Mars unter Fraunhoferbedingungen

  • Hallo zusammen,
    seit zwei Jahren bin ich stolzer Besitzer eines 120/1000mm Refraktors (Helios). Diesen hatte ich mir für einen erschwinglichen Preis gebraucht gekauft und bin sehr zufrieden. Ich war gespannt darauf, wie dieser Refraktor den Mars abbilden würde, wenn er mal wieder der Erde nah genug gekommen ist. Am 16. März beobachtete ich gemeinsam mit einem Freund den Mars. Wir benutzten einen 80mm-Rferaktor von Skopos den oben genannten. Visuell zeigte sich unächst einmal - nicht viel! Man meinte, auf dem kleinen Scheibchen mittig einen dunklen, punktförmigen Schatten wahrzunehmen, insbesondere bei indirektem Sehen. Durch die größere Öffnung des Fraunhofers und bei Verwendung eines hochwertigen Okulars konnte diese Hell-Dunkel-Struktur visuell deutlich bestätigt werden. Videosequenzen, die ich mit meiner ALCCD5v anfertigte, zeigten jedoch nur einen hellen, strukturlosen, weißen Ball - offensichtlich hatt ich die Aufnahmen überbelichtet.


    Daher wiederholte ich die Videoaufnahmen eine Woche später und versuchte es mit unterschiedlichen Einstellungen des Programms QGVideo32. Die Videosequenzen bearbeitete ich mit Giotto, indem ich die AVI's in einzelne FITS-Dateien zerlegte. Diese wurden dann aufaddiert und mit Giotto geschärft. Anschließend bearbeitete ich das entstandene Bild weiter mit GIMP, um noch mehr Kontrast herauszuholen. Da ich die Kamera ohne weitere Positionierung in den Okularauszug geschoben hatte, war der Mars auf dem entstandenen Bild so verdreht, dass der Nordpol schräg nach rechts zeigte. Ich drehte daher mit GIMP das Bild, schnitt es nun aus und färbte es ein, um dem Mars ein optisch angenehmes Outfit zu verpassen. Herausgekommen ist das folgende Bild:


  • Hier noch ein Nachtrag: Ich benutzte für die Aufnahme einen Orange-Filter von Seben. Den Refraktor hatte ich auf meine motorisierte ADM-Montierung gepackt. Das ganze Szenarium fand mitten in der Stadt (Neuss) in einem lichtdurchfluteten Hof statt. Mit diesen Bedingungen muss ich hier halt leben, wenn ich nicht weit rausfahren möchte. Aber für Planeten geht das allemal.

  • Hallo Jürgen,


    für 1000 mm Brennweite ist das doch schon ein gutes Ergebnis. Die von Dir verwendete Kamera und Aufnahmesoftware kenne
    ich jetzt nicht im einzelnen. Versuch doch mal das Stacken und Schärfen mit dem Autostakkert 2.46 vom Emil Kraiikamp. Da kannst Du Dir den Umweg über das Zerlegen und wieder Zusammenfügen sparen, zumal das Programm enorm schnell ist und sehr gute Ergebnisse liefert.


    Schöne Grüße,
    Kurt

  • Hallo Kurt,
    danke für Dein Feedback. Mit Autostakkert habe ich noch nicht gearbeitet - das müsste ich dann mal versuchen. Ich nehme an, dass es sich um eine Freeware handelt? Bezüglich der Brennweite muss ich noch ergänzen, dass ich diese mit einer Dreifach-Barlow verlängert habe.


    Viele Grüße
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    ja - Autostakkert ist Freeware. Im Vergleich zu anderer Software ist es extrem schnell. Da kann man sofort nach der Aufnahme einen Durchlauf starten und bekommt nach Sekunden das Ergebnis. So kann man direkt kontrollieren, ob man die Einstellungen (z.B. den Kontrast oder die Bekichtungszeit) ändern sollte. Das Programm gibt auch direkt eine Reihe von geschärften Bildern heraus - die Verwendungsraten kann man vorher eingeben. Am Planeten sind die geschärften Bilder sehr gut - so kriege ich das mit anderen Programmen nicht hin. Beim Mond ist mir die Schärfung zu stark. Da lasse ich Autostakkert nur stacken und schärfe dann mit Avistack 2 (auch Freeware).
    Hier geht es zum Link: http://www.astrokraai.nl/autostakkert.php


    Schöne Grüße,
    Kurt

  • Hallo Jürgen,
    ein schöner kleiner Refraktormars ist dir da gelungen. Ich verfolge so etwas immer ganz interessiert, weil ich mich selbst mit Achro als Planetenfotograf versuche und besonders die Farbgebung immer schwierig finde (aufgrund des Farbfehlers, der bei meiner kurzen Röhre noch ausgeprägter ist).
    Viele Grüße und CS
    Martin

  • Hallo Jürgen,
    da möchte ich mich dem Martin anschließen, ein wirklich gelungenes Bild.
    Ich beobachtete am 23.3. den Mars visuell und danach nahm ich ihn auch fotografisch mit einem 114/900 mm Reflektor ins Visier. Die Details, die auf Deinem Bild zu erkennen sind, sah ich auch so halbwegs durchs Teleskop.
    (==>) Martin; in meinem letzten Thread schrieb ich ja, dass ich noch den Mars aufnehmen wollte. Das klappte soweit auch alles ganz gut, bis dann nach der Euphorie bei den Aufnahmen schnell die Ernüchterung bei der Bildbearbeitung kam; Farbsäume oben und unten um den Planeten. Im Summenbild besonders deutlich zu sehen, die ich nur mit akribischer Bildbearbeitung halbwegs ausbügeln konnte, aber dadurch wurden auch die zarten Albedodetails gleich mit "weggewischt". Ich bin noch weiter bei der Bearbeitung. Vielleicht bekomme ich noch was brauchbares heraus.
    Liebe Grüße, CS, Uwe

  • Hallo Martin, hallo Uwe,
    danke für Eure Rückmeldungen.
    Martin: Da ich einen Orangefilter benutzt habe, wurden die Farbfehler quasi rausgefiltert. Ich könnte mir vorstellen, dass auch ein Fringekiller gute Ergebnisse liefert. Hast Du damit Erfahrungen gemacht?
    Uwe: Einen entsprechenden Reflektor besitze ich auch (noch von Revue). Deine Ergebnisse würden mich interessieren, kannst ja mal ein Bild online stellen.


    Viele Grüße
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,
    ich hatte meine Märse hier schon mal vorgestellt, aber so richtig zufrieden war ich mit den Bearbeitungen nicht. Deshalb habe ich mich nochmal an die Arbeit gemacht.
    Bei meinem Achromars hatte ich die besten Seeingbedingungen während dieser Marssaison. Die Farben gehen mit/trotz Fringekiller ins Grüne, dafür kommt Blau zu kurz. Ich regle das gemäß den anderen Bildern hier per Hand über Fitswork. Allerdings sieht der Mars dann immer noch anders aus, als der vermeintlich farbreine durch einen Newton. Hier der Achromars mit 410 von 2500 Frames mit einem 6 Zoll F8, F = 4800mm, auf 200% vergrößert:



    Damit er nicht so verrauscht aussieht, habe ich zwischen den Schärfungschritten 2x ein ungeschärftes Summenbild darübergelegt. Die Phase stimmt in etwa mit deinem Mars überein. Interessant finde ich, dass die dunklen Strukturen, wie das Mare Acidalium, Kontrast- und Farbabstufungen zeigen. Dafür bleiben die weißen Wolken, die im Blaukanal am besten zu sehen sind, fast unsichtbar.

    Zum Vergleich noch ein 8 Zoll Newton-Mars, einen Tag später aufgenommen. Er hat eine "konventionelle" Färbung und ich musste kaum etwas korrigieren. Bei ihm ist die rein weiße Polkappe nicht nach N gedreht.



    Dort sind die weißen Wolken dann gut sichtbar.


    Mich würde interessieren, wie dein Fraunhofer-Mars ohne die Gimp-Korrektur aussieht. Mir fällt allenfalls auf, dass die dunkleren Albedo-Formationen etwas ins Olive statt Blaue gehen.


    Vielleicht hat noch jemand Mars mit einem Achro ins Visier genommen und kann berichten?


    Viele Grüße und CS
    Martin

  • Moin Martin, ich vermute ja fast, dass Du Deinen Achromars mit ner Farbkamera aufgenommen hast. Wenn man ihn mal in RGB aufteilt, so stellt man jedenfalls fest, dass der Rotkanal in den hellen Bildteilen gesättigt ist. Ich kann bei Aufnahmen mit Farbwebcams nur empfehlen, das Histogramm in allen Farbkanälen anzugucken. Die besseren Aufnahmeprogramme erlauben das! Gerade bei Mars ist das sehr gefährlich, denn man kann den Rotkanal krass überbelichten, und im laufenden RGB-Video sieht immer noch alles auf den ersten Blick wunderbar aus.


    In Deinem Bild ist der Blaukanal natürlich krass unterbelichtet (normal bei Mars), aber der Grünkanal sieht doch ganz nett aus:



    (hab ihn mit Fitsworks Wavelett-Rauschfilter ein wenig geglättet).



    Wenn das Video ETWAS weniger belichtet worden wäre, hätte man ev. ein R-RGB oder ein R+G-RGB machen können, und das wäre sehr sehr hübsch geworden!


    Hartwig

  • Hallo Hartwig,
    erst einmal besten Dank, dass du um DIE Uhrzeit dir noch Zeit nimmst, mir mit Rat und Tat beizustehen.
    Tatsächlich ist der Mars mit einer Farbkamera, der Philips ToUCam, aufgenommen. Als Aufnahmesoftware benutze ich WcCtrl und wxAsto Capture. Wenn ich dich richtig verstehe, müsste ich bei der nächsten Aufnahmesession bei wxAsto Capture unten links in dem Feld "Exposure Meter" auf die Einstellung "enable" gehen. Wie hoch sollten denn die einzelnen Kanäle R, G und B ausgesteuert werden?
    Tatsächlich finde ich das, was ich aus dem Video bisher herausholen konnte, auch nicht sooo schlecht[:)], besonders, wenn man bedenkt mit welchem Equipment das aufgenommen worden ist (auch noch 2 2fach Barlows hintereinander).
    Wenn du, Hartwig, sagst, ein R-RGB oder ein R+G-RGB wäre ansehnlich geworden, dann motiviert mich das natürlich. Gibt es denn eine Möglichkeit, nachträglich den übersättigten Rotkanal zu dämpfen, so dass so etwas doch noch möglich ist (vielleicht Farbkanäle bei RegiStax verändern oder Ähnliches)?
    Nochmals Danke für die Hinweise und
    viele Grüße und CS
    Martin

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