Hallo zusammen,
unter dem Titel "Bonner Sternenhimmel" werden seit 10 Jahren von November bis März alle 2 Wochen freitags um 19:30 Uhr öffentliche Sternführungen von Mitgliedern der Volkssternwarte Bonn angeboten. Das ganze findet am Argelander Institut für Astronomie in Bonn-Endenich statt. Da die Kuppel auf dem Dach des Instituts wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten zur Zeit nicht zugänglich ist, fand die Beobachtung gestern mit 2 kleineren Teleskopen vor dem Institut statt.
Ich war bereits 45 Minuten vor Beginn da, weil ich die Venussichel an einem noch möglichst hellen Himmel anschauen und fotografieren wollte. Aufgrund der enormen Flächenhelligkeit der Venus ist ein geringer Kontrast zum Himmelshintergrund wünschenswert. Als ich ankam, waren die Teleskope für die öffentliche Beobachtung bereits aufgebaut (Foto bei Twitpic).
Die Venussichel war im Fernglas (10*40) problemlos zu sehen, mit dem bloßen Auge konnte ich zumindest erahnen, dass der Planet eine längliche Form hat. Gemäß eines kürzlichen Sehtests haben meine Augen ein Auflösungsvermögen von 125%; es gibt Menschen, bei denen es wesentlich besser ist, bis zu 180%. Gut vorstellbar, dass jemand mit einer solchen Sehschärfe die Venus bei einwandfreien Bedingungen als Sichel erkennen kann.
Einwandfrei waren die Bedingungen heute nicht, vielmehr sorgten horizontnahe Wolken für eine recht farbenfrohe Abenddämmerung, hier 2 Impressionen:
<font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 14mm, F/3.6, ISO 100, 1/10s, 20.03.09, 19:11 MEZ.</b></font id="size1">
<font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 56mm, F/3.6, ISO 100, 1/8s, 20.03.09, 19:12 MEZ.</b></font id="size1">
Beim Fotografieren der Venussichel habe ich verschiedene Belichtungszeiten ausprobiert:
<font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 1/15s, 20.03.09, 19:05 MEZ. (Ausschnitt, verkleinert)</b></font id="size1">
<font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 1/40s, 20.03.09, 19:01 MEZ. (Ausschnitt)</b></font id="size1">
<font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 83mm, F/4.2, ISO 100, 1/400s, 20.03.09, 19:04 MEZ. (Ausschnitt)</b></font id="size1">
Etwa 15 Minuten vor dem offiziellen Beginn des "Bonner Sternenhimmels" hatten sich bereits etwa 30 Interessenten, darunter viel Kinder, versammelt, die nun in den beiden Teleskopen und in einem großen Feldstecher (12*70) unter fachkundiger Anleitung die Venussichel bestaunen konnten. Nach und nach wurden immer mehr Sterne sichtbar und der Saturn stieg über die Bäume, die das Gelände nach Süden begrenzen. Dann stand von 19:54 bis 19:59 Uhr der tägliche Überflug der ISS an, wenige Stunden nachdem die neuen Solarpaneele angebracht worden waren. Im Fernglas (10*40) erschien die ISS als deutlich flächenhaftes Objekt, in Zenitnähe entsprach der scheinbare Durchmesser dem der Venussichel, also rund 1 Bogenminute. Die Helligkeit dürfte so bei -3.5 mag gelegen haben. Bevor die Raumstation über unsere Köpfe zog, hatte sie bereits die Hyaden durchquert:
<font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 60s, 20.03.09, 19:58 MEZ.</b></font id="size1">
Zwischenzeitlich schätzte ich die Zahl der Anwesenden auf knapp 50 Personen, doch angesichts der lausigen Kälte zogen sich die ersten kurz nach 20:00 wieder zurück. Wer blieb, bekam die klassischen Deep Sky-Objekte des Winterhimmels gezeigt: Plejaden, Hyaden, M42 und die Sternhaufen im Fuhrmann. Am M41 scheiterten unsere Instrumente - in Horizontnähe war der Himmel durch Streulicht und Dunst einfach zu milchig, um etwas erkennen zu können. Vom Sternbild Krebs war mit bloßem Auge außer Delta Cancri nichts zu erkennen, wohl aber einige Sterne im Luchs und im kleinen Löwen. M44 und der hoch stehende M35 machten mit dem Fernglas kein Probleme. Die ungünstigen Verhältnisse in Horizontnähe werden auch in der nachstehenden Übersichtsaufnahme der Wintersternbilder deutlich:
<font size="1"><b>Panasonic DMC-FZ18, Brennweite 5mm, F/2.8, ISO 100, 60s, 20.03.09, 20:40 MEZ.</b></font id="size1">
Zum Abschluss wurden die Teleskope auf den Saturn gerichtet, der inzwischen an Höhe gewonnen hatte. Der schmale Ring bot bei 15 cm Öffnung einen eindrucksvollen Anblick. Etwa ein dutzend Teilnehmer hielt bis zum Schluss der Veranstaltung gegen 21:00 Uhr durch.
Viele Grüße aus Bonn!
Stefan