Buchrezension "Praktische Astronomie"

  • Praktische Astronomie
    Das Handbuch zur Himmelsbeobachtung


    Autoren: Will Gater, Anton Vamplew
    Verlag: Dorling Kindersley
    256 Seiten
    Preis: 16.95 €
    ISBN: 978-3831018246


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    © Verlag Dorling Kindersley
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages


    <b>Klappentext: </b>


    <i> „Dieses fundierte Handbuch ist ein idealer Einstieg in die Erkundung des Nachthimmels und Ihr Begleiter auf dem Weg zum erfahrenen Hobby-Astronomen.


    - Detailliertes Grundlagenwissen: vom Aufbau des Universums bis zur richtigen Orientierung am Sternenhimmel
    - Praktische Anleitungen zur Beobachtung mit blossem Auge, Fernglas und Teleskop – mit Tipps für eine sinnvolle Ausrüstung
    - Alle wichtigen Sternbilder in ausführlichen Portraits – mit Starhopping-Touren zu sehenswerten Konstellationen
    - Himmelskarten für jeden Monat zeigen, welche Sterne und Galaxien sichtbar sind


    Mit über 100 Fotografien und Karten.“
    </i>
    <b>Rezension: </b>


    Das Buch „Praktische Astronomie“ richtet sich an absolute Einsteiger in Theorie und Praxis. Dabei ist das Buch sehr modern und setzt vor allem auf visuelle Darstellung der Themen.
    Unterteilt ist das Buch in folgende Bereiche:
    - Das Universum verstehen
    - Blick nach oben
    - Beobachten und Dokumentieren
    - Wegweiser
    - Das Sonnensystem
    - Sternkarten


    Anders als in den meisten Einsteigerbüchern werden in diesem Buch zuerst die Objekte besprochen, die das Universum für den Beobachter bereit hält. Dies hat den Vorteil, dass man nachher direkt weiss, wonach man Ausschau hält.
    Die Einführungsseiten werden von vielen Abbildungen und Fotos beherrscht, dazu gibt es kurze Textblöcke, welche die Thematik erläutern. Jede Doppelseite widmet sich dabei einem Thema und wird von einer grossen Abbildung, welche das Thema wiedergibt, dominiert. Darum herum sind die Textblöcke und weiteren Fotos und Bilder angeordnet.
    Die Abbildungen sind sehr modern gehalten und viele verfügen über eine einem 3D-Effekt ähnliche Darstellung. Für das Verständnis bringt das einiges an Pluspunkten.


    Die Texte sind sehr einfach gehalten und vom Niveau her absolut für Einsteiger geeignet. Vor allem im „Blick nach oben“ wird die Orientierung am Himmel sehr gut beschrieben und dargestellt – zudem bekommt der Einsteiger viele Tipps und Tricks für die Beobachtung.
    Das Kapitel „Beobachten und Dokumentieren“ beschäftigt sich vor allem mit den gängigen Instrumenten zur Himmelsbeobachtung. Dabei werden Vor- und Nachteile aller Systeme übersichtlich und ausführlich herausgearbeitet. Dies gibt dem Einsteiger schon einmal eine generelle Hilfestellung für den späteren Teleskopkauf. Sehr hilfreich sind die Bilderreihen, welche z.B. das Aufstellen und die Ausrichtung des Teleskops dokumentieren. Ebenfalls kurz angesprochen werden die verschiedenen Möglichkeiten Astrofotografie zu betreiben – diese Seiten sind aber wirklich nur als Überblick gehalten.


    Und dann geht es auch schon los. Den Hauptteil des Buches macht der „Wegweiser“ aus. Kaum ein Einsteigerbuch, welches ich bisher las, hat einen so ausführlichen Teil zum Auffinden von Objekten. Hier gibt es zum einen Starhopping-Karten, zum anderen zu jedem Sternbild eigene Darstellungen und Informationen.
    Die Starhopping-Karten gehen von bekannten Sternbildern, wie z.B. dem grossen Wagen aus. Dabei sind alle einzelnen Wege auf einer Sternkarte farblich gekennzeichnet und hervorgehoben - zusätzlich werden sie in einem Text kurz beschrieben.


    Zu jedem Sternbild gibt es ein Foto, auf dem es eingezeichnet ist, und natürlich eine Himmelskarte, welche das Sternbild nach Definition der IAU zeigt. Eingezeichnet sind dort alle interessanten Objekte, vom Sternhaufen bis zur Galaxie. Daneben gibt es Tabellen, in welchen die hellsten Sterne und die sehenswerten Objekte kurz und prägnant beschrieben werden. Zu den wichtigsten Objekten gibt es Textfenster mit tiefer gehenden Information und Bildern. Sehr gut ist die Kennzeichnung der Bilder mit Sichtbarkeitssymbolen wie z.B. einem Auge oder einem Teleskop – so erkennt man direkt auf einen Blick, welches Instrument man für die Beobachtung benötigt.
    Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Angabe der Grösse der Sternbilder, hier wird mit Handbreiten gearbeitet. Für den Einsteiger kann dies aber eine grosse Hilfe sein.


    Im Kapitel über das Sonnensystem werden alle Planeten, Kleinkörper des Sonnensystems sowie atmosphärische Phänomene vorgestellt. Dabei gibt es nicht nur wertvolle Informationen über den jeweiligen Planeten, sondern auch Beobachtungstipps und Hinweise auf besondere Ereignisse. Besonders hervorzuheben sind hier die kleinen Bildchen, welche die Ansicht im Teleskop wiedergeben. Das gibt dem Einsteiger einen ersten Hinweis, was er erwarten kann. Die Bildchen sind ein wenig bearbeitet, aber realistisch. Im Anschluss gibt es ein umfangreiches Angebot an monatlichen Sternkarten – geordnet nach dem Jahresverlauf – und Tabellen mit Daten zu allen angesprochenen Objekten (Planeten, Sternbilder Deep-Sky-Objekte etc.).


    Das Buch glänzt natürlich durch hervorragende Astro-Aufnahmen, aber es fehlen Aufnahmedaten und der Hinweis, dass man die Objekte durch ein Teleskop eben nicht so und in Farbe sieht. Oftmals sind tolle Aufnahmen abgebildet, und daneben ist ein Augen-Symbol oder ein Teleskopsymbol. Das suggeriert natürlich dem Laien und Leser, dass man die Objekte auch so im Teleskop sieht – auch wenn sie nicht mehr als den Schwierigkeitsgrad aussagen sollen.


    Das Fehlen der Aufnahmedaten ist die eine Sache. Es gibt in diesem Buch aber auch noch einige grobe Fehler. Z.B. eine riesige Aufnahme des Mondes, die nachweislich die Nordpolseite und ein Stück von der für uns unsichtbaren Seite zeigt – und damit von einer Sonde aufgenommen wurde. Als Bildunterschrift allerdings steht, die Aufnahme sei per Digiskopie, also mit einer Digitalkamera durch das Okular eines Teleskops aufgenommen worden! Ich bin mir unschlüssig, ob das ein reiner Übersetzungsfehler sein kann. Da mir die englische Ausgabe nicht vorliegt, ist es schwer dies zu beurteilen.


    Es gibt noch andere Fehler im Buch, die darauf hindeuten, dass der Übersetzer eher kein Astronom war – so wurde zum Beispiel das Zenitprisma einfach mit „Zenitokular“ ins Deutsche übersetzt. (Das Gerät gibt es, und zwar für Theodoliten – sieht aber anders aus...). Und das Bild dazu zeigt eindeutig ein Zenitprisma mit einem einfachen Okular.
    Ebenso wird im Teleskopteil in einem Text neben 2 abgebildeten Refraktoren (unterschiedlicher Öffnung) ein Zusammenhang zwischen Blendenzahl und Sehfeld hergestellt - dass das Sehfeld (Gesichtsfeld) kleiner und dunkler ist, wenn die Blendenzahl gross ist – der so einfach nicht stimmt. Denn das Sehfeld hängt vom Okular ab. Im eigentlichen Text ist richtig beschrieben dass das Öffnungsverhältnis Einfluss auf das Bild in der Brennebene hat.
    Allerdings fehlt auch im Text der Verweis, womit nun eigentlich der Vergleich zustande kommt – denn „kleiner“, „dunkler“ etc. sind relative Begriffe. Und wenn ich einfach schreibe, dass Teleskope mit grosser Brennweite ein grosses, dunkles Bild im Brennpunkt erzeugen, Teleskope mit kleiner Brennweite ein kleines, helles Bild – dann fehlt dort schlichtweg der Bezugspunkt. Haben alle angenommenen Teleskope die gleiche Öffnung? Was ist der Ausgangspunkt des Vergleichs? Fragen über Fragen …


    Grundsätzlich kann man sagen: in den Haupttexten sind die Sachverhalte meist richtig dargestellt, in den Bildunterschriften oder Tabellen hapert es aber dann. Und wenn man diese dann ohne Zusammenhang liesst, kann dies zu schlimmen Fehlinterpretationen führen. So steht in einer Tabelle: „Die Vergrösserung des Teleskops hängt von seiner Öffnung ab.“ Gemeint ist hier sicherlich die maximal sinnvolle Vergrösserung, aber ohne den Haupttext, bleibt einem dieser wichtige Teil der Information vorenthalten – und dann ist die Aussage des Satzes für sich genommen schlicht falsch. Solche „Schnitzer“ gibt es einige – vor allem im Teleskopteil. Es werden immer wieder Sachverhalte beschrieben, bei denen einfach der Anfangsschritt übersprungen wird – es fehlt dann wieder die Grundannahme, von der die Aussage abgeleitet wurde. Ob dies reine Übersetzungsfehler sind, ist wirklich schwierig zu beurteilen.


    <b>Fazit: </b>
    Das Konzept des Buches ist toll. Es ist modern aufgebaut, übersichtlich, farbenfroh, mit vielen verständlichen Abbildungen und tollen Fotos, die begeistern. Wenn man auch sagen muss, dass Einsteiger dadurch allzu leicht in die Irre geführt werden können. Die Texte sind kurz und prägnant und frei von jeglichen Fachworten – für Laien also bestens geeignet. Die Wegweiser haben es mir sehr angetan, vor allem die Starhopping-Maps, auch wenn ich sie in der Praxis nicht erproben konnte, erscheint es damit kinderleicht seine ersten Erfolge am Himmel zu erzielen. Einzig die groben Fehler, ob durch die Übersetzung oder vom Autor verursacht, sollten korrigiert und fehlende Aufnahmedaten ergänzt werden. Da dies aber nur einen geringen Teil des Buches ausmacht, ist dieses Buch trotzdem für Anfänger und Neueinsteiger gut geeignet. Daumen hoch!

  • Ich hab dieses Buch selbst gekauft und finde persönlich, dass es sehr gelungen ist. Das einzige was mich störte ist, dass man durch teilweise Seiten mit schwarzem Hintergrund auf dem Schwarz Fingerabdrücke zu gut sieht.

  • Ich denke, dass diese Fehler bei dem Buchpreis heutzutage leider hingenommen werden müssen.
    Trotzdem ist es richtig, diese Fehler anzusprechen.


    Eine sehr gute Rezension!

  • Hallo Sternenfreunde,


    auch ich habe mir dieses Buch zur Auffrischung meiner astronomischen Grundkenntnisse zugelegt. Ich finde es inhaltlich als auch von der Gestaltung sehr ansprechend und wirklich leicht verständlich geschrieben, was gerade bei astronomischen Themen ja nicht immer leicht erscheint.
    Die beiden Autoren sind namhafte britische Astronomen und die Fehler, die sich eingeschlichen haben, können eigentlich nur an einer teilweise fehlerhaften Übersetzung liegen.
    Macht auf alle Fälle richtig Spaß zu lesen,
    auch als ein nicht kompletter Neueinsteiger!


    Grüße
    Toni

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