fantastische Nacht im Nordschwarzwald Bericht +Img

  • Die Nacht vom 26. auf den 27. Dezember war eine (der leider viel zu seltenen) Nächte welche mir noch lange in Erinnerung bleiben wird. Die schon seit Tagen anhaltende Inversionswetterlage mit lichtverschmutzungsmindernden Bodennebel unten und glasklarer, trockener Luft oben sorgten auf der Hohloh im Nordschwarzwald (ca 1000m ü NN) für absolute Ausnahmeverhältnisse. Nach ungeduldigen Warten (die weihnachtlichen Verpflichtungen verhinderten eine frühere Anreise ) war es nun endlich so weit. Nach 120km Fahrt erwartete mich ein fantastischer Anblick. Die Milchstrasse im Fuhrman und Cassiopeia war unübersehbar, und dass trotz des noch ca 25° hoch stehenden Halbmondes. Die Wintersternbilder strahlten fast allesamt im Südosten. Da es nun noch einige Zeit bis zum Monduntergang war wurde erstmal der Dobson aufgebaut und danach ein kleiner Rundumblick erstellt. http://img.villagephotos.com/p/2005-3/968509/Umblick1.jpg
    (Um euch das Scrollen zu ersparen nur der Link)
    Dieses Bild wurde gegen 22:00 Uhr gemacht. Insgesammt wurden hier 10 Bilder mit 30 sek und ISO1600 zusammengefügt.
    Kurz nach Monduntergang kamen noch zwei weitere Sternfreunde mit 16 Zoll (Name: Rainer ...?) und einem selbstgschliffenem 24 Zoll (Name ?? Glasquäler weis leider nicht mehr) Dobsons. Das war natürlich die Krönung, denn unter diesen Bedingungen mit 24 Zoll beobachten ist ein Traum. Die Higlights möchte ich hier kurz aufzählen:


    M31/Ngc206: Trotz Halbmond deutlich zu sehen. Beeindruckend. Auch die Dunkelstreifen in M31 der Wahnsinn. Die Begrenzung zwischen Hell und Dunkel wie mit dem Messer geschnitten.


    Pferdekopfnebel: Mit H-Beta der Hammer. Für mich das erste mal das ich den Gaul sehe. Der ganz zarte Nebel wird durch die pechschwarze Dunkelwolke getrennt. Im 24 Zoll ist sogar die Schnauze zu erkennen.


    M81/82: Zum erstenmal sehe ich an M81 die Spiralarme. M82 ist von Dunkelwolken nur so durchzogen.


    M42: Das war im 24er der absolute Höhepunkt an diesem Abend. So wahnsinnig viele Strukturen sind sichtbar. Das Zentrum ist in einem deutlichen Grün getaucht. Die Nebelausläufer haben einen unübersehbaren rotbräunlichen Stich. Mich hat es bei diesem Anblick fast umgehauen.


    Thors Helm: Sowohl in 14 als auch 24 Zoll beeindruckend. Ein Wunder dass dieser Nebel nicht im Karkoschka verzeichnet ist. Mit seinen zwei "Flügeln" erinnert er aber eher an den Asterix-Helm:-)


    M109: Im 14 Zoll zunächst nur der helle Kern (dachte ich) doch dann erscheinen kurzzeitig indirekt mehrere Spiralärmchchen. Ich kannte die Form von M109 bis dahin nicht, auch nicht von Fotos. Gleich danach habe ich jedenfalls im Karkoscka nachgeschlagen und tatsächlich: Ich habe tatsächlich die Spiralarme von M109 gesehen. Wahnsinn!!


    Die Nacht zog sich mit lauter solchen Beobachtungshighlights durch.
    Gegen 6:00 Uhr packte ich dann meine Sachen ein. 2 Stunden Fahrt lagen vor mir. Unglaubliche 10 Stunden hatte ich es ausgehalten. Beobachtungstechnisch eine neue Bestleistung
    Zum Abschluss möchte ich noch ein kleines Wintermilchstrassenpanorama zeigen. Es besteht aus 6 Einzelbildern. 5 Minuten Belichtet mit der 350D. ISO1600, Brennweite 34mm F7,1. Zu sehen sind Canis Major, Gemini, Monoceros. Im oberen Drittel rechts blinzelt gerade noch der Beteigeuze rein

    Eine größere Version mit eingezeichneten Sternbildern und einigen wichtigen Objekten findet ihr hier
    http://img.villagephotos.com/p…6mitSternzeichenKopie.jpg
    klaren und dunklen Himmel, Matze

  • Hallo Matze,


    Mensch, was soll ich sagen: Das hört sich alles absolut traumhaft an.
    Tolle Bilder, super Bereicht. Wahnsinn!
    Besonders beneide ich Dich um den Pferdekopfnebel :)


    Grüße
    Rolf

  • Hallo Matze,


    jetzt weiss ich auch, warum Du diesen orangenen Stern im Orion immer so angestarrt hast... Dein Namensvetter [:D]


    Der Glasquäler heißt übrigens Roland und der Rainer heißt Mannoff. Ich stimme Dir zu, war ne klasse Nacht dort oben, obwohl das Seeing gerade mal so ein 'ausreichend' in der Schule bekommen hätte. Was machst Du erst, wenn es eine wirkliche Ausnahmenacht wird?


    Vielleicht sehen wir uns ja öfter mal dort oben?
    Bis... Mitte Januar....?
    Rainer

  • Wahnsinn, da wird man auch gleich richtig neidisch auf so eine tolle Beobachtungsnacht - es stimmt eben doch mal wieder: dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen, dazu dann noch die entsprechende Öffnung, dann geht's richtig rund!


    Sebastian

  • Hallo Matze,


    schöner Bericht, klasse zu hören, dass ihr im Schwarzwald so tolle Bedingungen hattet. Wie du schreibst wart ihr ja überm Nebel, oder?


    Schon krass das erste Mal bei guten Bedingungen durch 24" schauen zu dürfen, was? Ist mir jedenfalls so gegangen und jedem Öffnungsminimalisten ist ein solcher Blick mal zu empfehlen [:D]


    Die Spiralarme von M 81 sind schon was besonderes. Da begreift man erstmal wie groß die Galaxie überhaupt ist und weswegen sie in der Sternkatalogen so groß eingezeichnet ist. Wenn ihr die Spiralarme gesehen habt, hättet ihr auch mal nach dem Zwerg Holmberg IX scheun können, der ist nach kürzlich gemachter Erfahrung doch einfacher als vermutet.


    Und ja...Thors Helm ist eigentlich das Nebel-Paradeobjekt des Winters. Meines Wissens der einfachste und schönste Wolf Rayet Nebel des nördlich zugänglichen Himmels. Ach ja...schau mal im Karkoschka unter "E8" und "NGC 2359"...ist schon drinne dat Dingens [:)]


    Respekt auch vor den Spiarlarmen von M 109, die sind nicht einfach gerade mit 14" nicht selbstverständlich...klasse Beobachtung!


    Viele Grüße, auch an "RainMan" [;)], Uwe

  • Hallo Matze,


    hier meldet sich der "Glasquäler" [:I]
    meine Eindrücke:
    ja, das war schon eine besondere Nacht, im Süden waren die Bedingungen (Bortle3) absolut vergleichbar mit der Rhön im Januar 06.
    Ein kleiner Wermutstropfen war das bescheidene Seeing das grademal 250X zuließ und die Beobachtungen auf eher größflächige Sachen beschränkte.
    Leider war auch Timm verhindert, aber die 180Km Anfahrt haben sich trotzdem gelohnt [^]
    Für mich wars reines "Genussspechteln" wie sich Timm auszudrücken pflegt, bei den Bedingungen hatte ich erhrlich gesagt keine Lust auf irgendwelche grade so wahrnehmbaren Gesellen die bis man sie gefunden hat viel kostbare Beobachtungszeit verschlingen.
    Orionnebel in rot hatte ich so noch nicht gesehen, der H-alpha durchlässige H-Beta Filter von Rainer verstärkte diesen Effekt noch deutlich.
    B33 (das Pferd) ging auch noch nachdem man den Filter entfernt hatte.
    Der Rosettennebel strotzte nur so von den Dunkelschläuchen die man sonst nur von Photos kennt, Medusa (Abel21) und der Winter-SNR IC443 waren leichte Beute und zeigten sich deutlich strukturiert.
    Thors Helm, beim Anblick der geschwungenen Gasschweife blieb einem die Spucke weg
    Abell426, der Perseushaufen präsentierte ca 20 Galaxien die hauptsächlich um eine Doppelkette angeordnet waren, hier hätte ich gern mal auf 500x vergrößert.
    Im Osten Richtung Baden Baden und lichtverseuchter Rheinebene waren die Bedingungen eine halbe Größenklasse schlechter, hier wurde es erst ab ca 50° Höhe gut, aber M64, Messiers "Vergessene" Ngc2903, M97, M108, das Leotriplett, Markarians Chain waren mehr als einen Besuch wert, alles zu beschreiben geht nicht, muss man einfach live erlebt haben.
    In gut drei Stunden hatte ich dann genug gesehen und machte mich wieder auf den Heimweg, ihr seid doch noch bis 6Uhr geblieben?
    Ansonsten hat mir die angenehme, lockere Spechtelatmosphäre sehr gefallen.


    Gruß u bis denne

  • Hallo Matze,


    das freut mich, das ihr so viel sehen konntet.


    Die Bilder sprechen für sich.


    Dazu noch Roland mit seinem 24" er, was will man mehr [:p].
    Da werden einem im wahrsten sinne des Wortes die Augen geöffnet.


    Ein sehr schöner Bericht.


    Gruß


    Yves

  • Hallo Zusammen.
    Zunächst mal Danke für die positive Resonanz. Ich komme jetzt endlich mal dazu zu Antworten.
    (==>)Geissinger: Hallo Rolf. Freut mich wieder von dir zu hören. Ja, dass war wirklich eine sagenhafte Nacht. Also mich hat vor allem der Orionnebel umgehauen. Die Strukturen sind ja nahezu in jedem Teleskop beeindruckend aber das Ganze mit Farben die man nur von fotografien kennt...Wahnsinn. Ich glaub mich hat der Öffnungswahn gepackt:-)
    (==>)Rainer: Hallo Rainer. Schön dass du dich auch meldest. Ich hoffe das Aufstehen fiel am nächsten Tag nicht zu schwer. Sorry, aber ich habs nicht so mit Namen. Gesichter kann ich mir besser merken, aber im Dunkeln ist dass ja nicht unbeding tmein Vorteil[:D] Ja, der rote Kerl und auch das Sternbild dem er angehört habens mir schon angetan, daher der Name. Das Seeing ist gegen 4-5 Uhr eindeutig besser geworden. Saturn ging bis über 400x. Cassini und die Braunfärbung waren deutlich zu sehen und immer wieder, in kurzen Momenten war das Bild knackscharf und der Saturn wie ausgestanzt. Noch eine Frage: Du hast mir einen Kugelsternhaufen gezeigt der sich weit ausserhalb unserer Galaxie befand. Was hat den dieser für einen Namen?
    (==>)Sidewinder: Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen wobei ich aber den dunklen Himmel bevorzuge. Mit der Beobachtung der strukturübersäten Milchstrasse könnte ich mit Auge oder Fernglas Stunden verbringen.
    (==>)glahn: Ja, wir waren über dem Nebel. Dieser war allerdings nach meinem Empfinden nicht mehr so dicht wie die Tage zuvor. Auf der Heimfahrt lag Pforzheim zwar unter einer dichten Nebeldecke über Stuttgart hatte diese sich aber bereits aufgelöst. Ich denke daher, dass bei wirklich dicker Suppe der Hohloh noch einen Tick dunkler sein kann. Die Spiralarme von M81 zu sehen war echt eines der Highlights. Ich hätte nicht gedacht dass die visuell machbar sind.
    Spontan fällt mir gerade auch die Sombrero Galaxie ein. Die kenne ich nur als schwaches Fleckchen. An diesem Abend im 14er tatsächlich mit unübersehbarem Staubband.
    (==>)Roland: Hallo Roland. [:D] Wie gesagt, mit Namen brauch ich ein bischen länger, aber ich denke mein Hirn hat es jetzt gefressen.
    DEn Perseushaufen habe ich leider verpasst. (Wahrscheinlich habe ich da an der Kamera rumgefummel) Schade eigentlich. Den Orionnebel erwähne ich nicht nocht mal. Ich denke meine Reaktion am Teleskop hat schon gereicht[:D] Wie gesagt, das Seeing fand ich gegen Ende der Nacht ganz passabel. Andy Bender ist so gegen halb sechs heimgefahren. Ich habs ihm ne halbe Stune nachgemacht und war dann gegen 8 daheim. Neuer Rekor. Muss dir aber zustimmen dass die Atmosphäre wirklich sehr angenehm war. Danke auch an dieser Stelle für die Einblicke durch den 24er. hoffentlich kommt bald wieder so ne Gelegenheit
    (==>)Yves: Ja, der 24 Zöller hat es echt in sich. Dessen Besitzer hat sich außerdem als wandelnder Objektatlas herausgestellt. Die ganzen Objekte kann ich gar nicht mehr aufzählen.
    Bei den Bildern -speziell dem Panorama- bin ich fast verzweifelt. 6 Bilder anzugleichen kann ziemlich nervenaufreibend sein[:)]


    Also bis hoffentlich bald mal wieder unter solchen Bedingungen,
    CS, Matze

  • Hallo Matze,


    den Kugelhaufen hatte mir Roland beim vorigen Treffen gezeigt und ich war so was von fasziniert, dass ich ihn gleich in mein Programm aufgenommen habe.


    Es ist NGC 2419, mit ca. 300.000 Lichtjahren der entfernteste Kugelsternhaufen im Halo der Galaxie. Er wird auch 'Intergalaktischer Wanderer' genannt, Sterne allerdings erst ab so 18 mag, deshalb konnte ich in meinem 16-Zöller auch nur ca. 40 davon auflösen (ein Scherz ein Scherz!). Koordinaten sind RA 7:38 Dec +38°5 (Luchs).


    Viele Grüße
    Rainer

  • Hallo Rainer, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sterne allerdings erst ab so 18 mag<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> Ngc2419 bietet laut SAC-Katalog Sterne ab 17m, ob visuell oder fotografisch weiss ich nicht. Auf alle Fälle hab ich bei gutem Seeing schon mit 15" einzelne Sterne bei etwas Geduld aufblitzen sehen, im 24er war er vor ein paar Wochen (wo auch der Martin mal draufgeschaut hatte) bei 370x deutlich körnig, wenn auch noch nicht aufgelöst zu sehen.


    Grüße

  • Hallo Matze, Rainer und Roland,


    laut Racine und Harris in "A Photometric Study of NGC 2419" haben die hellsten Einzelsterne 17,3mag im V-Band. Das bestätigt sich auch mit meinen Beobachtungen. Mit 16" konnte ich nie eindeutig Einzelsterne rausbeobachten, eher war es eine körnige Struktur, mehr nicht. Mit deinem 24" Roland müsste da vielleicht was zu machen sein, gutes Seeing vorrausgesetzt.


    Übrigens, NGC 2419 ist nicht der am weitesten entfernte Kugelsternhaufen. Siehe dazu die "offizielle" Kugelsternhaufenliste aller galaktischen Haufen von Harris. Er nimmt nur die 5. Position ein, davor kommen AM1, Pal4, Pal3 und der Eridanus Cluster. NGC 2419 ist sagen wir mal der am einfachsten zu beobachtende, weite Kugelsternhaufen...der weiteste NGC [:)]...zur Zeit [:D]


    Viele Grüße, Uwe

  • Hallo ihr drei Spechtler von der Hohloh am 26.12,


    auch ich beglückwünsche euch zu diesem Erlebnis und danke Matze für die Schilderung
    (habe es soeben erst gelesen),
    wünsche euch (und mir natürlich auch) fürs neue Jahr weitere ähnliche Nächte

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