Heute konnte ich erstmals einen Versuch mit dem 12“ - Planspiegel im Experimental- Coelostaten durchführen. Dazu muss der Planspiegel nur in eine Gabel auf einer parallaktischen Montierung befestigt werden, fertig ist der Coelostat.
Wozu ist so etwas gut? Man legt dann irgendein Teleskop ungefähr flach hin, so dass es sich über den Planspiegel den Himmel anschauen kann. Wenn nun der Planspiegel schön irgendeinem Objekt nachgeführt wird, sieht das Teleskop selbiges so, als ob der Himmel still stände. Daher der Name abgeleitet von „coelus“ = Himmel „stat“ = still (oder so ungefähr mindestens).
Man braucht also nur den vergleichsweise massearmen und kompakten Planspiegel zu bewegen und kann das Teleskop unabhänkig davon bequem vorne und hinten gestützt hinlegen. Das ist wenig aufwändig und vor allem recht wackelfest. Was mir höchstpersönlich dabei besonders gefällt: man kann sich eine ganz bequeme Beobachtungsposition am Okular einrichten, die man für die Dauer der Beobachtung nicht verändern muss. So etwas ist natürlich besonders für Planeten, Sonne und Mond besonders nett. Zur Beobachtung des gesamten Himmelssphäre ist dagegen die Coelostat- Anordnung nicht geeignet.
Wie so eine Guckmaschine bei mir aussieht zeigt das erste Bild.
Das Teleskop hab ich mein 10“ f/6 Helio- Newton verwendet, also eines, speziell zur Sonnenbeobachtung ausgelegt. Das geht recht einfach. Man muss nur die Spiegelschichten auf den Spiegeln weglassen, sonst ist alles Original Newton. (Hier nicht ganz, weil der Hauptspiegel zwecks Herstellung des Planspiegel sphärisch korrigiert ist. Bei Abblendung auf 7“ merkt man das aber bei mäßiger Vergrößerung kaum noch.) Da der Planspiegel auch nicht belegt ist, hat man dreifach gedämpftes Sonnenlicht im Okular. Das ist zwar immer noch zu hell, aber ungefährlich, wenn man versehentlich ohne zusätzliches Dämpfungsglas in den Oku- Tubus oder ins Okular schaut.
Nun ist natürlich Sonnenbeobachtung mitten im Winter nicht so recht prickelnd. Gegen 13 Uhr 30 war alles aufbaut. Die Sonne stand gerade 18 ½° über dem Horizont. Trotzdem war ich angenehm überrascht. In Phasen geringer Luftunruhe konnte man sogar eindeutig die Granulation erkennen. Recht eindrucksvoll sah man annähernd in Sonnenmitte zwei reichlich strukturierte Bände raus Sonnenflecken. In den größeren Flecken sah man deutlich faserige Strukturen der Penumbrae. Ich hab wegen des insgesamt bescheidenen seeings nur mit ca. 90x Vergr. beobachtet (Oku 17 mm Vixen LVW + Mondfilter ND 0,9). Das Dämpfungsglas könnte etwas stärker sein, insbesondere dann wenn das Teleskop wider auf volle Öffnung korrigiert sein wird.
OK, das sollte ja auch nur ein Funktionstest für die Gesamtanordnung sein. Ja und es funktionierte alles wie erwartet. Ich hab noch nie eine so bocksteife „Montierung“ eines 10“ Newtons erlebt. Man durfte sogar das Oku bewegen, ohne dass gleich alles wegverzappelt.
Die „Montierung“ des Tubus ist fertige Arbeit. Vorne ist liegt er auf einem wackelfreien dreibeinigem Tisch auf (alle Beine sind diagonal abgestrebt). Dieser Tisch dient auch als Träger beim Test meiner Spiegel. Damit der Tubus nicht seitlich wegrollen wurden zwei dicke Leisten mit Schraubzwingen an die Tischplatte geschraubt. Der Tubus wurde so gedreht dass Einblick ins Oku bequem schräg von Oben möglich ist.
Hier noch eine Detailaufnahme des eigentlichen Coelostaten.
Als Rückseite dient eine 19 mm Multiplex- Sperrholzplatte, 320 mm D.
Die Polarachse mit Antrieb ist bereits mehr als 30 Jahre alt. Am Südende sitzt ein Zapfen , der in einem Kugellager läuft. Vorn lauft der Kegel auf zwei Rollen, von denen eine angetrieben wird. Der Unterbau mit dieser Lagerung wurde bereits erfolgreich bei meinem „Schiefex“- Eperiment eingesetzt. Die Gabel aus Vierkant- Stahlrohr 40x27x1,5 ist aus einer Ramenmontierung herausgeschnitten. Diese Rahmenmontierung hatte ich vor 4 Jahren mal erprobt. Sie erwies sich als zu sperrig. Die Deklinations- Feineinstellung befindet sich in Hand- Reichweite. Auf einen Motortrieb kann man hier also verzichten.
Vorläufiges Fazit:
Eigentlich wollte ich jetzt den Planspiegel belegen lassen, aber der Einsatz als Sonnen- Coelostat gefällt mir zu gut. Als Prüfspiegel ist er unbelegt ebenfalls sehr gut verwendbar. Falls noch jemand so etwas wie einen 12“ Pyrex Rohling o. ä herumliegen hat, den kauf ich. Man braucht schließlich auch einen nachtauglichen Coelostaten....
Natürlich kann man auch jedes beliebige andere Teleskop flach vor den Coelostaten legen. Bei Öffnungen deutlich > 10“ muss man allerdings mehr oder weniger Vignettierung in Kauf nehmen oder halt einen größeren Planspiegel schleifen.
Gruß Kurt