Geostat mit 2,8 mag - sichtbar um ca. 23:30

  • Hallo Stern- und Satellitenfreunde,


    ich wandle auf Ingmars Pfaden und bin jüngst in die Zeitraffer-Fotografie eingestiegen.
    Beim zweiten Versuch ist mir auch gleich ein Fisch ins Netz gegangen.


    Am Abend des 11. Juni 2009 habe ich von 21:23 bis 23:50 MESZ (2 Stunden, 27 Minuten) eine Serienaufnahme der Abenddämmerung und der ziehenden Sterne gemacht. Beim Angucken im Zeitraffer ist mir ein punktförmiges, unbewegtes Objekt aufgefallen. Bei einer Grenzgröße der Bilder von etwa 5 mag ist der Punkt von von 23:20 bis 23:33 auf 46 Aufnahmen sichtbar (Intervall 18 Sekunden). Von 23:26 bis 23:31 erreichte das Objekt die maximale Heligkeit von ca. 2,5 mag (im Vergleich mit zeta Ophiuchi, waagerecht rechts davon).



    http://www.astrotreff.de/objektdetail.asp?file_id=39105


    Geostationärer Satellit (Intelsat 802 ?) mit einer visuellen Helligkeit von ca. 2,5 mag.
    Aufgenommen mit Panasonic Lumix FZ-18 (Knipsekiste...) am 11. Juni 2009 um 23:30:35 MESZ (=21:30:35 UT)
    Belichtung 8 Sekunden bei 28mm effektiver Brennweite (Kleinbild), Blende 2,8 und 800 ASA.
    Standort südlich Bobingen bei Augsburg, Blickrichtung südost, rechts unten Antares im Skorpion



    Ich dachte zunächst an ein genau auf mich zufliegendes Flugzeug, dann aber an einen geostationären Satelliten, da sich das Objekt während der 13 Minuten nicht bewegt hat.
    Eine Auswertung mit CalSky hat dann mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Intelsat 802 ergeben. (Habe zum erstenmal CalSky verwendet und es hat gleich bestens funtioniert.) Die "Normalhelligkeit" ist laut CalSky 12 mag, wie das für einen geostationären Satelliten ja auch normal ist.
    Die Deklination von minus sieben Grad paßt prima zu einem Geostat. Offenbar hat hier die Stellung von Sonne-Sonnensegel-Beobachter genau gepaßt und der Satellit hat für einige Minuten aufgeleuchtet. Auch der Zeitraum von ca. fünf Minuten für die maximale Helligkeit paßt ganz gut für eine Spiegelung der Sonne, die ihren Durchmesser in zwei Minuten durchläuft.
    Leider habe ich dieses Objekt erst während der Auswertung entdeckt - es wäre sicher leicht mit bloßem Auge sichtbar gewesen.


    Nun zu meinen Fragen:
    1. Bisher habe ich Geostats im Teleskop beobachtet. Ist es ungewöhnlich, daß ein Geostat diese Helligkeit erreicht? Hat jemand schonmal einen Geostat mit bloßem Auge gesehen?
    2. Ich habe mal irgendwo gehört, daß CalSky ganz gut sein soll - scheint so zu sein! Kann jemand anhand meiner Aufnahmedaten (siehe oben bzw. hinterlegte Daten) und unabhängig von meiner Recherche bestätigen, daß es sich um Intelsat 802 handelt? Ist der bekannt für Helligkeitsausbrüche in unseren Breiten?
    3. Mal angenommen, es ist Intelsat 802 und mal angenommen, er arbeitet routinemäßig, könnte es sein, daß er seine Orientierung beibehält und an den folgenden Abenden das gleiche Verhalten zeigt. Ich werde heute und in den nächsten Tagen Ausschau halten (dann mit Teleskop). Falls es hier schlechtes Wetter geben sollte: kann jemand versuchen, diesen Satelliten zu beobachten? Ein paar Grad Unterschied in der geografischen Breite sollten nach meiner Überlegung keine Rolle spielen. Beobachtungszeit ca. 23:30 MESZ, irgendwo links von zeta Ophiuchi (das ist der 2,5 mag Stern 15 Grad nördlich von Antares). Kann jemand einen Geostat mit bloßem Auge sehen?


    Wenn jemand irgendwas dazu posten kann, würde ich mich freuen!
    _________________


    Die Zeitrafferaufnahme ist ganz gut gelungen, aber es gibt sicher noch was zu verbessern. Wenn ich weiß, wie es geht, werde ich mal was hochladen.


    Schöne Grüße und klaren Himmel
    Stefan Schuchhardt

  • Hallo Stefan,


    ich kann zwar nix zu deiner hübschen Beobachtung machen, aber dafür von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.


    Wir hatten uns ja schon zweimal getroffen. Schön, wenn du nun hier vielleicht öfters Beiträge einstellst.


    Gruß und klaren Himmel


    Stefan

  • Hallo Stefan


    Ich würde wie Du auch auf einen Flare eines Geosats tippen! Im Moment ist gerade wieder Flare-Saison, d.h. viele Geosats erleben gerade die Zeit von Flares.
    Ich habe zwar selbst noch nie so etwas beobachtet, aber habe schon davon gelesen.


    Siehe z.B. Calsky:


    Unter: "Satelliten" --> "Geostationäre Satelliten" --> "Finsternisse und Flares"



    Dort ist das Phänomen sehr gut beschrieben. Ich habe noch etwas zum Intelsat 802 recherchiert. Gemäss der Powerpoint Präsentation "Satellite Guide" auf folgender Seite:
    http://www.intelsat.com/network/satellite/


    Siehe zweite Folie, Intelsat 802 steht bei 33° Ost, das könnte in etwa hinkommen mit der Untergehenden Sonne (vom Satelliten, in 36000km Höhe, aus gesehen)!



    In der Mailingliste des SeeSat habe ich schon von Flarebeobachtungen am Intelsat 1R gelesen:


    http://www.satobs.org/seesat/Jun-2009/0000.html
    http://www.satobs.org/seesat/Jun-2009/0028.html
    http://www.satobs.org/seesat/Jun-2009/0039.html
    http://www.satobs.org/seesat/Jun-2009/0062.html


    Hauptseite SeeSat: http://www.satobs.org/
    Seite vom Juni 2009: http://www.satobs.org/seesat/Jun-2009/index.html


    Ich hoffe ich konnte Dir damit etwas weiterhelfen.


    Ps: Ich glaube ich lege mich heute Nacht auch mal auf die Lauer, eigentlich müssten alle Geosats Flare zeigen, wenn sie durch diesen Punkt laufen, bzw. wenn die "Sonnenuntergangs-Front" sie überstreicht....




    <b>EDIT</b>: Am besten Du vergisst alles was ich oben geschrieben habe sofort wieder! Ich habe die Seite von Calsky nochmals in Ruhe durchgelesen und dabei gesehen, dass die Flaresaison für uns auf der Nordhalbkugel nur um den Herbstanfang ist und nicht um den Sommeranfang!
    Tja, sorry [8]


    Ich denke aber trotzdem, dass es ein Flare war..... auch wenn er nicht zur normalen Flare-Saison gehört.



    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Hallo Stefan,


    das ist interessant, denn normalerweise kann ein Geo-Flare hier nicht sichtbar sein.
    Zur Geometrie: Die Nadir-Achse eines Geos ist üblicherweise fest, da er mit den Antennen gewisse Gebiete abdecken muss. Die Solarpanel sind dann immer Nord-Süd ausgerichtet, um über einen Drehmechanismus zum Satelliten hin in einer Achse die 24-Stunden Umkreisung der Erde in Richtung zur Sonne auszugleichen. Damit gilt für die Flares: Sie treten im Sommer südlich des Äquators auf (negative Deklination der Sonne), im Winter auf der Nordhalbkugel. Bei 23,5° Deklination ist aber aufgrund der Neigung der Ekliptik Schluß. Steht der Geo in Azimut genau bei 180°, dann tritt der Flare um Mitternacht auf, ansonsten halt früher oder später.
    Mit anderen Worten: Deine Aufzeichnung klingt zwar nach Flare, wäre aber nur möglich, wenn der betreffende Satellit ein dickes Problem hat und die Lagekontrolle schon ziemlich ausser Rand und Band wäre.


    Grüße,


    Carsten

  • Moin Stefan,


    Interessante Aufgabe, ich werde es mal versuchen. Ich bin hier zwar
    etwas nördlich, habe in Richtung Ophi zu der angegebenen Zeit ein
    etwa 12° breites Beobachtungs"fenster", wenn ich meiner Felsenbirne
    ein paar Äste wegsense[:D]. Auf die ersten 5-7° über Horizont muß
    ich wegen Fremdhecke auch verzichten. Wenn das Wetter mitspielt,
    versuche ich dann auch ein Foto.


    Gruß und schön, daß Du hier Mitglied bist. Viel Erfolg.
    Burkhard

  • Moin moin,


    Erfolg in allen Belangen! Es ist Intelsat 802, er hat wieder geblinkt, er hat genau zur richtigen Zeit geblinkt, er hat genau mit der gleichen Helligkeit geblinkt!


    Im einzelnen: da ich generell mißtrauisch bin und lieber selbst nachrechne, habe ich aus der Position von Intelsat 802 (32,9 Grad ost, z. B. aus Wikipedia) mit Papier, Stift und Taschenrechner die Koordinaten für die relevanten Zeitpunkte ermittelt. Erstes Resultat war, daß die gestrige (fotografische) Beobachtung auf ein halbes Grad genau paßt, was im Rahmen aller Beobachtungs- und Rundungsfehler OK ist. Für heute habe ich dann um ein Grad korrigiert.


    Auf der Flucht vor drohenden Wolken habe ich erstmal meinen Standort um 30 km nach norden verlegt und habe gegen 23:05 MESZ aufgebaut. Zunächst habe ich Intelsat im 8" Dobson gesucht und um 23:15 auch gefunden. Die Helligkeit war 7-8 mag, für einen Geostat schon recht hell. Farbe orange (??). Dann habe ich die Kamera aktiviert. Zwei Aufnahmen von 23:29 und 23:36:




    Intelsat bei maximaler Helligkeit - es ist der Punkt oberhalb der Bildmitte. 20 Sekunden bei f eff 60mm um 23:29 MESZ. Die beiden hellsten Sterne im Feld sind zeta Oph (am rechten Rand) und eta Oph (rechts unterhalb der Mitte). Grenzgröße der Aufnahme etwa 7,5 mag. Alle Sterne zeigen Strichspuren, nur Intelsat ist punktförmig





    Intelsat 802 um 23:36 - Helligkeit ca. 6,5 mag. Beachte, wie weit die Sterne in den sieben Minuten gelaufen sind



    Intelsat wurde im Dobson immer heller und war schließlich für gut 10 Minuten mit bloßem Auge sichtbar. In den hellsten 5 Minuten sah das Sternbild Schlangenträger sehr merkwürdig aus! Die maximale Helligkeit schätze ich auf 2,8 mag. Nach wenigen Minuten war die Vorstellung vorbei und er verschwand langsam wieder. Im Dobson war die Farbe immer leicht orange. Ist das die Färbung der Sonnensegel oder sieht das nachtadaptierte Auge das Sonnenlicht in dieser Farbe?


    Nach dem Abfall unter die Sichtbarkeit mit bloßem Auge kam eine weitere Überraschung: erst jetzt sah ich im Teleskop, daß etwa 10 Bogenminuten östlich von Intelsat ein weiterer Geostationärer Satellit steht. Die Helligkeit war permanent 10. bis 11. Größe, während Intelsat von 7. Größe kommend immer schwächer wurde. Beide liefen hintereinander her durch die Sterne. Wahnsinn! - Die Liste der Geostationären Satelliten in Wikipedia nennt Eurobird 3 ein zehntel Grad östlich von Intelsat. Mit dieser Korrelation ist nun sicher, daß unser Kandidat tatsächlich Intelsat 802 ist.


    Auf alle Fälle eine irre Beobachtung!


    Die exakte Reproduktion gegenüber dem Vorabend deutet darauf hin, daß Intelsat normal arbeitet. Die Sonnensegel (oder eines von mehreren) stehen mit ihrer Senkrechten irgendwo zwischen Ekliptik und Äquator - die Geometrie kann man sich mit einer groben Skizze klarmachen.


    Obwohl zu erwarten ist, daß sich dieses Verhalten von Intelsat in den nächsten Tagen wiederholen wird, bleibt die Frage, wie lange die Flares sichtbar bleiben, bis sich die Geometrie grundlegend geändert hat.


    Ich werde weiter dran bleiben, rufe aber alle dazu auf, die Sache zu verfolgen. Wie bereits in meiner ersten Mail erwähnt, dürfte das überstrahlte Gebiet mehrere hundert kilometer groß sein. Von Intelsat aus gesehen ist Deutschland ein halbes Grad groß (Skizze!) und da die Sonne ebenfalls eine halbes Grad groß ist, sollten die Flares im gesamten deuschtssprachgem Gebiet sichtbar sein. Wenn hier das Maximum etwa fünf Minuten dauert, könnte es sein, daß ich nicht auf der Zentrallinie sitze, denn die Sonne läuft ihren Durchmesser ja in nur zwei Minuten. Vielleicht kann jemand einige hundert km nördlich oder südlich von Augsburg ein kürzeres, aber helleres Maximum beobachten und damit eine "Zentrallinie" definieren.


    Es ist auf ale Fälle zu erwarten, daß sich die Flares in den nächsten Tagen wiederholen werden.


    Hier nochmal ein Hinweis zur Beobachtung in den nächsten Tagen: die drei in einer Reihe stehenden 2,5 mag Sterne epsilon, zeta und eta Ophiuchi bilden den Fuß der großen Kaffeekanne des Schlangenträgers, links oberhalb vom Skorpion. Zusammen mit den linken, unteren beiden Sternen bildet Intelsat gegen 23:30 ein gleichseitiges Dreieck nach links oben und ist dann für einige Minuten fast so hell wie diese beiden Sterne. Wer ein Teleskop hat, möge die orange Farbe bestätigen!


    ________________________


    Stefan, Burkhard: danke für die netten Worte!


    Sandro: Genau! Wenn es eine "Flare-Saison" gibt, sollte(n) diese um die Zeit der Tagundnachtgleiche auftreten. Allerdings sind dann die Geostats um Mitternacht im Erdschatten. Dies ist jeweils nur einige Wochen der Fall, wobei die Satelliten maximal für eine knappe Stunde im Schatten stehen. Sie haben extra Batterien an Bord, damit unsere Glotze nicht ausfällt. Aus der Tatsache, daß es trotzdem Flares gibt folgt, daß die Solarzellen manchmal etwas "verbogen" auf der Achse sitzen.


    Carsten: sehe ich anders. Wenn die Sonnensegel genau senkrecht auf der Erdbahnebene stehen würden, würde der reflektierte Strahl z. B. im Nordsommer viele tausend km südlich an der Erde vorbeigehen. Siehe oben: offenbar hat zumindest Intelsat 802 die Sonnensegel schief stehen.


    Schöne Grüße, klaren Himmel und viel Glück bei der Jagd auf Intelsat


    Stefan Schuchhardt

  • Moin Stefan,


    Ich kann deinen Satelliten auch bestätigen.
    Leider konnte ich wegen des Baumes das 1. Foto (10sek ,Bl. 4,ISO800)
    erst um 23:27MESZ machen. Meinen Schärfepunkt habe ich durch blödes
    Fummeln an der Kamera verschoben, als ich das 18-55 Standardobjektiv
    der Eos1000d auf volles Weitwinkel gedreht habe. Bei den Folgefotos wurde der Sat schnell schwächer.
    Mein Raum-Zeit-Fenster war wirklich knapp. Wenn du die Fotos haben
    willst, melde dich gerne.
    Hätte ihn fällen sollen, den Baum[}:)].
    Glückwünsch zum Erfolg und viele Grüße


    Burkhard

  • Wow, das klingt ja alles wirklich toll bei Euch beiden!


    Stefan, vor allem Deine detaillierten Ausführungen gefallen mir sehr! - Typisch Physiker [;)]


    Ich muss leider gestehen, dass ich gestern etwas eher ins Bett gegangen bin. Zum einen war der Himmel noch stark wolkenverhangen und zum anderen hatte ich etwas Schlaf nötig.....


    Deine 2. Beobachtung hat mich nun aber se sehr fasziniert, dass ich es heute Abend definitiv auch mal versuchen werde!


    Ps: Gemäss verschiedener Quellen hatte Intelsat 802 im September 2006 grössere Problem:


    http://www.intelsat.com/press/…eleases/2006/20060922.asp
    http://satelit.web.id/2006/09/…telsat-802-satellite.html


    Ob die besondere Stellung seiner Solarzellen mit diesem Zwischenfall zusammenhängt, kann ich allerdings nicht genau sagen. Soweit ich da sehe, ist Intelsat 802 heute aber wieder "auf Sendung".


    Viele Grüsse,
    Sandro

  • YES YES YES [;)]


    Gestern Abend war auch ich draussen und habe mir die "Himmels-show" angeschaut!


    Meine Beobachtungsposition war in Lengnau in der Schweiz.
    Grobe (muss ja nicht jeder mein Haus kennen) Koordinaten:


    47°31'33.8" N
    08°19'48.5" E



    Ich habe die Helligkeit mittels diverser Vergleichssterne (im Teleskop und von Auge) versucht abzuschätzen. Dabei habe ich folgenden Verlauf beobachtet:


    (alle Zeiten in MESZ)



    23:10 - 7.0 mag
    23:22 - 4.5 mag
    23:26 - 3.0 mag
    23:32 - 4.0 mag
    23:33 - 4.5 mag
    23:45 - 9.0 mag
    23:56 - 9.0 mag
    00:10 - 9.0 mag




    <u><b>Und nun kommt der Hammer:</u></b>


    Ich habe einen eins zu eins Vergleich mit der Software Heavensat laufen lassen und konnte dabei alle vorbeiziehenden Sterne genau identifizieren. Dabei hatte ich zuerst grosse Mühe mich zu orientieren, bis es mir dann um 23:40 MESZ wie Schuppen von den Augen gefallen ist!


    <b>==&gt; Der Satellit welcher die Flares verursacht ist nicht Intelsat 802, sondern der nur gerade 4.5 Bogenminuten westlich (in Richtung Westhorizont, also rechts) stehende Satellit Galaxy 11 !</b>


    Gemäss Heavensat stehen in dieser Region (Im Umkreis von 24 Bogenminuten) genau 3 Satelliten sehr nahe bei einander.


    Von Ost nach West:


    1. E-Bird
    2. Intelsat 802
    3. Galaxy 11


    Meine Beobachtungen zu den drei Satelliten:


    E-Bird: Habe ich nicht gesehen, d.h. er war weniger als 12 mag hell, da ich noch Sterne bis 12 mag sehen konnte.


    Intelsat 802: Hatte eine konstante Helligkeit von ca. 9.5 mag.


    Galaxy 11: Zeigte den oben beschriebenen Flare.


    -------------------------------------------------------------------


    Mit dem Wissen, dass Galaxy 11 die Flares veursacht, habe ich nochmals eine kleine Internet-Recherche gestartet:


    http://spaceflightnow.com/ariane/v125/991215hs702.html



    Diese Textstelle löst das Rätsel wie die Flares entstehen:


    "The HS 702, when fully deployed, is 102 feet in length and 29.5 feet wide. At time of launch, Galaxy 11 will weigh 9,886 pounds. To achieve higher power and longer life, the solar array of the HS 702 carries angled reflector panels along both sides of the solar wings, forming a shallow trough that concentrates more of the sun's rays onto the solar cells. The dual-junction solar cells are among the most efficient available, able to convert nearly one-quarter of the sun's rays into spacecraft power."


    Diese zwei Berichte zeigen noch Grafiken des Satelliten sowie steht dort, dass man Probleme mit den speziell geformten Solarzellen hat!


    http://www.skyrocket.de/space/doc_sdat/galaxy-11.htm


    http://www.tbs-satellite.com/tse/online/sat_galaxy_11.html





    -------------------------------------------------------------------



    Ps: Vom Geosat-Fieber gepackt, habe ich noch anschliessend die hübsche fünfer Gruppe der Astra Satelliten beobachtet. Alle hatten eine Helligkeit von ca. 10 mag.


    Astra 1M
    Astra 1H
    Astra 1KR
    Astra 1L
    Astra 1F





    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Hallo Sandro (und alle anderen, die sich für diesen Thread noch interessieren),


    ist es nicht schön, daß man mit so unnützen Dingen so viel Spaß haben kann?


    Danke für Deine Beobachtungen und Deine Recherche!


    Ich war auch wieder draußen und kann Deine Beobachtungen bestätigen.


    Hier noch eine von sehr vielen Aufnahmen der letzten Nacht:




    Galaxy 11 und Intelsat 802. Rechts (markiert) ein weiterer Geosat etwa ein Grad westlich. Könnte Türksat 1B oder Astra 1D sein (Wikipedia).
    Das diffuse Leuchten ist die Schildwolke und links ist M11. (Wer kann schon von sich behaupten, schonmal eine Strichspuraufnahme von M11 gemacht zu haben...)
    Aufgenommen mit der Panasonic Lumix FZ 18 bei 504mm Brennweite effektiv (in echt 82,8mm) bei 800 ASA, Belichtung 60 Sekunden



    Noch ein paar Aspekte:


    - Im Vergleich mit zeta Oph (2,56 mag nach TheSky) habe ich bei Galaxy 11 ca. 2,8 mag beobachtet. Wenn Du 3,0 schätzt, könnte es sein, daß die "Zentrallinie" weiter nördlich verläuft. Vielleicht können Burkhards Aufnahmen und Beobachtungen (er wohnt auf 52 Grad nord) weiterhelfen.


    - Wenn die Orientierung von Galaxy 11 und seiner Sonnensegel gleich bleibt (wovon auszugehen ist, da er ja immer das gleiche Gebiet versorgen soll), werden sich die Flares jeden Tag zur gleichen Zeit wiederholen, wenn... Ja, wenn die Deklination der Sonne gleich bleibt. Das ist der einzige Parameter, der sich ändert.


    - Wir sind kurz von Sonnenwende. Die Deklination der Sonne bleibt also für die nächsten Wochen gleich. Dann läuft sie nach Süden und die Zentrallinie nach norden (Skizze!) und irgendwann aus unserer Blickrichtung.


    - Wenn sich die Deklination der Sonne und damit die geografische Breite der Zentrallinie ändert, können wir im Lauf der Wochen diese scannen. Also dranbleiben!


    - Wenn die Orientierung der Sonnensegel von Galaxy 11 gleich bleibt, sollten die Flares nächstes Jahr zur gleichen Jahreszeit wieder auftauchen. Schaunmermal.
    _______________________


    Insgesamt bleiben für mich diese drei Punkte:


    - Es ist sehr beeindruckend, daß man einen Geostationären Satelliten mit bloßem Auge sehen kann. Bisher kannte ich diese Dinger als Objekte 11er Größe, die man nur mit größerem Fernrohr und akribischer Vorbereitung finden kann. 3. Größe ist gegenüber 11er Größe 4000-mal heller.
    - Warum haben so wenige Beobachter (oder noch niemand) von solchen Beobachtungen berichtet? Ich mache seit 24 Jahren Astronomie, beobachte sehr viel mit bloßem Auge und kenne den Himmel wirklich gut. Wenn irgendwo ein Stern 3. Größe auftauchen würde wo er nicht hingehört, würde mir das auffallen - wenn ich in die richtige Richtung gucke. Und das gilt für viele Leute auf der Welt. Also scheint unser Galaxy 11 durchaus ein besonderer Fall zu sein.
    - Galaxy 11 und Intelsat 802 stehen genau senkrecht über Kampala in Uganda. Nach meiner letztjährigen Besteigung des Kilimanjaro und des daraufhin ausgebrochenen Tropen-Berg-Fiebers ist das wohl der himmlische Wink darauf, nun doch den Ruwenzori ins Auge zu fassen!
    ________________________


    Zum Abschluß dieser wunderbar klaren Nacht, die ich mit einem Heidenspaß mit schnöden menschengemachten Vorrichtungen vergeudet habe, endeckte ich meinen vom Mond verursachten Heiligenschein im nassen Gras, den ich einfach dokumentieren mußte. Rechts der Schatten der geöffneten Heckklappe meines 12 Jahre alten Cuore, in der Mitte der Heiligenschein meiner Lumix, deren Wert den meines Cuore schätzungsweise übersteigt. Am oberen Bildrand geht gerade der Große Löwen-Po unter, was man nützen könnte, um den topozentrischen, antilunaren Punkt zu bestimmen, aber es möge jetzt mal reichen...



    Weiterhin viel Spaß beim Sternegucken
    Stefan Schuchhardt

  • Hallo zusammen,


    In der Nacht vom 13. Juni zum 14. Juni habe ich vom Gurnigel (Schweiz) aus eine Aufnahmeserie gestartet:
    Alle Minuten 1 Bild mit 16mm Brennweite.
    Dabei liess ich die Kamera mit 1/4 Grad pro Minute in Azimut Richtung West drehen.
    Beim Anschauen der Bilder bemerkte ich ein Flare von einem geostationären Saelliten.
    Es muss sich dabei um den Galaxy 11 handeln.
    Das animated Gif zeigt die Zeit von 21h02m06s bis 21h50m 51s
    Der schwache, rechts von Galaxy 11 sichtbare geostationäre Satellit konnte ich nicht identifizieren.


    Viele Grüsse


    Martin


  • Hallo zusammen


    Das animated GIF funktioniert bei mir nur, wenn ich es auf den PC herunterlade und anschliessend mit einem Bildbetrachter öffne.


    Viele Grüsse


    Martin

  • Hallo Martin


    Nur zur Sicherheit, Deine Zeiten sind in UTC oder?


    Übrigens, die Animation sieht wirklich cool aus, auch wenn Deine "Nachführung" doch sehr speziell war und es deshalb sehr ungewöhnlich ist, dass sich die Sterne UND die Geosats bewegen!


    Wenn Deine Zeiten in UTC sind, dann passt es sehr gut mit dem von uns beobachteten Flare!


    PS: Könnte man aus diesen Fotos nicht die max. Helligkeit berechnen?



    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Hallo Stefan


    Schön, das Du das mit dem Galaxy 11 auch so siehst wie ich. Was die Helligkeit angeht, muss ich Dir gestehen, dass dies wohl das erste mal war bei dem ich Helligkeiten geschätzt habe! Daher sind meine Werte mit zu geniessen und ich glaube nicht, dass sie auf 0.2 mag genau sind?!


    Wenn ich in nächster Zeit wieder dazu kommen (eher unsicher), werde ich den Galaxy 11 weiter verfolgen. - Mal sehen was der noch so auf Lager hat [;)]


    viele Grüsse aus der Schweiz,
    Sandro

  • Hallo Sandro


    Die Zeiten sind in UTC.
    Im Bild von 21h24m51s UTC ist Galaxy 11 ungefähr am hellsten.


    Ein Vergleich mit anderen Sternen im Bild zeigt, dass Gamma Ophiuchi mit 3.75m etwa die gleiche Helligkeit hat wie Galaxy 11. (Siehe Bild)


    Viele Grüsse,


    Martin


  • Hallo Martin


    Vielen Dank für Deine Auswertung! Das ist sehr interessant, denn Deine 3.75 mag sind schon deutlich weniger als die 2.8 mag von Stefan! Zudem war das Maximum bei Dir wohl etwas früher.


    Da wir drei alle ungefähr auf einer Linier SW-NE stationiert waren, würde ich grob schätzen, dass je weiter im NE man sich befindet, umso später tritt das Maximum ein und umso heller ist das Maximum.


    Wie seht Ihr zwei das und was kann man daraus ableiten?


    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Hallo,


    danke für den Tipp, Stefan.


    Wir haben ja in unseren gemeinsamen AAG-Zeiten Mitte der 90ziger schon mal mit 8 Zoll nach den Astras geschaut - aber das ich so ein Teil mal mit bloßem Auge sehen würde ...


    Gestern Abend, zwischen ca. 23:25 und 23:45 (MESZ) konnte ich den Intelsat 802 gut verfolgen. Die Positionen in Guide (mit aktueller geo.tle) und am Himmel passten wunderbar. Die Sterne PPM 201730 (6,3 mag) und PPM 201 672 (7 mag) zogen im Beobachtungszeitraum am Satellit vorbei. Diese Relativbewegung war im 10x25 sehr leicht zu sehen.


    Zur Helligkeit: der Satellit war mit bloßem Auge gut zu sehen und entwickelte eine Helligkeit von etwa 4ter Größe. Er war wenig schwächer als Alp Sct (3,8 mag), jedoch deutlich heller als Zet Sct (4,6 mag). Außerdem bin ich mir sicher, dass er definitiv schwächer als Nu Oph blieb (3,3mag). Das sind zwar nur grobe Hausnummern, aber naja.


    Beobachtungsort: Wetzlar, nahe Krankenhaus. Leichte Zirren am Himmel, sehr feuchte Atmosphäre.


    Echt spannend!


    Tschüss


    Frank


    http://www.asterythms.net/blog -- jetzt mit grünem Blitz!
    http://www.aag-heuchelheim.de -- Astronomie für Gießen und Umgebung
    http://www.himmelsfaehnchen.de -- Blog der Astro AG

  • Moin Jungs (und Mädels),


    ja, er blinkt noch!
    Gestern konnte ich ihn erstmals nach 12 bewölkten Abenden wieder beobachten.
    Heute war ich draußen und habe beobachtet und fotografiert. Galaxy 11 erreichte bei mir nahe Augsburg eine Helligkeit von 3,0 mag - etwas heller als eta Ser (3,2) und ny Oph (3,3).
    Nach Franks Beobachtung mit ca. 4 mag scheint sich der Satellit etwas in seiner Orientierung verändert zu haben. Burkhard, der noch weiter nördlich als Frank sitzt, hat vor zwei Wochen ca. 3 mag fotografiert und hier habe ich 2,5 mag beobachtet. Vielleicht ist der Bereich maximaler Helligkeit etwas nach Süden gewandert. Sandro, wie sieht es bei Dir aus?


    Der Zeitpunkt ist gleich geblieben. Hier lag die maximale Helligkeit zwischen 23:30 und 23:34 MESZ. Das ist exakt gleich wie vor gut zwei Wochen.


    Frank: es ist Galaxy 11 und nicht Intelsat 802 - hat Sandro rausbekommen und steht weiter vorne im Fred.


    Bin gespannt wie es weitergeht.





    Galaxy 11 am 30. 6. 2009 um 23:23 MESZ; Helligkeit etwa 3,0 mag; Panasonic Lumix FZ-18, ca. 3x Zoom, Bildfeld ca. 20x27 Grad, 20 Sekunden, 800 ASA. Der Helle Stern oberhalb der Bildmitte ist eta Ser, Helligkeit 3,23 mag


    Weiterhin klaren Himmel
    Stefan Schuchhardt

  • Hallo Stefan


    Ich komme gerade vom Galaxy gucken. Die Bedingungen waren alles andere als günstig! Der Mond schien hell und die Luft war wohl ziemlich feucht....


    Ich habe rein visuell beobachtet und ohne Hilfsmittel, also von blossem Auge.


    Ich schätze das Helligkeitsmaximum etwas nach halb zwölf, also ca. 23:31 Uhr MESZ.


    Die Helligkeit habe ich an folgenden Sternen verglichen:


    Eta Serp (3.25 mag)
    Beta Ophi (2.77 mag)


    Im Maximum war er deutlich heller als Eta Serp und etwa gleich hell wie Beta Ophi. Die Schätzungen waren sehr schwierig und zudem steht ja Beta Ophi einiges höher als Galaxy 11 also dort wo die Luft besser ist....


    Zusammenfassend würde ich sagen, dass er deutlich heller als 3 mag war, wobei ich die genaue Helligkeit nicht mit Sicherheit bestimmen konnte.


    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Hallo Anke


    Vielen Dank für die Info!
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies unser "Vogel" ist. Deshalb habe ich denen mal ne Mail geschickt.....


    Viele Grüsse,
    Sandro

  • Ich wurde soeben auf dieses Video aufmerksam gemacht, dass den Galaxy 11 flare zeigt:


    Externer Inhalt www.youtube.com
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    (rechts oberhalb der Bildmitte)




    Viele Grüsse,
    Sandro

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