19.5.2009 - Farnach, Vorarlberg

  • Hallo,


    nach meinem erfolgreichen First-Light von der Dachterrasse aus, wollte ich das Daktari Teleskop nun auch mal unter dunklerem Himmel ausprobieren.


    Leider ist mir bei meinem Beobachtungsaufruf auf der VAA Liste ein Fehler unterlaufen, sodaß nicht klar war ob ich nun den 19. oder 20. meinte. Eigentlich meinte ich den 20. Da Amadeus aber der 19. besser passte, und ich auch gerne durch seinen 10,6" Selbstschliff beobachten wollte, sind wir schon gestern los. Alois und Wolfi ein weiterer VAA Vereinskollege mit seiner Frau, sind dann im Verlauf der Dämmerung dazu gestossen.



    Farnach ist ein recht abgelegenes Hochmoor mit einem für Vorarlberger Verhältnisse sehr flachen Horizont, im Südwesten und Westen gibt es die Lichtglocke des Rheintals, aber es ist deutlich dunkler als z.B. am Bödele.


    Amadeus hatte sein Teleskop unzerlegt in meinen Kofferraum gelegt, so konnte er mir in Ruhe beim Aufbauen von Daktari zusehen.


    In der Dämmerung sah ich plötzlich die ISS heransausen. Im Teleskop habe ich es bei 100x geschafft sie einzustellen und auch mit viel Gewackel mitzuführen. Zuerst waren die braun-orangen Sonnensegel gut zu sehen, nachdem ich auf das 32mm Plössl wechselte und die ISS weiter in Richtung Osten zog war von den Sonnensegeln nichts mehr zu erkenne und dafür zwei helle längliche Teile nebeneinander - ein großartiges Erlebnis!


    Als es dann so langsam dunkel wurde habe ich gleich mal auf NGC 4565 draufgehalten. Beim Aufsuchen bin ich gleich mal über NGC 4494 drüber gestolpert, zwar hell aber keine Details. Bei NGC 4565 hingegen war die schmale Spindel mit Bulge sehr schön zu sehen, das Staubband hingegen konnte ich nicht eindeutig sehen.


    Als nächstes kam M53 dran, den ich ja kürzlich fotografiert habe. Mit 10" ist der natürlich schön aufgelöst. NGC 5053 hingegen war eine harte Nuss, erst nach dem es richtig dunkel war, konnte ich ihn mit indirektem Sehen eindeutig erkennen.


    M13 war einfach nur super, toll aufgelöst mit den typischen schlangenartigen Sternketten. Die kleine Galaxie NGC 6207 war direkt und einfach zu sehen.


    Saturn haben wir natürlich auch angeschaut, mit der Abbildung bei 208x bin ich sehr zufrieden. Diverse Wolkenbänder waren gut zu sehen. Ganz knapp rechts neben dem Ring funkelte ein schwaches Möndchen auf. Dabei handelte es sich um Thetys wie ich gerade feststelle, Dione und Titan waren auch sichtbar. Leider habe ich mir Saturn vorher nicht in Cartes du Ciel angesehen, sonst hätte ich auch noch Ausschau nach Rhea gehalten, die gerade eine Transit durchführte!


    Amadeus stellte dann im 10,6" M64, die Galaxie mit dem blauen Auge ein. Sowohl in seinem, als auch meinem Teleskop war der dunkle Augenring zu sehen, diese Galaxie ist groß!


    Nur in Amadeus Teleskop haben wir NGC 4559 beobachtet, drei Vordergrundsterne auf der Galaxie, und eine unregelmäßige Struktur waren deutlich zu sehen.


    M65, M66 und NGC 3628 hatten gut gemeinsam Platz im Gesichtsfeld des 25mm Tal Plössls. Bei M65 und M66 war die unterschiedliche Form der Scheiben deutlich zu sehen. Bei NGC 3628 war auch das Staubband zu sehen. In Amadeus 10,6" mit dem 26mm TS WA auch sehr gut.


    Amadeus stellte inzwischen erst an seinem, dann an meinem Teleskop ein anderes Gx Trio im Löwen ein: M96, M95 und M105. Die drei gingen gut, und bei 109 kam es mir so vor, als ob da mehr wäre, ich habe allerdings nicht mit der Karte verglichen, und kann so nicht sagen, was ich da von den Nachbar Gxen genau gesehn habe.


    Zwischendurch erspähte Alois mit seinem Feldstecher einen Kugelhaufen bei Antares, schnell war auch im Teleskop M4 eingestellt - schön!


    Zum ersten Mal habe ich dann M97 und M108 gesehen. Passten beide mit dem 25mm gemeinsam ins Bildfeld, ein sehr schön kontrastierendes Pärchen. Mit dem 12mm LV habe ich dann versucht die Augen in M97 zu sehen, war mir aber schlußendlich nicht 100%ig sicher, ob ich sie gesehen habe...


    M51 war nun soweit vom Zenit entfernt, dass man mit dem Dob wieder sinnvoll beobachten konnte. In beiden Teleskopen war die Spiralstruktur deutlich zu sehen. Ein Riesenunterschied zum Anblick von Wolfurt aus, wie Alois bemerkte. Da konnte ich nur zustimmen!


    M27 war schön mit Ohren zu sehen. Mit dem TS UHC im 10,6" zwar kontrastreicher, aber nicht mehr Details.


    M71 war als schöner kompakter, teilweise aufgelöster Haufen zu erkennen.


    M57 hat mir mit dem 6mm LV bei 208x am besten gefallen. Die ovale Form und der graue Schleier innerhalb des Rings war deutlich.


    Mit dem TS WA 26 und dem UHC Filter haben wir uns dann die helleren Teile des Cirrus-Nebels angeschaut. Bei 6960 war der breite Bogen neben 52 Cyg deutlich, bei 6995/92 sah man deutlich Struktur. Mit dem 10" ohne UHC konnte ich auch beide Teile sehen, allerdings mit weniger Kontrast.


    NGC7000 ging am besten im 7x50 von Wolfi, da konnte ich sowohl die "kalifornische" Küste als auch den Golf von Mexiko erkennen. Im 12x50 von Alois war es schon ein bißchen schwieriger, und in meinem 52 Jahre alten 15x50 ging nur der Golf von Mexiko.


    Amadeus lenkte dannn meine Aufmerksamkeit auf M101, im 10,6" war da deutlich mehr Struktur zu sehen als im 10", die Spiralstruktur war ansatzweise zu erahnen, die Begleitgalaxie NGC 5474 war in beiden Teleskopen deutlich. Während wir beide mit unseren Teleskopen auf M101 starrten flog plötzlich ein Satellit mitten durch die Galaxie, was uns beiden einen Ausruf der Überraschung entlockte. Als Amadeus durch mein Teleskop schaute, sah er noch ZWEI WEITERE Satelliten auf der selben Bahn M101 durchschneiden. Vielleicht waren es ja Satellitenteile die auf der gleichen Bahn die Erde umkreisen.


    Wolfi hatte dann noch ganz andere Lichter entdeckt. Am Rande des Schotterweges auf dem wir beobachteten blinkten Glühwürmchen auf. Andere Tiere die wir akustisch wahrnehmen konnten waren heiser bellende Füchse und einen lustigen Kauz, der seinen Rufen am Ende immer ein Tremolo verpasste.


    M8 und M20 ging in beiden Teleskopen gut, mit und ohne UHC Filter.


    Zum Abschluß habe ich mir dann noch ein paar Kugelhaufen gegönnt. M10 und M12 im Schlangenträger, im 15x50 passen die gerade noch in ein Bildfeld - ein toller Anblick. Im 10" beide problemlos aufgelöst - Schön!
    Zum Vergleich dann noch einmal den riesiegen M22, den deutlich kleineren M53 und zu guter letzt noch einmal den prachtvollen M13, mit dem 25mm Tal gemeinsam mit NGC 6207 im Bild.


    Beim Abbauen ging es schon gegen 3 Uhr früh, und die Milchstrasse bot dem freien Auge einen grandiosen Anblick. Die Schildwolke, M24, M16(?), ganz deutlich M8 und noch allerlei Gewölk dampfte aus dem Teekessel des Schützen empor.


    Wolfi, Alois und Amadeus haben im Laufe des Abends zwei sehr helle Meteore gesehen, die ich leider verpasst habe. Erst als ich Amadeus in Dornbirn abgeliefert hatte, konnte ich auf der Rückfahrt durch die Windschutzscheibe einen hellen Meteor in Richtung Schweiz vom Himmel fallen sehen.


    Daktari hat mit dem nunmehr ovalen Streulichtschutz keine Balance-Problem mehr. Die wenigen Gramm haben den Unterschied gemacht. Nur M8 mit Amadeus 17mm Hyperion ging nicht, da tauchte es dann doch ab.


    Insgesamt ein toller Beobachtungsabend, es hat viel Spass gemacht mit euch zu beobachten!


    Philipp

  • leider ist mein Versuch eine längere Zeitraffer-Aufnahme zu machen in die Hose gegangen, da die Zeitautomatik nicht länger als 4s belichtet hat (beim Test waren es noch 30 Sekunden ???) und die Akkus aufgrund des plötzlichen Aufbruchs nicht voll geladen waren. Zumindest ein Video des Aufbaus ist sich aber ausgegangen:


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  • Hallo Philipp,


    wirklich schöner BB. Macht Lust auf mehr. In Farnach muss ja ganz guter Himmel sein. Ist das das Farnach in Richtung Bildstein?
    Ich bin aus Lindau, daher kenn ich mich ein wenig aus.


    Gruß
    Robert

  • Hallo,


    ja das Farnacher Moos liegt zwischen Oberbildstein und Alberschwende.


    Parken kann man bei den Schuppen an der Strasse 50m weiter im Westen.


    lg


    Philipp

  • Danke Philipp !
    Wenn ihr möchtet, könnt ihr ja Bescheid sagen, wenn ihr wieder mal da seid, oder auf dem Bödele.
    Würde mich freuen, auch mal ein paar Vorarlberger Kollegen kennen zu lernen.
    Gruß
    Robert

  • Ciao Philipp,


    Nur eine wohlwollende Bemerkung von mir: wollt Ihr wirklich im Internet (weltweit) metergenau bekanntgeben, wo ihr mit X-1000Euro nachts in der Gegend allein rumsteht ? Gebt doch die genauen Koord lieber nur auf persönliche Anfrage oder besser nur an persönlich Bekannte weiter ...! Als Astrogemeinde haben wir alle zusammen zwar ein Interesse gute Plätze zu kennen, aber keines diese Plätze überall + jedem bekannt zu machen...


    Ausserdem hätte mich interessiert wie gut der Himmel bei Euch dort unten ist (SQM oder Grenzgrösse?) und wie hoch der Platz liegt etwa. Vielleicht mach ich ja mal auf dem Weg in die Silvretta dort Zwischenstation :)


    Nichts für ungut + viel Spass noch +
    Schöne Grüsse, Peter

  • Hallo Peter,


    vielen Dank für die wohlwollende Bemerkung, aber in dem Falle treffen die x-1000 Euro wohl nur zu wenn man die Arbeitsstunden mitrechnet die in unseren Dobsons stecken. Und man muß schon seeeehr großes Glück haben mich dort anzuteffen, ich komme nicht allzuoft zum Beobachten, wenn dann meist von zuhause und in Farnach war ich das letzte Mal vor ca. 2 Jahren beobachten...


    Aber vielleicht hast du ja aus anderen Gründen recht, und es wäre besser genaue Ortsangaben zu unterlassen...


    Grenzgröße war in etwa bei 6 (ich bin darin nicht allzu bewandert). Höhe ist ~850m.


    lg


    Philipp

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