Mit 24" und 20" am Großglockner

  • Hallo Freunde,
    es war mal wieder so weit!
    Wie fast jedes Jahr treffen sich die Extrem-Spechtler zum Neumond am Großglockner.
    Genauer gesagt auf der Edelweißspitze, wo in 2570 m Höhe ideale Bedingungen herrschen.


    Aber nur, wenn nicht der manchmal schnell aufkommende Nebel das Beobachten unmöglich macht!
    Das macht aber nichts, denn nur 10 km entfernt bietet die Alpensüdseite dann oft hervorragende Bedingungen. Genauer gesagt, vor dem Wallackhaus, wo man in 2300 m Höhe auch bestens Spechteln kann. Wie man sieht, bleiben die Wolken über dem Alpenhauptkamm hängen und lösen sich dort auf.


    Diesmal waren wir zu fünft: Roland mit seinem 24“ lowrider war der Platzhirsch, gefolgt von mir mit dem 20“ lowrider und dem 16-Zöller Leichgewicht, dem Uwe mit 16“, dem Gerrit mit 10“ und dem Rainer mit 2x4“, einem 20x100 Feldstecher.
    Die erste Nacht auf der Edelweißspitze war genial und der Rainer sah zum ersten Mal den Cirrus im 24-Zöller! Sehr kontrastreich und unglaublich detailreich… bis plötzlich der Nebel mit affenartiger Geschwindigkeit den Berg hochgeschossen kam. So schnell, dass man plötzlich nur noch Suppe sah! Also warteten wir ein paar Minuten in der Hoffnung, der Nebel verzieht sich genauso schnell, wie er gekommen war. Wollte der aber nicht und kurzer Hand wurden alle Instrumente wieder eingepackt und durch das Hochtor auf die Kärntner Seite gefahren. Keine 200 m hinter dem Tunnel waren plötzlich wieder alle Sterne da!
    Der Nebel löste sich extra für die Spechtler in Wohlgefallen auf.
    Im Windschatten des Wallackhauses wurden der 24-Zöller und der 20-Zöller aufgebaut und es konnte losgehen.
    Das SQM zeigte mittlerweile 21,50 an und das bei prächtiger Milchstraße im Zenith!
    Mal sehen, was so alles wieder aus dem Gedächtnis geht.
    Allen voran die „show pieces“… angefangen beim Ringnebel in der Leier, natürlich mit Zentralstern, M27 in allen Varianten, M13 mit nahe stehenden IC und NGC-Galaxien und M81 mit äußeren Spiralarmen.
    Dann M 31 mit seinen 4 Begleitern und dem Kugelhaufen G 76, NGC 891 bildfüllend mit Staubband und nahe dran Abell 426 um die Galaxie NGC 1272.
    Natürlich wurden alle Objekte im Schützen eingestellt, die einem so einfallen wie etwa der Lagunennebel, besonders eindrucksvoll mit OIII Filter, der Omeganebel mit feinen Strukturen weit außerhalb des üblichen Gesichtsfeldes und der Trifidnebel, schön geteilt in drei Teile.
    Wie ein Adler im Anflug M 16, schön zu sehen die „black pillars“.
    Der Rainer geht zwar schon seit ewigen Zeiten mit mir zum Spechteln, aber so einen Anblick durch die beiden großen lowrider hatte er noch nie gesehen!
    Alle Objekte aufzuzählen macht ja kaum einen Sinn, es waren einfach zu viele!
    Einen aber möchte ich noch: so schön, wie in dieser Nacht habe ich den Pferdekopf noch nie gesehen! Auch der Flammennebel war extrem deutlich und kontrastreich erkennbar.
    Kein Wunder, denn das SQM zeigte nun durchschnittlich 21,72!
    Erst gegen halb vier war die tolle Nacht vorbei und wir gingen ins Bett… keine 30 m vom Spechtelplatz entfernt! So macht es richtig Spaß.
    Dann hieß es aber früh wieder aufstehen, denn es gibt das Frühstück leider nur bis 9 Uhr!
    Danach könnte man ja noch einmal ins Bett gehen…


    Der nächste Abend versprach extrem gut zu werden, denn die Durchsicht war schon den ganzen Tag außergewöhnlich gut.
    Noch in der Dämmerung hatten wir die Dobsons auf der Edelweißspitze aufgebaut und eine windstille, wunderschöne Nacht begann. Alle Dobsons? Nein, meinen 16-Zöller nicht.
    Denn leider hatte ich die Schrauben für die Höhenräder des 16-Zöllers nicht gefunden, die sich unter der Rockerbox versteckt hatten. So musste ich mich mit dem 20-Zöller, meinem backup-System, zufrieden geben. :)


    Mein SQM zeigte anfangs 21,40. Leicht abweichend von den beiden anderen SQM’s von Gerrit und Uwe. Bei denen waren es meist 0,2 Punkte mehr.
    Nun ging es mit den „show pieces“ weiter.
    Noch in der Dämmerung war der Zentralstern von M57 zu sehen, etwas später blitzte dann sogar das zweite Sternchen im Inneren durch.
    Der Rainer durfte mit dem 16mm Nagler und O III alle Details des Cirrusnebels abfahren und Gerrit sah NGC 6888 als geschlossenen Ring.
    Der SQM-Wert verbesserte sich laufend und am Ende lag er bei mehr als 21,60.
    Natürlich hatten wir auch etwas Frust, wenn etwas seltener gesehene Objekte mal nicht gefunden wurden! Z.B. Jones 1, den schönen großen Planetary, der im O III eigentlich nicht zu übersehen ist. Ich fand mit dem 16er Nagler incl. O III nur ein extrem schwaches Fleckchen! Das konnte er nicht sein. Später hatte ich dann die Erklärung: ich hatte auf der falschen Seite des Leitsternes gesucht und dabei die Galaxis NGC7753 gefunden! Mit O III Filter!
    Auch G1, den Kugelhaufen in der Andromedagalaxis konnte ich diesmal nicht finden. Manchmal ist man wie vernagelt…
    Aber alles, was wir sonst noch gesehen haben, war schon sehr beeindruckend.
    Ein paar der gefundenen Objekte: Barnards Galaxis, ein bisschen höher Little Gem, noch höher NGC6814 und darüber Pal 11, der schön aufgelöst werden konnte.
    Dann die Kugelhaufen im Schützen: M22, M28, M 54, M 69, M 70 und eine Reihe schwächerer Kugelhaufen. Aber auch M 55 und M 72 und daneben der Saturnnebel mit zart angedeuteten Ansen waren zu sehen. Dann wieder alles, was Rang und Namen hat vom Lagunennebel bis M 16 und zurück…
    Die ganze Nacht war ein Kommen und Gehen an allen Teleskopen! Besonders schön waren die Planeten Uranus und Neptun an Rolands 24-Zöller. Bei Uranus konnten wir drei Monde sehen, bei Neptun Triton.
    Gegen 3 Uhr merkte man den mangelnden Schlaf und Roland, Rainer und ich fuhren wieder zurück zum Wallackhaus. Gerrit und Uwe aber blieben bis zum Frühstück auf der Edelweißspitze und konnten so einen schönen Sonnenaufgang erleben.
    Das waren ein paar wunderschöne Tage in den Bergen!
    CS
    Timm

  • Hi Timm und servus an die anderen Alpenfahrer[:D]
    Ah, da trudelt ja der erste Leckerbissen ein[:p] Ich bin schon auf das Telefonat mit Gerrit gespannt, er war ja das erste Mal in den Alpen.


    Der Bericht geht runter wie Öl, Timm. Super geschrieben und die Fotos sind das i-Tüpfelchen!! Für meinen Geschmack hättest Du auch gerne noch mal so viel schreiben können. Von solchen Beschreibungen kann man nicht genug kriegen...


    Wie ich das auf dem zweiten Bild so sehe, hatte Roland nicht nur Sterne gucken im Sinn[:D]


    Bei M 16 die Black Pillars - die stehen auch noch auf meiner Wunschliste...


    Wenn ich mich richtig erinnere, dann hattet ihr letztes Jahr Wetterpech, oder? Schön, dass ihr dieses mal einen Volltreffer gelandet habt, ich denke, das entschädigt ungemein[:)]


    Viele Grüsse,
    Daniel

  • Hallo Mike,
    danke für die Blumen... dein Bericht ist aber auch Klasse!


    Hallo Falko,
    nicht neidisch werden... einfach mal selber hoch fahren! Zum Neumond ist da immer was los.


    Hallo Daniel,
    ja, der Roland war auch mit dem Moped da! Er hat ja genügend Platz neben dem 24er in seinem Transporter.
    Leider war die Glocknerstraße mit Salz bedeckt und einfach zu kalt.
    So konnte er nicht volle Kanne fahren und musste aufpassen, dass die kalten Reifen genügend Grip bekamen.
    Außerdem war Astro wichtiger als den Berg rauf und runter zu brettern.
    Die Black Pillars waren schon sehr deutlich... da läuft einem schon das Wasser im Mund zusammen.
    Die Fotos sind übrigens nicht von mir, sondern vom Rainer!
    CS
    Timm

  • Hallo Timm,


    danke für den Bericht, das tat nach Namibia mal wieder richtig gut den Photonendurst zu löschen [:p]
    Vielen dank auch an Petrus der sicher wusste dass ich im Januar schon für die 37.Woche Urlaub angemeldet hatte
    und dementsprechend passend umdisponierte [;)]
    Auch ohne SQM-Meter wage ich mal zu behaupten dass ich auf der Nordhalbkugel höchstens 2005 bei gleicher Location
    entsprechende Bedingungen vorfand, Pfälzer Wald, ITV-Gelände, Rhön und Hunsrück konnten diesem herrlichen Himmel nicht das Wasser reichen, lediglich in Namibia gings im Mai noch ein wenig besser.


    Grüße Roland

  • Hallo Timm,


    es waren auch für mich fesselnde Tage am Glockner.
    Deinem Bericht (und Dir genauso in natura) merkt man deutlich an, daß Deine Faszination nicht einer Routine weicht, auch wenn Du schon oft in der Bergen, auf der Edelweißspitze, in Spanien und erst vor kurzem in Namibia warst und das Hobby schon so lange betreibst.


    Daß meine Frage hier mal in geselliger Runde statt im www ausführlich beantwortet werden würde, damit hätte ich ja auch nicht gerechnet. [:)]


    Bis bald mal wieder unter'm gemeinsamen Sternenhimmel!


    Gerrit.

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