Buchrezension "Weiter als der Himmel"

  • <b>Weiter als der Himmel</b>


    Autor: Pippa Goldschmidt
    Verlag: Weidle Verlag
    Seiten: 284 Seiten
    Preis: € 19,-
    ISBN: 978-3-938803-65-3


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    © Mit freundlicher Unterstützung
    des Weidle Verlages



    <b>Klappentext: </b>
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    Jeanette, frisch promovierte Astronomin, macht an einem Teleskop in den chilenischen Anden eine sensationelle Entdeckung, die diversen Gesetzen ihrer Wissenschaft diametral entgegensteht. Sie weiß nicht, ob sie ihre Ergebnisse veröffentlichen soll oder ob sie damit ihrer Karriere schadet. Schließlich tut sie es und hat die gesamte astronomische Welt gegen sich aufgebracht. Sie stürzt in einen Strudel, der schon bald ihr Privatleben mit sich reißt und sie zwischen den Mühlsteinen der Vergangenheit und der Gegenwart zu zermahlen droht. Bilder ihrer Schwester, die unter rätselhaften Umständen in ihrer Kindheit starb, spannen sich vor die Wirklichkeit. Sie sucht den Himmel und die Erde nach ihr ab und verliert sich dabei selbst.
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    <b>Rezension: </b>


    Dieses Buch ist mal ganz anders als was ich sonst hier vorstelle - ein Roman über eine Astronomin, geschrieben von einer Astronomin.
    Es kommt doch relativ selten vor, in einem Roman etwas über das kosmologische Prinzip oder Isotropie zu lesen, und dann auch noch im richtigen Zusammenhang. Aber es war gerade die Nähe zur Astronomie, die mich auf dieses Buch hat aufmerksam werden lassen.
    Pippa Goldschmidt verwebt zwei Zeitebenen miteinander, das „Jetzt“ und „Damals“, zwischen denen sie immer wechselt.
    Die Autorin beginnt im „Jetzt“ und hier ist die Protagonistin Jeanette eine frisch promovierte Astronomin an der Sternwarte von Edinburgh. Bei einem Beobachtungsaufenthalt in Chile macht sie eine Entdeckung, die alle Theorien zur Kosmologie widerlegen würde. Der Leser begleitet sie in der Folgezeit wie sie ihre Entdeckung vorsichtig veröffentlicht und wie sie mit dem darauffolgenden öffentlichen Wirbel umgeht. Auch wenn jeder ihrer Entdeckung mit Skepsis gegenübersteht, sie selbst eingeschlossen, öffnen sich ihr dadurch viele Türen in der wissenschaftlichen Welt, die bisher verschlossen waren.
    Es beeinflusst auch ihre Beziehung zu den anderen Post Docs an der Universität mit denen eine Konkurrenz besteht und nicht nur um die wenigen festen Stellen.
    Einen ruhenden Pol findet sie für kurze Zeit in der Liebesbeziehung zu der Künstlerin Paula.
    Die „Damals“ überschriebenen Passagen erzählen von ihrer Kindheit im Schatten ihrer Schwester Kate, die schon früh als Wettkampfschwimmerin Erfolge feierte und dennoch bei einem Training ertrank.
    An dem Tod der Schwester zerbricht das Familienleben, die Mutter sitzt nur noch vor dem Fernseher, der Vater geht fremd und Jeanette lebt weiterhin im Schatten der jetzt toten Schwester.
    Niemand hat ihr gesagt, wie und warum ihre Schwester gestorben ist, sie hat den Verlust nie verarbeiten oder überwinden können.
    Als im „Jetzt“ auch ihre Beziehung zu Paula zerbricht, vermischt sie den Verlust der Schwester und den Verlust von Paula als auch vorheriger Partnerinnen und versucht das zusammen zu verarbeiten.
    Bei einem weiteren Aufenthalt in Chile wird sie unerwartet mit der tragischen Geschichte des Landes konfrontiert und erkennt, dass sie sich ihrer Trauer stellen muss.
    Zurück in Edinburgh bekommt sie von ihrem Vorgesetzten den Anstoß zu einer Auszeit und nutzt diese um zu ihren Eltern zu fahren.
    Endlich sprechen sie sich aus und sie kann einen neuen Anfang wagen.


    Zwischen den unterschiedlichen Abschnitten sind hin und wieder kurze kursiv gedruckte Absätze eingeflochten, die offenbar Traumsequenzen enthalten.


    Die Einblicke in den Berufsalltag einer Astronomin sind für Hobby- und Amateurastronomen sehr interessant und reichen von der normalen Lehrtätigkeit an der Universität, den Gesprächen mit Kollegen und Studenten bis zu den Beobachtungsaufenthalten in Chile. Wie beeinflusst der umgedrehte Tag/Nacht-Rhythmus das alltägliche Leben? Was macht man, wenn es in Chile einmal wolkig ist?
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand ohne astronomisches Interesse mit diesen Beschreibungen oder auch nur den Bezeichnungen etwas anfangen kann, sie/er wird das Buch aus Langeweile bald wieder zur Seite legen. Für Hobby- und Amateurastronomen sind es bekannte Begriffe aus einer vertrauten Welt.


    Die Zeitsprünge des Romans sind durch entsprechende Überschriften eindeutig zu erkennen, trotzdem verschwimmen die Erinnerungen der Astronomin immer mehr mit der Realität, wodurch der Inhalt im Laufe des Buches stellenweise undurchsichtig wird. Das löst sich erst zum Ende hin wieder auf, als sich auch für die Protagonistin das Wirrwarr der Gedanken löst.


    Das Buch ist im Allgemeinen in einer normalen Umgangssprache geschrieben, nur hin und wieder sind unerwartet gewöhnliche Wörter eingestreut, die den Lesefluss stocken lassen. Der Druck erfolgte in nicht reformierter Rechtschreibung.



    <b>Fazit: </b>


    Ein Roman über einen Lebensabschnitt mit recht persönlicher Trauerbewältigung einer schottischen Astronomin mit vielen Bezügen zur Astronomie.

  • Hallo Ute,


    besten Dank für die Besprechung dieses Buches. Es scheint ja wirklich spannend zu sein. Meine Frau liest gern, pro Woche ein Buch. Vor allem mag sie persönliche Schicksalsromane und ähnliches, aber auch Krimis. Da scheint diese Werk ja genau richtig. Was für mich aber toll daran ist, sie hat demnächst Geburtstag und da fehlt mir noch das eine oder andere Geschenk. Perfekt also. Ich habe das Buch über Deinen Amazon-Link bestellt.

  • Hallo Ute.
    Aber Hallo. Da hast du dir viel Mühe gemacht. Sehr schöne Beschreib- und Beurteilung. Habe die Titelheldin direkt vor Augen. Dankeschön ;o)
    Gruss, schönes Wochenende, und immer k.H., Alexander

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