Hallo liebe Planetenfreunde,
am Sonntagabend habe ich mich offiziell von Saturn verabschiedet und gleichzeitig meine nagelneue Balkonsternwarte eingeweiht! [:p]
Es folgt ein kleiner Bericht, doch zunächst...
...das Ergebnis:
Seit dem 01.05. wohne ich im Osten von Hamburg, gar nicht so weit entfernt von der Hamburger Sternwarte. Man merkt schnell, dass die Lichtverschmutzung hier deutlich geringer ist: Der hell erleuchtete Hamburger Hafen ist nun immerhin zehn Kilometer weiter weg.
Wichtig bei der Wohnungssuche war mir ein Balkon, der mir gestatten würde, in Zukunft mit etwas weniger Aufwand (und dadurch öfter) Planetenaufnahmen zu machen. Job und Familie verhindern nun einmal ab und zu, dass man seinem Hobby im gewünschten Umfang nachgehen kann!
Hier eine kleine Aussicht aus meinem Südbalkon:
Natürlich ist es auch hier nicht absolut dunkel, aber der Himmel ist trotz Straßenlaternen um Längen besser, als an meinem alten Wohnort: Manch einer zeigte sich ja regelrecht schockiert, ob der Lichtverhältnisse während meiner früheren Aufnahmen! J
Die Horizontsicht ist relativ gut, nur die Birke verhindert noch eine freie Sicht auf Jupiter vor 4 Uhr morgens!
Da noch ein ziemliches Chaos in der Wohnung herrschte, bin ich zunächst nicht dazu gekommen, mein Equipment aufzubauen. Abendliche Blicke zum Himmel zeigten jedoch, dass ich zwischen 22 Uhr und ca. 23:30 Uhr noch eine Chance haben würde, Saturn vom Balkon aus „zu erwischen“.
Um halb sieben begann ich in Ruhe alles aufzubauen. Später zahlte es sich aus, dass ich den Aufbau gut geplant hatte, denn die räumlichen Verhältnisse sind natürlich begrenzt. Hier zählt jeder Quadratzentimeter und jeder herumstehende Koffer ist eigentlich einer zuviel.
Hier seht Ihr mein C9 nach dem groben Aufbau. Es ist schon grob in Richtung Saturn ausgerichtet:
(Den Sperrmüll im Hintergrund einfach nicht beachten...)
Als die Sonne untergegangen war, suchte ich immer wieder den Himmel mit dem Fernglas ab. Ich wollte keine Zeit verschwenden! Als es endlich dunkel genug war, begann ich mit der Justierung: Der lange Transport und ein leidliches „Rumgeschiebe“ im Keller mussten die Justierung gehörig durcheinander gebracht haben, doch was war das?
Ein ausführlicher Blick auf einen Stern 2. Größe bei 335facher Vergrößerung zeigte ein überraschend gut zentrierten Fangspiegel. Es musste tatsächlich gar nichts korrigiert werden.
Also schnell noch die Taukappe drauf (auf die Heizmanschette konnte ich dann doch verzichten, es war noch angenehm warm und trocken) und in Richtung Saturn geschwenkt.
Inzwischen bin ich glücklicherweise in der Lage, den Planeten recht schnell auf den Chip zu bekommen. Vor einem halben Jahr habe ich teilweise noch über eine halbe Stunde dazu gebraucht. Die Anschaffung eines Klappspiegels und eines einfachen Fadenkreuzokulars erleichtern mir die Arbeit aber heute ganz erheblich. Insbesondere weil ich auch inzwischen genau weiß, in welche Richtung ich den Fokusknopf drehen muss. Ist der Planet nämlich stark unscharf, ist er auf dem Display so gut wie gar nicht zu sehen!
Ich filmte knapp zwei Stunden. Ich bekam folgende Aufnahmen zusammen:
4 x DMK mit R-Filter (je 4.000 Frames)
1 x DMK mit L-Filter (4.000 Frames)
3 x ToU (je 1.500 Frames)
Wie schon öfters erwähnt, liefert der Rotfilter stets das schärfste Ergebnis. Ich wollte aber zumindest ein Vergleichsvideo mit Luminanz(Klarglas)-Filter, dass besser ausbelichtet ist und mit 1/30 Sekunde aufgenommen werden konnte. Bei den R-Aufnahmen benötige ich bei vollem Gain immer 1/13 oder 1/15 Sekunde. Da das Seeing am Sonntag aber recht nett war, war das noch voll ok! Leider war das L-Video später nicht lesbar. Ein nerviges Problem, dass ich ab und an mit einzelnen AVI’s habe.
Zum Abschluss möchte ich noch ein Vergleichsbild meiner beiden Barlowlinsen zeigen.
Wer meine früheren Postings gelesen hat, erinnert sich vielleicht, dass ich überrascht feststellte, dass meine neue 2.5x Barlow ein kleineres Bild liefert, als meine altbewährte 2x Barlow. Auch über die Abbildungsgüte machte ich mir Gedanke, da ich natürlich keine wertvolle Aufnahmezeit mit einer „schlechten“ Barlow verschwenden wollte!
Hier hab ich zwei gestackte Rohbilder gegenüber gestellt, versehen mit den aus der Verwendung resultierenden Daten. Es wurden jeweils ca. 25% der 4.000 Frames gestackt, die Rohbilder wurden nicht weiter bearbeitet. Gut zu sehen ist der recht deutliche Größenunterschied (obwohl nur 7 Pixel). Meiner Ansicht nach scheint das Bild der Antares-Barlow bereits übervergrößert. Auch das Livebild war deutlich flauer, allerdings kann ich nicht beurteilen, ob sich zwischenzeitlich das Seeing verschlechtert hat, deswegen soll das Bild keinesfalls etwas über die tatsächliche Leistung der beiden Barlows aussagen! Dennoch habe ich für mich persönlich das Fazit gezogen, dass die 2x Barlow am C9.25 im Grunde überflüssig ist. Die 2.5x liefert ein mehr als ausreichend großes Öffnungsverhältnis.
Alles in allem war es ein entspannter Abend. Besonders erfreulich war für mich die Erkenntnis, dass ich mit dem zur Verfügung stehendem Platz gut hinkomme und ich mir die fest eingeplante Säule sparen kann. Auch kann ich die 3-4 Stunden Wartezeit zwischen Aufbau und Aufnahme in der Wohnung wesentlich besser nutzen. Das heißt aber nicht, dass ich nicht (wenn es aus irgendwelchen Gründen geboten erscheint) wieder meine Sachen packen und aufs Feld /die Straße gehen würde!
Viele Grüße!
Paddy