Eine unglaubliche Kärntener Nacht...

  • Wie schon geschrieben (http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=108118) drohte das diesjährige ITT ein Opfer der Nebelmassen zu werden, die sich ausgerechnet auf Höhe der Emberger Alm breitmachten. Wer die Ansammlung von Gasthöfen und Ferienhäusern auf 1700m Höhe nicht verließ, könnte meinen, die ganze Welt würde in den Wolken versinken. Dem war aber nicht so:



    Nach unserem Ausflug zur Edelweißspitze am Freitag hatten auch DK279 und ich uns für Samstag Vormittag den Hochtristen, 2535m, als Wanderziel auserkoren. Und siehe da, kaum daß wir direkt nach dem Frühstück die ersten Höhenmeter erklommen hatten, waren wir raus aus den Wolken und uns erwartete strahlender Sonnenschein.



    Auf dem Rückweg vom Berg zeigten sich die Eiskristalle in der Luft nocheinmal von ihrer besten Seite: Mit dem kräftigsten Horizontalkreis, der mir je untergekommen ist, zeitweise begleitet von einer farbenprächtigen Nebensonne.



    Pünktlich zur traditionellen Tombola um 14 Uhr waren wir zurück - gewonnen haben wir allerdings nichts. Während der Verlosung schaffte es die Sonne dann aber doch, sich durch die Wolkendecke zu brennen. Da war es dann endlich an er Zeit guten Mutes zu sein und den Dobson aufzubauen. Zahlreiche PSTs richteten sich am Nachmittag noch auf die Sonne, so daß man zusätzlich zu Protuberanzen auch noch einen Flare in einer aktiven Region erwischen konnte.


    Endlich wird es dunkel, die letzten hochliegenden Cirren lösen sich auch auf. Der erste Blick durch das Teleskop fällt auf den Jupiter. Was für ein herrlicher Anblick! Dank Top-Seeing sieht man nicht nur den Schatten eines Mondes randscharf über die Oberfläche wandern sondern auch unglaublich viele Details. Zeit, das 5mm-Okular für höchste Vergrößerungen auszupacken, nicht zuletzt als sich wenig später das helle Io-Scheibchen auf den Planeten schiebt absolut lohnenswert.



    Nächstes Ziel ist natürlich Komet Hartley, im 16er als deutlich kondensierter False Nucleus umgeben von einer schönen Koma zu sehen. Aber auch der Deep-Sky-Himmel hat so einiges zu bieten. Während sich Cas A auch im zweiten Anlauf (der erste Versuch fand am Almbergtreffen statt) vor Dominik versteckte, boten die Objekte des Sommerhimmels im Westen den gewohnt prächtigen Anblick. Nach Cirrus und Co. rückten wir mit H beta Filter dem California-Nebel zuleibe.


    Nach den Staubbändern im Andromedanebel und den Sternentstehungsgebieten in M33 waren diverse kleinere Galaxien in der Himmelsregion an der Reihe, von der schmucken Edge-On-Galaxie NGC 891 und Stephans Quintett bis hin zu kleinen Fusseln, deren NGC-Nummern ich teilweise schon wieder vergessen habe.


    Zwischenzeitlich wärmten wir uns wieder auf, um auch bis in den frühen Morgen im Bereich Orion und Einhorn auf die Jagd gehen zu können. Die Wintermilchstraße zog sich bis zum Großen Hund und leuchtete hell über uns. Der Pferdekopf zeigte sich in H beta als deutliche Einbuchtung im Leuchten des Nebels und war tatsächlich auch ohne den Filter auszumachen.



    Im Laufe der Nacht bekamen Auto und Okulartisch eine Rauhreifschicht von mehreren Millimetern, das Teleskop taute aber erstaunlicherweise nie zu. Am Morgen nach dieser herrlichen Nacht zog der Nebel erneut ins Tal. die eingehüllten Bergspitzen des Drautals boten kurz vor Sonnenaufgang einen herrlichen Anblick - bevor die Emberger Alm erneut im Nebel versank.


    Da morgen die Arbeit ruft, hieß es für uns beide heimfahren, einige andere sind aber noch dort geblieben. Ich denke wir werden in den nächsten Tagen lesen, ob ihnen noch weitere solche Nächte gegönnt waren.


    Übernächtigte aber glückliche Grüße,
    Caro

  • Hi Caro,


    ja, das war wirklich eine tolle Spechtelei, nach so vielen Nebelnächten war so eine Nacht wieder mal fällig. Schöne Bilder. War schon beeindruckend, als ich am Freitag beim Wandern plötzlich über dem Nebel war und wie dann der Naßfelriegel nur noch ein kleines Stück darüber herausspitzte.


    Gruß und CDS


    Haley

  • Hi zusammen,


    ja, auch ich bin noch ganz unter dem Eindruck des diesjährigen (meines ersten) ITT. Caro schilderte ja schon die nicht ganz mühelose An- und Abreise Südwest-Deutschland / Kärnten. Jedoch, das Teleskoptreffen entschädigte uns vielfach dafür! Das fängt beim überaus netten Umgang seitens Wirtsleuten, Organisatoren und Teilnehmern sowie der schön gemütlichen Unterkunft an. Weiterhin ist die Landschaft für Bergliebhaber wie uns natürlich selbstredend ein grosses Plus. Das war eine richtig schöne Gipfeltour auf die Hochtriste, und von der Glockner - Hochalpenstrasse aus konnte man auch schonmal von höheren Zielen träumen...


    Ja, und dann ist da der Sternenhimmel. Auch wenn man es nicht so gerne zugibt, natürlich ist immer ein bisschen Neid dabei wenn man auf dem Satellitenfilm klaren Himmel über grossen Teilen Mitteleuropas sieht, während da wo man gerade auf dem Teleskoptreffen ist der Nebel nicht weichen mag. Aber auch hier wurden wir für die Geduld reichlich entlohnt: Erst einmal mit den oben schon im Bild gezeigten intensiven Haloerscheinungen, aber dann, in der Nacht von Samstag auf Sonntag, auch mit einem geradezu unglaublich guten Himmel.


    Bereits zu Beginn der Nacht, als es noch einige Zirren gab, ermöglichte das Seeing Blicke auf Jupiter und seine Monde die man nicht wieder vergisst. Das nicht-Auffinden von Cas A jedoch war eindeutig (und wieder einmal) dem Versäumnis der Erstellung einer guten Ausuchkarte im Vorfeld anzulasten. Nach einer Aufwärmrunde dann zeigte um 3 Uhr herum der Blick nach oben einen wahrhaft gigantischen Sternenhimmel, dunkel, klar und mit einer Wintermilchstrasse die das Firmament überspannte. So war es eine Freude, sich auch an schwierigere Objekte zu heranzupirschen.


    Alles in allem war das ITT 2010 ein grossartiges Erlebnis, und vor allem in den Eindrücken aus der Beobachtungsnacht werden wir noch lange schwelgen. Ich glaube man kann guten Gewissens sagen dass wenn das Wetter mitspielt der dortige Sternenhimmel nur sehr schwer zu übertreffen ist.


    Viele Grüsse,
    Dominik

  • Hallo an alle ITT-Teilnehmer:


    hat irgendjemand von euch in der schönen klaren Nacht von Samstag auf Sonntag auf der Emberger Alm Messungen mit einem SQM (-L) gemacht?


    Wäre an den Daten sehr interessiert.

  • Ein SQM-Wert würde mich auch brennend interessieren.


    Übrigens: Ich schreibe einen Bericht über das Treffen für SuW. Die SuW-Redaktion würde sich auch freuen, wenn man das eine oder andere Astrofoto, das in besagter Nacht entstanden ist, mit abdrucken kann. Da ich selber Dobson-Schubser bin, kann ich mit mehr als einfachen Übersichtsaufnahmen nicht dienen. Wenn also jemand das SuW-Bildhonorar einheimsen möchte, einfach bei mir melden!


    Caro

  • Hallo Caro, hallo Günter,


    ich habe von Samstag zum Sonntag auf der Emberger Alm gemessen. Mein SQM-L zeigte 21,43 an, korrigiert zu den Geräten der FG deepsky (Habe meines mit einem von Dr.Hänel geliehenem Gerät an 2 verschiedenen Orten abgeglichen (1. Röthenbacher Straße / Osterzgebirge; 2. Almbergtreffen 2010 Mitterfirmiansreuth) wäre der Wert <b>21,56</b>. Allerdings muß man sagen, daß das Gerät bei eindeutig besseren Bedingungen auf der Edelweißspitze in der Nacht vom Sonntag zum Montag (wolkig strukturierte Milchstraße, Gegenschein, wie noch nie gesehen) um 0,03 schlechtere Werte anzeigte! Und bei deutlich schlechteren Bedingungen in der Nacht vom Montag zum Dienstag auf der Emberger Alm genau solche Werte wie bei den beschriebenen Bedingungen am Vortag 1000 m höher! Sollte etwas über die Aussagefähigkeit dieser Werte zu denken geben! Immer um 21:00 UT gegen UMi gemessen.


    Gruß und CS!


    Volker


    =&gt; Caro: Genau diesen Horizontalkreis habe ich am Ochsentörl auch auf den Chip gebannt, kommt noch nebst anderen Bildern hier, wenn ich Zeit habe.

  • Hi radeberger,


    vielen Dank für diese Messwerte, das hilft schon einiges einzuschätzen. Ich muss auch sagen dass wir ja zuerst bis ~21:00 UT in der fraglichen Nacht draussen waren. Da war der Himmel in der Tat schon sehr gut, jedoch gab es vereinzelte Zirren/Kondensstreifen, und daher erschien mir der Hintergrund subjektiv nicht wirklich uniform. Vielleicht spielte das eine Rolle bei den nicht ganz zusammenpassenden Messungen? Als wir zum zweiten Male draussen waren in der Nacht, so ab ~01:00 UT des Sonntag Morgen, war der Himmel dann (wieder subjektiv) auch nochmal *deutlich* besser als 4 Stunden zuvor.


    Ich hoffe Ihr konntet in den darauffolgenden Nächten noch einiges beobachten!


    Dominik

  • Hallo Dominik,


    jo haben wir! Die ermittelten Werte, das waren immer Meßreihen über ca. 15 min, also Cirren schließe ich aus! Eher sieht es meiner Meinung nach so aus, daß die größere Transparenz ca. 1000 m höher mehr "Sternenlicht" durchlässt, d.h. die "schlechteren" Werte durch eigentlich bessere Bedingungen zustande kommen. Sieht man auch daran, daß Meßreihen in Richtung Milchstraße wesentlich "schlechtere" Werte bringen als Richtung UMi, wo nach meiner Erfahrung die besten Werte zu holen sind, einfach wegen der geringeren Sternkonzentration. Wegen der anderen persönlichen Sache hast Du 'ne PN, bitte mail mal zurück!


    Gruß und CS!


    Volker

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!