Ich bin wieder daheim, habe das Zelt in der Waschküche zum Trocknen ausgelegt und ausgiebig geduscht, Zeit also, die letzten Tage mit dem STATT - dem Sankt Andreasberger Teleskoptreffen - Revue passieren zu lassen.
Fangen wir also am Freitag Morgen an. Der Tag beginnt grau, der Heidelberger Königstuhl ist in tiefliegende Regenwolken gehüllt. Die Wetterprognosen für die kommenden Tage sind gemischt, auch für den Harz, das Ziel dieses Wochenendes. Schon vor 11 Monaten war ich von Utz eingeladen worden, beim STATT dabeizusein und etwas für Kinder anzubieten.
Wohnwagenburg der Nordlichter: Ralf aus Kiel und Rüdiger Heins bringen immer gleich Frau und inzwischen aus dem Teenageralter erwachsenen Nachwuchs mit.
Ein Teleskoptreffen im Harz - der Blick auf die Lichtverschmutzungskate überzeugt, der anvisierte Beobachtungsplatz hat da sehr gute Voraussetzungen. Derart gute ja, daß der Verein Sternwarte St. Andreasberg e.V. oberhalb des gleichnamigen Städtchens gerne eine Sternwarte bauen möchte. Das scheint nicht nur mich angelockt zu haben. Nach gut vier Stunden Fahrt treffen DK279 und ich auf einige bekannte Gesichter. Sofort fällt einem der altbekannte 30-Zöller von Raffael Benner ins Auge - obwohl Raffael selbst am kommenden Wochenende in seiner schleswig-holsteinischen Heimat Veranstalter eines Teleskoptreffens ist, ist er hier. Dauer-Teleskopbauer Rüdiger Heins hat einen neuen 18-Zöller dabei.
Am Samstag durften die Teleskope auch mal frische Luft schnuppern
In großer Zahl vertreten ist der Hannoveraner Astrostammtisch. Gegenüber von Kalle und direkt neben der Zeltsternwarte machen wir es uns gemütlich - zusammen mit xtrix, der sein Auto mit jeder Menge Campingutensilien und seinem Sohnemann beladen hat und schon auf uns wartet.
Am Samstag Morgen weckt die Sonne die Teilnehmer
Das Wetter war allerdings eher ungemütlich. Schon auf der Fahrt war das eine oder andere Mal Regen angesagt, und ähnlich wie schon am Morgen waren die Berge in Wolkenfetzen eingehüllt. Dazu wehte auf dem Sattel oberhalb von Sankt Andraesberg ein recht eisiger Wind. Das änderte sich auch zum einbruch der Dunkelheit hin nicht. Mein 16-Zöller mußte also erstmal im Kofferraum bleiben. Spät in der Nacht ist es dann aufgerissen, laut Raffael gegen 4 Uhr. Da schliefen wir allerdings schon tief und fest.
DK und xtrix beim Fachsimpeln
Der Samstag dagegen präsentierte sich von seiner besten Seite, und mit ihm die Sonne. Diverse H-alpha-Teleskope, vom PST bis zum Lille-System am 5-Zoll-Refraktor zeigten uns dunkle Filamente auf der Sonnenscheibe und große Protuberanzen am Sonnenrand. Sogar für die Weißlichtbeobachter hatten sich drei Flecken herausgeputzt.
Das neue kleine Leichtgewicht von MartinB (kann man in der Rockerbox mit Steinchen beschweren)...
...sieht aus wie der Nachwuchs des schmucken Traveldob.
Nach dem Frühstück wird es Zeit mal die Runde zu machen und sich bei den anwesenden Teleskopbesitzern umzuschauen. Größtenteils findet man Dobsons der 8-Zoll-Klasse. Alle Fabrikate sind vorhanden und wie üblich gilt es auch, die eine oder andere Verbesserung zu bewundern, zum Beispiel einen komplett mit Kork isolierten Tubus. Im Zeitalter des Leichtbaus freut man sich aber auch, klassische Baumaterialien, mit denen man selber mal experimentiert hat, wie KG-Abflußrohre als Tuben wiederzufinden.
Rotationsrohrschellen nach dem Dobson-Prinzip
Aber auch beim Teleskop-Zubehör sind die Bastler unter den Anwesenden fleißig gewesen. Am Nachmittag ersetzten ein Traveldob aus dem Hause Uli Vedder und eine EQ-6 mit 10-Zoll Newton die G11 mit dem Vixen-Fotoequipment und der Zeltsternwarte un unserer Nachbarschaft. Für die Rotationsrohrschellen des Newton durfte die Oberfräse ans Werk. Ebony und Teflon machten sie leichtgängig, geklemmt wurde mit den klassien Methoden einer Stangenklemmung.
Nord- und Südpol des Mondes.
Ein f/kurzer Dobson lockte den interessierten Besucher zu Michael Kochs VW-Bus. Das echte Highlight dort ist aber kein Teleskop, sondern ein Abguß des Mondsüdpols aus Beton. Für die Gußform hat Michael seine computergesteuerte CNC-Fräse mit den Daten der letzten Mondmissionen gefüttert - alles realistisch und im korrekten Maßstab also.
Ein Nebensönnchen...
Den ganzen Nachmittag strömten auch Tagesgäste aus dem Ort über das Gelände und zu den durchweg gut besuchten Vorträgen. Gegen Abend schaute sogar die Presse vorbei, gerade als sich die Venus am Dämmerungshimmel hübsch zwischen den eingefärbten Wolkenschleiern positionierte.
Die Prognosen für die Nacht waren zwiespältig. Ein schmaler Wolkenstreifen baute sich bedrohlich auf, die Frage war einzig und allein, wann er da sein würde. Die Teleskope wurden bereitgemacht und durften sich nach Einbruch der Dunkelheit im Band der Milchstraße austoben, so auch mein 16er.
Mein Teleskop in der Abendsonne...
Die Bedingungen waren nicht perfekt, aber dennoch gut. Das Band der Milchstraße war gut zu sehen, am Horizont störten aber doch ein paar Dunstschleier. In der Ferne sah man in Richtung Westen eine ganz schwache Lichtglocke schimmern, wohl Göttingen. Insgesamt bietet der Beobachtungsplatz selber aber eine nahezu perfekte Rundumsicht. Keine Straßen, auf denen Autos mit störender Beleuchtung fahren, Sankt Andreasberg selbst bemerkt man kaum.
Gegen Mitternacht allerdings war es vorbei mit dem klaren Himmel, die Wolkenfront war da. Wir räumten das Teleskop schnell mit ins Zelt, gar keine schlechte Idee, denn später in der Nacht kam noch ein kleiner Regenschauer. Abgebaut wurde dann am Sonntag wieder bei Sonnenschein, und dann ging es heimwärts.
Hier ist noch viiiiiieeeel Platz
Wenn das STATT sich als Teleskoptreffen etabliert - und davon gehe ich mal aus - dürften sich auch die Bewohner der strukturschwachen Region Sankt Andreasberg freuen. Der Harztourismus scheint in der Gegend doch ziemlich gelitten zu haben, viele Häuser in dem kleinen Ort standen leer. Ein Grund mehr eigentlich auch, mit der geplanten Sternwarte einen weiteren Schritt zu naturverbundenen Freizeitangeboten zu machen. Und dahin würde meiner Meinung nach auch das STATT gut passen. Gut 50 Teilnehmer zuzüglich Tagesgästen waren vor Ort - das Gelände bietet aber auf jeden Fall Platz für ein viel größeres Treffen, und das auch unter Berücksichtigung der Vorschriften für den Landschafts- und Naturschutz. Wenn sich dann noch die Infrastruktur in Sachen sanitäre Einrichtungnen etwas bessert, ist das STATT auf dem dem besten Wege, den großen Treffen Konkurrenz zu machen.