<font face="Comic Sans MS">Hallo Astrofreunde,
nachdem ich bereits hier und da kurz geschrieben hatte, daß ich meinen ollen Bresser 76/700 Billig-Newton für meine 9-jährige Tochter zum Dobson umgebaut habe, dachte ich, daß ich mal kurz mit ein paar Fotos vom Umbau berichte.
Vorab: Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Beim quasi "Second Light" vor einer Woche konnte ich z.B. den Mond und den Jupiter mit 175facher Vergrößerung mit meinem 4mm Planetary gut beobachten. Ich hatte vor allem am Mond nicht das Gefühl, daß ich übervergrößert hatte. Nein, es hat echt Spaß gemacht damit über die Mondoberfläche zu cruisen. Jupiter war vom Seeing her nicht soooo ergiebig. Aber mit dem 9er und dem 6er TS-SWM waren die beiden Hauptwolkenbänder sehr gut zu sehen. Der Hammer war aber, daß ich im 6er TS-SWM bei 117facher Vergrößerung sogar epsilon Lyra gut trennen konnte. Damit hatte ich nicht gerechnet. Der kleine Newton ist doch leistungsfähiger, als ich angenommen hatte. Vor allem nach dem Umbau von 0,96" auf 1,25" OAZ. Die kleinen 0,96"-Okus waren im Vergleich doch sehr schrottig.
Hier ein Foto, welches ich per Selbstauslöser in der letzten Nacht gemacht habe, an dem ich mit dem, noch in Originalzustand befindlichen, kleinen Newton spechteln war. Das war im vergangenen Januar, etwa einen Monat nach dem wiederentdecken meiner Astronomieleidenschaft, die Jahre zuvor etwas erloschen war, was sicher auch mit dem total wackeligen Zustand des Teleskops zusammenhing. Zu dem Zeitpunkt der Entstehung des Fotos war glaub ich der 8" Dobson gerade bestellt. [:)]
Aber nun von Anfang an. Vor einigen Wochen fragte ich meine Frau, ob was dagegen sprechen würde, wenn ich am kommenden Wochenende auf`s ATB Teleskoptreffen fahren würde, zumal es zum einen nicht weit von uns entfernt und noch dazu mein erstes Teleskoptreffen ist. Sie hatte nichts dagegen, fragte aber mehr aus Spaß glaube ich, ob ich dann auch unsere 9-jährige Tochter Lea mitnehmen würde. Ich hab damit kein Problem und Lea war sofort begeistert. Da Sie mich in letzte Zeit immer mal wieder was zum Thema Astronomie gefragt hat, schien auch wirklich Interesse da zu sein. Als wir uns dann zum Teleskoptreffen angemeldet hatte kam mir gleich die Idee, daß es für Lea doch bestimmt klasse wäre, wenn Sie ihr eigenes Teleskop mitnehmen könnte. Da ich im Internet schon ein paar mal gelesen hatte, daß Leute ihren 76/700 Newton zum Dobson umgebaut hatten, dachte ich mir, daß ich das für meine Tochter auch machen möchte.
Somit habe ich vor gut zwei Wochen an einem Samstag- und den darauffolgenden Sonntagnachmittag die Rockerbox gebaut. Holz dafür habe ich vom Dachboden meines Vaters genommen, der hat da noch einiges passendes rumfliegen. Aus dem Baumarkt habe ich mir zwei 100er Abflußrohrdeckel (Danke Marius/Ascan für den Tip auf Deiner Website [:)]) besorgt, die ich als Höhenlager "mißbraucht" habe und drei Kunststofffüße für die Rockerbox.
Zu allererst haben Lea und ich geschaut, welchen Stuhl wir als Beobachtungsstuhl mitnehmen würden. Dann hat Lea sich mal damit vor den Newton gesetzt, der noch auf dem bekannten Wackelstativ montiert war. Somit konnte ich die mir optimal erscheinende Höhenlagerhöhe ausmessen. Dabei kam mir auch sofort der Gedanke, daß ich nicht die gleichen Befestigungslöcher für die Höhenlager benutzen würde, sondern den Tubus erst etwas in seiner Längsachse drehen würde und dann neue Befestigungslöcher bohren würde. Original steht der OAZ immer waageracht, was bei horizontnaher Beobachtung - ich sage nur Jupiter [B)] - ziemlich doof und unbequem ist. Daher habe ich jetzt den Tubus ein paar Grad um die Längsachse gedreht, um einen leicht schrägen Einblick von oben zu erhalten. Dies hat sich bereits beim "Second Light" bewehrt. Ich habe dabei allerdings auch einen Fehler gemacht, den ich nicht verschweigen möchte. Ich dachte mir nämlich, daß ich mal schaue, ob der Punkt, an dem die alten Befestigungen saßen wirklich der Punkt ist, an dem der Tubus in Waage steht. Ich habe also den noch zusammengebauten Tubus mitsammt einem Okular auf einen Besenstiel gelegt und den Tubus solabge darauf verschoben, bis er so ziemlich in Waage liegen blieb. Diese Position habe ich markiert und dann als Mitte der Höhenlager angenommen. Als ich den Tubus dann später wieder zusammen hatte und ich zum ersten Mal die Rockerbox bei Tageslicht ausprobiert stellte sich raus, daß ich da irgendetwas übersehen hatte. Der Tubus hat jetzt leichtes Übergewicht in Richtung Hauptspiegel. D.h., ich werde vorn am Tubus ein wenig mit Gewichten ausgleichen müssen. Im Prinip bleibt zwar der Tubus meist auch ohne Okular in Waage stehen, aber als ich vorgestern Abend nochmal mit dem fertigen Dobson draußen war und es dort ziemlich tauig war sackte der Tubus immer in Richtung Hauptspiegel weg, sobald ich ein Okluar aus dem OAZ nahm. [B)] Aber shit happens nun mal und is so tragisch auch nicht. Kommt halt `n Magnet an den Tubus zum ausgleichen. Auf folgendem Foto kann man die alten und die neuen Befestigungspunkte des Tubus sehen:
Pläne bzw. Zeichnungen von der Rockerbox habe ich vorher nicht gemacht. Ich habe ein paar Maße genommen und dann die Rockerbox einfach aus meiner Vorstellung heraus gebaut. Nach drei Stunden am ersten Tag war ich dann schon soweit:
Am nächsten Tag ging es dann nachmittags weiter. Die runden Grundplatten wollten erstellt werden. Dabei viel mir ein, daß ich gar keinen Zirkel zum Anzeichnen hier hatte. Also kurz überlegt und dann selbst `nen "Zirkel" gebaut:
[:)]
Die Platten sind aus irgend einem mehrfach verleimten und anschließend beschichtetem Holz. Eine Seite ist dabei glatt, die andere rauh. Nachdem ich die beiden Platten für einen ersten Test mit einer 8mm Maschienenschraube zusammengefügt hatte, fiel mir beim drehen sofort auf, daß ich mit der Stichsäge nicht so sehr gleichmäßig gesägt hatte, sodaß ich die untere Platte nochmal im Radius verkleinert habe. So fällt die Ungenauigkeit durchs Sägen nicht mehr auf. [:)]
Zwischendurch hat meine Frau noch ein Foto von Papa und Tochter gemacht, die stolz vor ihrer bisher getanen Arbeit hocken. [:)]
Lea hat auch ein wenig mitgeholfen. Sie hat z.B. die Holzteile mit Schmirgelpapier bearbeitet und auch beim finalen Anstrich hat sie geholfen.
An der Unterseite der unteren Platte habe ich dann die Füße und die 8mm Maschienenschraube befestigt. Das mittige Loch für die Maschinenschraube habe ich gerade so groß gebohrt, daß die 8er Schraube sich beim reindrehen quasi ein Gewinde in die untere Platte geschitten hat. Vorteil: Beim Anziehen der 8" Flügelmutter, die zusammen mit der Schraube die beiden Platten zusammenhält, dreht sich die Schraube nicht mit.
Auf die Oberseite der oberen Platte habe ich altes Rolladen-Gurtband (Hinweis von der website der Sterngucker Frankenberg e.V. - auch Euch vielen Dank) aufgenagelt, um die Rockerbox halbwegs ruckelfrei drehen zu können. Es funzt auch relativ gut, könnte vieleicht noch `n tacken leichter gehen.
Dann noch den "Rockerturm" auf die obere Platte geschraubt und fertig ist der mechanische Aufbau der Rockerbox - ganz easy.
Für die Optik und gegen Feuchtigkeit habe wir das ganze Teil dann noch mit schwarzem Lack versehen.
Nachdem ich hier im Forum nach einem Fangspiegel und einen OAZ in 1,25" gefragt hatte, hat sich ein netter Kollege hier aus dem Forum (FrankTheTank - nochmals vielen Dank) gemeldet und mir die benötigten Teile für kleines Geld überlassen.
Den Fangspiegel brauchte ich, da mir meiner im Januar bei einem Reinigungsversuch stark verkratzt ist. Auf dem folgenden Foto sind der alte und der "neue" Fangspiegel samt Spinne zu sehen:
Übel, wa? Das kommt davon, wenn man keine Ahnung hat und denkt, daß man den Fangspiegel zum reinigen nicht unbedingt ausbauen muß. Gut das mir das nur an dem kleinen Torpedo passiert ist und nicht am 8"er.
Wie bereits geschrieben habe ich dann auch den alten 0,96" OAZ gar nicht mehr drauf gebaut, sondern gegen 1,25" ausgetauscht. Ich bin absolut erstaunt, wie krass der Unterschied zwischen den ollen 0,96"-Okus und meinen TS-SWM Okularen ist. Alein schon das größere Gesichtsfeld. Im folgenden habe ich mal einen Vergleich mit der Digiknipse erstellt. Das erste Foto zeigt eine Aufnahme, die ich aus der Hand von unserem Balkon aus gemacht habe. In der Mitte des Fotos ist ein Kirchturm zu sehen, auf den ich dann im Anschluß mit dem kleinen Newton gehalten habe.
Dann hier ein Foto, gemacht durch mein 20mm 0,96" Okular, bevor ich den OAZ getauscht habe. Deutlich zu sehen die Einschränkung des Gesichtsfeldes durch das schrottige Okular. Die Einbuchtung im Gesichtsfeld links oben kommt übrigens vom Einsatz des Okluars an der Sonne ohne Objektivfilter:
Im direkten Vergleich ein paar Tage später ein Foto durch mein 20mm TS-SWM-Okular. Die Kamera konnte leider das komplette Gesichtsfeld nicht erfassen.
Hier nochmal der gleiche Blickwinkel mit meinem 25mm Okular, welches meinem Meade ETX-70 beilag:
Und hier durchs 6mm TS-SWM, geschwenkt in Richtung Turmspitze:
Zu guter letzt noch mit gleichem Okular und ein wenig Zoom der Digitalkamera:
Gar nicht übel, oder?
Dann habe ich noch aus einem Stück Aluplatte einen Okluarhalter gebaut, welcher dann noch schwarz gestrichen wurd:
Und so sieht er nun aus, der "neue" alte 3"-Bresser-Dobson, nachdem Lea die Rockerbox noch mit ein paar Leuchtsternen verschönert hat - wie Papa zuvor bereits an seiner Rockerbox des 8"ers. [:D]
Als Zubehör habe ich dann aus `nem Rest Baader-Sonnenfilterfolie und `nem weiteren 100er-Abflußrohrdeckel einen Sonnenfilter gebaut. Der Deckel paßt fast geanu in den Tubus. Damit er etwas schwerer reingeht, habe ich noch den Stutzen mit etwas selbstklebendem Schaumstoff umklebt:
Das einzige, was es jetzt noch zu tuen gibt ist Ausschau nach `nem günstigen Finder halten, denn der Sucher des kleinen Newton ist totaler Schrott.
So, ich hoffe, mein kleiner Bericht hat Euch etwas gefallen. Ich habe ihn geschrieben, um vieleicht auch andere zum modden ihrer kleinen 76/700 Newtons zu bewegen. Ich finds echt irre, was man durch so ein paar Maßnahmen noch alles aus dem kleinen Rohr rausholen kann. Durch die Rockerbox ist der Newton jetzt wirklich superstabil gelagert und mit den 1,25" Okus kann man viel besser beobachten, vor allem auch durch das größere Gesichtsfeld. Aber auch die Optik der Meade Okulare, die beim ETX-70 dabei waren, sind um Längen besser, als die ollen 0,96"-Okulare.
Also Jungs haut rein. Ich weiß nun, daß der kleine 76/700 es absolut nicht verdient hat in der Ecke/Keller/Dachboden rumzustehen. Ich denke jedenfalls, daß man durch den Umbau wirklich `ne Menge Spaß mit dem Kleinen haben kann. Mir gings ja darum, daß mein Töchterchen ihr eigenes Teleskop mitnehmen kann. Und nach dem Umbau ist der 76/700 garantiert nicht mehr das schlechteste, was der "Billigmarkt" so hergibt.
Gruß und CS
Heiko
P.S.: Vieleicht sieht man sich ja auf dem ATB. Dort wird der Kleine ab Freitag Abend bis Sonntag Mittag zu sehen sein.</font id="Comic Sans MS">
<font color="limegreen"><font size="1">Verschoben in's Selbstbau-Forum. Stathis</font id="size1"></font id="limegreen">
Ich wünsche Dir und Töchterchen viel Spass mit dem "neuen'" Scope.
