Produktvorschlag Einsteigerteleskop

  • Als Mitarbeiter diverser Volkssternwarten werde ich sehr oft mit der Frage konfrontiert, mit welchem Teleskop man beginnen sollte. Gerade jetzt zu Weihnachten wirds wieder akut, und oftmals geht es um Geschenke fuer Kinder.


    Es faellt mir immer schwer, eine preisguenstige Alternative zu finden. Kleine Refraktoren sind oft Plastikversionen, und das Zubehoer kaum brauchbar. Kurze Dobsons mit sphaerischem Spiegel (beispielsweise 76/350, gibts hier in England gerade beim ALDI) koennen kein vernuenftiges Bild liefern.


    Meine typischen Empfehlungen (Skywatcher 150/750er Newton auf EQ3 oder den 150/1200er Dobson der gleichen Firma) sind vielen fuer einen Einstieg zu teuer und fuer Kinder ein bisschen gross.


    Deshalb hier mal meine Gedanken fuer ein Einsteigerteleskop, das (nicht nur) kinderfreundlich ist ohne aber ein Spielzeug zu sein. Gerade viele Plastik-Kindergeraete sind dem mitunter rauhen Umgang durch Kinder nicht gewachsen.


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    Dobson - einfach handzuhaben, guenstig in der Fertigung. Ein im Dunkeln gut ertastbarer Halteknubbel kann das Bewegen und Nachfuehren erleichtern. Der geschlossene Tubus kann aus Hartpapier, Kunststoff oder Metall sein. Im Unterschied zum Gittertubus ist das guenstiger, stabiler und die Optik ist besser vor neugierigen Fingern geschuetzt.


    114/900mm - eine bewaehrte Produktlinie, die aufgrund der Brennweite sphaerisch bleiben kann


    Metallokularauszug 1.25" Crayford - Plastikauszuege und auch metallene Zahntriebauszuege werden von Kindern gern ueberdreht. Das muss kein Highend-Crayford sein. Wenn der Okularauszug seitlich herausragt, hat er einen horizontalen Lastweg. Hierdurch wird ein Durchrutschen vermieden, was den Auszug in seiner Ausfuehrung billiger werden laesst. Ich hatte mal ein ueberraschend gutes Einsteigermikroskop von LIDL, wo die Fokussierung nach dem Crayfordprinzip passierte - keine Beschaedigung durch Ueberdrehen moeglich !


    Kein Sucher, sondern eine Peilvorrichtung. Billige Einsteigergeraete haben oft anstelle eines achromatischen 6x30-Suchers einen nichtachromatischen 5x24 in Weingummihalterung, der absolut unbrauchbar ist! Eine Peilvorrichtung nach dem Prinzip von "Kimme und Korn" ist billiger in der Herstellung, robuster und brauchbar. Ein Beispiel ist die Peilvorrichtung am Carl Zeiss - Telementor.


    Kein sinnloses Zubehoer - einen nachtleuchtenden Kompass braucht kein Mensch, und auch ein Mondfilter ist bei einem solch kleinen Teleskop sinnfrei. Statt dreier Huygensokulare, Mondfilter und Plastik-Einlinserbarlow koennten lieber zwei Kellnerokulare (oder besser) beiliegen. Diese solltem eine Niedrigvergroesserung (ca. 30x) und eine Hochvergroesserung (ca. 100x) abdecken, zum Beispiel Kellner 30mm und Kellner 9mm. Das reicht, um sowohl im Deepskybereich als auch am Planeten erste Erfahrungen zu sammeln.


    Kostengrenze: Unter 100 Euro, damit es als Geschenk fuer Kinder erschwinglich bleibt.


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    Mir ist ein solches Teleskop noch nie ueber den Weg gelaufen. Entweder sind die Teleskope zu schwer und teuer (z.B. TAL 1M), oder nicht solide ausgelegt (Skywatcher Heritage 130 - gute Idee, aber koennen Kinder mit dem zerbrechlichen Instrument umgehen ?). Viele Geraete weisen elementare Fehler auf (kurzbrennweitige, sphaerische Spiegel oder voellig unbrauchbare Mechanik) oder sie haben eine Fuelle an voellig unbrauchbarem Zubehoer. Was nutzen fuenf Huygensokulare, wenn keines davon eine brauchbare Abbilung liefern kann ?


    Waere das nicht mal was fuer einen Haendler, sich mit einem Hersteller zusammen zu tun? Eine solche Qualitaetsoffensive wuerde auch den Herstellern von Billigstroehren Paroli bieten, deren Produkte eher Frust als Lust aufkommen lassen.

  • Hallo Jürgen,


    Ich finde die Idee sehr gut. Wenn man hier einmal öffentlich über ein wirklich geeignetes Einsteigerteleskop nachdenkt, besteht vielleicht wirklich die Chance, dass so etwas man umgesetzt wird. Mehrere unserer deutschen Händler lesen hier mit, vielleicht fühlt sich ja jemand angesprochen.


    Ich habe mir vor einem Monat einen Bresser 76/350 Minidobson zugelegt und bin gerade dabei ihn konsequent durchzuoptimieren:;
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=157249#633098
    Ich bin überrascht, wie viel man bei vernünftiger Verarbeitung aus so einem kleinen Teleskop heraus holen kann. Das Problem ist die Fertigungsqualität (FS-Größe, Justierung, Lageroptimierung) und die Qualität des Zubehörs. Wenn das Gerät sauber konstruiert und justiert zum Kunden käme, hätte ich keine Bedenken es als Einsteigerteleskop für 70,- zu empfehlen. Wobei ich denke, dass sich meine Empfehlungen umsetzen ließen ohne die Kalkulation komplett zu sprengen.


    Das 130er Heritage finde ich im Prinzip auch gar nicht schlecht. Wenn es statt des Schiebemechanismus einen Volltubus hätte, wäre es meine klare Empfehlung als Einsteigerfernrohr. Aber diesem Klapparatismus traue ich auch nicht. Und wirklich günstiger in der Herstellung als ein Volltubus ist es sicherlich auch nicht.
    Okulare sind ein Thema. Nach wie vor werden im Billigsegment Huygens-Okulare eingesetzt. Wenn man stattdessen Plössl- oder Erfle-Designs liefern würde, wäre der Einblick auch für Einsteiger sehr viel angenehmer. Und so viel aufwendiger als Huygens sind die auch nicht.


    Man darf halt nicht aus den Augen verlieren, dass diese Einsteigerinstrumente in China in gigantischen Mengen für den kompletten Weltmarkt gefertigt und für die Händler gelabelt werden (OEM-Ware). Nur so lassen sich die billigen Kalkulationen halten. Um ein gutes Einsteigerteleskop unter 100,- oder 150,- umzusetzen, müsste das Konzept einem der Hersteller schmackhaft gemacht werden. Und da sehe ich nur eine Chance, wenn sich einer oder besser mehrere der großen Händler zusammen tun und mit den Chinesen reden. Made in Germany wäre so etwas bezahlbar nicht umzusetzen.


    Vielleicht liest ja ein Händler hier mit und mag etwas dazu sagen. Ich würde es klasse finden, wenn ein gutes, empfehlenswertes Einsteigerpaket geschnürt werden könnte. Vielleicht eine Kooperation wie der "Newton ohne Namen" von Lajos.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Jürgen,


    so ein empfehlenswertes und bezahlbares "Einsteigerteleskop" habe ich mir schon öfters gewünscht.


    Das Heritage 130 kommt dem im Prinzip schon nahe, es liegt allerdings weit über deiner angepeilten Preisgrenze von 100 Euro.
    Ferner finde ich beim Heritage 130 die Montierung zu schwer, den Fangpiegel für Kinder etwas zu "ungeschützt" und den Gewindeokularauszug kann man zu weit rausdehen, so dass er herausfällt.
    Die Optik des Heritage 130 ist in Ordnung (meins zumindest) und man sieht eine ganze Menge. Gerade für Anfänger ist das wichtig, damit sie beim Blick durchs Teleskop nicht gleich entäuscht sind.
    Die mitgelieferten Okulare sind beide brauchbar.


    Die Minidobson 76/350 kenne ich nicht aber die sollen so schlecht nicht sein.


    Ein leichter Dobson auf Basis eines 114/900 mit guten Okularen wäre glaube ich ein gutes Anfängerteleskop und günstig anzubieten. Man muss ja nicht viel dran verdienen. Wenn der Astrovirus daraufhin zuschlägt machen die Händler noch genug Umsatz [:D]


    Gruß
    Robert

  • Hallo,


    die Idee ist so gut wie vergebens. Meine Vorstellungen von einem solchen Teleskop decken sich zu 100% mit deinen Anforderungen.


    Soweit zum positiven.. So etwas wird aber nicht produziert werden, LEIDER! Die Massenhersteller bauen ja keine Geräte um Kundenwünsche zu erfüllen sondern um Geld zu verdienen und da 95% alles Teleskopkäufer in diesem Preissegment niemals ein Forum oder eine Sternwarte von innen sehen wissen sie 1. nicht worauf es bei einem Teleskop ankommt und 2. haben sie (die falschen) Vorstellungen wie ein Teleskop auszusehen hat.


    Ich sehe da leider schwarz,wenn wird so was wieder nur aus zu teures kleinseriengerät wie der von Amateuren angeregten 150/900 aufgelegt. auch da hat man dann kalte Füsse bekommen und es vorsichtshalber fotografisch optimiert..


    Viele Grüsse Benny

  • Hallo,


    danke fuer Euer Feedback. Ich sehe es optimistischer als Benny. Es gibt hier eine Marktluecke, und gerade ein gutes Einsteigerinstrument hat grosse Loszahlen im Vergleich zu einem spezialisierten Geraet.


    Es geht ja eigentlich darum, den Aufwand, der in ein Einsteigerinstrument gelenkt wird, in die richtigen Bahnen zu lenken. Weg mit designerischen Zierringen, Plastiksuchern und Zubehoer, das nur durch Masse blendet. Und das hierbei gesparte Geld in eine sinnvolle Konstruktion gesteckt.


    Schon klar, dass hier ein Haendler am Zug sein muss. Wenn ich dieses Posting als Email an einen Hersteller geschrieben haette, wuerde ich wahrscheinlich nicht mal eine Antwort bekommen haben.


    Es waere auch wichtig, das Geraet gescheit zu bewerben. Man muss dem Beginner klarmachen, dass es Sinn macht, dass dieses Geraet nur 100x vergroessert und nicht 525x wie der Plastikrefraktor von nebenan.

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