade einer Besuchergruppe die Funktionsweise des Teleskops und was am OHP alles gemacht wird.


    Nach der Gruppenführung hatte Olivier Zeit für mich. Schon aus Deutschland nahm ich über Dominik Kontakt mit ihm auf. Olivier führte mich erst mal auf die Aussichtsplattform der großen Kuppel:



    Aussicht in Blickrichtung Norden von der großen Kuppel aus. Versteckt zwischen den Bäumen ragt das Zwillingskuppelgebäude raus, das sogenannte "Jumelee". Die rechte der beiden Kuppeln ist das ROTAT.



    Im ROTAT angekommen sah es dann so aus:



    Hauptinstrument des ROTAT ist derzeit ein 60 cm Cassegrain mit f/8. Dominik und Caro werden das Gerät im Herbst zu einem f/3.3 Newton umbauen.


    Nette Kamera ist da adaptiert... [:)]



    Blick aus der Kuppel in Richtung 1.93.



    Der zunehmende Mond ist auch irgendwo im Bild versteckt [;)]


    Und dann wurde es Nacht...



    Und so sieht das Kuppelinnenleben bei Nacht aus...



    Und dann endete die erste Nacht mit einem schönen Sonnenaufgang über den Bergen...:



    Das 60 cm Cassegrain habe ich in den beiden Beobachtungsnächten nicht genutzt. Ich habe meine dSLR und die CCD piggyback am Teleskop angebracht und die wahnsinns Transparenz der Provence genutzt. Zum einen schraubte ich das 85 mm Objektiv auf die dSLR und lichtete die Gegend im Mittelteil des Schwan ab. Noch nie habe ich dieses Sterngebiet kontrastreicher und gradientenfreier aufnehmen können...:



    EOS 5D Mark III mit 85 1.2L
    f= 85 mm, f/3.2, t= 5 x 10 min, 400 ISO.
    Ich hab etwas h-Alpha mit reingemischt


    Die CCD zielte in die gleiche Richtung, allerdings mit einem 200 mm Objektiv...:



    ATIK 383L+ mit EF 200 2.8L
    f= 200 mm, f/4
    t= 20 x 7 min, 36 Darkframes (beim Darkframes machen bin ich eingepennt *g*)


    Und hier noch eine eingefärbte Version:


    Die beiden Bilder sind meine Ausbeute der beiden Beobachtungsnächte im ROTAT. Ich wollte nicht auf Teufelkommraus massig Bilder mit nach Hause bringen. Allein der supertransparente Himmel der Provence überwältigte einen. Auch das Herumfotografieren in der Nacht im Gelände bzw. der Aufenthalt im OHP generell war umwerfend. An dieser Stelle möchte ich Caro und Dominik sowie Prof. Hanns Ruder danken, die mir diese Möglichkeit gegeben haben. Für Herrn Ruder sollte ich mit seiner EOS auch ein paar "nette Bilder" machen [;)]


    Auch Olivier Labrevoir möchte ich herzlich danken. Er nahm sich viel Zeit, um mir das Gelände um das OHP/ROTAT zu zeigen. Er freute sich sehr, dass jemand seine Sprache gesprochen hat [:)]


    Zum Abschluss noch einige Bilder ohne Kommentierung vom Pays dignois in der haute Provence...:












    Ich hoffe, das Lesen meines kleinen Bilderberichtes hat euch etwas Spaß gemacht... [:)]
    Und ich hoffe, dass ich im nächsten Jahr wieder ein paar Nächte im OHP/ROTAT verbringen kann.


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens ...
    sehr, sehr schöne Fotos !
    Sowohl inhaltlich wie auch fotografisch.
    Der "Bericht" macht mir sehr viel Freude beim lesen und ist toll anzusehen.


    Da ich auch regelmäßig dort "ablichte" und Du (leider) keine "60cm-Fotos"
    in deiner Abfolge hast erlaube ich 3 Stk. beizusteuern.
    Sollte Dir dieses nicht zusagen ... werde ich sie sofort wieder entfernen,


    Viele Grüße
    Marco




  • Hallo Jens,


    ein schöner Bericht mit klasse Bildern, wie man es von dir kennt. Okay, das erste Bild finde ich jetzt nicht nachahmenswert [;)].
    Fazinierend finde ich das Gegengewichtskunstwerk am 24"-Zöller mit den dekorativen Fussbällen.


    Gruss Heinz

  • Hallo zusammen und danke für das Feedback.
    Ja, die 40 Grad muss man nicht jeden Tag haben. Da ist nachts an Schlaf nicht zu denken. Zum Glück hatte ich meinen USB-Ventilator für 5 € dabei, der brachte wenigstens etwas Bewegung in die Luft [;)]


    Die Schaumgummibälle haben nur den praktischen Zweck, damit man sich die Birne nicht anschlägt [;)]. Sieht zudem noch ganz nett aus [:)]


    Marco, sehr schöne Bilder mit dem 60er. Ich war nur so fasziniert von dem Himmel, so dass ich Aufnahmen mit weiterem Feld getätigt habe.


    Der Aufenthalt war auf jeden Fall sehr schön und mit Olivier Labrevoir habe ich einen netten Gleichgesinnten im Süden Frankreichs gefunden. DK übertrieb nicht als er sagte, Olivier sei sehr nett [:)]


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens,
    ja, die Haute Provence ist schon ein feiner Flecken auf unserer Erde. Als regelmäßiger ROTAT-Nutzer möchte ich Dir dafür danken, daß Du Dich um die Kuppel-Nachführung gekümmert hast. Die hat ja in der letzten Zeit uns immer etwas geärgert.
    Der Umbau in den Newton-Modus wird ja auch mit einer Neubelegung des Spiegels verbunden sein. Leider kann ich im Herbst nicht selbst mit vor Ort sein, aber ich plane eventuell mit Dieter Husar in nächsten Frühjahr vor Ort zu sein. Hast Du Dir auch die SATINO-Teleskope angesehen?


    Beste Grüße


    Andre

  • Hallo Andre,


    gern geschehen. Da ich ohnehin ein bis zwei Mal pro Jahr da runter fahre, biete ich mich auch gerne an, Dinge mitzunehmen. Den Laser habe ich in Schrank Nr. 2 deponiert [;)] Olivier weiß Bescheid.


    Das SATINO habe ich für Dieter (Aussprache Olivier "Dietär Üsahr" [;)]) ebenfalls fotografiert, ein paar Fotos von außen sowie die Teleskope innen bzw. den Kontrollraum. Die Bilder gebe ich beizeiten Dominik oder Hanns. Die Astromesse bietet sich u. U. hierfür bestens an.


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Andre, hallo Jens,
    event. können wir ja mal ein Fahrgemeinschaft "anstreben" ?
    Ich würde gerne vor Ort alles mal Live sehen.
    Die Fotos von Jens machen mir auf alle Fälle Lust auf einen
    "Vor Ort Termin". Ausserdem würde "man(n)" sich so mal kennenlernen.
    Viele Grüße
    Marco

  • (==>)Andre und Jens ...
    Das hört sich ja schon gut an.
    Wir können dann ja über die ROTAT Seite und/oder Email in Kontakt
    treten wenn es dann mal bzgl. eines Termins konkreter werden kann,
    bzw. eine Reise geplant ist.
    Für mich war / ist es schon mal gut zu wissen, die Möglichkeit besteht überhaupt.
    Gruß
    Marco

  • Hallo Jens,


    Da kann ich nur sagen: magnifique, éclatant, brillant, fabuleux, merveilleux, fantastique,... kurzum: parfait!


    Sehr schöner Bericht von einem sehr schönen Fleckchen Erde in Verbindung mit dem schönsten Hobby überhaupt!
    Solch ein schöner Ort und solch eine schöne Sprache...


    Gruß, Eric

  • Freut mich, wenn der kleine Bilderbericht gefällt. Ich packe solche Aktionen ganz gerne in Bilder ein und binde das Drumherum mit ein.


    Aber es stimmt, der Himmel an sich ist in einer dunklen (mondlosen) Prairienacht dunkler als der Allerwerteste eines schwarzen Stieres *gg*. Allein das lässt einem Sternfreund das Herz und die Augen übergehen. Ich war mal in den Bergen auf knapp 1900 m. Ich hätte mich am liebsten in die Wiese legen und einfach nach oben schauen wollen... Aber das war eine Weide mit Hinterlassenschaften und bissige Schlangen gibts da auch manchmal [:)]


    Auf besagtem Berg traf ich auch einige Astrofreunde aus dem Elsass (Wittelsheim), die einmal jährlich Astrourlaub in der Gegend machen. Unter anderem war dort ein Riesendobson zugegen. M 51 oder der Cirrusnebel darin... einfach genial.


    Grüße,


    Jens

  • Hallo alle ...
    nach nun mehr als einem Jahr und monatlich mehrfacher Fotonutzung
    der ROTAT - Ausrüstung hier "meine kurze bescheidene" Erfahrung.
    - Der Himmel ist sicher besser als hier bei uns (in den meisten Gebieten)
    - Der Wolkendurchzug bzw. die Bewölkung an sich ist sehr gering.
    - Das Seeing ist oft sehr schlecht (wegen Mistral)
    - Im Idealfall (hatte ich glaube ich nur 1 mal) lag es bei 2.8"
    - Normal sind eher Seeingwerte von über 3-4"
    ... für die "große" 60cm Optik ist es schon oft sehr hinderlich
    und erlaubt max. ein 2x2 Binning.
    Bisher war ich nicht in der Lage mit 1x1 ein brauchbares Foto anzufertigen


    viele Gruesse
    Marco

  • Das mit dem Seeing bestätigt jeder am OHP Tätige. Aber wohl einige Kilometer weiter in Richtung Landesinnere gibt es eine weitere Sternwarte mit Seeing regelmäßig unter einer Bogensekunde. Das ist für Planetenfreunde ideal. Klar schlägt sich schlechtes Seeing mit 4 arcsec auch bei langbrennweitigen Deepskyaufnahmen nieder, deshalb bevorzugte ich mein 200 mm Objektiv [:)]


    Dominiks Plänen zufolge, erfolgt am 60er ja ein Umbau, der das Ganze wieder relativiert.
    Aber auch ohne Beobachtung am Teleskop... Die Gegend, der Himmel... einfach nur genial [:)]


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens ...
    ja, auf die Brennweitenreduzierung und die neue Verspiegelung
    freue ich mich auch schon. Das größere Gesichtsfeld und
    die "hierdurch" kürzeren Belichtungszeiten kommen dem schlechten
    Seeing entgegen. Laut Dominik liegt die zur Zeit vorhandene
    Spiegelleistung bei nur ca. 60%. In der Summe können wir also sicher für die Zukunft
    auf schöne Aufnahmen hoffen.
    Ich freue mich ... wie gesagt :)
    Gruß
    Marco

  • Hallo zusammen,


    ich plane, im Rahmen unserer Monatsversammlungen der Astronomischen Vereinigung Weikersheim e. V. am


    Freitag, 15. März 2013 um 20 Uhr
    im Vereinsheim der Astronomischen Vereinigung Weikersheim (Schulstraße 11, 97990 Weikersheim)


    einen Vortrag über Remotesternwarten mit Reisebericht zum Observatoire Haute-Provence / ROTAT zu halten. Mit dabei wird eine Livevorführung der Fernsteuerung des ROTAT sein. Bei gutem Wetter könnte auch die Gewinnung einiger Rohbilder möglich sein.


    Ihr seid hierzu herzlich eingeladen, der Eintritt ist selbstverständlich frei. Näheres werde ich hier noch mitteilen [:)]


    Grüße,


    Jens

  • Hallo zusammen,


    ich hole diesen Thread mal hervor, da ich mit etwas Stolz meine ersten remotegetätigten Astrobilder zeigen möchte. Es handelt sich zwar um keine hochaufgelösten Deepfieldaufnahmen mit Grenzgröße 39mag. Auch die Wahl des Objektes ist nichts außergewöhnliches und manch einer mag mit einem wesentlich kleineren Teleskop vom heimischen Garten aus beeindruckendere Aufnahmen gewinnen. Aber darum geht es mir jetzt nicht... ich bin begeistert von der Tatsache, Technik in 1.000 Kilometern Entfernung via Mausklick am PC zu bedienen. Und einige dort tätige Kollegen sind auch hier im Astrotreff unterwegs und wie auch in diesem Thread bereits gezeigt, sehr erfolgreich.


    An der eingangs beschriebenen ROTAT Sternwarte entstand dieser Orionnebel:



    Eine Nacht zuvor gelang diese Aufnahme des Mondes:



    Hier gelangt ihr zu einer 4.000 Pixel-Auflösung:
    https://dl.dropbox.com/u/36109261/temp/mond_rotat1911_03.jpg


    Mehr Infos rund um die ROTAT sowie das SATINO (Small Automated Telescope for INternet Observations) und die Stiftung Interaktive Astronomie und Astrophysik könnt ihr hier erfahren:


    http://www.stiftung-astronomie.de/stiftung.htm


    Viele Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens ...
    ich hatte Dir ja schon via Email bzgl. der beiden schoenen Aufnahmen geantwortet. Ich finde beide sehr gut.
    Mir geht es wie Dir auch ... "Der Weg ist das Ziel" ! und ich finde die "Fernsteuerung" auch, einfach nur "sau" gut :)


    Hier als ergänzende Werbung fuer ROTAT "meine" letzten Aufnahmen :






    Viele Grüße
    Marco

  • Hallo Marco,


    sehr schöne Ergebnisse. Dank der prima Transparenz dort kann man sehr tiefe Bilder gewinnen.


    Ist auch sicher interessant bei Sternbedeckungen durch den Mond, anhand der Parallaxe durch verschiedene Standorte Entfernungsbestimmungen anzustellen. Schöne Aufgabenstellung für Schüler [:)].


    Grüße,


    Jens

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