Optimaler Sprung

  • Hallo Spiegelschleifer,


    Ich möchte nach einem Jahr Pause mal wieder einen Spiegel schleifen.
    Bisher habe ich den jeweils den neuen Spiegel immer um die Hälfte größer als den letzten gemacht. Das hat sich bewährt, einerseits war der Sprung groß genug um beim Beobachten einen deutliche Unterschied wahrzunehmen andererseite klein genug um die schleiftechnischen Herausforderungen zu meistern. Da nun mein letzter Spiegel 18Zoll hat, wären diesmal also etwa 27Zoll dran. Dies ist aber ein unrundes Maß und es stellt sich daher die Frage: 22,24,25 oder 30 Zoll.
    Ich tendiere in Richtung 24 Zoll, bei einem geplanten Öffnungsverhältnis von ca. 4.5 und einer Spiegeldicke von mindestens 2 Zoll aus Duran,Pyrex oder BVC. Ist der Sprung von 18 auf 24 groß genug, beobachtungstechnisch gesehen? In den Kombi muß das ganze auch noch passen und soll auch gelegentlich von mir allein aufgestellt werden. Eure Meinung?
    CS Mike

  • Hallo Mike,


    ich antworte mit einer Gegenfrage: welches Öffnungsverhältnis hatten deine bisherigen Spiegel? Ich frage, da ich momentan aus eigner Erfahrung bestätigt bekomme, das größere schnelle Spiegel verflixt enge Toleranzen beim parabolisieren haben. Mein aktueller 17" f/4,25 macht mir ganz schön zu schaffen.
    Bei 24-Zoll (oder noch größer) muß der Spiegel zwangsläufig relativ schnell werden, damit die Leiter nicht allzu hoch wird.


    Viele Grüße


    Achim

  • Hallo Achim,


    die Öffnungsverhältnisse sind immer größer geworden, allerdings auch die Erfahrung beim Parabolisieren, der 18" hat z.B. 4.67, gerade aber die Herausforderung der engen Toleranzen beim Parabolsieren und Messen machen für mich aber den Spaß beim Fernrohrbau aus. Was mir aber fehlt sind Erfahrungswerte beim Beobachten mit den ganz großen Dobsons, immerhin konnte ich aber beim ITT in Kärnten mit dem 30" f/4 der Backnanger Sternfreunde beobachten, ebenso mit dem 20" von ICS und mit dem eigenen 18". Zwischen dem 18" und dem 20" war in der Handhabung und vom Beobachten her praktisch kaum ein Unterschied, beim 30" hingegen ein deutlicher Lichtgewinn, aber das Gerät ist einfach gewaltig groß und wohl besser für 2 oder 3 Beobachter geeignet und weniger für einen alleine.Ein wichtiges Argument ist auch das Gewicht des Rohlings, zu schwer darf er nicht werden, zu dünn wegen des Astigmatismus auch nicht. Daher meine Tendenz zu 24".Ich hätte halt gerne noch einen Erfahrungswert von einem Praktiker gehabt.
    CS Mike

  • Hallo Mike,
    mein letzter großer Sprung war von 12" auf 16". Der wahrnehmbare Unterschied bei den meisten DS Objekten ist überzeugend. Das hab ich durch zahlreiche direkte Vergleiche erfahren.


    Jedenfalls wünsche ich Dir frohes Gelingen bei Deinem Riesen.


    Gruß Kurt

  • Hi Mike,


    vielleicht schreibt ja Stathis ein paar Zeilen. Bevor er seinen Kyklopas fertiggestellt war, hatte er mehrere Jahre mit seinem 17,5" beobachtet. Da gibt es also Erfahrung en mass.


    Ich selbst kann damit nicht aufwarten.


    Viele Grüße


    Achim

  • Hi Mike,


    ich kenne "persönlich" sehr gut 16", 20" und etwas "platonisch" 24" [:D]
    Ich würde dir raten...bigger is better.
    Der Unterschied von 16" auf 20" überzeugt mich nicht unbedingt. So ähnlich schreibst du es ja aus deinen Erfahrungen heraus auch. Der Unterschied von 16" auf 24" ist aber wirklich an (fast) jedem Objekt immens...auch wenn man immer bedenken muss, dass ein 24" nicht zaubern kann! Wenn ich an deiner Stelle die Möglichkeit hätte auch größer als 24" zu bauen, würde ich es machen. So wäre z.B. ein kurzer 28" als Lowrider (was denkt Roland dazu [;)]) auf einer einer mäßig hohen, kurzen Leiter mit breiten Tritten (ca. 1 Meter hoch...da gibt es herrliche Lösungen) möglich und du könntest so auf eine nach meiner Meinung zum Beobachten absolut ungeeigneten "klassischen" Aluleiter (mit ultradünnen...ultraleichten [;)] Stufen) verzichten. Auch transportieren müsste sich ein kurzer 24"-28" als Leichtbau noch ohne Probleme...hier im Forum gibt es ja einige Experten, die das erfolgreich gezeigt haben.


    Viele Grüße, Uwe

  • Hallo Mike,


    18 mit 24 konnte ich noch nicht direkt vergleichen, aber 16 mit 21, das ist schon eine gute halbe Größenklasse die man nicht übersehen kann. Von 18 auf 21 (oder 21 auf 24)sieht man das was im kleineren Teleskop indirekt (an Sternen) gradeso noch geht im größeren direkt, diesen Unterschied mal zwei und du bist beim 24er.
    Ich selbst habe schon einen Hauch einer Vorstellung wie ich 675mm mit 40-45 Kg gebacken krieg, allerdings wird da kräftig am Glas gespart. Ein 50mm dicker 24er Spiegel wie du ihn dir vorstellst kommt an 31 Kg, das gibt auch schon wegen der nötigen stabileren Mechanik kein leichtes Teleskop mehr, ich denke noch größer wird dann auch schnell sehr lästig in der Handhabung.


    Grüße

  • Wie Achim schon schrieb, kann ich dazu auch was sagen:


    Ich hatte 2002 meinen 24" f/4,13 eigentlich zunächst wegen der ATM-Herausforderung gebaut, 0,7 Größenklassen mehr als mein 17,5" f/4,5 erschien mir nicht gerade viel. Dabei hatte ich aber nicht bedacht, dass ja in diesen Regionen die Anzahl der Objekte und die Detailfülle ihn ihnen enorm anwächst. Statt neue schwache Objekte zu beobachten, blieb ich zunächst oft an den alten Bekannten hängen, weil sie auf einmal viel mehr Details zeigten. Das merkt man um so mehr, je mehr man versucht, an die Grenzen zu gehen.


    Bei unzähligen Beobachtungen mit anderen habe ich allerdings festgestellt, dass die Vorlieben und Sichtweisen sehr individuell sind. Ein eher "Genusspechtler" ist vom Anblick von M13 im 12-Zöller auch nach Jahren immer wieder neu begeistert. Im 24" sieht er mehr Sterne -ok- grundlegend anders sieht M13 darin aber auch nicht aus. Will man jedoch die IC 4617 daneben ausmachen, am besten auch noch mit innerem Detail, braucht man ÖÖÖÖÖfffffnung. Je mehr Öffnung, um so mehr kann man vergrößern, um so mehr rennt man gegen das Seeing. Im 24" bei 600x sieht man auch bei relativ gutem Seeing eben nicht mehr diese schön nadelfeinen Sternpunkte, wie im 4-Zöller bei 120x. Je nachdem zu was für einer Sorte Beobachter man sich zählt, macht ein Sprung von 18" auf 24" viel aus oder halt weniger.


    Daneben spielen natürlich persönliche Bedingungen eine große Rolle:
    - Lagerraum
    - Transportmöglichkeit und Notwendigkeit
    - Himmelsbedingungen: So ein 24" bringt am Stadtrand auch mehr, aber wenn man schon so was baut, will man doch auch richtigen Deep Sky- Himmel dafür.
    - Geld (so ein Rohling kostet auf einmal richtig Geld und die Verspiegelung auch)


    Aus heutiger Sicht kann ich einem Amateur Spiegelschleifer, der die Tricks für die Großen dünnen beherzigt, nicht raten, einen 24" dicker als 41 mm machen. Um Asti beim Bearbeiten zu vermeiden, sind diese Regeln viel wichtiger als die Dicke an sich. Wenn man sie nicht befolgt (wenn z.B. die Rückseite nicht plan ist) fängt man sich auch mit 52 mm Dicke Asti ein. Anders ist das bei den Profis, die auf ihren Maschinen nicht ständig den Spiegel auf der Unterlage drehen können.


    p.s.
    Ach ja, was Achim über die Toleranzen schreibt, kann ich voll bestätigen, sie werden bei steigender Öffnung brutal eng, bei steigendem Öffnungsverhälltnis immer schwerer einzuhalten (siehe auch, was ich zu Harrys 22-Zoll Projekt schrieb, ca. Mitte der Seite)

  • Vielen Dank euch allen für eure raschen und hilfreichen Antworten!


    Habe mich nun entschieden: Es soll ein 24" werden. Das Öffnungsverhältnis wird 1/4.5 betragen. Der Spiegelrohling wird aus BVC sein, (die Dicke ist damit mit 2" vorgegeben), vorgefräst auf f/5. Als Tool werde ich wieder ein Gipstool mit Glasquadraten verwenden.Als Testmethoden Foucault und Startest alles wie gehabt.


    CS Mike

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!