Knicksäulen Montierung

  • Moin moin,


    vor ein paar Wochen habe ich eine Knicksäulen-Montierung aufgearbeitet und an meinen 12"-Newton angepaßt. Ursprünglich war die Monti nämlich für einen Refraktor ausgelegt und besaß eine 1,70 m hohe Stahlsäule. Mit dem Newton obendrauf wäre der Okulareinblick irgendwo bei über 3m gewesen...


    Also wurde die aus der Säule ein Segment herausgenommen und der Rest geschweißt. Ein grober Zusammenbau sah so aus:



    Die Messingteile an der Säule vorn sind übrigens optische Hilfen (Beleuchtung und Mattscheibe) für die Teilkreisablesung innerhalb der Säule! Sicher nicht modern, aber ein wundervolles Detail, wie ich finde. Leider ist der Winkelmesser aus dem Schreibwarenbedarf zerbrochen, aber bei ebay habe ich schon einen neuen bestellt...[8D]


    Im runden Gehäuse sitzt ein Bronze-Schneckenrad von ca. 230 mm Durchmesser und 288 Zähnen. Eine offensichtlich geschliffene Schnecke (vorgespannte Lager) wurde von einem Schnecken-Vorgelege angetrieben. Das Schneckenrad war allerdings aus gepresstem Kunststoff und einige Zahnflanken waren aus irgendeinem Grund regelrecht abgefräst!


    Deshalb wurde das gesamte Vorgelege gegen ein Messingschneckenrad plus Stahlschnecke ausgetauscht:



    Ein nettes Feature ist der Tangentialarm. Über einen Hebel wird die Bewegung einer Spindel auf den federdruckbelasteten Arm übertragen:



    Die Spindel wird noch motorisiert. Übrigens: Der Schalthebel der Gangschaltung ist kein Witz, sondern hat Funktion. Und zwar wird über einen Bowdenzug die Klemmung in RA in 3 Stufen damit eingestellt! Der Bowdenzug bewegt einen Hebel, der einen Bolzen dosiert gegen eine Tangentialklemme im RA-Gehäuse drückt.[8)]


    Heute war dann nach fast ganztägigem Anfertigen einer Polhöhenwiege der Tag der Wahrheit, das Teleskop wurde aufmontiert:





    Der mir nicht bekannte Erbauer der Montierung hat sich da einige sehr gute Ideen einfallen lassen. Aus diesem Grund stelle ich diese Montierung hier vor. Vielleicht inspirieren diese Ideen andere beim Bau ihrer Montierung.


    Ein erster Test heute Abend zeigte die außergewöhnliche Stabilität der Monti. Man kann auch dagegenballern, viel passiert nicht...[:D]


    Als nächstes wird die Nachführ-Elektronik fertigestellt. Auf dem ersten Bild ist am runden Schneckenradgehäuse rechts unten eine Getriebeplatine erkennbar. Dort sitzt mittlerweile ein Schrittmotor und ein 4:1 Getriebe aus Conrad Stahlstirnzahnrädern. Das Gehäuse, das jetzt und vorher auch schon das Getriebe schützt ist übrigens das einer Grundfos-Heizpumpe...[;)]


    Alles in allem erinnert mich die Monti mit ihrem runden Schneckenradgehäuse an eine Zeiss-Jena-Monti.



    Einiges ist noch zu modifizieren oder anzupassen, aber Spaß macht der Betrieb jetzt schon. Was vor allem noch fehlt, ist eine Behausung für das Ganze. Mit etwas höher gelegtem Boden...[;)]

  • Hallo Marc,


    Danke, danke! Das Gewicht kommt ungefähr hin, vielleicht so etwa 150kg...[:)]


    Die Achsen sind nur 50mm Vollwellen, dafür jedoch gelagert in vorgespannten Kegelrollenlagern. Beide Achsen sind an ihrem oberen Ende zudem noch zusätzlich gleitgelagert. Ziemlich steif das alles.


    Das Schneckenrad hat ca. 230mm Durchmesser.


    Für deinen 8 oder 10" Refraktor wäre das Schneckenrad ok, aber die Achsen zu schwächlich...[;)] Aber wie ich lese, hast du ja bereits eine ganz andere Hausnummer in Planung!

  • Hi,Ralf
    dann werden wir demnächst noch tiefere deep sky Aufnahmen von Dir vernehmen können..grins..
    augenscheinlich hatte ich mehr Achsdurchmesser vermutet..


    meine Achsen haben 85 mm Stahl-Hohlwellen(ca. 0,5 m länge) in vorgespannten kegelrollenpaaren.


    Schneckenräder(Rekt.) sollten bei dem Hebelarm(Refr. f 4-5 m) mind. das 1,5 fache der Optik betragen-leider brauch ich die Knete für die Optik(rot werd)und mußte mit einem Wetzlar Schneckenrad vorlieb nehmen(vorläufig)
    Gruß

  • Hallo Marc,


    mehr Wellendurchmesser hatte ich auch vermutet; liegt wohl an den recht großen Außendurchmessern der Stahlrohre. Die Wandstärke des RA-Rohres liegt bei etwa 15mm(!). Kommt wohl daher, daß dieses Rohr über einen Flansch an der Säule befestigt ist und so einiges tragen muß...


    Die Wetzlar-Räder sind vom Preis-Leistungs-Verhältnis so schlecht ja nicht!


    Viel Erfolg bei deinem Vorhaben wünsche ich dir!

  • Das ist ziemlich sicher die Selbstbau-Knicksäulenmonti von Herrn Rodeck. Der war zu Lebzeiten GvA-Mitglied und hat das Ding irgendwie der GvA vermacht. Als wir dann aus dem Planetarium geschmissen wurden, konnten wir die Montinicht mehr mitnehmen, und auf welchen Wegen es dann zu Dir gelangt ist, laesst sich nicht verfolgen. Auf jeden Fall ein supidupi-stabiles Teil, und toll, dass Du es zu neuem Leben erweckst! Den Vorbesitzer hätte die Aktion sicher erfreut.


    Hartwig

  • Hallo Ralf,


    sehr gute Aufarbeitung! Es gehen viel zu viel solcher Sachen verloren od. gammeln irgendwo verschlossen vor sich hin!


    Passt doch prima zu deinem Newton. Die Mobilität ist zwar jetzt dadurch eingeschränk, doch ich kann aus deinen Sätzen entnehmen, dass du eine "Sternwarte" planst! :)

  • Hallo Thomas,


    danke![:)] Ja, die Monti wird allerbaldigst wieder komplett einsatzbereit sein.


    Mobil ist die natürlich nicht, obwohl man sie in handliche Segmente abschrauben kann. Ist aber natürlich viel zu mühevoll. Sie soll einen festen Platz im Garten und dann möglichst einen Schutzbau drumherum bekommen.


    Es hat jedenfalls mal wieder viel Spaß gemacht, herumzufummeln [:D]und ich bin jetzt schon gespannt, wie die Nachführung laufen wird.

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