Buchrezension "Astronomie"

  • Astronomie
    Eine Entdeckungsreise zu Sternen, Galaxien und was noch im Kosmos ist


    Autor: Neil F. Comins
    Verlag: Spektrum Akademischer Verlag
    603 Seiten
    Preis: 59.95 €
    ISBN: 978-3827424983


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    © Spektrum Akademischer Verlag
    Mit freundlicher Unterstützung
    des Verlages


    <b>Klappentext: </b>


    <i>Der amerikanische Lehrbuchklassiker für Collegekurse in Astronomie vermittelt einen Einsteig der besonderen Art: In seiner leicht lesbaren Sprache fast ganz ohne Formeln und mit zahlreichen Astrophotos und Illustrationen ist dieses Lehrbuch didaktisch raffiniert auf das Wesentliche reduziert, das Physikstudierende und angehende Physiklehrer wissen müssen und leicht lernen können; für Schüler und Hobbyastronomen bietet sich es sich zum autodidaktischen Lernen und Schmökern an – und am Ende bleiben nicht nur die wenigen wirklich wichtigen Formeln aus der Schulphysik nachhaltig im Gedächtnis.


    Neil F. Comins ist Professor für Physik und Astronomie an der University of Maine in Orono und hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zur Physikdidaktik und zur theoretischen und beobachtenden Astronomie publiziert, insbesondere zur Galaxienentwicklung und Computersimulation. Er ist durch den Lehrbuchklassiker – den er seit 1994 in Nachfolge von B. Kaufmann weiterführt – und zahlreiche populärwissenschaftliche Beiträge im Fernsehen und in Sachbüchern für ein breites Publikum international bekannt geworden, darunter sein ins Deutsche übersetztes Buch „Der Schweif des Kometen“.</i>


    <b>Rezension: </b>


    Astronomie ist und bleibt eine sehr gewichtige Wissenschaft – auch das vorliegende Buch glänzt durch stattliche 1.8 kg. Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen – in diesem Buch steckt das gesamte Wissen der Astronomie auf dem heutigen Stand der Forschung. Das darf schonmal was wiegen.


    Unterteilt ist das Buch in 13 Kapitel, dabei startet die Reise durch die Gefilde der Astronomie bei der praktischen Astronomie und arbeitet sich über immer grössere Distanzen und Gebilde zum Universum vor. Diese Aufteilung ist sehr überlegt, denn vieles baut aufeinander auf.


    Zu Beginn jedes Kapitels gibt es einige Fragen - Unter “Was meinen Sie?“ werden allgemeine Fragen zum Thema gestellt, die in das Thema einleiten und erste Schwerpunkte setzen. Die Antworten dazu findet man im Text, unter der jeweiligen Nummerierung oder am Ende des Kapitels. Danach gibt es einen Überblick über die Lernziele und dann den direkten Einstieg in das Kapitel.
    Die Inhalte folgen einem klar vorgegebenen roten Faden und sind in gut lesbare Einheiten unterteilt.


    Unterstützt werden die Texte durch viele interessante Abbildungen, vorwiegend mittlerer Grösse. Diese sind innerhalb des Bildes beschriftet und es werden auch Bildausschnitte gezeigt, um z.B. einen Vorgang zu erklären. Was dabei im Einzelnen geschieht wird innerhalb der Abbildung durch kleine „Textblasen“ erklärt. Zusätzlich gibt es noch sehr ausführliche Bildunterschriften, die sehr viele zusätzliche Informationen transportieren. In welchem Wellenlängenbereich das Bild gemacht wurde, ist durch eine kleine Buchstabenskala ersichtlich, in denen das Kürzel der jeweiligen Wellenlänge farblich hervorgehoben wird.


    Innerhalb der Kapitel gibt es sogenannte „Schwerpunktfragen“, die immer wieder bereits Gelesenes abfragen. Die Antworten findet man deswegen zum grossen Teil im Text selber. Bei Fragen, die über das, was im Buch steht hinaus gehen oder schwierig zu beantworten sind, findet man auch Antworten am Ende des Buches.


    Besonders gelungen finde ich den Textabschnitt „An den Grenzen unseres Wissens“, welche kurz vor Ende jedes Kapitels . In diesen kurzen Textabschnitten macht der Autor dem Leser besonders deutlich, welches Wissen bisher überhaupt gesichert ist und in welchen Bereichen es noch offene Fragen gibt. Es ist sehr interessant zu sehen, wie viel (oder eher wenig) man in einigen Bereichen bisher weiss und wie sich diese Lücken Stück für Stück über die Zeit geschlossen haben.


    Die Zusammenfassungen am Ende der Kapitel finden ausschliesslich über Schlüsselbegriffe, also erklärte Stichworte, statt – dies ist sehr übersichtlich und fasst das wichtigste nochmal zusammen. Wobei das Buch sich ja eh auf das Wesentliche konzentriert. Man findet dort also alle wichtigen Stichworte und Zusammenhänge kurz und knapp. In der „Nachlese“ findet man nun tiefergehende Fragen, allerdings gibt es nicht zu allen Fragen auch Antworten im Buch.


    Am Ende einiger Kapitel gibt es noch Zeitungsartikel aus der Zeitschrift „Scientific American“. Diese geben Einblick in die aktuelle Forschung und die Arbeit der Astronomen in der Praxis. Die Auswahl der Artikel passt sehr gut in das Konzept des Buches und sind ebenfalls sehr verständlich.


    Den Abschluss des Buches bilden die Anhänge, welche jede Menge Zusatzinformation zu den Themen aus dem Buch bieten z.B. die genaue Berechnung der Sternparallaxe und die Funktionsweise der Kernfusion. Aber es gibt auch ausführliche Hintergründe zu speziellen Themen, z.B. dem geozentrischen Universum.
    Das sich anschliessende Glossar wurde so überarbeitet, dass es auch ohne den im Buch verwendeten Kontext benutzt werden kann – dies ist sehr gut gelungen und das Glossar ist, wie schon oben erwähnt, sehr, sehr umfangreich.


    Geschrieben ist das Buch sehr verständlich. Der Satzbau ist einfach und verschachtelte Sätze werden grössten Teils gemieden. Dennoch gibt es irreführende Satzbauten, wie z.B. im Abschnitt über die äusseren Planeten, die „von der Erde aus gesehen, vor oder hinter der Sonne [...]“ stehen können. Im genannten Satz wurde versucht Konjunktion und Opposition in einem Satz zu erklären – für innere und äussere Planeten gleichzeitig. In 2 Sätzen wäre es einfacher und sicher dann korrekt und verständlich möglich.


    Ebenso irreführend sind Konstruktionen mit mehreren wissenschaftlichen Einheiten, welche nicht erklärt werden. So wird zwar sehr schön dargestellt, dass die Hintergrundstrahlung eine Temperatur von 2,73 K (entspricht ca. -270°C) hat, aber direkt danach wird sie mit „3-Grad-Strahlung“ benannt. Was stimmt – sie ist nur 3 Grad wärmer als der absolute Nullpunkt (-273°C), aber weder dieser Wert noch der Zusammenhang werden erwähnt, sodass der Sprung von Kelvin auf Grad dem Laien einen falschen und irritierenden Eindruck vermittelt.


    Die Wortwahl ist im Allgemeinen sehr einfach aber niveauvoll und natürlich findet man auch Fachworte. Mit diesen wird der Leser aber sehr gut vertraut gemacht und alle Worte werden sowohl im Text als auch in einem sehr umfangreichen Glossar erklärt.
    Hie und da, mal mehr mal weniger, finden sich Rechtschreib- und Grammatikfehler, die sehr wahrscheinlich aus der Übersetzung stammen. Diese halten sich aber in Grenzen und verändern die Aussagen der Inhalte nicht.




    Der Hauptunterschied zu dem Pearson-Buch „Astronomie – die kosmische Perspektive“ liegt vor allem in der Ausführlichkeit der Themen, sowie im Layout (Pearson: über 1160 Seiten; Spektrum: 603 Seiten).
    Das Pearson-Buch enthält viele grosse Abbildungen, welche komplette Seiten oder Doppelseiten einnehmen. Dann gibt es noch Zusammenfassungen, die auch mehrere Seiten in Anspruch nehmen, sowie viele mathematische Exkurse und Spezialthemen. Aber man muss auch sagen, „Astronomie“ von Neil F. Comins ist kürzer und bündiger geschrieben, die Fakten sind sehr auf den Punkt gebracht. Viele Themen, welche bei Pearson über mehrere Kapitel verteilt sind und somit sehr ausführlich besprochen werden, werden hier vom Autor in einem Kapitel zusammenhängend bearbeitet.


    Inhaltlich halten sich beide Bücher die Waage. Beide Bücher vermitteln ein rundum geschlossenes Bild über das Universum und die darin befindlichen Vorgänge. Einzig der Umfang und die Ausführlichkeit unterscheiden sich deutlich.



    <b>Fazit: </b>
    „Astronomie“ ist ein sehr reichhaltiges Buch, für alle die sich einen Überblick über das komplette Spektrum der Astronomie verschaffen wollen. Das Lehrbuch ist sehr einfach und verständlich geschrieben und überzeugt durch eine klare Gliederung mit einem konsequenten roten Faden. Das Buch behandelt die Themen eher zusammenhängend, eignet sich aber natürlich auch, wenn man einzelne Themen nachschlagen möchte.
    Es ist nicht so detailliert und visuell aufgebaut wie das Buch aus dem Verlage Pearson Studium, und geht bei vielen Themen nicht so in die Tiefe. Aber grade dieser Unterschied macht beide Bücher einzigartig.


    Wer sich gerne auf das Wesentliche konzentriert und einen zusammenhängenden Überblick über das Universum bekommen möchte, der ist bei diesem Buch genau richtig.

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