WinJUPOS für Planetenfilmer - Anleitung (>3MB!)

  • <center></center>Servus Planetenfreunde,


    mit dieser Anleitung möchte ich euch kurz, aber bebildert einige Funktionen von WinJUPOS vorstellen. Gerade seit den letzten Versionen bringt WinJUPOS einige Funktionen mit, die sich der ambitionierte Planetenfilmer nicht entgehen lassen sollte.


    Schon seit längerer Zeit kann man damit RGB-Kanäle passgenau übereinanderlegen und so den Zeitdrift zwischen den Farbkanälen ausgleichen. Jetzt ist auch eine Funktion hinzugekommen, die mehrere, zeitversetzte Aufnahmen eines Kanals derotieren und überlagern kann. Ebenso lassen sich nun ganze Videos derotieren. Das erlaubt nun Gesamtbilder zu erstellen, die (im Falle des Jupiters) auch mal gut 20-30 Minuten umfassen.


    <center></center>
    Das Programm wurde von Grischa Hahn entwickelt. Es bezeichnet sich selbst als "Database for object positions on planets and the Sun" und entsprechend ist es strukturiert. Die für den Bildermacher wertvollen Funktionen, sind als Werkzeuge eingebettet. Einen programmgestützen Workflow, wie das zB. Registax, Autostakkert und Co. liefern gibt es dafür nicht.


    Link zu WinJUPOS: http://www.grischa-hahn.homepa…/astro/winjupos/index.htm
    Link zur JUPOS-Datenbank: http://jupos.privat.t-online.de/
    <hr noshade size="1">


    Inhalt:
    <ul>
    <li>Start des Programms und die Ephemeridenansicht</li>
    <li>Einmessen von eigenen Bildern</li>
    <li>Kombination von zeitversetzten Bildern/Kanälen</li>
    <li>Derotation von Videos</li>
    <li>Kartenberechnung und Animationen</li>
    </ul>


    <hr noshade size="1">


    Eine eigene Homepage ist leider noch nicht fertig, daher veröffentliche ich das ganze im Astrotreff. Sobald die Zeit es erlaubt, werde ich das ganze noch als druckerfreundliches PDF nachschieben. Ich hoffe man kann alle Schritte nachvollziehen.


    Sollte irgendwo etwas fehlen, falsch sein oder sonstige Fragen auftreten, dann macht das gerne hier im Thread.


    Grüsse
    Korbinian


    <hr noshade size="1">


    <h2>1: Start des Programms und die Ephemeridenansicht</h2>


    Nach dem Start legt man zunächst fest, mit welchem Objekt im Sonnensystem man arbeiten möchte. Dies geschieht über die Auswahl <i>Programm -&gt; Himmelskörper</i>


    <center></center>


    Beim der erstmaligen Auswahl erscheint ein Optionenfenster. Hier sollte man direkt einen passenden Arbeitspfad festlegen. Das Programm springt immer wieder beim Öffnen/Speichern in diesen Pfad. Lohnt sich also diesen "nah" zu den Bildern zu wählen.


    Anschliessend kann man sich direkt eine sehr umfangreiche und nützliche Funktion ansehen, die Ephemeridenrechnung unter <i>Werkzeuge</i>.


    <center>


    </center>


    Im folgenden Fenster bekommt man nun zum <font color="red">•</font id="red">eingegebenen bzw. aktuellem Datum und Uhrzeit (UT!) so ziemlich alles um die Ohren gehauen, was man sich nur vorstellen kann. Über zwei Reiter bekommt man die Informationen zu den Monden. Eine grafische Darstellung, inkl. Monde und deren Schatten ist über den Reiter <i>Grafik</i> zu erreichen. Unter <i>Optionen</i> finden sich die Einstellungen zur Darstellung. Nord/Süd oben und seitenrichtig bzw. verkehrt.


    <center></center>


    Es lohnt sich durchaus, sich etwas näher mit dem Rechner zu beschäftigen. Gerade Mond(schatten)transits lassen sich sehr einfach darstellen und man kann sich die "pretty pictures" Zeitpunkte rausnotieren.


    <hr noshade size="1">
    <h2>2: Einmessen von eigenen Bildern</h2>


    Die meisten Funktionen von WinJUPOS basieren sozusagen darauf, dass das Programm jedes Bild exakt in Lage und Zeitpunkt kennengelernt hat. Hierzu wird unter <i>Datenerfassung</i> der Punkt <i>Bildausmessung</i> verwendet.


    <center>


    </center>


    Im folgenen Fenster muss man nun zunächst <font color="red">•</font id="red">ein Bild öffnen. WinJUPOS frisst einige Dateiformate, sinnvoll sind für uns natürlich hauptsächlich die 16-Bit/Kanal Formate wie TIFF und PNG. FITS werden leider nicht unterstützt.
    Anschliessend wird das entsprechende <font color="green">•</font id="green">Datum mit mittlerer Uhrzeit in UT eingegeben. (Mittlere Uhrzeit: Nicht die Anfangs- oder Enduhrzeit eures Stacks, sondern die Mitte, ansonsten stimmen die Koordinaten nicht exakt. Für Überlagerungen und Derotationen ist zumindest der relative Abstand der Bilder kritisch)


    In der Hilfe findet ihr aussderdem eine Dateinamen-Maske für das Datum. Korrekt umbenannt übernimmt WinJUPOS Datum und Uhrzeit dann direkt aus dem Dateinamen.


    Anschliessend kann über den <font color="blue">•</font id="blue">Reiter <i>Just.</i> das Bild eingemessen werden.


    <center></center>


    Hier ist es erforderlich, dass ihr den Rahmen korrekt um den Planten legt. Der Rahmen ist mit N für Norden und P für proceeding eindeutig markiert. Sollte euer Bild gespiegelt aufgenommen worden sein, könnt ihr das mit einem Rechtsklick ins Bild im Kontextmenü auswählen. Bei Jupiter gibt es ausserdem die Möglichkeit der automatischen Ermittlung der Umrandung. Ansonsten erfolgt die Einstellung der Umrandung über die im Bild beschriebenen Tasten. Die Einstellungen auf der linken Seite beziehen sich auf die Bilddarstellung.


    <center></center>


    Danach könnt ihr noch Kamera- und Teleskop Paramter im Reiter <i>Opt.</i> hinterlegen. Bei Eingabe von <font color="red">•</font id="red">Pixelgrösse und Öffnung wird euch direkt neben dem <font color="green">•</font id="green">Abbildungsmasstab auch euer Öffnungsverhältnis in der Statuszeile ausgespuckt.


    <center></center>


    Anschliessend speichert ihr im Reiter <i>Bild</i> eure Ausmessung ab. Das Bild selbst wird dabei <b>nicht</b> mit abgespeichert, sondern lediglich ein Verweis dazu. Ihr solltet also anschliessend das entsprechende Bild nicht mehr umbenennen, verschieben oder löschen.

  • <h2>3a: Kombination von zeitversetzten Bildern</h2>


    Mit dieser Funktion können nun mehrere Aufnahmen überlagert werden, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind. Im konkreten Beispiel wurden innerhalb von rund 30 Minuten 3 RGB-Serien von Jupiter aufgezeichnet, die zu einem Gesamtbild verrechnet werden sollen. Hierzu werden nun jeweils die Rohbilder jedes Farbkanals derotiert und überlagert und erst anschliessend geschärft. Pro Farbkanal entsteht also ein neues Rohbild zu einem mittleren Zeitpunkt.


    <center></center>


    Die Funktion <i>De-Rotation von Bildern</i> erreicht ihr über das <i>Werkzeuge</i> Menü.


    <center></center>
    Über die Schaltfläche <font color="red">•</font id="red">Bearbeiten werden nun die zuvor erstellten Einmessdateien (*.ims) eines Farbkanals hinzugefügt.


    <center></center>
    WinJUPOS passt danach automatisch die Bildgrösse an. In der Grafik seht ihr die Rotation der Einzelbilder. <font color="red">•</font id="red">Achtet darauf, dass wieder ein 48-Bit Bildformat wie TIFF oder PNG ausgewählt ist. Nun könnt ihr das<font color="green">•</font id="green"> Bild berechnen lassen. Das derotierte und überlagerte Bild wird nun angezeigt und automatisch ins Zielverzeichnis abgelegt. Über den <font color="blue">•</font id="blue">Bildvermessungsknopf kommt ihr direkt zur Bildvermessung des generierten Bildes. Für die möglicherweise anschliessende RGB-Zusammenstellung ist es nötig wieder eine Vermessungsdatei abzuspeichern.


    <hr noshade size="1">
    <h2>3b: Kombination von zeitversetzen Kanälen</h2>


    Die nun erstellten, derotierten Rohbilder der einzelnen Farbkanäle weisen möglicherweise noch eine erkennbare Rotation zueinander auf. Diese kann über das Werkzeug <i>De-Rotation von RGB-Einzelbildern</i> kompensiert werden.


    <center></center>
    <center></center>
    Die Vorgehensweise ist analog zu 3a. Es werden die Bildausmesungen der jeweiligen Farbkanäle entsprechend eingeladen, Speicherort und Dateityp ausgewählt und das Bild berechnet.


    <center></center>
    Jetzt kann das fertig verrechnete Rohbild ins Programm der Wahl geladen werden, um mit der gewohnten Schärfung, Glättung etc. zu beginnen. Wie man sieht geht die Derotation nicht ganz spurlos am Bild vorbei. An den Rändern entstanden einige Ringartefakte. Die RGB-Derotation führt gerne mal zu Rot/Blau Spuren am Planetenrand.


    <center></center>
    Der Mehraufwand hat sich zumindest im diesem Fall sicher gelohnt. Links die Kombination von 3 Serien über 30 Minuten. Rechts das Endergebnis einer Serie.

  • <h2>4: Derotation von Videos</h2>


    Hier muss ich gestehen, dass ich bisher noch keine sinnvollen Versuche unternehmen konnte. Mein Jupiter/Saturnarchiv besteht nur aus entsprechend kurzen Sequenzen. Diese Option sollte insbesondere für lange UV/Methanbandaufnahmen oder auch für Farbkamerabenutzer interessant werden.


    Weitere Informationen entnehmt ihr am besten erst einmal aus der Hilfe. Dort findet ihr neben einigen Beispielbildern auch ein Rezept zur korrekten Verarbeitung.


    <center></center>


    Die Funktion <i>De-Rotation von Videos</i> ist ebenfalls über das <i>Werkzeuge</i> Menü zu erreichen.


    <center></center>


    Zum Video muss aus einem verkürzten Abschnitt ein Bild erstellt und eingemessen werden. Wichtig ist ausserdem, dass im Video die korrekte Bildwiederholrate angegeben ist, damit WinJUPOS die Endzeit berechnen kann. Das Video sollte ausserdem mit konstanter Geschwindigkeit laufen. Bei der Aufnahme sollte es also auch keine Framerateeinbrüche gegeben haben oder gar Pausen.

  • <h2>5: Kartenberechnung und Animationen</h2>


    Den letzten Abschnitt möchte ich recht kurz halten, auch wenn es ein recht komplexes Thema ist. Mit eingemessenen WinJUPOS Bildern lassen sich sehr anschauliche Oberflächenkarten erstellen. Das macht natürlich insbesondere dann Sinn, wenn man genügend Material gesammelt hat, um auch den ganzen Planenten darzustellen.


    Die Funktion findet ihr im Menü <i>Auswertungen</i> -&gt; <i>Kartenberechnung</i>.


    <center></center>
    <center></center>
    Zunächst werden wieder die zu verarbeiteten <font color="red">•</font id="red">Ausmessungsdateien geladen. Anschliessend müsst ihr ein wenig experimentieren. Es empfiehlt sich die Funktion <i>Optimale Längenbereiche ermitteln</i>. zu verwenden. Dabei werden dann die einzelnen Bilder automatisch begrenzt. Manuell bestimmt ihr das über die <i>von L</i> - <i>bis L</i> Spalten. Den ZM eurer Bilder bekommt ihr dort ebenfalls angezeigt. Sollten Details wie zB. der GRF zerschnitten werden, dann könnt ihr damit den Bereich manuell etwas zurechtrücken. Je homogener euer Bildmaterial ist, desto schöner wird natürlich die jew. Karte. Einige Funktionen zur Helligkeitsanpassung bietet auch WinJUPOS.


    <center></center>
    Eine eigene Karte, die man ohne Legende und Gitter abspeichert, kann man anschliessend als Textur für die Grafikanzeige der Ephemeridenberechnung verwenden.


    <center></center>
    Dazu müsst ihr die Karte im <i>Options</i>reiter der Ephemeridenberechnung laden und gemäss euren Einstellungen kalibrieren.


    <center></center>
    Nun habt ihr euren eigenen Jupiter, den ihr über die <font color="red">•</font id="red">Bildsequenzschaltfläche sogar animieren und als Video/Gif abspeichern könnt. Inklusive Mond und Schattentransits und genauer Uhrzeitdarstzellung.


    <center></center>
    Die Funktionen hierzu sind eigentlich selbsterklärend.


    <center></center>

  • Hallo Korbinian,


    ich habe mich mit dem Programm bislang noch nicht beschäftigt.
    Deine Beschreibung macht aber Lust auf den Einstieg ...
    Große Klasse, danke!


    Viele Grüße
    Holger

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: MWendl</i>
    <br />Hallo Korbinian,


    vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast. Ein sehr schöne
    Anleitung ist dies geworden.



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da will ich mich Michael mal anschliessen und gleich die Mods fragen, ob man das in den Wissenspeicher verschieben könnte?


    Ebenso vielleicht das avistack-Tutorial von Robert Reitsam:
    http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=108322&whichpage=2

    Ei,ei,ei.... was hatte ich denn in meiner alten Signatur stehen?


    sternengedönsige clear sky Grüsse,

    Robert aus dem Allgäu

  • Hallo Korbinian,


    Dank deiner Einführung fiel mir der Einstieg sehr leicht. Danke dafür.
    Ich habe ein wenig die de-rotation von Videos getestet. Ja, das klappt sehr gut.
    2 Dinge sind aber wichtig. Zum einen muss das Referenzbild SEHR genau vermessen werden, das gilt insbesondere für die De-Rotation von Fotos, und zum anderen gibt es gelegentlich Probleme mit den AVI-Codecs, Grischa Hahn empfiehlt gleich in SER statt AVI aufzunehmen, oder, wenn nicht möglich, das AVI in SER zu konvertieren. Das geht ganz einfach in "Astro PIPP" einem kleinen kostenlosen Programm. SER können die Verarbeitungssoftwaren problemlos lesen.
    Viele Grüße,
    Ralf

  • Hallo Korbinian!


    Auch von mir ein recht herzliches Dankeschön für die Mühen die Einführung in WinJUPOS zu erstellen. Es macht den Einstieg in dieses recht mächtige aber auch äußerst komplexe Programm. Meine ersten Gehversuche damit waren, bis auf en paar kleine und beherrschbare Hoppalas, von Erfolg gekrönt. Ich hatte mir das Programm schon früher einmal angesehen, war aber von der Funktionsvielfalt und der nicht gerade intuitive Bedienung schlichtweg erschlagen. Das damit erstellte Bild ist um längen besser als das mit althergebrachten Mitteln erstellte erste Bild. Ralph, unser Lattenleger vom Dienst, der der uns die Fahnenstange immer höher werden läßt hat mich mit seinem letzten Bild wieder zu diesem Programm geführt, auch wenn mein Bild sich nie und nimmer mit seinen Bildern messen kann. [;)][;)]. Auch ihm gilt mein Dank. Mal sehen was ich noch alles in den tiefsten Tiefen dieses Programmes finden werde.


    Hier ein Link zum österreichischen Nachbarforum mit den Ergebnissen meiner Gehversuche:


    http://www.astronomieforum.at/viewtopic.php?f=34&t=5898


    CS aus Wien
    Grüße Niki

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!