Schiefspieglerdesign mit f/9 Hauptspiegel

  • Hallo Kutterfreunde,


    nachdem ich in einem anderen Beitrag behauptet hatte, aus meinem geschenkten Spiegel mit 100 mm Durchmesser / 1800 mm Radius nur einen langen Newton, aber keinen Kutter bauen zu können, hat es mich jetzt doch gereizt, mal ein Design damit zu versuchen.


    Fazit: Es geht wohl, aber richtig schön ist es nicht :-). Mit einer Korrekturlinse komme ich nicht hin, mit zwei Korrekturlinsen gibt es einen f/23.8 Schiefspiegler, gerechnet für 1 1/4 Zoll Bildfeld. Die Anregung für zwei gegeneinander geneigte Korrekturlinsen habe ich aus einer früheren Diskussion hier genommen (die ich aber nicht mehr wiederfinde). Interessant fand ich Folgendes: die zwei Linsen haben den Vorteil, dass man Koma und Astigmatismus unabhängig kompensieren kann, so dass die Verkippung des Sekundärspiegels und damit die Neigung des Bildfelds klein gehalten werden können. Letztere läuft von alleine auf ca. 10°, während ich sie jetzt bei 3.3° halten konnte. Vielleicht ist das eine nützliche Anregung, mit dem geneigten Bildfeld kämpft man ja immer wieder.


    Hier der Linsenschnitt (Gesamtlänge rund 1m):


    und die (gerundeten) Optikdaten, falls jemand selbst etwas Ähnliches versuchen will:


    Spotdiagramme:


    Strehl monochromatisch 97.7% auf Achse (550 nm), 89-94% bei maximalem Feld, polychromatisch (450-700 nm) 95 % auf Achse, 87-89% bei maximalem Feld. Die Restfehler Farblängsfehler, Farbquerfehler, Astigmatismus, Koma, sphärische Aberration und Dreiblatt sind alle von ähnlicher Größenordnung.


    Ich fand's eine nette Übung. Der zweilinsige Korrektor hat auf jeden Fall Potential. Bauen werd ich aber erst mal den Newton [:)].


    Viele Grüße


    Holger

  • Hallo Holger,


    interessante Sache. Ich habe selbst einmal kleine Schiefspiegler entworfen.
    Allerdings finde ich daß der Aufwand im Vergleich zum Nutzen recht groß ist.


    100mm Öffnung sind nun einmal nicht viel in Bezug auf Auflösungs- und Kontrast
    -Übertragungsvermögen, und in Form fertiger Geräte schon preiswert zu bekommen.


    Ich habe mal versucht einen 100mm Yolo lichtstark zu machen.
    Der Hauptspiegel hat f/11,75 und der schon stark toroidale spärische Sekundärspiegel
    (94,2mm Radiendifferenz!) bringt das Teleskop auf f/7 , für einen Yolo
    ist das ziemlich lichtstark. Schleifen möchte ich so etwas nicht...
    Und neben den Radien müssen die Abstände und Kippwinkel sehr genau eingehalten werden,
    ansonsten verschlechtert sich die Abbildung erheblich.
    Die Bildebene ist um 1,86° gekippt, Yolo-typisch sehr viel geringer als beim Kutter.
    Ich habe mich dann entschieden einen ganz einfachen 112,5mm Newton zu nehmen.


    Viele Grüße, Karsten

  • Hallo Holger,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Anregung für zwei gegeneinander geneigte Korrekturlinsen habe ich aus einer früheren Diskussion hier genommen (die ich aber nicht mehr wiederfinde).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    wahrscheinlich war das die Diskussion zu meinem Design das ich hier vorgestellt hatte.


    http://www.astrotreff.de/topic…PIC_ID=109213&whichpage=1


    Der erste Entwurf ersetzt praktisch die Kiellinie eines Kutter mit der Auslegung wie sie von Lichtenknecker hergestellt wurden durch den 2 Linsigen Korrektor.


    Da diese 2 Linsíge Konstruktion das Potential hat auch mit deutlich schnelleren Auslegungen und vor allem deutlich kürzerer Baulänge noch ganz ordentliche Ergebnisse zu bringen hab ich dann auch andere Auslegungen gerechnet.


    Das ganze mündete dann in ein Projekt das mit einem 150 f/8 HS auskommt.
    Ideal wäre zwar eine CC von -0,6 aber mit leichten Abstrichen kann es durchaus auch ein handelsüblicher Parabolspiegel sein.


    http://forum.astronomie.de/php…Schiefspiegler#Post874490


    Das Projekt hatte ich etwas ausführlicher mit Zeichnung und so als kleines Schmankerl noch mit der Option das Ganze auf eine Springfield Montierung zu setzen ausgearbeitet.
    Ich hatte mal geplant genau das selbst zu realisieren und dabei meinen schon vorhandenen 150 f/8 Parabolspiegel zu nutzen.


    Das Design ist recht kompakt und kommt auf der Achse bei einer CC des HS von -0,6 auf Polystrehl 0,992.
    Der Kippwinkel des Bildfeldes beträgt 2,5° und das Öffnungsverhältnis ist mit f/13,3 wesentlich schneller als bei Deinem Entwurf.
    Mir war besonders die kompakte Bauweise wichtig und das Öffnungsverhältnis sollte auch etwas schneller sein und es sollte mit einem handelsüblichen HS auskommen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich fand's eine nette Übung. Der zweilinsige Korrektor hat auf jeden Fall Potential.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ja das finde ich auch, leider sind Linsen in dem nötigen Durchmesser und der Brennweite schwierig zu bekommen.
    Ich habe extra mit 1000mm eine Standartbrennweite für beide Linsen verwendet.


    Grüße Gerd

  • Hallo Karsten,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Allerdings finde ich daß der Aufwand im Vergleich zum Nutzen recht groß ist. 100mm Öffnung sind nun einmal nicht viel in Bezug auf Auflösungs- und Kontrast.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Stimmt. Ein 100mm f/9 Newton ist sicher die bessere Wahl. Du kamst ja zum selben Ergebnis.
    Trotzdem spannend zu sehen, was ich aus meinem Spiegel machen könnte... außerdem hat mich das Schiefspieglerdesignen einfach mal gereizt.


    Hallo Gerd,


    danke für den Link - keine Ahnung, was ich da beim Suchen falsch gemacht habe. War aber auf jeden Fall deutlich spannender, das nur aus dem Gedächtnis zu rekonstruieren und selbst auszuprobieren.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich habe extra mit 1000mm eine Standartbrennweite für beide Linsen verwendet.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das wäre auch der nächste Schritt gewesen, drum sind die Linsen auch von vornherein kleiner als 2". Aber beim letzten Hinpfriemeln verlässt mich dann immer die Motivation, zumal wenn's nicht darum geht, das tatsächlich zu bauen. Schöne Arbeit von Dir übrigens!


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Holger,


    na ja der Thread ist ja schon lange im Archiv.
    Sowas ist vom Optikdesign natürlich wesentlich spannender als ein schnöder Newton.
    Das macht schon Spaß sich mal mit sowas zu beschäftigen.


    Was die praktische Umsetzung anbelangt ist es natürlich einfacher einen Newton zu bauen.
    Allerdings nur einfacher, das muss nicht zwangsläufig besser bedeuten.
    Und der Bau eines Newton ist ja auch einfach langweiliger.
    Wer da nur halbherzig zum Selbstbau tendiert und es möglichst einfach möchte der kann eigentlich auch gleich den Newton kaufen und meinetwegen bissen tunen und gut ist.


    Wer mal bisschen Abwechslung in Sein ATM‘ler Hobby bringen möchte schaut vielleicht doch eher mal auf etwas weniger ausgetretene Pfade und stellt sich neuen Herausforderungen.


    Wenn Du den FS für den Newton kaufst und den HS schon hast ist das Ding schell, zusammengezimmert.
    Wenn man den Aufwand aber fair vergleichen will dann müsste man den FS beim Newton auch selbst schleifen, was ja auch schon einige getan haben.
    Hier wäre das schleifen einer Sphäre beim FS des Schiefspieglers sogar einfacher wie das schleifen eines Planspiegels beim FS des Newton.


    Der Mehraufwand bei so einem Schiefspiegler mit 2L Korrektor beschränkt sich dann auf 2 einfache Linsen die man eigentlich relativ preiswert von der Stange kaufen könnte.


    Ein paar preiswerte Linsen zu bekommen ist eigentlich der Knackpunkt bei der ganzen Geschichte.
    Hat man die dann ist der Aufwand gar nicht mal so viel größer und in Anbetracht der Vorteile durchaus eine Überlegung wert.
    Es ist ja nicht nur die Vermeidung der Obstruktion.
    Es ist der bequeme Einblick den man realisieren kann.
    Diesen kann man nahe des Schwerpunkts und damit der Rotationsachse legen so das sich die Position beim schwenk von Horizont zu Zenit nur wenig ändert.
    Man kann wunderbar mit Bino arbeiten, auch ohne GWK.
    Das langsamere Öffnungsverhältnis ist ideal um mit schönen Planetenokularen zu beobachten.


    Wegen der Obstruktion kann man geteilter Meinung sein.
    Man kann natürlich auch gut mit Obstruktion leben.
    Der ATM ler ist aber meist Perfektionist und stört sich auch an kleinen Unzulänglichkeiten.
    Hier liest man mitunter von Selbstschleifern die Ihren Spiegel schon auf Strehl 0,98 getrieben haben und immer noch nicht so recht zufrieden sind und dann wird diskutiert ob dem winzige Zonenfehlrer vielleicht mit nem Minni Tool noch beizukommen wäre.


    Grüße Gerd

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!