Buchrezension "Schrödingers Hund"

  • Schrödingers Hund
    Quantenphysik (nicht nur) für Vierbeiner


    Autor: Chad Orzel
    Verlag: Spektrum Akademischer Verlag
    323 Seiten
    Preis: 19.95 €
    ISBN: 978-3-8274-2862-2


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    © Spektrum Akademischer Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages


    <b>Klappentext: </b>


    <i>Quantenphysik verstehen Sie nicht? Mit diesem Buch wird sich das ändern. Denn wenn Emmy, die Mischlingshündin des Autors, bei Themen wie Teilchen-Welle-Dualismus, Unbestimmtheit, Teleportation und Quantentunneln mitreden kann, dann können Sie es auch, Und Sie werden tierisch Spass haben.


    </i>


    <b>Rezension: </b>


    Dass es in der Wissenschaft nur so von Tieren wimmelt, ist nicht neu. Ob Affen-Kosmonaut oder Versuchs-Kaninchen, vieles ist möglich. Bisher war der unbestrittene Star der Quantenphysik eine Katze – Schrödingers Katze. Auch wenn man sich nie sicher sein konnte, in welchem Zustand sie sich befand... Doch nun naht Konkurrenz.


    Das Buch ist sehr einfach aufgebaut und folgt einer klaren Linie. Dabei wechselt der Autor immer wieder Dialog mit erklärendem Text ab. Der Einstieg in das Buch erfolgt über die Welle-Teilchen-Eigenschaften. Dabei geht es nicht nur um Licht, sondern um Materie im Allgemeinen. Doch der Welle-Teilchen-Dualismus ist nicht die verrückteste Eigenschaft der Quanten, wie man schon im nächsten Kapitel hautnah mitbekommt: die Heisenberg'sche Unschärferelation bringt einiges an Unvorstellbarem mit sich. Für dieses grundlegende Element der Quantenphysik nimmt sich der Autor sehr viel Zeit und erklärt hier die verschiedenen Interpretationsfehler sehr genau, was für den Laien sehr wichtig ist.


    Weiter geht es mit den verschiedenen Deutungen: Der Kopenhagener Deutung und der Viele-Welten-Interpretation. Hier manifestiert der Autor die vier Prinzipien der Quantenphysik: Wellenfunktionen, erlaubte Zustände, Wahrscheinlichkeit und Messung. Alle Prinzipien werden ausführlich erklärt und danach in den verschiedenen Deutungen wieder in Zusammenhang gebracht. Auch erklärt werden die Vor- und Nachteile der einzelnen Deutungen, sowie Fehlinterpretationen.


    In den nächsten Kapiteln widmet sich der Autor zum einen dem Quanten-Zenon-Effekt, bei dem es darum geht, Quanten oder Atome daran zu hindern in einen anderen Zustand überzugehen, indem man wiederholt Messungen vornimmt. Der Autor erklärt das zugrunde liegende Paradoxon und seine Tragweite sehr deutlich. Zum Anderen erklärt er den quantenmechanischen Tunneleffekt, die Fähigkeit von Quanten ein Hindernis zu überwinden, obwohl sie nicht die nötige Energie besitzen.


    Ebenso thematisiert wird die, wie Einstein sie nannte, „spukhafte Fernwirkung“. Im Fachjargon als Quanten-Verschränkung bezeichnet, ist diese Eigenschaft der Quanten wohl eine der wunderlichsten. Der Autor stellt sehr gut die verschiedenen Theorien dar, mit denen Wissenschaftler versuchen diese Eigenschaft zu erklären. Sehr ausführlich geht er auch auf die entscheidenden Experimente von Alan Aspect ein.


    Was in vielen Sciencefiction-Romanen und -Filmen schon seit langer Zeit Gang und Gebe ist, ist in der Quantenphysik noch Neuland und wurde erst in wenigen Experimenten durchgeführt: Teleportation. Doch es wird deutlich: dies ist nicht vergleichbar mit dem, was sich die meisten Menschen unter Teleportation vorstellen. Und so räumt der Autor hier mit vielen falschen Vorstellungen auf. Gibt auch Hinweise, wofür diese Technik mal entscheidende Vorteile bieten kann, nämlich Quantencomputer.


    Zum Abschluss lernt der Leser etwas über die Quantenelektrodynamik und ihre experimentelle Bestätigung - und ganz wichtig: der Autor stellt ganz klar heraus, was mit der Quantenphysik nicht möglich ist. Hier gibt es im Internet viele schwarze Schafe, welche mit der Quantenphysik Geld machen wollen. Sie bieten kostenlose Energie und Heilung durch quantenphysikalische Einflüsse an. Chad Orzel redet hier Klartext und sagt ganz konkret, warum dies nicht möglich ist.


    Immer wieder mischt sich hier Emma ein und repetiert nicht nur das Gesagte, sondern stellt auch kluge Fragen. Natürlich ist Emma kein normaler Hund. Emma interessiert sich nicht nur für Eichhörnchen jagen und Gassi gehen, sondern liesst auch die Quantenphysikbücher seines Herrchens.
    Die Dialoge spiegeln natürlich auch typische Merkmale eines Hundes wieder und runden somit das Bild von Emma, mit all seinen tierischen Eigenheiten, ab.


    Das Buch ist sehr einfach geschrieben, alle Erklärungen sind für Einsteiger formuliert und sehr gut verständlich. Chad Orzel schreibt sehr unterhaltsam und witzig. Er bringt sehr viele einprägsame Beispiele, die zum grossen Teil natürlich aus dem Leben des Hundes stammen.


    Die Inhalte werden zusätzlich auch mit Zeichnungen und Grafiken verdeutlicht, bei denen ebenfalls teilweise das Thema Hund aufgegriffen wird. Für ein Sachbuch ist die Anzahl und Qualität der Zeichnungen sehr gut. Grade an wichtigen Stellen gibt es immer auch Grafiken.
    Der Autor arbeitet ebenfalls intensiv mit dem Element der Fusszeilen. Dort gibt es witzige und interessante Informationen sowie Kommentare zu einzelnen Textpassagen. Diese sind für das weitere Verständnis des Buches nicht wichtig, lockern die Texte aber zusätzlich auf.


    Einziges Manko sind die vermehrten grammatikalischen Fehler in den Texten. Diese sind aber – vermutlich - auf die Übersetzung zurückzuführen. Sie behindern das Lesen an einigen Stellen, das Buch liesst sich aber trotzdem grösstenteils sehr flüssig und das Verständnis der Quantenphysik wird dadurch nicht beeinträchtigt.



    <b>Fazit: </b>
    Ein unterhaltsames und witziges Buch, welches das Thema der Quantenphysik mal aus einer anderen Richtung darstellt. Man lernt sehr viel über die neue Welt der Quanten und ihre grundlegende Physik. Die Dialoge mit Emma sind amüsant und lockern das Thema auf. Das Buch ist absolut geeignet für Einsteiger.

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