Buchrezension "Die Sternjägerin" von Eric Walz

  • Hallo Astrogemeinde,


    hier nun versuche ich mal in loser Reihenfolge und zeitlich ungebunden (sofern es halt der Alltag zulässt, aber als Bahn-Fahrer hat man ja meist viel Zeit zum lesen ... ) ein paar historisch-astronomische Romane vorzustellen.
    Und nun wünsche ich viel Spass beim Lesen!


    <hr noshade size="1">


    Buchrezension - Eric Walz - Die Sternjägerin - Historischer Roman
    http://www.amazon.de/exec/obid…tron-21?tag=astrotreff-21


    <b>Klappentext</b>
    <i>"Elisabeth Koomanns Liebe gehört den Sternen, aber in ihrem strengen, freudlosen Elternhaus sind Leidenschaften eine Todsünde. Geschickt rettet Elisabeth sich in die Ehe mit dem älteren Danziger Astronomen Johannes Hevelius und findet in ihrer Familie und ihrem Observatorium ihre Art von Glück: Sie wird die Herrin der Sternkarten.
    Aber Elisabeth zahlt einen hohen Preis für ihre Liebe zum Nachthimmel. Im Rausch ihrer Erfolge entgeht ihr, dass sie inzwischen von Neidern und Feinden umgeben ist, und zwar nicht nur solchen, die ihre wissenschaftliche Arbeit anzweifeln, sondern auch von Feinden im eigenen Haus..."</i>


    <b>Meine Rezension</b>
    Der Roman "Die Sternjägerin" von Eric Walz (erschienen im blanvalet-Verlag) basiert in den Grundzügen auf Fakten. Das Grundgerüst des Romans bildet das Leben der danziger Kaufmannstochter Elisabetha Catherina Koopmann, welche 1647 in Danzig geboren wurde und schon als kleines Mädchen von der Astronomie sehr angetan war.
    Im Jahre 1663 rettete sie sich - im zarten Alter von 16 - aus der eintönigen Lebenssituation der Familie in die Ehe mit Johannes Hevelius (damals 52), einem bekannten und angesehenen Kaufmann, und konnte so ihrer Leidenschaft, der Astronomie, nachgehen.
    Dies war nicht immer leicht, denn in damaliger Zeit waren Frauen in der Wissenschaft nicht hoch angesehen.
    Dennoch kämpfte Elisabeth Hevelius darum von den Wissenschaftlern der damaligen Zeit - und vor allem von ihrem Mann - ernst genommen und anerkannt zu werden.
    Sie führte intensive Studien am Mond durch und erstellte eine unvergleichlich detailreiche Mondkarte. Für ihre Arbeit nahm sie langjährigen Unterricht in Latein, Mathematik, Physik, Astrometrie und anderen "Fächern" der seriösen Astronomie.
    Trotz vieler Rückschläge, ließ sie sich nicht entmutigen und konnte schließlich neben ihrem Mann an dessen Sternatlas mitarbeiten. Diesen arbeitete sie auch nach seinem Tod aus und veröffentlichte ihn unter seinem Namen.


    Weitere interessante Aspekte sind die Theorien, welche Wissenschaftler und Religionsverteter damals zu den Himmelskörpern verfolgten. Der Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft zur damaligen Zeit wird zwar nur im Hintergrund erzählt, trägt aber dennoch zur Situation der Hauptdarstellerin bei.


    Natürlich ist die Geschichte nicht ganz frei von irdischen Gefühlen und Handlungen - Liebe, Neid, Leidenschaft und Intrigen beeinflussen das Handeln der Personen.
    Allen voran der "Hausdrache" Hemma, Elisabeths Tante, und ihre neidische Schwester Lil machen Elisabeth das Leben schwer.
    Wie weit das jedoch führt möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.


    Der Roman selber ist sehr schön und leicht lesbar geschrieben - alle astronomischen Arbeiten werden sehr detailiert beschrieben. Auch das Observatorium des Herrn Hevelius schildert der Autor sehr schillernd und ausführlich.
    Alle Charaktere sind gut ausgearbeitet und haben einen Gegenpart.
    Man kann die Leidenschaft mit der Elisabeth ihrer Berufung nachgeht manchmal förmlich spüren. Gegensätzlich dazu der eher nüchterne und seriöse Wissenschaftler Hevelius.
    Natürlich ist die Astronomie nicht Elisabeths einzige Leidenschaft, denn sie hat sich in einen jungen danziger Offizier verliebt - der ihre Leidenschaft teilt und sich ebenfalls für die Astronomie interessiert, aber nicht annähernd so wissenschaftlich-seriös wie ihr Ehegatte.
    Im wahren Leben der Elisabeth hat es diesen Mann nicht gegeben, zumindest ist historisch nichts dergleichen belegt - jedoch war für den Autor ein "sinnlicher" Gegenpart zum nüchternen Hevelius wichtig.


    <b>Persönliche Meinung</b>
    Man bekommt einen guten Eindruck von der Arbeitsweise damaliger Astronomen und den Schwierigkeiten denen Pionierarbeiten von Frauen ausgesetzt waren.
    Natürlich sind nicht alle Handlungen des Romans wahr - denn viele Überlieferungen sind nur ungenau. Aber dennoch könnte es genau so gewesen sein ...



    <b>Historische belegte Personen</b>


    Johannes Hevelius: danziger Kaufmann und Astronom
    http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Hevelius"


    Katharina Hevelius: Johannes erste Frau


    Elisabetha Catherina Koopmann Hevelius: Kaufmannstochter und Johannes Hevelius 2. Frau
    http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabetha_Hevelius"


    Edmund Halley - der mit dem danziger Astronomenpaar für einige Wochen zusammenarbeitete
    http://de.wikipedia.org/wiki/Edmund_Halley



    Edmund Halley besuchte, wie im Buch auch beschrieben, im Jahre 1679 Elisabeth und Johannes Hevelius in Danzig im Auftrag der königlichen Akademie der Wissenschaften (Royal Society (http://de.wikipedia.org/wiki/Royal_Society)), um den Streit zwischen Robert Hooke und Johannes Hevelius zu schlichten.


    Ebenfalls historisch belegt ist der alles vernichtende Brand in der Nacht vom 26.09.1679 auf den 27.09.1679 bei dem viele astronomische Schriften, Karten und Instrumente den Flammen zum Opfer fielen.
    Hevelius selber veranlasste sofort den Wiederaufbau, erlebte die Fertigstellung jedoch nicht mehr mit, da er im Jahre 1687 verstarb. Elisabeth Hevelius verstarb 1693 im Alter von 47 Jahren.

  • Hallo Sternli,


    vielen Dank für die gute Rezension. Ich hatte dieses Buch schon mehrere Male in der Bahnhofsbuchhandlung in Händen, legte es jedoch immer wieder zurück, weil ich befürchtete, dass der astronomische Teil zugunsten von sonstigen Handlungssträngen zu kurz kommen würde.
    Ich nehme Deine Besprechung zum Anlass, doch bei nächster Gelegenheit zuzugreifen [:)]


    Schöne Grüße
    Christian


    P.S.:
    Mein astronomisch-historischer Lieblingsroman ist das Buch "Und sie bewegt sich doch" von Zsolt von Harsanyi. Ein Entwicklungsroman um Galileo Galilei. Auch hoch empfehlenswert.

  • Hallo Christian!


    Danke für dein Feedback. Klar geht es in dem Roman nicht nur um Astronomie und ich kann deine bedenken durchaus verstehen. Aber die Astronomie kommt keineswegs zu kurz. Frauen haben eben auch mit gesellschaftlichen Problemen und Alltag zu kämpfen - und da es um das Leben von Elisabeth geht, beschränkt sich das Buch nicht nur auf ihre Leistungen in der Astronomie.
    Aber grade das macht diese Kombination m.E. spannend - denn dadurch wird auch etwas über die damalige Lebensweise vermittelt.


    Danke für den Buch-Tipp, das Buch über Galilei habe ich soeben bestellt und werde es durchlesen :) Vielleicht gibt es dann auch dazu bald eine Rezension. ;)

  • Hallo Sternli,


    letztes Jahr im November (ich weilte im Rahmen der VdS Geschichtstagung in Potsdam/Berlin )kam ich zufällig in den Genuss die Live Buchvorstellung von Eric Walz im Berliner Plane am Prenzlauer Berg mit zu erleben. Leider wurde die Vorstellung, trotz großer Ankündigung in der Berliner Presse, nur von gut 20 Leuten besucht.
    Sie haben etwas verpasst. Herr Walz las einige astronom. bezogene Textpassagen aus seinem Werk vor. (Ich fand sie zwar gut gelungen, zog mir aber trotzdem nicht sein Werk). Zudem wurde der Sternhimmel erklärt und es wurde live klassische Musik vorgetragen, die in der Kuppel mit entsprechender Akustik schön rüber kam.


    Gruß
    Christian

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!