Astigmatismus?

  • Hallo zusammen,


    habe meinen 13" jetzt auch einmal um 90° gedreht vermessen und bin jetzt doch etwas beunruhigt. Heißt das jetzt Astigmatismus oder was bedeutet das?


    Messung 0°



    Messung 90°



    Was soll ich jetzt machen???


    Beste Grüße
    Hans-Peter

  • Hallo Hans-Peter,


    Sind das nicht ein bischen viel zonen die Du da vermessen musst? Ich könnte mir vorstellen das Du die äußeren Zonen nicht richtig erkennen kannst weil die zu schmal sind und die Unterschiede daher kommen! Das Programm Coudermask schlägt bei meinem 13" f5 Rohling 5,7 Zonen vor man rundet das dann auf 6 auf. Hast Du auch mehrere Messdurchgänge gemacht, würde mich nicht wundern wenn da wieder was anderes raus kommt. Probiers doch mal mit weniger Zonen.


    Gruß
    Michael

  • Hallo Hans Peter,


    schau dir den Spiegel mal mit einem 5-7mm-Oku an, nimm als Lichtquelle ein 0,1mm-Loch (Alufolie anpiksen, über Lichtquelle drüberkleben)falls Asti, hast du intra/extra eine um 90° kippende Ellipse. Position merken und Spiegel in 30°-Schritten drehen um festzustellen ob es sich um Lagerasti oder echten Handelt.


    Edit:
    Der Test ist leider bei fortgeschrittener Parabel nicht mehr so empfindlich, kannst auch ein Ronchigtitter 8-12L/mm mit Punktlichtquelle nehmen und dabei durch den Krümmungsmittelpunkt fahren, bei Asti kippen die Linien, auch hier Spiegel drehen.


    Gruß

  • Hallo Michael,


    das ist eine fotografische Messung mit 15 Zonen, bei der man alle 0,2 mm ein Foto macht und dann den Zonenradius mit FoucaultXL bestimmt. Kann ich nur jedem empfehlen!


    Hallo Roland, hoffe, dass ich das so hinkriege und werde es auf jeden Fall so versuchen!


    Danke
    Hans-Peter

  • Hallo Hans-Peter, hallo Roland,


    um Astigmatismus beim <b>Parabolspiegel </b>zu detektieren habe ich meist den Drahttest verwendet.


    Also: Statt Messerschneide einen Draht (z. B. aus Elektrokabellitze) parallel zum Lichtschlitz spannen. Dann durchschauen. Der Draht bildet 2 Messerschneiden: eine die linke Seite, eine die Rechte. Somit bildet sich auch jede Zone einmal links und einmal rechts ab, also nicht links hell rechts dunkel sondern beideseitig dunkel. In der Mitte verläuft ein vertikaler dunkler Strich, der beste Dienste zur Findung der lateralen Position leistet. Die richtige Position zur Zonenweitenbestimmung wird gefunden, wenn die Ringe genau über dem entsprechenden Pinstick liegen, der mittlere Balken genau über die Mitte geht und die Ringe links und rechts gleich gross sind (d. H. einen Kreis und nicht zwei ungleichgrosse Halbkreise bilden). Zur Astibestimmung empfiehlt es sich die äusseren Zonen zu prüfen.


    Asti liegt vor, wenn sich die Kreise nicht schliessen lassen. Wenn sich das Bild bei einer Drehung des Spiegels bei der gleichen Zone nicht gross verändert, so liegt Spiegelasti vor, wenn es sich verändert, liegt zudem Lagerungsbedingter Asti vor und die Situation wird verworren.


    Anbei zwei Bilder meines 21-Zöllers im Test: einmal mit gut sichtbarem Astigmatismus, dann um 90 Grad gedreht ist der Asti weitgehend verschwunden. Dies deutet auf einen Mix von Knick-Asti und Spiegelasti in ca. gleicher Grösse hin (Bild mit Asti: Kurze Axe leigt vertikal und wird durch Einknicken des Spiegels verstärkt, Bild ohne Asti: Lange Axe liegt vertikal und wird durch Knickasti auf ca. die Brennweite der horizontalen Axe verkürzt).


    Bildernachweis: Aufgenommen von Alois Ortner im Krümmungsmittelpunkt, vielen Dank an dieser Stellen!


    Grüsse Max

  • Hallo Max,


    danke für die Erläuterung, der Drahttest ist mir zwar bekannt, angewendet habe ich ihn aber noch nicht.
    Könnte man eine Litze auch auf einen transparenten Träger (Filterglas)zwecks besserem Händling aufkleben und ihn dann mit einer Wäscheklammer vor die Slitless-Lichtquelle spannen?
    So mache ich es auch mit dem Ronchigitter, ausgerichtet wird dann mit feiner händischer Drehung des im Diarahmen gefassten Ronchigitters.


    Grüße

  • Hallo Roland,
    das Fixieren des Drahts auf einem Träger funktioniert sicher. Auch möglich ist die Verwendung einer abfotografierten oder lasergedruckten Linie zwischen zwei Gläsern.


    Grüsse Max

  • Hallo Hans Peter,


    wenn Du einigermaßen empfindlich auf Asti im Labor prüfen willst, dann vergiss Foucault. Dagegen geht es mit Kompensationslinse und Startest ganz hervorragend. Als künstlicher Stern erster Wahl ( weil der tatsächlich kleiner it als das Airy- Disk) eignet sich bis f/5 in ROC eine billige, rote Laserdiode ohne Optik. Als Beispiel hab ich schon öfters meinen Bericht zitiert:
    http://www.astrotreff.de/topic…2845&SearchTerms=mit+Bath
    Den dort verwendeten He Ne Laser und das Okular kann man guten Gewissens durch die Laserdiode ersetzen.
    Noch einfacher geht es mit dem Lochinterferometer, auch PDI ( Point Diffraction Interferometer) genannt. Ich bin gerade bei der Ausarbeitung eines kleinen Vergleichstests „Bath – PDI- LUPI“ ( letzteres heißt Laser Unequal Path Interferometerm, auch als „Michelson“ bekannt). Für das PDI braucht Du ebenfalls oben genannte Laserdiode sowie ein Stückchen oberflächenversilbertes Glas.
    Hat schon mal jemand solche I- Gramme gesehen?


    Wenn Dein Spiegel wie heute allgemein üblich vom Typ „Extradünn“ sein sollte, dann gibt es schnell Asti- Problemchen bei der Aufstellung. Dazu kommt noch ganz gerne unabhängig von der Dicke des Spiegels ein evtl. quasi- statischer vertikaler Temperaturgradient hinzu, der sich aber im Verlaufe von Stunden erheblich verändern kann. Nur so als Anhaltswert: Temperaturunterschied der Luft zwischen Ober- Unterkante Spiegel von 0,5°C zaubert locker 0,5 lambda PtV Asti. Ich hab mich in den vergangenen 3 Tagen bei den Messorgien zu obigen damit „vergnügt“. Daher mein ganz dringender Ratschlag: Ohne Thermometer mit 1/10°C Auflösung fang erst gar nicht an gegen Asti anzumessen. Der ist nämlich skrupellos unberechenbar bis gemein. Die Alternative wäre: einfach ignorieren und darauf hoffen, dass man davon bei der Beobachtung am Himmel nix merkt. Bei meinem 16" hat das zwei Jahre lang funktioniert[:I][:o)].


    Gruß Kurt

  • Hallo zusammen,


    da schaut man mal einen Tag nicht ins Forum und schon verpasst man das Wichtigste! Danke für eure Beiträge. Rolands Vorschlag habe ich versucht, bekomme aber im Okular nichts sinniges zu sehen - vielleicht stelle ich mich nur zu doof an? Deshalb bin ich jetzt dankbar für eure Alternativen.


    Mal so aus der Praxis - wie hat sich die 90°-Messung bei euren Spiegeln gezeigt? Wei groß waren eure Abweichungen?


    Hier noch einmal meine letzten Messungen. Ich bin schon drauf und dran noch einmal zur Sphäre zurückzukehren, zumal auch der Rand nicht optimal ist:




    90°


    Beste Grüße
    HP

  • Hallo Hans-Peter,
    Ein Astigmatismus zeigt sich nicht etwa in Form von unterschiedlichen Kurven in zwei senkrecht zueinanderstehenden Lagen sondern darin, dass der "Fokus" in den beiden Lagen unterschiedlich liegt. Da Du beim Drehen des Spiegels diesen auch auf der optischen Axe verschiebst (da geht's um einige hundertstel mm), kannst Du den Astigmatismus mit dieser Methode nicht bestimmen. Mittels einer drehbaren Messerschneide lässt sich Asti bestimmen, falls sichergestellt werden kann, dass die Messerschneide beim Drehen keine Verschiebung entlang der optischen Achse erfährt (Such mal im Forum nach Kurt und Foucault).


    Die von Dir ermittelten unterschiedlichen Oberflächenbilder zeigen Abweichungen der Oberflächenform in beiden Achsen. Die Abweichungen betragen rund 30nm Wellenfront, also Lambda/20. Die von Dir gezeigten Bilder sind im "besten Fokus" gemacht, ich denke, die Abweichungen könnten durch geeignetes rumspielen mit dem ROC-Regler etwas ausgeglichen werden. Die generelle Form stimmt ja überein, vielleicht fehlt da und dort die abgesunkene Kante [:D]


    Diese Abweichungen liegen im Bereich der MESSGENAUIGKEIT. Dein Spiegel ist noch etwas "arg" zonig, vielleicht auch etwas rauh. Stell doch mal ein kontrastgesteigertes Foucaultbild hier ins Forum. Es kann schnell mal passieren, dass die Zonenauswertung (auch per Webcammethode) ziemlich grosse Messunterschiede von Messung zu Messung zeigt. Kürzlich war da drüber ein Beitrag hier im Forum, such mal nach Photoshop und Rauhigkeit.


    Zur Methode mit dem Okular: Nimm Alufolie und mach feine Löcher auf hartem Untergrund mittels Nadel hinein. Mach gut und gerne 10 Löcher. Befestige das Okular (4-10mm Brennweite) am Tester, das Oku muss auf die optische Achse ausgerichtet sein! Dann such den Widerschein deiner noch nicht durch das Alu verdeckte Testerlampe mit einem weissen Papier und führ den Widerschein vors Okular. Jetzt musst du noch durchs Okular gucken und auf die Lampe scharf stellen und dann erst das Alu mit den Löchern davorspannen. Die Löcher werden jetzt stark vergrössert abgebildet und bilden künstliche Sterne. Im scharfen Bild suchst Du Dir jetzt ein kleines, rundes Loch und stellst es ein wenig extrafokal unscharf (Tester vom Spiegel weg fahren). Ist es rund, so mach eine gute Flasche auf und leere diese.[;)] Ist es oval, so bestimm die lange Axe und dreh den Spiegel um zu sehen ob der Asti mitdreht. Den Spiegel hierbei nicht direkt anfassen!


    Bei all dem bitte Brille tragen, da ein Augenasti gnadenlos durchschlägt.


    Intrafokal erhälst du beim parabolisierten Spiegel kein Sternbild, da müsstest Du wie vom Kurt vorgeschlagen eine Korrekturlinse zwischenschalten. Einfacher kommt man mittels Abdunkeln der Mitte und des unmittelbaren Randes zu einem intra- und extrafokal gut definierten Sternbild, da die Parabolisierung "ausgeschaltet" wird und nur eine Zone gemessen wird.


    Versuchs noch mal, der Test ist wichtig!
    Grüsse Max

  • Hallo Max,


    wieder einmal danke für deinen Support. Die Rauhigkeit hat deutlich sichtbar nachgelassen, da ich nur noch mit dem großen Tool gearbeitet habe.


    Leider komme ich erst am Wochenende dazu, mich um den Asti zu kümmern. Ich werde dann berichten.


    Beste Grüße
    Hans-Peter

  • Hallo Max, hicks,


    dank deiner genauen Beschreibung habe ich diesmal Erfolg gehabt und durfte die gute Flasche öffnen. Im 6er Okular zeigte sich ein kreisrundes Scheibchen, das intra- wie extrafokal keine Abweichung zeigte.


    Jetzt habe ich noch einmal mit ganz kurzen Strichen TOT versucht den Rand wieder etwas besser zu hinzubekommen und danach MOT mit W-Strichen erneut die mittleren Zonen zu vertiefen. Morgen werde ich das Ergebnis der Messung mal posten.


    Übrigens finde ich das PDI für Arme geradezu genial und habe mir auch schon einen Laserpointer besorgt. Vieleicht geht als verspiegeltes Glas ja auch ein älteres, zerkratztes Lumicon Deepskyfilter?


    Beste Grüße
    Hans-Peter

  • Hallo Hans-Peter,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das ist eine fotografische Messung mit 15 Zonen, bei der man alle 0,2 mm ein Foto macht und dann den Zonenradius mit FoucaultXL bestimmt. Kann ich nur jedem empfehlen!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    An den Foucaultgrammen aller Art (insbesondere an ganzen Messreihen) hab' ich mittlerweile ein gesteigertes Interesse :-). Kannst Du mir die Photos evtl. per E-Mail (ZIP-File) zukommen lassen (andreas.reifke ==&gt; web.de) ? Am besten alle (oder möglichst viele, hängt halt von der Geschwindigkeit ab...) Messreihen, die Du hast. Kannst Du mir für jede Messreihe eine Figure-XP-Auswertung dazupacken (Wegen Zuordnung Foucaultgramm &lt;==&gt; Längsmesswert) ?


    Allmählich wird's Zeit, dass ich "Echtdaten" in die Finger kriege. Wenn was brauchbares bei rauskommt, stell ich's ins Forum ;)


    Vielleicht kannst Du mir ja weiterhelfen.
    Würde mich sehr drüber freuen :)

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