Verbindung Grenzgröße-Durchsicht?

  • Hallo,


    ich war hoffentlich nicht der einzige Beobachter, der letzte Woche mehrmals unter einem grauen statt schwarzen Himmel stand. Die Milchstraße war zwar strukturiert zu erkennen, aber nicht so hell, wie man es von Nächten ohne Luftfeuchte kennt. Im Fernrohr sah es nicht anders, Faint Fuzzies konnte ich abhaken.


    In zwei Nächten schaute ich dann etwas genauer hin. Trotz des sichtlich aufgehellten Himmels bestimmte ich die Grenzgröße zu 6,5-6,6mag, dabei waren NGC 7000 ohne Filter und sogar M 33 einfach indirekt mit bloßem Auge zu erkennen.


    Nun frage ich mich, ob es da einen Zusammenhang zwischen Transparenz und Grenzgröße gibt. Eigentlich hatte ich erwartet, dass bei der matten Milchstraße der Rest für's bloße Auge absäuft, was aber nicht der Fall war.

  • Servus Nico!


    Nach meiner Erfahrung ist die Voraussetzung für eine gute Transparenz eine günstige trockene Wetterlage und ein hoher dunkler Standort! Die Luftfeuchtigkeit ist für mich jedoch der wichtigste Parameter! Dunkle Beobachtungsplätze habe ich hier genug, jedoch leide ich oft unter den gleichen misslichen Bedingungen.Die Schwäbische Alb ist so ein Problem! Die günstigen Bedingungen sind dort oft wesentlich schlechter, wie im Allgäu! Warum ist auf einem Alpenhimmel oder Namibiahimmel die Transparenz besser? Niedrige Luftfeuchtigkeit, Niedrige Temperaturen,gepaart mit mit der Höhe!


    Es gibt sicher regionale geografische Ausnahmen wie die ausgezeichneten Bedingungen auf dem Taunus oder anderen Regionen bei uns!
    Günstige trockene Ostwetterlagen hatten wir in iesem Sommer ganz selten!Ich war bei einem Vortrag eines Meteorlogen bei uns in der Region. Er erzählte uns, das laut seinen Aufzeichnungen in den letzten Jahren, die Luftfeuchtigkeit zugenommen hat.


    Einen klaren Alpenhimeml, das heißt für mich, Höhe mit oft Inversionswetterlagen, da sind die bestmöglichsten Bedingungen möglich. Luftfeuchtigkeit unter 50% läßt noch andere Einblicke ins All frei, wie bei uns mit gewohnter 90% Luftfeuchtigkeit!
    Wenn man einmal bei 30% Luftfeuchte in Utah/USA in der Wüste gestanden hat und den Sternenhimel sah....Puhhh...das vergißt man nicht so schnell!Da sieht man bis zum Horizont fast keinen Dunst. Der Himmel ist tief schwarz!Die Transparenz ist der Hammer!


    Aber man kennt dieses Phänomen ja auch bei uns. Bei diesen leider viel zu seltenen trockenen Wetterlagen, ist der Himmel schwarz und die Durchsicht sehr gut!


    Aber jetzt mal im Ernst, wenn du M 33 bereits mit bloßem Auge siehst und eine GG von über 6 erreichst, dann darfst du nicht jammern! Wer hat das schon in unseren Regionen. Da müssen viele von uns weit fahren!


    Fazit: Niedrige Luftfeuchtigkeit, Dunkler hoher Standort lassen die beste Transparenz zu!Viel Glück und noch viel klare Himmel


    Lg von Hajü
    http://www.astromerk.de

  • Hi


    Zum Thema Luftfeuchtigkeit: ich denke, hier muss man unterscheiden. Am Boden kühlt es insbesondere bei klaren Nächten viel schneller aus als z.B. in 10m Höhe. Darum ist hier auch die Luftfeuchtigkeit deutlich höher. Stichwort Bodennebel. Über die Transparenz hat das allerdings noch nicht viel zu sagen.


    Ich benutze deswegen für meine eigene Vorhersage der Transparenz nicht die Luftfeuchtekarten, sondern die Karten für das "precipitable water", welches das in der Atmosphäre enthaltene Wasser aufsummiert:


    http://www.modellzentrale.de/WRF4km/24h/PPW_eu.png


    Dieses geht natürlich auch einher mit der Wolkenbedeckung, aber gerade bei wolkenlosem Himmel kann man aufgrund der hohen Auflösung der Karten sehr schön erkennen, wie der Anteil des Wassers mit der Höhe abnimmt. Wenn das der Fall ist, lohnt es sich, hoch rauszufahren. Es gibt aber auch Nächte, da ist der Unterschied zwischen Rheintal und Schwarzwald gering, so dass ich dann weiß, dass ich noch weiter oben nicht wirklich was verpasse.


    Hier noch die Wolkenkarte (tiefe Wolken) zu dem angegebenen Termin:


    http://www.modellzentrale.de/WRF4km/24h/cloudslow_eu.png


    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Ha-Jü,


    ich wollte nicht jammern. Ich kenne meinen Platz, in dunklen Nächten erreicht man dort schon 6,5mag und jetzt wundere ich mich, dass ich beim sichtbar leicht aufgehellten weil dunstigen Himmel ebenfalls auf 6,5mag kam. Wie kann das sein?


    Bodennebel war's eigentlich nicht, irgendeine Dunstschicht hat den Blick nach oben eingetrübt.

  • Hallo Nico,
    rein theoretisch kann das schon sein, wenn nämlich nur wenig Partikel und Wasserdampf in der Atmosphäre sind, diese aber durch Lichtverschmutzung stark aufgehellt werden.


    Dann kommt relativ viel Signal von den Himmelsobjekten an bei gleichzeitig deutlich aufgehelltem Hintergrund.
    Sowas kenne ich von moderat hoch gelegenen Standorten mit deutlicher Lichtverschmutzung. bei eher trockener Luft. Ein SQM würde in dieser Situation vielleicht etwas zu pessimistische Voraussagen über die Himmelsqualität mchen.


    Das Gegenteil wäre eine Situation mit relativ viel Absorption und Streuung in der Atmosphäre bei wenig aufgehelltem Himmel.
    Das entspräche einer feuchten Nacht im Tiefland ohne Mondlicht und künstliche Lichtquellen in der Nähe. In dem Fall würde z.B. ein SQM traumhafte Werte anzeigen bei nur durchschnittlicher Wahrnehmung von Himmelsobjekten.


    Wie gesagt, das ist Theorie, denn ich kann es momentan nicht durch harte Fakten belegen. Es wäre aber mal interessant, das zu überprüfen.
    Zum Beispiel durch Messung und Vergleich von Sternhelligkeiten an verschiedenen Standorten. Die Höhe über dem Horizont geht da natürlcih ganz stark mit ein und macht Messungen und Vergleiche schwierig.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo,


    Hajü hat ja schon eigentlich alles wichtige gesagt.
    Dennoch mache ich manchmal eine ähnliche Erfahrung wie Nico.
    Jedoch ist der Fall hier umgekehrt:


    Bei absolut dunstfreiem Himmel kann es passieren, dass man eine hohe
    Grenzgröße erreicht, der Himmel aber auch heller ist.
    Im Gegenzug ist es möglich, dass der Himmel durch Dunst verdunkelt wird
    und somit eigentlich auch die Grenzgröße sinken müsste.


    Nun habe ich mal gehört, dass das Auge dunkle Kontraste differenzierter wahrnehmen kann, als helle.
    Es könnte also sein, dass die Grenzgröße bei dunklem, dunstigen Himmel trotzdem sehr gut ist,
    da das Gehirn diese dunkleren Kontraste besser verarbeiten kann.
    Kann das ein Experte bestätigen? Habe diese "These" nur irgendwann mal aufgeschnappt.



    Viele Grüße,


    Nils

  • Hi,
    die SQML-Werte sind nur "bedingt" aussagekräftig.


    Auf dem ATM (1140m hoch) maß ich 21,35 im Pegasusquadrat und sah Sterne bis 6,3 um Polaris.
    Auf dem HTT war der SQM ähnlich, die Grenzgröße aber 0,1 oder gar 0,2 mag niedriger. Die Luftfeuchte lag bei über 90%.
    Uranus konnte ich auf dem ATM indirekt sehen, auf dem HTT allerdings nicht sicher. Dessen visuelle Grenzgröße liegt aufgrund der Farbe deutlich niedriger.
    Ähnlich die Unterschiede beim Sehen von M33; HTT indirekt nein, ATM ja.


    Ich vermute, dass der SQM sehr stark mit der Luftfeuchtigkeit und Staubbelastung in der Luft korreliert. Auf dem "nullten" STATT in 725m Höhe in 2009 maß ich 21,80. Da war das Wetter einmalig trocken und klar.


    Mit dem Teleskop kommt noch das Seeing hinzu. Perfekte nadelförmige Sterne sind gleichbedeutend mit bessere Erkennbarkeit im Teleskop, weil sie nicht flächig verschmiert werden. Mit nacktem Auge sind "Sternenfunkeln" (also grottenschlechtes Seeing) sicher ebenfalls mit Grenzgrößenverlust verbunden, bei sonst gleichen Bedingungen.


    Gruß

  • Hallo Kalle,

    Code
    die SQML-Werte sind nur "bedingt" aussagekräftig.


    Code
    Auf dem HTT war der SQM ähnlich, die Grenzgröße aber 0,1 oder gar 0,2 mag niedriger.


    endlich mal einer, der begreift, dass der gemessene Helligkeitswert des SQM-Meters (denn nichts anderes macht das SQM-Meter- einfach nur Helligkeitswerte messen), rein gar nichts mit der Transparenz bzw. Durchsicht zu tun hat.[^]
    Das sind zwei Paar Schuhe und gehen beide in die Beurteilung der Qualität des Himmels ein. Als dritte Komponente kommt noch das Seeing dazu, was aber bei Sichtungen im Grenzgrößenbereich nicht ganz so relevant ist.
    Viele Grüße
    Jörg

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... endlich mal einer, der begreift, dass der gemessene Helligkeitswert des SQM-Meters (denn nichts anderes macht das SQM-Meter- einfach nur Helligkeitswerte messen), rein gar nichts mit der Transparenz bzw. Durchsicht zu tun hat. .. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ganz so ist es nun auch nicht. Da gibt es schon Korrelationen. Aber halt keinen physikalischen eindeutigen Bezug. Himmelshelligkeit ist nun mal nicht Durchsicht. [;)])


    Auf dem ATM konnte man übrigens den Einfluss des Seeings wunderbar vergleichen. Wie hatten zwei Nächte mit ähnlicher Transparenz, aber Sonntagnacht war halt schlechtes Seeing und nachts darauf besonders gutes Seeing. Auf die Grenzgröße machte das höchsten 0,1 mag aus (ohne Teleskop), mit Teleskop könnte es mehr sein, weil einem die Höchstvergrößerung da einen Strich durch die Rechnung machte.


    Ich fand übrigens nachträglich folgende Umrechnungstabelle, die ich auf dem Rechner wiederfand, bestätigt. (Quelle unbekannt)



    Gruß

  • Hallo Kalle,

    Code
    Ganz so ist es nun auch nicht. Da gibt es schon Korrelationen. Aber halt keinen physikalischen eindeutigen Bezug. Himmelshelligkeit ist nun mal nicht Durchsicht. )


    [?]Aber nichts anderes habe ich doch geschrieben, wenn auch mit anderen Worten.[B)][?]
    Viele Grüße
    Jörg

  • Servus


    Diese Umrechnungestabelle könnt ihr meiner Meinung kicken!7mag --22,94mag/sas ist quatsch!
    Die GG von 7mag ist sehr schwer mit dem SQM umzurechnen!Wenn nicht gar unmöglich!
    Meine Messungen bei einem 7mag Himmel belaufen sich mit dem alten Gerät aus meinen Messungen zwischen 21,50 und 21,80mag/sas. !Ds SQM-L misst ca. 0,2mag/sas darüber! Höher hab ich in unseren Breiten noch nie gemessen!
    Und die Messungen im Sommer sollten eh nach oben korregiert werden, da gerade in der Höhe der Alpen die Milchstraße dermaßen durchknallt, das die Werte viel zu niedrig gemesssen werden.


    Letztendlich find ich die individuelle GG, die Luftfeuchtigkeit und eine Bortleeinteilung schon eine gute Beurteilung einer Transparenz, eines Himmels!


    Lg von Hajü

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Und die Messungen im Sommer sollten eh nach oben korregiert werden, da gerade in der Höhe der Alpen die Milchstraße dermaßen durchknallt<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hi Hajü,
    deshalb halte ich mein SQM-L im Somme immer in den Pegasus (und zusätzlich auf Polaris). So hab ich für mich aussagekräftige Werte.[;)]


    Ein Problem bei der visuellen Grenzgrößenbestimmung ist nun mal, dass der eine 0,2mag mehr sieht als der andere. Und Extremwerte hab' ich hierbei noch gar nicht berücksichtigt. Ebensowenig, ob direkt gehalten oder nur indirekt (und da, wie gut es indirekt geht). Leute mit (leichtem) Astigmatismus oder Problemen bei der Weitsicht, fehlt die Möglichkeit, da zu einem vergleichbaren Ergebnis zu kommen. Mit Brille geht ja schon wieder Licht verloren. Unterschiedliche max. Pupillenöffnungen spielen auch eine Rolle.


    Ob die Skala bis in den Extrembereich gültig ist, weiß ich nicht, denn einen 7er Himmel hab ich in Deutschland (leider) noch nicht erlebt. Aber bei 6,3 passt es aus meiner Sicht.


    Seeing beurteile ich ganz einfach daran, welche Höchstvergrößerung an meinem Dobson noch gewinnbringend ist. Ich müsste das mal mit der Bortleskale abgleichen. [:D]


    Gruß

  • Kalle ich bin kein Verfechter der GG! Darum mein ich auch die für jeden individuelle GG, die ja wir wissen, bei jedem anders ist!
    Ich war eigentlich ganz optimistisch, das das mit dem SQM eine genaue objektive Geschichte werden könnte, jedoch gibt es einfach zu viele Parameter, die das Gerät beeinflussen können.
    Und du hast recht die Skala stimmt ungefähr bis 6m3! Die Werte darüber hinaus kann ich nicht bestätigen!
    Meine Skala wäre ungefähr so:
    6m5 21,40
    6m8 21,60
    7m0 21,70
    Gemessen mit dem alten Gerät und Milchstraßen korregiert!


    Lg von Hajü

  • Genau die selben Anhaltspunkte wie Hajü habe ich im Laufe der Zeit
    mir selbst ermittelt. Ich messe allerdings mit dem SQM-L. Kann daran liegen,
    dass meine Augen noch recht jung sind. Habe nach Messung eine AP von 8mm :-O


    Viele Grüße,


    Nils

  • Hallo zusammen,


    ich denke, man kann keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen SQM-Wert und der Grenzgröße bestimmen: Zum einen sind die Augen jedes Beobachters anders und unterschiedlich lichtempfindlich, zum anderen kann man auch in einer völlig unbevölkerten - und damit dunklen - Gegend bei völliger Bewölkung oder Dunst sehr gute SQM-Werte bekommen, weil das michtvorhandene, irdische Licht nicht an den Wolken gestreut werden kann.


    In Namibia ist es doch dasselbe Prinzip: Die Sterne der Milchstraße lassen Schlagschatten entstehen, aber bei Bewölkung ist es zappenduster...


    viele Grüße,
    Daniel

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    <br /><blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">... endlich mal einer, der begreift, dass der gemessene Helligkeitswert des SQM-Meters (denn nichts anderes macht das SQM-Meter- einfach nur Helligkeitswerte messen), rein gar nichts mit der Transparenz bzw. Durchsicht zu tun hat. .. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ganz so ist es nun auch nicht. Da gibt es schon Korrelationen. Aber halt keinen physikalischen eindeutigen Bezug. Himmelshelligkeit ist nun mal nicht Durchsicht. [;)])


    Auf dem ATM konnte man übrigens den Einfluss des Seeings wunderbar vergleichen. Wie hatten zwei Nächte mit ähnlicher Transparenz, aber Sonntagnacht war halt schlechtes Seeing und nachts darauf besonders gutes Seeing. Auf die Grenzgröße machte das höchsten 0,1 mag aus (ohne Teleskop), mit Teleskop könnte es mehr sein, weil einem die Höchstvergrößerung da einen Strich durch die Rechnung machte.


    Ich fand übrigens nachträglich folgende Umrechnungstabelle, die ich auf dem Rechner wiederfand, bestätigt. (Quelle unbekannt)



    Gruß
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Mein Senf dazu:
    Kalle, die Liste ist besonders nicht gut!


    SQM-Wert 21,85 auf Hakos: meine Grenzgröße 7m8 (nur einmal) [8D]
    SQM-Wert 21,85 in Südafrika: meine Grenzgröße 7m0, am nächsten Tag gleicher SQM-Wert und Grenzgröße 7m3.
    Beide Male ohne Rotwein gemessen!
    Bester Wert SQM 22,04 in Südafrika, meine Grenzgröße 6m8, natürlich vor dem köstlich mundenden Rotwein.
    Da werd' mal einer schlau daraus... und deshalb Prost!
    Nach ausgiebigen Rotweingenuss konnte ich überhaupt nichts mehr messen. [^]
    Und viel mehr als SQM 22 geht bei klarem Himmel eh' nicht.
    Mit viel Staub bzw. Dunst in der Luft habe ich aber schon mal 22,4 gemessen und nur 6m2 sehen können.
    CS
    Timm

  • Hi Timm und alle anderen
    die Liste ist nicht von mir. Ich konnte sie bislang nicht über 6m3 überprüfen. Wenn wir allerdings noch ein paar Werte zusammentragen, baue ich gerne eine "Praktiker-Liste" zusammen. [:)] Mir kammen die Werte jenseits von SQM 22 auch "spanisch" vor. Mein verdunkeltes Badezimmer ohne Fenster schafft 22,85 mit Lade-LED der Zahnbürste und pechschwarz 24,00.[:)]


    Ich würde die Skala dann gerne auf SQM-L-Basis und sagen wir wenige typische Sternbilder (Pegasus (Sommer, Frühherbst), Polarisumgebung und Herkules (Frühling, Sommer) beschränken.


    Messung nur bei wolkenfreien Himmel, keine Kondensstreifen etc. und ich sammle gerne die Daten um dann eine Regression zu ermittlen. Ich werde mal mit Dr. Hänel (Lichtverschmutzung.de) Kontakt aufnehmen, der sicher auch einiges beizutragen hat.


    Hat jemand den Artikel aus "Sterne und Weltraum 03/2009 - Messung der Himmelshelligkeit mit dem Sky Quality Meter"?


    Gruß

  • Hallo Freunde,
    die Idee der SQM Messung ist im Ansatz nicht schlecht, da sie ja ein objektives Maß der Himmelsqualität garantieren sollte. Denn Aussagen wie: wir hatten einen 7,4er Himmel und M33 direkt und ständig zu sehen, sind doch sehr subjektive Eindrücke und extrem von Beobachter und Tagesform abhängig. Solche Aussagen werden natürlich auch gern etwas übertrieben formuliert, solch ein Sachverhalt ist aber auch nicht unmöglich.
    Im Laufe der Zeit klang die Euphorie bezüglich der Objektivität des SQM Meters deutlich ab, da es eben nicht ausreicht nur einen Helligkeitswert zu messen. Es gibt noch wichtige andere Komponenten, die die Erreichung der maximalen Grenzgröße bestimmen.
    Das SQM Meter ist ein schönes Hilfsmittel, aber eben nur eines. Ein Messmittel für Transparenz und ein Seeingmonitor muss noch in die Einschätzung bezogen werden, erst dann gibt es objektive Ergebnisse.
    Der Seeingmonitor dürfte nicht das Problem sein, aber am Transparenzmessgerät fehlt es.
    Viele Grüße
    Jörg

  • Hallo Freunde,


    ich denke man muss zwischen zwei Dingen unterscheiden:


    1) Lichtverschmutzung
    2) Transparenz


    Unter Transparenz verstehe ich dabei wie sehr das Licht in der Atmosphäre absorbiert bzw. gestreut wird. Die Lichtverschmutzung hängt nicht nur von den an einem Standort vorhandenen künstlichen Lichtquellen ab sondern auch von der Transparenz. Bei hohem atmosphärischen Wasserdampfgehalt wird das Licht stärker gestreut so dass der Himmel aufgehellt erscheint. Das SQM-L misst lediglich die Himmelshelligkeit und sagt nichts über die Transparenz aus. Allerdings ist die Sichtbarkeit von Objekten sowohl von der Himmelshelligkeit als auch von der Transparenz der Luft anhängig. Die optimale Himmelhelligkeit beträgt laut Literatur ca. 22mag/arcsqr2. Ein Beispiel: Wer schon mal auf La Palma in einer mondlosen Nacht oben in einer Wolke gesteckt hat, der wird wissen: Man sieht die Hand vor Augen nicht. Das SQM-L würde wohl Werte jenseits der 22mag messen, die Transparenz ist allerdings null.


    CS,
    Jürgen

  • Hallo Leute,
    ich habe mich noch mal ein bisschen schlau gemacht zum Thema Himmelsqualität. Eine meiner Quellen ist das "RCA Electro Optics Handbook" aus den 70er Jahren. Es wurde wohl hauptsächlich im Hinblick auf militärische Anwendungen zusammengestellt, enthält aber auch ein Kapitel über die Sichtbedingungen in der Atmosphäre mit vielen Details zur visuallen Wahrnehmung.
    Leider habe ich bisher keine frei zugängliche Quelle mit ähnlich kompletten Daten gefunden.


    Mein derzeitiger Kenntnisstand ist:
    In der Atmosphäre tritt Lichtstreuung an den Molekülen der Luft und auch an Staubteilchen auf, und zusätzlich noch Absorption.
    Wasserdampf und alle Gase in der Luft verursachen Absorption bei ganz bestimmten Wellenlängen.
    Im sichtbaren Spektralbereich ist die Transparenz der Atmosphäre bei 400 nm am schlechtesten und bei 700 nm am besten. In diesem Spektralbereich treten keine nennenswerten Absorptionsbanden durch Moleküle auf.
    Streuung und Absorption durch Gase tritt im gesamten Atmosphärenvolumen auf; die Wirkung ist proportional zur Luftmasse, die das Licht bis zum Beobachter durchläuft.
    Edit: Starken Einfluß hat die Menge der H2O-Moleküle in der Luft, allerdings am stärksten auf bestimmte infrarote Wellenlängen.


    Streuung und Absorption durch Staub tritt hauptsächlich in den unteren Luftschichten auf, d.h. mehr als 50% unter 1000 Höhenmeter über Grund. Speziell einzelne höhere Erhebungen in tiefer gelegenem Umland sollten hier vorteilhaft sein.


    Weil sich die Luftdichte mit der Höhe ändert, beeinflusst das auch die optische Übertragung entsprechend. Zusätzlich. ist die Höhenverteilung von Staub und Wasserdanpf komplex und vom Wettergeschehen abhängig.


    Das SQM misst nur die Gesamthelligkeit. Absorption in der Luft bleibt völlig unberücksichtigt.
    Damit sind die Messwerte stark von den atmosphärischen Bedingungen abhängig. Die Vergleichbarkeit verschiedener Standorte ist somit nur gegeben, wenn sich die Höhenlage nicht stark unterscheidet und die Wetterlage die gleiche ist.


    Was die visuelle stellare Grenzgröße angeht, hängt sie freiäugig natürlich von der Umgebungshelligkeit ab. Unter ansonsten idealen Bedingungen (keine Lichtverschmutzung) wird sie aber auch direkt von der Transparenz der Atmosphäre bestimmt, d.h. bei nur 40% Transmission wird sie eine Magnitude niedriger liegen als bei 100%.


    Am Teleskop bei hoher Vergrößerung dürfte die Himmelsaufhellung hinsichtlich stellarer Grenzgröße kaum eine Rolle spielen, sondern praktisch nur die Transparenz.


    Interessant wäre, ob es öffentlich zugängliche Quellen für halbwegs wissenschaftlich duchgeführte Vergleichsmessungen gibt.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Zusammen,


    meiner Erfahrung nach gilt bis zu einem "gewissen Punkt" die einfache Regel "je höher desto besser", Abwesenheit von Lichtverschmutzung natürlich vorausgesetzt. Der Gewinn an Transparenz ist dabei üblicherweise "unten größer als oben"


    Der Hauptgrund liegt wohl in der knochentrockenen Luft in größeren Höhen.


    Der "gewisse Punkt" ist individuell verschieden und maßgeblich durch die Höhenadaption beeinflusst. Ich zumindest konnte einen gigantischen Sternen-Himmel auf 6000m Höhe, 25GradC minus und der höhenbedingten körperlichen Verfassung nicht wirklich genießen.


    Wenn man die Zeit für eine gute Anpassung hat (und darum geht's!), liegt der "gewisse Punkt" für einen gesunden Menschen wohl so um die 4500m (bis maximal 5000m können Menschen sich dauerhaft aufhalten).


    Das seeing, die Frage ob/wie eine Optik da hin kommt und die individuelle körperliche Verfassung sind andere Geschichten. Thema hier sind ja Transparenz und Grenzgröße.


    Viele Grüße
    Christian

  • Eigentlich sollte das keine SQM-fst-Diskussion werden, davon gab's schon genug.


    Bisher hat nur Nils einen interessanten Punkt genannt. Hat davon schon jemand gehört?
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Bei absolut dunstfreiem Himmel kann es passieren, dass man eine hohe
    Grenzgröße erreicht, der Himmel aber auch heller ist.
    Im Gegenzug ist es möglich, dass der Himmel durch Dunst verdunkelt wird
    und somit eigentlich auch die Grenzgröße sinken müsste.


    Nun habe ich mal gehört, dass das Auge dunkle Kontraste differenzierter wahrnehmen kann, als helle.
    Es könnte also sein, dass die Grenzgröße bei dunklem, dunstigen Himmel trotzdem sehr gut ist,
    da das Gehirn diese dunkleren Kontraste besser verarbeiten kann.
    Kann das ein Experte bestätigen? Habe diese "These" nur irgendwann mal aufgeschnappt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Jetzt musst du mir nur erklären, was du mit dunklere Kontraste meinst. Denn müsste es rein logisch nicht so sein, dass Sterne auf einem dunkleren Hintergrund besser zu erkennen sind, als auf einem helleren Untergrund?

  • Hallo,
    die Begriffe, wie erreichbare Grenzgröße in verschiedenen Instrumenten und Erreichbarkeit mit bloßem Auge, ist vor einigen Jahren schon einmal hier durchs Forum gegangen.
    Die max. Erreichung von schwachen Sternen, gleich welcher Objektivöffnung wird bei einer AP von 0,7 mm gesehen. Allerdings, sehr gutes Seeing !.
    Bei bin. Beobachtung habe ich u.a. festgestellt, daß zwischen 125 m ü. N.N. (eigenes Domizil) und auf 821 m (Oberharz) im 25x100 ein Reichweitengewinn von 1mag besteht, es ist schon was wahres dran: je höher man kommt, umso mehr Beob.-Gewinn entsteht.
    Kann im Moment leider die Ausdrucke nicht finden.
    Hatte hier vor etlichen Jahren, mit bloßen Auge war 7mag zu sehen !, mit 304fach im 12.5" Dobson eindeutig 15.3mag halten können.
    In S-Afrika (Gamsberg) sah man schon unter 7.5mag und die Bortle-Scala reicht bis knapp 8mag (bloße Auge).


    Gruß Guenther

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