Treff im Eggegebirge

  • Hi Allerseits!


    Wie beginnt man nach zwei Gläsern Rotwein den Bericht über ein schönes Mini-Teleskoptreffen am Vorabend? Die beste Antwort lautet wohl: Am besten gar nicht ... Wie ihr an diesen Zeilen seht, tue ich es trotzdem.
    Beginnen möchte ich (ok, ich mache es sogar ...) aber mit einem deutlich verfrühten Besucher, der mit lautem Getöse durchs Fenster hereinbrummte. Na, wer kennt diese Tierchen noch?



    Nun aber schleunigst zurück zum astronomischen Teil. Nachdem sich Anfang der Woche ja schon herauskristallisierte, dass das Wochenende, speziell der Freitag, eine gute Spechtelnacht werden würde, beschlossen Daniel (DaRestem) und ich einen Ausflug ins Eggegebirge. Ich mach’s mal kurz, Daniels Rund-Mail führte dazu, dass wir uns am Freitagabend zu sechst auf dem Spechtelplatz einfanden, sozusagen das Egge Mini Tleskoptreffen ETT.
    Ich traf zuerst an der Scheune ein, zwei Minuten nach mir Markus (warcraft123). Während wir schon unsere SCs auf den Montis drapierten, kamen auch die anderen vier.
    Daniel, Mathias (jaramillo) und Dirk (boh-ey) und Hartmut und pünktlich zum Ende der Dämmerung richteten sich unsere Röhren gen Himmel und eigentlich hatte jeder sein eigenes Programm. Zumindestens bei mir hatte sich das aber ziemlich schnell erledigt, denn ich war mit Marcus ins Quatschen gekommen der sein ziemlich neues 8“ LX mitgebracht hatte und da wir beide SC-ler sind (ich hatte mein C-11 dabei), war es interessant mal durch die eine, mal durch die andere Röhre zu schauen, oder mal die Okulare zu tauschen. Das LX gefiel mir richtig gut. Es zeigte eine angenehme Abbildung, war (nach Geschwindigkeitsbegrenzung) angenehm leise und die Steuerung des Autostar war auch sehr schön.
    Daneben haben Daniel und ich noch unsere SQMs verglichen und dabei festgestellt, dass meines konstant um 0,37 mag/sas zu hohe Werte anzeigt. Letztlich hatten wir an dem Abend SQM-Werte um 21,4 mag/sas und Mathias und Daniel bestimmten die Grenzgröße zu etwa 6,7mag.
    Was ich aber von meinem Programm geschafft habe, waren ein paar intensivere Blicke auf Saturn, etliche Vergleiche von Kugelsternhaufen und einige Galaxien.


    So konnte ich die Sichtung der Supernova in NGC 4088 sichern. Neben der Nova, zeigte diese Galaxis auch noch ihre Spiralarme.


    NGC 4485, die Cocoon-Galaxis. Das wechselwirkende Paar NGC 4485/4490 zeigte sich deutlich schon im 32mm TS SWA. Während NGC4490 strukturlos blieb, zeigte 4485 neben dem Kern auch langezogen seine Spiralarme.


    Angeregt durch einen Beobachtungsbericht neulich habe ich versucht den extrem sternarmen Kugelsternhaufen NGC 5053 zu beobachten. Ausgehend von M53 (Coma Berenices) liegt der GC etwa 1° östlich. Gesehen habe ich aber sozusagen nichts. Es war zu sehen, „dass da was ist“, aber mehr leider nicht ...


    Schon mal bei den Kugelsternhaufen angekommen, habe ich einen kleinen Abstecher zu NGC 6229 gemacht, der sich bei den hier wesentlich besseren Bedingungen selbst bei direktem Sehen bis ins Zentrum aufgelöst wird.


    NGC 56-irgendwas kommt da ein Vorschlag von Daniel und Mathias. Ok, die Nummer habe ich nicht mehr parat, aber der Kugelhaufen war schon ein schwerer Brocken. Relativ schwach zeigt er einen aufgelösten Randbereich, bei indirektem Sehen granulierten Zentralbereich, aus dem vereinzelt Sterne hervorblitzen.


    Einige Superthin-Galaxien habe ich auch noch versucht, unter anderem NGC 5023 und NGC 4157.


    Daneben gab es natürlich noch ein paar Ausflüge zu den Messiers. Das Paar M81/82 genauso wie M13, M57, M27 (so 2:00 morgens). Auch die Sonnenblume, M51 und M101 standen auch auf dem Programm.


    Mein Fuji 10x50 hat zwischendrin auch noch etwas Sternenlicht sammeln können. M81/82 waren überdeutlich und ihre Orientierung einfach zu erkennen. M3, M5 und M13 (wenn nicht der, wer dann ?) zeigten als Kugelhaufen einen Helligkeitsgradienten und im Löwen waren z.B. die Ms des Tripeletts locker zu erkennen. Ein Erlebnis war früh morgens M27 im Sternenfeld der Milchstrasse. Einfach nur schön!


    Gegen 3 Uhr gab dann mein Akku-Pack auf – wie ich heute Nachmittag sah, hatte ich nur den Überbrückungsschalter nicht umgelegt, also stand die Autobatterie einfach nur daneben. Mit einem Dreh hätte ich noch 36 Ah mehr gehabt – Shit happens, nächstes Mal werde ich daran denken...


    Daneben hatten wir noch gut Gelegenheit zu reden. So `ne Tasse heißen Kaffees ist nächtens doch was Feines. Gegen 3:30 haben wir dann langsam unsere Sachen gepackt und das Feld geräumt. Ich war dann so gegen 4:30 wieder daheim – und den Tag über todmüde. Aber der Abend unter Sternen war klasse!!


    Ach ja, der Besucher von eben war der hier...



    Ich hab’ ihn dann nach dem Foto draußen wieder fliegen lassen.


    CdS
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    da seit ihr ja diesmal eine richtig grosse Gruppe gewesen.
    Mein Alternativprogramm an der NVO-Sternwarte war auch nicht schlecht. Wir waren zu viert und haben schwerpunktmässig die Galaxien im Löwen und Canes Venatici gemacht. Zum Abschluss wurden dann noch die Highlights in Leier und Schwan geschaut. Besonders M57 zeigte sich nach langer Abstinenz in voller Pracht und ich meine, diesmal sogar etwas Farbe und den Zentralstern gesehen zu haben.


    Gruss + CS
    Heinz

  • Moin Heinz!


    diese Gxen hatte sich Mathias (u.a.) vorgenommen. Wenn ihr M57 in voller Pracht gesehen habt, dann wart ihr ja auch bis etwa zur Morgendämmerung unterwegs. Ich hatte ein paar Anläufe gestartet, aber erst so gegen 2:00 / 2:30 war das Nebelchen vernünftig zu sehen. Die Horizontsicht war nicht wirklich dölle, was wohl an den Unnengen von Pollen lag, die durch die Luft schwirrten.


    Gemein fand ich, dass die Sicht so gegen 2:30 schlagartig noch mal besser wurde, jedenfalls war die Milchstrasse genial strukturiert und zeigte schon mit blossem Auge viele Objekte. Das war dann ungefähr die Zeit, zu der ich M27 im FG bespechtelt habe. Den Kontrapunkt Teleskop und Fernglas finde ich immer genial.


    M57 in Farbe habe ich bisher noch nicht so richtig geschafft. Einen leichten Grünstich bei flächenhellen PN ja, aber das wars dann auch. Beim Snowball blaugrün z.B.
    Da ich bisher allerdings eher Balkonastronom war und es erst in letzter Zeit 'auf den Acker schaffe', kann ich durch die drastisch besseren Bedingungen vieles neu entdecken, ich hab' quasi ein neues Teleskop - und das ganz umsonst. [:D]


    CS
    Andreas

  • Moin Andreas,


    ja das war wirklich ein sehr schöner Abend. So unter anderen Gleichgesinnten ist das schon viel besser als alleine auf dem Balkon.
    Allerdings zu "Gesehen habe ich aber sozusagen nichts. Es war zu sehen, „dass da was ist“, aber mehr leider nicht ...",
    fällt mir im nachhinein folgendes ein:
    Beim nächsten mal werde ich erstmal allen kräftig ins Gesicht leuchten, dein Gesicht und Daniels kenne ich jetzt, aber alle anderen waren die
    ganze Nacht dunkler als der schwächste Nebel. ich weiss nicht wie "die Anderen" ausschauen.
    Und zu meinen grössten Bedauern habe ich nach deinem sehr schönen Bericht festgestellt, das ich die ganze Nacht dich mit "Matthias" angesprochen habe, du aber freundlicherweise entweder drüber weggesehen hast, oder nur Mitleid mit mir hattest, nach dem Motto "Typisch Anänger" ;-).


    Aber im ganzen habe ich wieder viel Interresantes gesehen, gelernt und erlebt.
    Und bei solchen Nächten weiss ich immer wieder warum ich auch bei -20 Grad draussen stehen würde.


    Ich hoffe ich darf bald mal wieder in die Gesichter der einen oder "Der Anderen" schauen.


    CS Marcus

  • Hi Marcus,


    macht ja nüscht, ist mir irgendwie nicht mal aufgefallen [:D] Mathias war von dir aus gesehen hinter Daniel und hatte den silbernen 10er Dobs, Dirk war auf der Wiese, etwa 5m schräg rechts von Mathias (weisse H-EQ-5 Synscan mit 8" Newton) und direkt neben Dirk war Hartmut - wobei mir dabei auffällt, dass ich mit letzteren beiden auch viel zu wenig geredet und beobachtet habe.
    Wir hatten nach einer KuK-Pause (Kippe und Kaffee - ich bin und bleibe aber NR[;)] und beliess es bei Keks und Kaffee) eine gemeinsame Fernglas-Session gemacht und Mathias war doch etwas erstaunt, was so ein FG so hergeben kann. Er war vom Pärchen M81/82 fast geblendet[:)]
    So'ne Spechtel-Session muss schnellstens wieder her!


    CdS
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    ein interessanter, kurzweilig geschriebener Bericht von Dir - vielen Dank.
    Ja die Bedingungen am letzten WE waren einfach toll, wir haben uns hier auch zu einem Mini-TT versammelt und alle waren sich einig, wir hatten schon lange nicht mehr die Milchstraße so prächtig und so reich bis in die Randbereiche strukturiert gesehen, wie in den letzten beiden Nächten...


    Der Name "ETT" gefällt mir sehr gut, wenn man ihn englisch ausspricht, klingt er richtig galaktisch...[8D]

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