<b>Namibia die Zweite oder zu Besuch bei der Hakos-Großfamilie</b>
Hallo Freunde,
nach der unglaublich schönen Woche im Mai 2007 und der Fertigstellung des neuen ultraleichten 18-Zöllers war auch im Jahr 2008 der Tripp nach Namibia ein absolutes MUSS!
Natürlich wieder zur Hakos-Farm, wo wir (der Roland und ich) die Neumondzeit Anfang Juni zum ausgiebigen Spechteln nützen wollten.
Diesmal verzichteten wir auf die Anmietung eines Leihwagens und wurden von Waltraud vom Flughafen Windhoek abgeholt. Wir wollten uns nicht mit den vielen "Falschfahrern" herumschlagen, die alle die falsche Fahrbahnseite benützen.
Und bei Plattfüßen --kein Wunder bei den Geröllpisten-- hat Waltraud auch mehr Erfahrung und brachte den Wagen trotz Anhänger sicher zum Stehen.
Und Roland erledigte den Reifenwechsel im Handumdrehen.
Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichten wir die Astrofarm.
Nach der Zuteilung der Zimmer und Verzehr eines guten Mittagessens wurde dann der 18-Zoll-lowrider aufgebaut.
Dank der guten Verpackung hatte der Dobson den Flug unversehrt überstanden, lediglich der Fangspiegelhalter war leicht verbogen.
Das war aber nur eine 2 Minuten-Reparatur und schon nach wenigen Minuten stand der 18er auf dem sorgsam gepflegten Rasen im Vorgarten der Hakos-Farm.
Danke, Waltraud, dass wir darauf herumtrampeln durften!
So war der Dobson wind- und staubgeschützt, auch wenn die Sicht nach Südosten und Norden etwas eingeschränkt war.
Dann gab es Kaffee und Kuchen und die ersten Fachsimpeleien.
Es waren diesmal wieder viele Österreicher da und die meisten davon waren Astrofotografen, die ihre Teleskope, Kameras und Montierungen für die Nacht vorbereiteten.
Aber auch der eine oder andere "Visuelle" freute sich schon auf die erste Nacht, die sehr schön werden sollte.
Vorher gab es aber das erste Abendessen, wie immer von der namibischen Köchin vorzüglich zubereitet.
Das Besondere ist dabei das Zusammensitzen an den großen 12er-Tischen, auf denen eine metergroße Drehscheibe alles Essen, die Gewürze oder die Getränke an einem vorbeischweben lässt. Sehr bequem und lustig dabei, wenn mehrere in unterschiedliche Richtungen drehen.
Schön ist auch, dass die Familie Straube meist mitten zwischen den Gästen sitzt und Walter mit seinen Anekdoten und Witzen die Stimmung hoch hält.
Sehr schön ist auch, dass es das Abendessen bei Anbruch der Dämmerung gibt… denn alle wollen schnellstens nach draußen!
Die Milchstraße lockt mit all den schönen Objekten des Sommerhimmels. Und wie!!
Trotz des 9 ½ Stunden langen Fluges, der beschwerlichen Anreise über staubige Pisten, des 30kg-Koffer Auspackens und 20kg-Teleskop Aufbaues waren wir hellwach!
Der namibische Traumhimmel strahlte über uns und zeigte sich von seiner schönsten Seite.
Nun konnte der 18-Zoll lowrider zeigen, was in ihm steckt.
Wie im letzten Jahr galt der erste Blick dem hellsten aller Kugelsternhaufen: Omega Centauri. WOW… der längst ausgekühlte 20mm dünne Spiegel konnte nun zeigen, was er so alles drauf hat.
Tausende von nadelfeinen Sternpunkten waren zu sehen, die zusammen eine gelbliche Färbung zeigten. An einigen Stellen in der Mitte waren winzige dunkle Stellen zu sehen, als ob man dort durch den Haufen hindurchschauen könnte.
Bis etwa eine Stunde nach Mitternacht hatten wir die high-lights, die wir vom letzten Jahr noch kannten, mit Genuss "verspechtelt"! Ich will sie nicht alle aufzählen, aber einige doch herausgreifen:
Eta Carinae: wieder sehr beeindruckend im 26er Nagler mit und ohne OIII-Filter.
Eingebettet der Homunkulusnebel: im 5er Nagler sieht man den bipolaren Nebel mit vielen Details und in hellem Orange!
Die große magellansche Wolke: Dutzende von hellen Nebeln, Sternhaufen, teilweise aufgelösten Kugelhaufen und einem Monsternebel: dem Tarantelnebel. Dazu hunderte von Einzelsternen, manche davon richtig hell.
M 83 im Zenith: eine wundervolle dreiarmige Spirale mit vielen Verdichtungen und weit herausreichenden Armen.
Ebenso hoch über unseren Köpfen M 104, mit sehr deutlichen Staubband und fast so schön wie auf einem HST-Foto!
Zum Schluss, weil danach der Himmel schwarz erscheint und man sich wie blind vorkommt: Jupiter. Wow… trotz nicht ganz perfekten seeings ein Gedicht! Hier zeigt es sich, dass der Roland wirklich einen perfekten Spiegel hingezaubert hat. Und dass die Lagerung des 20mm Spiegels perfekt funktioniert. Denn bei Höchstvergrößerung (550x) kann man sogar Details sehen… nichts Besonderes?
Doch, denn die Details sind auf Ganymed zusehen!!
Nach einer halben Nacht bei 8° Plus und SQM-Werten um 21,80 war dann Schluss.
Man ist ja auch irgendwann mal müde.
Die nächsten Nächte brachten viele neue, im letzen Jahr "vergessene" Objekte, darunter z.B. den Spiral-Planetary und Ton 2, einem sehr schweren Kugelhaufen, der sich im Stachel des Skorpions verbirgt.
Aber auch mehrere Versuche an Ton 1, der wegen unterschiedlicher Positionen auf den Sternkarten nicht zu finden war, dafür aber ein kleiner 14m-schwacher Planetary knapp daneben. Aber auch noch sechs, sieben Dutzend Kugelhaufen im und um den Schützen, meist aufgelöst und manchmal sogar zwei gemeinsam im Blickfeld.
Und es gab den ultimativen Test der Grenzgröße bei SQM 22,00: Vier Sterne im Kohlensack!
Der hellste ist leicht: 5m8.
der zweite, etwas schwerer: 6m8
der dritte indirekt sicher zu 50%: 7m5
und ab und zu aufblitzend der schwächste: 7m8
Dass ich in meinem Alter noch so schwache Sternchen sehen kann, wundert mich.
Ein nächster Test in der Corona Australis bei SQM-Werten von 21,85 bis 21,95 zeigte wieder Sterne bis 7m sicher und einige bis zu 7,m4 indirekt sicher.
Kein Wunder also, dass man bei so guten Bedingungen locker Uranus sehen kann.
Und im lowrider dazu drei seiner Monde!
Auch Neptun zeigte seinem Mond Triton, die Ringe allerdings nicht… [:D]
Weitere high-lights waren Pal 15 hoch im Zenith, der leicht zu finden aber schwer zu sehen war und im Sculptor die Galaxis E351-G30 der PCG 3589, bekannt als Sculptor dwarf.
Oh, die war aber hart an der Grenze der Sichtbarkeit!
Ich merkte mir ein markantes Sternviereck neben der sichtbaren schwachen Aufhellung und siehe da, in den Cartes du Ciel war das genau der richtige Ort. Sichtung bestätigt!
Diese Nacht war der Himmel zwischen Mitternacht und Morgendämmerung dran, mit all seinen großen Galaxien: NGC55, NGC 247, NGC 253 und NGC 300.
Dazu eine Wanderung durch die kleine magellansche Wolke mit Dutzenden von Sternhaufen, Gasnebeln und Kugelhaufen und daneben der Knaller: 47 Tucanae, der bei hoher Vergrößerung bis in die Mitte schön aufgelöst ist.
Ein wunderschöner Kugelhaufen!
Dann das Zentrum der Milchstraße im Schützen, dazu alle hellen Sommerobjekte, die am Nordhimmel ein kümmerliches Dasein knapp über den Horizont fristen und hier im Zenith stehen: Lagunen-, Trifid-, Omega- und Adlernebel, in dem man schön die "black pillars" sehen kann.
Das Zentrum der Milchstraße im 26er Nagler aber ist das absolute high-light! Zigtausende von nadelfeinen Sternchen, dicht an dicht, durchsetzt von Dunkelwolken, die nur einige Sternchen durchblitzen lassen und hin und wieder ein winziger Kugelhaufen oder Planetary… da kann man locker stundenlang hindurch gleiten.
Der 2 Tage alte Mond störte nicht... er war längst untergegangen.
So viele schöne Nächte im Stück können aber auch ganz schön schlauchen! Vor allem, wenn man sich mit den anderen Nachtaktiven zum gemeinsamen Frühstück treffen will.
Da wird dann alles Erlebte erzählt und die Fotografen schildern ihre erfolgreichen Belichtungen.
Auf diese Fotos bin ich echt gespannt. Besonders auf eine Aufnahme vom Jochen (http://www.starlightphoto.de) bin ich gespannt:
Ein Mosaik aus sechs Aufnahmen vom Eta-Carina-Komplex.
Zusammengefasst: ein Besuch in Namibia bei den netten Straubes auf der Astrofarm Hakos http://www.natron.net/tour/hakos/ ist jedes Mal ein Volltreffer!
Und nächstes oder übernächstes Jahr werde ich sicher wiederkommen.
<b> Dann vielleicht mit 20 Zoll?</b>
CS
Timm