Strichführung: MOT aber Berg?

  • Hallo zusammen,


    eigentlich will ich meinen 12'' sphärisieren, aber der will anders. Ich habe einen Berg in der Mitte und einen hochstehenden Rand, beides etwa 350 nm. Um den Berg abzutragen, habe ich MOT poliert, und zwar viel mit W Strichen, aber auch ein wenig oval oder kurze bis 1/4 gerade Striche mit seitlichem Überhang. Im Ergebnis habe ich den Berg und den Rand nach zwei Tagen Politur um rund 100 nm erhöht, d.h. wohl das Tal bei der Zone bei 75 mm entsprechend vertieft. Ich benutze ein Fullsizetool, bei dem die Rillen zur Mitte hin etwas breiter werden. Die Pechhaut wurde erst warmgepresst, dann intensiv kaltgepresst, und scheint überall guten Kontakt zu haben, gleitet wie auf Samt. Was könnte ich probieren, um den Berg wegzukriegen? Eigentlich müßte MOT doch die Mitte abtragen?


    Besten Dank für Eure Antwort
    Sebastian

  • Hallo,
    aus eigener Erfahrung mit meinem ersten und bisher einzigen 12-Zöller und kürzlich auch hier im Forum besprochen: Als ich fälschlicherweise fixed statt moving source in mein Foucault-Auswertungsprogramm eingetragen hatte, sah es ähnlich aus wie Du es beschreibst.
    Falls es das nicht ist, schlage ich ein Subdiameter-Tool von ca. 40% vor. Damit kann man Mitte oder Rand wesentlich gezielter bearbeiten (W-Striche, zur Mitte oder zum Rand hin enger).
    Gruß
    Carsten Brockhoff, Hamburg

  • Leider liegt es nicht an der Lightsource (ich verwende ein I-Meter, und man sieht die stärkere Ausprägung des Bergs schon mit bloßem Auge an den Streifen). Ich werd's mal mit einem Subdiametertool probieren, vielen Dank für den Tipp :)

  • Hi,


    mit einem Subdiametertool 50% kriege ich den Berg jetzt gut abgetragen, nach gut einer halben Stunde Polierzeit von 400 nm auf 100 nm runter. Zur Auswertung verwende ich OpenFringe.


    Jetzt wundere ich mich aber über eine Sache - und zwar senkt sich der Rand auch weiter ab, obwohl ich dort gar nicht poliert habe!? Ist das normal? Wie kann das sein?


    Gruß
    Sebastian

  • Hi Sebastian


    Du wunderst Dich, daß der Rand weiter zurückbleibt, OBWOHL Du dort nicht poliert hast. - Richtig ist: er bleibt zurück, WEIL Du dort nicht poliert hast. Der Radius des Randes ist während der Arbeit mit dem Subdiameter-Tool unverändert geblieben, während der Radius der inneren, bearbeiteten Bezirke sich durch das Tool verkürzt hat. Damit nahm die Radien-Differenz zwischen außen und innen zu. - Die Kunst ist, die Einwirkung über alle Zonen so zu verteilen, daß sich die gesamte Fläche in Richtung Sphäre entwickelt.


    Weiter viel Glück - Karl

  • Hi Karl,


    ich dummer Frischling versteh' nur Bahnhof.. das würde ja bedeuten, dass OpenFringe gar nicht die "wirkliche" Spiegeloberfläche anzeigt, oder zumindest nach jeder Retusche den Radius anpaßt? Jetzt spekuliere ich vermutlich wild rum, aber liegt das also an der automatischen Verschiebung des ROC hin zum best fit, bzw. falls das so ist, müßte man dann den ROC vielleicht unverändert lassen, um die "wirkliche" Veränderung der Oberfläche zu sehen?


    Besten Dank & Gruß
    Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    erstmal zum Verhalten des Volltools:
    MOT mit W-Strichen trägt die Mitte stärker ab
    Breitere Kanäle in der Mitte tragen die Mitte schwächer ab.
    Bei dir wiegt der letztere Effekt offensichtlich stärker und es bildet sich ein Berg. Einfach ein paar Pechkrümel die die Mitte mit einpressen, damit dort die Kanäle mehr aufgefüllt werden. Damit wächst der Druck auf die Mitte und sie wird wieder stärker abgetragen.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">das würde ja bedeuten, dass OpenFringe gar nicht die "wirkliche" Spiegeloberfläche anzeigt, oder zumindest nach jeder Retusche den Radius anpaßt?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das tut jedes Auswerteprogramm und zwar aus gutem Grund. Du willst ja nicht eine Sphäre mit einen ganz bestimmten Krümmungsradius, ein leicht anderer Krümmungsradius tut es genau so gut. Du willst nur wissen, welche Abweichungen zu dem am besten passenden Krümmungsradius (Best fit ROC) herrschen. Daher kommt es zu dem Verhalten, wie es Karl beschreiben hat.


    Frohes Polieren

  • Hi,
    die Funktion "best fit ROC" hat nichts mit der Angabe des Krümmungsradius KR zu tun. Technisch bezieht sich die KR-Angabe immer auf die Distanz SpiegelMITTE bis Sphärenmitte (Messerschneide bei Foucault). Bei einem Idealspiegel wäre dann "best fit ROC" = KR. Nur leider gibt es den Idealspiegel nicht, der reale Spiegel hat Zonenfehler. Und beim realen späteren Einsatz fokussiert man nicht via Distanz zur Spiegelmitte (Brennweite) sondern so, dass das Airy-Scheibchen minimal klein wird. Diese Abweichung wird via "best fit ROC" anhand der Zonenradien und der Lichtflächenanteile der Zonen am Gesamtbild errechnet. Nicht mehr und nicht weniger.


    Aber eben deshalb kann man auch nicht seine "Brennweite" einfach um die Differenz zum "best fit ROC" (Achtung Brennweite = halber KR) anpassen. Die Auswertungsprogramme berechnen eben gerade nicht die Brennweite anhand der Zonenschnittweiten/Foucaultschatten, sondern nur Abweichungen dazu.


    Gruß

  • Hallo Stathis,


    das mit den zu breiten Rillen in der Mitte stimmt genau! Vor ein paar Tagen hatte ich aus derselben Überlegung die Rillen des Fullsizetools nachgeschnitten und gleichmäßig breit gemacht, und damit noch eine extra Stunde mit mittigen Strichen nachpoliert (weil ich irgendwo im englischen ATM gelesen hatte, daß man selbst in der Dunkelheit keinen Laserreflex mehr sehen sollte. Naja, ein 1 mW grüner Laser zeigt im Dunkeln zwar immer noch einen sehr schwachen Reflex, aber schließlich leuchtet bei diesem Laser ja sogar das Glaskörperinnere). Der Berg war danach zwar nicht weiter abgetragen, hat sich aber auch nicht verschlimmert wie zuvor.


    Mein Plan war jetzt, den Berg mit dem kleinen Tool noch auf ca. 50 nm runterzuschmirgeln und es dann noch mal mit dem Fullsizetool zu probieren. Mit dem kleinen Tool habe ich nämlich das Problem, daß ich eine neue kleinere Zonen inmitten des schmelzenden Berges produziere.


    Zur Radiendifferenz: Die Programme justieren also immer nach dem best-Fit, und daher ändern sich Rand- und Innenradius immer zussamen in (dieselbe?) Richtung, ist das so korrekt?


    Wenn man also sehen möchte, wo die Pechhaut wirklich Glas wegnimmt, wäre es dann denn nicht hilfreich, einen Vergleich vorher / nachher bei gleichem ROC zu tun, oder gibt's da noch weitere Parameter, die man nicht festlegen kann?


    Besten Dank für Eure Hilfe, frage mich ja, wie man ohne Internet jemals einen Spiegel schleife konnte :)


    Sebastian

  • Hi Sebastian,
    ganz recht. Das Programm nimmt vorweg, wie Du bei einem fertigen Spiegel fokussieren würdest. Während die Brennweite per Definition immer als Brennweite der Spiegelmitte angegeben wird (was bei einem Kugelspiegel per Definition der halbe Krümmungsradius ist), sagt "best fit ROC" nur aus, ob man nicht besser anders fokusiert.


    Nimm als Extrem-Beispiel den Kugelspiegel. Der hat genau einen Krümmungsradius aber eben keinen genauen Fokuspunkt für parallelen Lichteinfall. Man würde also so ein Newton eben nicht auf Fokus=halber KR einstellen, sondern auf die Mitte dieser Fokalzone, die bei halben KR beginnt und (abhängig von der Öffnungszahl) hin zu kürzeren* Brennweiten tendiert. Bei einem 150/1200 bliebe das ja alles noch knapp beugungsbegrenzt.


    *Ein Parabolspiegel macht ja nach außen hin auf und kompensiert genau dies. Wenn das Teil z.B. unterkorrigiert ist, bleibt der Effekt aber abgeschwächt erhalten.


    Gruß

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