Vor eineinhalb Wochen am Mittwoch, 13.09.06, habe ich in meinem Garten versucht, mit meinem Ende letzten Jahres gekauften 10" GSO Dobson endlich mal ein wenig zu spechteln, obwohl zwischen astronomischer Dämmerung und Aufgang des Halbmondes nur eine dreiviertel Stunde lag. Ich habe mir daher nur ein paar wenige Leuchten im Zenit vorgenommen, da der Himmelshintergrund durch Dunst aufgehellt war und die visuelle Grenzhelligkeit bei m4.3 in UMi lag. Immerhin konnte ich mir erfolgreich die Kugelsternhaufen im Herkules M13 und M92 sowie den Ringnebel M57 in der Leier zu Gemüte führen. Das machte mir Appetit auf mehr und ich wartete gespannt auf die versprochene Wetterbesserung zum Neumond hin.
Gestern am Donnerstag, 21.09.06, war es dann soweit. Um 20:30 Uhr fuhr ca. 22 min lang mit dem 10"-er im Auto ins Dunkle inmitten des Heuchelberggebietes. Dort habe ich einen Platz gefunden, welcher auf einer Hochebene liegt, perfekte Rundumsicht bietet und wo im Süden und Südosten kaum noch die Lichtglocken von Bietigheim/Ludwigsburg/Stuttgart auszumachen sind. Im Nordosten ist Heilbronn zu erkennen, stört dort aber nicht wirklich. Lediglich der hochgelegene Sportplatz von Cleebronn schickte aus OSO mit seinen 6! Scheinwerferbattereien störende Strahlen in meine Richtung. Aber man muß ja da nicht dauernd reinschauen. Später gingen diese Lichter dann auch noch aus.
Die Bedingungen waren nicht schlecht. Obwohl am Abend Dunst in der Luft zu erkennen war und ein Kondensstreifen sich überhaupt nicht verflüchtigen wollte, hatte ich mich entschlossen, es zu wagen. Notfalls kann man ja wieder heimfahren und sich frustiert einen hinter die Binde gießen.
Am Platz angekommen, parkte ich und schaute mich um. Alles paletti, nur die Durchsicht war bestenfalls etwa 5/10. Am Horizont war daher nicht viel zu machen. Also würde es wohl nichts mit einem Abschiedsgespechtel im Schützen werden, der noch ganz zu sehen war. Ich fand einen Fleck mit festem, trockenem Sand und baute dann darauf erstmal alles auf: Äquatorialplattform einnorden und ins die Waagrechte bringen, Dobson draufsetzen, Quickfinder und Sucher auf den Dobson, Akkupack bereitmachen, Lüfter zum Laufen bringen, Plattformmotor anschließen, Okularkoffer bereitstellen und Bügelstuhl aufstellen. Dauert alles ganz schön lang, also nix mit Dobson aufstellen und losspechteln. So, jetzt aber....
Mittlerweile war es schon 21:15 Uhr geworden, also astronomische Dämmerung, juchhu. Es ging ein merklicher, aber warmer Wind Stärke 2-3 aus Ost. Der wurde später sogar etwas kräftiger und auch böiger, sorgte aber dafür, daß ich keinerlei Probleme mit dem Tau bekam. Als ich nämlich gegen 01:05 Uhr nach Hause kam, waren dort alle Autoscheiben klatschnaß. Wieder was gelernt: Wind trocknet, wenn er auch manchmal etwas nervt.
Jetzt aber mal den Polarstern ins Visier genommen, dabei schnell den Rigel-Quickfinder und den Sucher nachjustiert. Mit 125-facher Vergrößerung tanzen die Ringe um den Polarstern außerhalb des Fokus schon kräftig. Also ist das Seeing eher mies, so etwa 4-5/10. Das wurde auch nicht besser. Nur die Durchsicht verbesserte sich geringfügig im Lauf der Nacht. Ein Blick zum kleinen Bären zeigte, daß die visuelle Grenzhelligkeit etwa m5.0 betrug. Ein bißchen mehr hatte ich mir erhofft, aber man kann ja nicht alles haben.
Als erstes peilte ich die Whirlpool-Galaxie M51 an, um zu sehen, ob Galaxien überhaupt gehen. Na ja, das war schon nicht schlecht. Während ich vor eineinhalb Wochen im Garten nur zwei ganz schwache Kerne erkennen konnte, sah ich jetzt die beiden Kerne gut, der kleine etwas heller als der große. Um den großen Kern war ein großer elliptischer Nebel zu erkennen. Um den kleinen Kern sah ich einen kleinen kreisförmigen Nebel, der sich bei indirektem Sehen als Halbkreis zu erkennen gab. Das war ja schon mal ein guter Anfang.
Mutig geworden hielt ich nach dem Nordamerikanebel im Zenit Ausschau und brach mir beinahe das Genick. Ich verschob das auf später.
Jetzt wollte ich mir Sternhaufen anschauen. Den offenen Haufen M52 in Kassiopeia hatte ich mir gemerkt, weil er so schön in Verlängerung des rechten Striches des großen "W" liegt. Er war trotzdem nicht ganz so einfach zu finden, da er im Sucher nicht auffällig war. Es ist ein schöner Haufen mit vielen helleren Sternen, die unregelmäßig verteilt sind. Der ganze Haufen wirkt leicht eiförmig.Ein heller Stern steht am NO-Rand. Im Westen scheint der Haufen ein paar dunkle Lücken zu haben.
Mutig geworden, sah ich im Palm, auf dem ich das Programm "Planetarium" nutze, daß 1.3° nördlich NGC7510 steht. Leider hatte ich keine weiteren Daten, worum es sich bei diesem Objekt handeln könnte. Die Helligkeit war mit m7.9 angegeben. Ich ging mit dem Aufsuchokular in die Richtung des Objektes und erkannte etwas langes Spitzes, was wie ein offener Sternhaufen aussah. Mit höherer Vergrößerung (125x) war dann ein schönes sehr spitzes Dreieck aus hellen Sternen zu sehen, klein aber fein. An der Ostseite waren auffällig wenige Sterne zu sehen. Auf der Westseite wurden dann beim Beobachten immer mehr schwächere Sterne sichtbar, welche offensichtlich zum Haufen gehörten. Der ganze Haufen bildet ein fast rechtwinkliges, gleichschenkliges Dreieck aus schwachen Sternen, dessen Hypothenuse im Osten durch das hellere spitze Dreieck gebildet wird, welches zuerst ins Auge sticht. Beim indirekten Sehen erkennt man dann einen milchigen Hintergrund im ganzen Haufen. Über diesen Fund habe ich mich sehr gefreut, denn er ist wirklich hübsch anzusehen. Mittlerweile habe ich meine Beobachtung im Internet verifiziert.
Jetzt wollte ich dann doch nochmal Galaxien versuchen, besonders, nachdem ich im Sommer -vor dem großen Regen - mal die anderen Galaxien im Großen Bären mit dem Fernglas 10x50 gefunden habe. Also war jetzt M81 und M82 dran und als Zugabe für den 10"-er noch die dritte im Bunde, NGC3077. Letztere ist die kleinste und dunkelste im Bunde und steht etwas abseits, ließ sich aber leicht mit dem Übersichtsokular finden. Es war auch kaum ein Kern erkennbar, der Schimmer wurde zur Mitte hin nur geringfügig heller. Bei höherer Vergrößerung wurde der Himmelshintergrund etwas dunkler und alles leichter erkennbar. M81 erschien als Ellipse mit hellerem Kern, wobei die Helligkeit eher gleichmäßig zum Kern hin anstieg. M81 schien mir die hellste Galaxie von den dreien, aber nicht als die größte. Nach einem Blick auf die Abmessungen (21'x10') war klar, daß ich die Galaxie aufgrund der Bedingungen gar nicht in ihrer ganzen Ausdehnung wahrnehmen konnte. Ich habe nur den eigentlichen Kern gesehen. Denn M82, die "Zigarre", ist mit 9'x4' weit kleiner, schien mir aber geringfügig größer. Ich sah einen "Pinselstrich", der so "hingetuscht" aussah wie die japanischen Kalligraphiezeichen, aber gerade. In der Mitte des Striches schien der Rand etwas dunkler zu sein. Dort sind wohl die stärksten Dunkelwolken. Auf jeden Fall ein schöner Anblick auch im Übersichtsokular, wo gerade noch alle drei Galaxien reinpassen. Das RKE 32mm ist allerdings wirklich keine Offenbarung, was die Randabbildung angeht. Ich glaube, da muß ich noch nach etwas Besserem suchen.
Durch diesen Erfolg mutig gemacht, suchte ich die Andromedagalaxie M31 auf. Zu meiner großen Freude erschien sie im 32 mm RKE Okular sehr ausgedehnt. Ihre beiden Begleiter M32 und M110 waren auch zur Stelle (wo auch sonst?) und ich fing an, mir das Ganze intensiver anzusehen. Zu diesem Zweck habe ich mir eine Augenklappe für das ungenutzte Auge zugelegt und ein schwarzes Tuch in Kapuzenform, welches ich über den Kopf ziehen kann. Das hat sich an diesem Abnd beides hervorragend bewährt, denn als die Dunkeladaption da war, war es doch ganz schön hell um mich herum und das störte. Es war nur etwas unheimlich, wenn dann der Wind hinter mir in einer Plane herumfuhr, die einen Erntehaufen abdeckte. Zum ersten Mal sah ich den Kern von M31 mit einer in 2 Stufen anwachsenden Helligkeit und drum herum weit, ganz weit raus, viel "Genebel". Leider konnte ich kein Staubband entdecken. Da ich aber so schnell keinen Ruhe gebe, probierte ich etwas Neues. Ich schraubte vom 17mm Hyperion das Barlowelement ab und hatte nun ein ca. 21 mm Okular, mit dem ich leider nicht in den Fokus kam. Aber kein Problem, durch mein Herumexperimentieren mit Verlängerungshülsen zwischen Hauptokular und Barlowelement hatte ich eine 2"-Verlängerungshülse 35 mm, die ich jetzt einsetzen konnte (wie ich später ausprobierte, komme ich mit dem Hauptokular des 3,5 mm Hyperion ohne Verlängerungshülse in den Fokus!). Und jetzt kam die Überraschung: das Staubband war da, klar und deutlich. Mann war ich baff. So etwas Schönes. Und die Ausdehnung der Galaxie war nochmal gewachsen. Ich mußte das Gesichtsfeld um eine ganze Länge verschieben um die Galaxie als Ganzes sehen zu können. Das entspricht etwa 2.6° von den 3° Ausdehnung, die M31 hat. Ob dieser Erfolg der besseren Qualität des Hyperion zuzuschreiben ist oder ob es daran liegt, daß das 32 mm RKE eine Austrittspupille von 6.4 mm bewirkt, während das 17 mm Hyperion ohne Barlowelement eine solche von 4.6 mm hat, kann ich nicht beurteilen. Da müßte ich M31 mal durch das RKE bei wirklich dunklem Himmel sehen, ob sich dann auch das Staubband zeigt.
Durch diesen Erfolg ermutigt, suchte ich jetzt noch die Galaxie M33 auf, welche merklich tiefer steht. Ich fand sie fast auf Anhieb, da ich sie schon zweimal bei dunklem Himmel im Fernglas 10x50 gefunden hatte. Im 10"-er erkannte ich einen großflächigen Schimmer zwischen den Sternen mit einem sehr geringfügig helleren Zentrum, wobei die Helligkeit aber völlig gleichmäßig und sehr geringfügig vom Rand zum Zentrum anstieg.
Nun war ich eigentlich ob all der Erfolge fertig mit der Welt, aber mir fiel noch der Kugelsternhaufen M15 im Pegasus ein, welchen ich schon lange suchen wollte. Also auf die Pirsch und .... nix. Ja wo isser denn. Nochmal neu angesetzt, immer noch nichts. Das kann nicht sein, ist der so dunkel? Nachgeschaut: Nee m7.5, der muß im Sucher doch zu sehen sein. Aber irgendwie seh ich da nix. Mal durchs Übersichtsokular schauen ... Oha, da isser ja. Groß, mit kleinem sehr hellem Kern. Bei höherer Vergrößerung erscheint er rund mit etwas zerfasertem Rand. Sehr schön anzuschauen. ich schaue bei Sternhaufen auch immer gern indirekt drauf, weil sich dann plötzlich ein auch nicht so heller Haufen in einen glitzernden Diamanthaufen verwandelt. Das kann ich nur jedem empfehlen!
Und damit bin ich am Ende meines Berichtes angelangt. Wer bis hier durchgehalten hat, darf jetzt gerne auch kommentieren . Ich werde jedenfalls heute Abend, wenn der Himmel so gut bleibt, wieder rausgehen.
Klare Sicht, Michael