Sofi in der Region von Wuhan

  • Liebe Sofi-Freunde


    Hier folgt mein Beitrag zur Sofi 2009 in China.




    <b>Vorbereitung der Sofi 09</b>



    Wir (2 Freunde und ich) haben uns schon vor vielen Monaten für den Beobachtungsstandort Wuhan entschieden. Da es bereits im Vorfeld bekannt war, dass das Wetter bei dieser Sofi sehr kritisch sein wird, haben wir schon von Beginn weg einen Ausweichsort (Jiaxing, ca. 90 km SW von Shanghai) mit eingeplant. Mit dieser 2-Orte-Strategie versuchten wir die Chancen auf gutes Wetter etwas zu erhöhen.


    In Wuhan haben wir seit Januar Kontakt zu einem Fahrer, welcher uns nördlich aus der Stadt raus fahren sollte, sodass wir geradewegs auf der Zentrallinie stehen würden. Dieser geplante Standort ist auf der unten angefügten Karte mit 1 markiert (Zentrallinie in grün).




    Karte von Wuhan und Umgebung (Grobe Skizze mit Paint erstellt)





    <b>Der Wetterkrimi vor der Sofi</b>



    Als die Wettermodelle immer genauer wurden, zeichnete sich eine ziemlich düstere Situation ab. Aus dem Norden war eine Front mit vielen Wolken und auch starkem Regen auf direktem Weg zu uns….. Diese Front hatte eine Ausrichtung von ca. WNW nach ESE was zur Folge hatte, dass Shanghai bzw. Jiaxing früher von der Front erreicht wurden als Wuhan. Mit diesen Prognosen wurde am Dienstag 21.7.2009 (ein Tag vor der Sofi) beschlossen dass wir in Wuhan bleiben und nicht nach Jiaxing fahren werden.
    In der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch wurden dann alle aktuellen Satellitenbilder studiert und mittels Diskussionsforen (Astrotreff und Sturmforum (http://www.meteoradar.ch/forum/) ) und Mailingliste (SEML) weiter analysiert. Dadurch reichte es dann für keine 2 Stunden Schlaf mehr, was aber zu verkraften war... [;)]
    Diese „Last-Minute-Analysen“ zeigten, dass die Front schon sehr weit nach Süden vorgerückt war und nur noch knapp nördlich von Wuhan lag! Daher konnten wir an unserem ursprünglichen Plan (Position 1 auf Karte) nicht mehr festhalten und mussten unseren Fahrer in Richtung SW navigieren um möglichst weit weg von der Front zu gelangen. Mit GPS und Google Earth bewaffnet versuchten wir einen möglichst optimalen Ort zu finden. Letzten Endes parkierten wir das Auto bei den Koordinaten 30° 24.597' N 114° 3.290' E (Position 2 auf der Karte).
    Dieser kurzfristige Standortwechsel führte dazu, dass wir erst kurz vor dem 1. Kontakt einen passenden Standort (möglichst weit im SW und mit 360° Horizontsicht) fanden. Dadurch entstand einige Hektik und unser geplantes Programm konnte nur teilweise erfolgreich ausgeführt werden.





    <b>Ein paar Worte zum Wetter während der Sofi</b>



    Als wir begannen unsere Geräte aufzubauen war der Himmel teilweise von Schleierwolken überzogen wobei es au einige Wolkenlose Gebiete gab. Mittlere Wolken waren nur einige wenige vorhanden und tiefe gar nicht. Die Wolken bewegten sich ziemlich schnell und daher wechselten sich Momente mit freier Sicht auf die Sonnensichel mit solchen ohne jeglicher Sonne immer wieder ab! Ca. 30 min vor der Totalität war dann gerade ein dichteres Wolkenband vor der Sonne und unsere Stimmung befand sich auf einem Tiefpunkt, wenngleich noch etwas Hoffnung vorhanden war. Als der 2. Kontakt immer näher kam, wurden die Wolken weniger dicht und man konnte die schmale Sichel relativ gut erkennen. Die Spannung stieg ins unermessliche bis der Diamantring das Wunder ankündigte was nun folgen sollte... Die Korona war durch die Schleierwolken sichtbar, aber weit weniger ausgedehnt wie bei klarem Himmel. Die Stimmung war aber dennoch oder gerade wegen den „Schleierfetzten“ extrem eindrücklich und führte zu schier grenzenlosem Jubel! Während der Totalität begann dann der Schattenkegel in der Atmosphäre dafür zu sorgen, dass sich die Wolken um die Sonne immer mehr auflösten! Ca. 1 Minute vor dem 3. Kontakt war die Korona dann vollständig „freigebrannt“ und strahlte in ihrer vollen Pracht.


    Wie immer kam der 3. Kontakt viel zu schnell und alle anwesenden Personen begannen allmählich wieder zurück in die Realität zu kehren. Die folgende partielle Phase war dann immer wieder von dichteren hohen und mittel hohen Wolken verdeckt und bot daher eher eine unbedeutende Nebenerscheinung...





    <b>Bilder sagen mehr als tausend Worte</b>




    1) Beobachtungsstandort mit 360° Horizontsicht



    2) Frühe Partielle Phase (Canon Powershot SX10 IS)




    3) Nicht mehr allzu lange bis zur Totalität (Canon Powershot SX10 IS)




    4) Diamantring kurz vor dem 2. Kontakt (Canon Powershot SX10 IS)




    5) 11 Sekunden vor dem 2. Kontakt - Standbild aus einer Videoaufnahme einer Digicam (Sony Cybershot DSC-7)




    6) Korona - Standbild aus einer Videoaufnahme einer Videokamera (Canon MVX3i)




    7) Korona mit Horizontsicht (Canon Powershot SX10 IS)




    8) Korona mit Venus nahe dem Zenit (Canon Powershot SX10 IS)




    9) Blick nach SE während der Totalität (Canon Powershot SX10 IS)




    10) Kurz nach der Totalität gesellte sich eine Familie aus Peking zu uns, welche extra wegen der Sofi angereist war.




    11) Unsere Kleine Beobachtergruppe. V.l.n.r.: Florian, Sam (unser Fahrer), Louis und meine Wenigkeit....





    <b>Bemerkungen</b>



    - Die Position 3 in der ersten Karte markiert die ungefähre Position der Astrotreffgruppe.


    - Alle Fotos wurden für kürzere Downloadzeiten verkleinert und haben daher etwas an Qualität eingebüsst.


    - Auf dieser Animation von verschiedenen Satellitenbildern sieht man das von mir angesprochne Wolkenband sowie den Mondschatten sehr schön:


    http://cimss.ssec.wisc.edu/goes/blog/archives/3020




    <b>Kurze Zusammenfassung</b>



    Dies war bereits meine 4. totale Sonnenfinsternis (1999 Deutschland, 2001 Sambia, 2006 Türkei, 2009 China) und wettertechnisch die schwierigste von allen. Im 99 Regnete es und der Fall war eindeutig. 2001 und 2006 waren beides volle Erfolge. In China würde ich das Ganze unter die Kategorie „Teilerfolg“ einordnen. Das Wetter spielte mehr oder weniger mit, wenngleich eine perfekte Sofi anders aussieht...


    In Anbetracht der Lage was ich jedoch von anderen Gruppen gelesen habe (In Wuhan oder der Region um Shanghai) muss ich allerdings eingestehen dass wir extrem grosses Glück hatten und sehr zufrieden sein können. Die Bilder sind zwar keinesfalls perfekt, aber doch recht ansehnlich geworden.


    Wie immer ist alles viel zu schnell vorbei gegangen und ich wünschte mir die nächste Sofi wäre bereits morgen..... [:p]
    „Meine“ nächste wird bestimmt kommen, allerdings dürfte dies erst in ein paar Jährchen der Fall sein, da die nächsten entweder sehr ungünstig sind, oder sehr weit weg (Osterinseln, Australien)
    Momentan liebäugle ich mit der 2017er in den USA, aber bis dahin dauert’s ja noch ein Weilchen...




    In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine Gute Zeit und sende viele Grüsse aus China,


    Sandro

  • Hallo Hartwig


    Besten Dank für Deine netten Worte, Du hast ja auch dazu beigetragen dass wir diese Variante gewählt haben! Nochmals vielen Dank für Deinen tollen Wetterservice aus der Ferne...!


    (==&gt;)Matthias:


    Vielen Dank auch für Dein Lob [:)]


    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Hallo Sandro,


    es muß nicht immer perfekt sein - das kann man nicht erwarten. Aber so gesehen dürft Ihr Euch wirklich freuen. Immerhin durch Wolken doch etliche Beobachtungen und Fotos machen zu dürfen. Dies war alles andere als selbstverständlich bei den Prognosen an jenem Tag.
    Ich glaube kaum jemand anderes hatte besser Bedingungen ....


    Viele Grüße


    Copernicus

  • Hi Copernicus


    Danke für die aufmunternden Worte. Du hast Recht, wir müssen wirklich zufrieden sein mit dem was wir gesehen haben! [:)]


    Viele Grüsse aus Shanghai,
    Sandro

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