BB: Der Mond scheint helle ins TCM 76/700

  • Liebe Freundinnen und Freunde,


    die Klein-Newtons werden für gewöhnlich insbesondere als Instrumente zur Mondbeobachtung beworben. Unten findet Ihr einen Beobachtungsbericht von Ende Mai, der einen Eindruck davon gibt, wie ich als blutiger Anfänger der Mondbeobachtung vorgegangen bin - und was ich gesehen habe. Hier also mein erster Mondspaziergang.


    * 29.05.2009, ca. 23-24 Uhr, Standort in der Vorstand, Balkon 1 OG.
    * 2/5 Mond, Bessel lag noch klar im Schatten.
    * Instrumente: TCM-Newton 76/700 auf alt-azumutaler Einfachmontierung ("AZ1"), 5*24 Sucher, Originalokulare H20, H12.5 und SR4, Virtual Moon Atlas.
    * Abstand Mond-Erde lt. Clestron: 369440 km (bin dazu auf dem Mond "gelandet")


    * <b>Beobachtungen</b>
    Ich habe eine Bleistiftzeichnung angefertigt und dann noch in der gleichen Nacht die meisten der eingezeichneten Strukturen mit dem Virtual Moon Atlas identifiziert. Aus dieser Quelle stammen auch die Durchmesser-Angaben der Krater.


    Mare Cristum ist ein kleines Meer gegen den Rand der sichtbaren Mondscheibe bei gut 2 Uhr im Teleskop. Nördlich schliesst sich das Mare Fecunditatis an, welches in etwas nordöstlicher Richtung in das Mare Tranquilitatis übergeht. Südlich des Mare Tranquilitatis - und vom Terminator durchschnitten - fandt sich das Mare Serenitatis.


    Nördlich des Mare Tranquilitatis (oder an dessen nördlichen Rand - konnte mensch wegen der Schattengrenze nicht genau sehen) lagen drei auffällig gleich große Krater nahe am Terminator. Der noerdlichste ist Catharina (104 km Durchmesser). Es folgt fast senkrecht nach Sueden Cyrillus (100 km, mit Zentralkegel). Südwestlich ist Cyrillus von Theophilus (104 km, mit Zentralkegel) überlagert. Einen halben Kraterdurchmesser weiter westlich rundete der Krater Madler (29 km) das Bild ab. Zwei oder drei weitere Krater in Verlängerung dieser Kraterserie konnte ich anhand meiner Zeichnung später nicht mehr eindeutig zuordnen (Isidoris?, Capella?). Südlich am Terminator schloss sich eine etwas in das Mare Tranquilitatis hineinragende "Gebirgskette" an.


    In der Mare Tranquilitatis hatte ich drei klar erkennbare kleinere Krater eingezeichnet. Etwa 100 km südwestlich der Gebirgskette (s.o.) Maskelyene (26 km Durchmesser) und zum südlichen Rand des Meers hin Jansen (24 km) und fast ganz am Rand Vitruvius (30 km).


    Im Übergangsbereich zwischen M. Tranquilitatis und M. Serenitatis konnte ich einen weiteren kleinen und einen größeren Krater ausmachen. Der kleinere ist Dawes (19 km) und liegt südöstlich der Verbindungslinie Jansen-Vitruvius, die insgesamt lt. Zeichnung nahezu ein gleichseitiges Dreieck von 100-150 km Seitenlange bilden. Östlich von Dawes erscheint dann Plinus (44 km).


    Wir sind nun im Süden mit dem Mare Serenitatis angekommen. Im besonnten Teil des M. Serenitatis fand sich eine etwa Y-foermige Verwerfung im dunklen Basaltboden des Meeres, die sich über die Hälfte des Durchmessers des Meeres von Norden nach Süden erstreckte. Es handelt sich um die Dorsa Smirnov. Das "Standbein" des Y zieht leicht nach Südwest; von ihm zweigt fast im rechten Winkel ein Ast nach Südost ab. Bessel (schon gesehen am 24.04.2009) war auch im östlichen beschatteten Teil auszumachen. Alle folgenden Krater befinden sind westlich der Y-Struktur zum Rand des Meeres hin.


    Der größte der beobachteten Krater ist Posedonius (99 km), der sich von innen an den Westrand des M. Serenitatis anschmiegt. Im Zentrum von Posedonius ist eine kleine Struktur, von der zunächst nicht auszumachen war, ob es sich um einen weiteren sehr kleinen Krater oder um den Zentralkegel von Posedonius handelte. Der Virtual Moon Atlas bezeichnet die Struktur dann als dem Krater Posedonius A. Posedonius A hat einen Durchmesser von nur 11 km. Um Posedonus A erkennen zu können, braucht es rein geometrisch eine minimale Auflösung des Beobachtungsinstruments von etwa 6 Bogensekunden (bei mittlerem Abstand Mond-Erde). Das ist für dem 76 mm TCM-Newton mit einer theoretischen Auflösung von 1.54" natürlich noch kein Problem (siehe unten).


    Eingeklemmt zwischen dem Rand von Posedonius und dem Rand des Mare Serenitatis war der 14 km-Krater Posedonius B zu erkennen. Unmittelbar am Rand des Posedonius anschließend konnte ich Posedonius J erkennen (22 km). Der letzte eingezeichnete Krater ist Posedonius P (15 km). Posedonius P liegt vielleicht 40-60 km von Posidonus in südöstlicher Richtung.


    Einen nur 11 km großen Krater auf dem Mond zu erkennen, war bei der Einsicht am Schreibtisch spannender als die Beobachtung selbst. Die nächste Frage war dann: Ist das die Grenze? Könnte ich bei gutem Wetter noch kleinere Krater erkennen? Also stelle ich eine kleine elementargeometrische Berechnung an.


    Berechnung des kleinsten sichtbaren Kraters (Durchmesser: d). Das TCM-Newton hat eine maximale Auflösung von alfa = 1,54 Sekunden. In Bogenmaß umgerechnet ergibt das den Wert von 2.36*10E-6*Pi. Der Tangens dieses Winkels ist das Verhältnis des gesuchten Kraterdurchmessers d ("Gegenkathete") zur Erde-Mond-Entfernung ("Ankathete"). Da wir den Winkel alfa ja schon wissen, können wir den Tangens direkt ausrechnen (7.47*10E-6). Der Mond ist durchschnittlich 384.400 km von der Erde entfernt. Daher können wir das Verhältnis von Gegenkathete zu Ankathete, d.h. d/384.000, mit Tangens(alfa) gleich setzen. Für den gesuchte Minimaldurchmesser gilt dann nach einfacher Umformung: d = 2.36*10E-6*Pi * 384.400 km. Das kommt dann auf einen Wert von etwa 2,9 km. Es ist also noch etwas drin!


    Als sinnvolle <b>Beobachtungsaufgabe</b> werde ich mir nun kleine, im Prinzip gut sichtbare Krater im Vitual Moon Atlas heraus suchen. Die kleinsten Krater, die ich bis jetzt dort mit einer Angabe zum Durchmesser gefunden habe, sind 5 km groß. Posedonius N hat beispielsweise 6 km und liegt recht einsam westlich der Dorsa Smirnov (ca. 100 km vom Verzweigungspunkt des Y entfernt). Da sollte er gut zu erkennen sein. Noch besser wären Krater dieser Größe, die sich weiter in der Nähe des Mitpunktes der Mondscheibe befinden (die ja eben keine Scheibe ist).


    ***


    CS, jan

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