Moin!
klasse Wort - oder? Es muss ja nicht immer neudeutsch sein...
Letzte Woche wurde ich durch einen Thread (http://www.astrotreff.de/topic…=83078&whichpage=1#361523) auf ein Tool namens SGE (Star-Guiding-Emulator) aufmerksam. Das Tool simuliert einen Stern auf dem PC-Bildschirm, auf dem man dann Guiding-Tests und theoretisch auch eine PE-Messung machen kann.
Leider ist das Tool nicht so ganz nach meinem Geschmack. Zum einen ruckelt der Stern, weil keine weichen Übergänge programmiert wurden und zum anderen muss man alle möglichen komischen Parameter eingeben, die kein Mensch versteht.
Ich habe so ein Tool jetzt kurzerhand selbst geschrieben und bin total begeistert, wie gut es funktioniert. Zuächst einmal - hier kann man es herunterladen:
http://www.watchgear.de/SWMT/SWMT.exe
Eine richtige Anleitung habe ich noch nicht geschrieben, aber ich schreibe kurz, wie es geht. Auf jeden Fall braucht man 2 Rechner dafür. Auf einem läuft SWMT und auf dem anderen die Guiding-Software etc. Auf einem Rechner kann es nicht gehen, weil das Kamerakabel wohl kaum so lang sein wird. Der Monitor, auf dem SWMT läuft, sollte auch eine ausreichende Auflösung und Größe haben. Ich benutze ein Notebook mit 1500Pixel Auflösung auf 30cm Bildschirmbreite.
1. Schritt
SWMT starten und das Fenster so breit wie möglich ziehen. Den Bildschirm halbwegs genau im Süden der Montierung aufstellen. Die Entfernung beträgt bei mir knappe 5m - das reicht.
2. Schritt
Das Leitrohr mit der Guiding-Kamera auf den Bildschirm fokussieren. Dazu braucht man schon die eine oder andere Verlängerung, um überhaupt in den Fokus zu kommen.
3. Schritt
Mit der RA-Achse über den Monitor hin und her fahren und dabei das Programmfenster von SWMT in der Höhe so klein wie möglich einstellen. Die Guiding-Kamera sollte immer nur das schwarze Fenster sehen - größer sollte es aber nicht sein (sonst gibt es evtl. Timingprobleme mit dem Bildrefresh).
4. Schritt
Mit einem Programm, dass im Bild der Guiding-Kamera ein Fadenkreuz einblendet (z.B. K3CCD) den SWMT-Bildschirm anvisieren und ganz in Richtung RA- fahren, bis man den Rand des Programmfensters sieht. Dann mit der Maus in die Mitte des Fadenkreuzes von z.B. K3CCD klicken - das hinterlässt einen Punkt und beim ersten Klick erscheint auch eine waagerechte Linie. Weiter in Richtung RA+ fahren und in gewissen Abständen weitere Punkte setzen.
5. Schritt
Mit den vier Schiebereglern für Bahnkurve kann man den Strich in der Mitte jetzt so verschieben, kippen und biegen, dass er durch die gerade aufgenommenen Punkte geht.
Damit bestimmt man die Bahnkurve, die der Stern später abläuft. Wenn man hier etwas liederlich ist, entspricht das einer schlechten Einnordung der Montierung.
6. Schritt
Wenn man jetzt auf den Button ">" links unten klickt, fängt der künstliche Stern an, von links nach rechts über den Bildschirm zu laufen. Nachdem man ihn mit der Guidingkamera wieder im Bild hat, sieht man, ob die Geschwindigkeit passt. Vermutlich nicht...
Mit dem Regler für die Sterngeschwindigkeit kann man diese einstellen. Nach links wird der Stern schneller, nach rechts langsamer. Auch damit sollte man sich etwas Mühe geben. Wenn es nicht 100%ig passt, ist es aber auch nicht schlimm.
So - nun kann man tun, was getan werden soll. Auf diesen Stern guiden und dabei die Guiding-Parameter exakt einstellen. Oder auch den Schneckenfehler der Montierung testen. Wenn man bei der Bahnkurve ein wenig gepfuscht hat, zeigt sich das bei der PE-Messung in einer Drift in Deklination. Stimmt die Sterngeschwindigkeit nicht, steigt oder fällt die RA-Kurve mit der Zeit immer weiter. Das kann man aber später im Excel herausrechnen. Wenn man weiß, welche Zähnezahl der RA-Trieb hat, weiß man, dass bei einem wirklich periodischen Fehler nach 86164s/Zähnezahl wieder der Startwert erreicht sein sollte und kann eine entsprechende Korrektur einfügen.
So sieht z.B. eine PE-Kurve meiner GP aus, die ich auf diese Art aufgezeichnet habe:
entsprechend korrigiert bekommt man eine durchaus aussagekräftige Kurve:
Leider ist da wohl noch ein Haken dran. Wenn ich mich nicht irre, wird die wirksame Brennweite des Leitrohrs dadurch beeinflusst, dass der Stern eben nicht unendlich weit weg ist. Deshalb muss man ja auch Verlängerungen benutzen und die Bildebene rückt vom Objektiv weg. Die Brennweite des Leitrohrs müsste sich also erhöhen und die muss man für eine vernünftige PE-Messung ja angeben. Ich muss mal einen Profi fragen, wie es sich damit verhält und wie man es berechnet...
Gruß
Klaus