grüner Laser in Perinaldo und weitere Abenteuer

  • Bericht vom Urlaubsspechteln in Ligurien (Pompeiana Nähe San Remo):


    Vom 1. bis 12.8. waren wir, die Familie und "Phoenix von Goldammer", "femina", "Binochtonda von der Almwiese" und die "Lokomotive" (Link und Photos siehe unten) in dem kleinen Dorf Pompeiana in den Bergen nahe der Küste von SanRemo, in einem alten kleinen Haus mitten im Dorf, mit drei Terassen, eine davon eine Dachterasse mit Blick über das ganze Dorf, zum Meer und in den Sternenhimmel.


    Weil es so bequem war, die Ausrüstung halt nur 1 Stockwerk nach oben auf die Dachterasse geschleppt werden musste, hab ich meist dort beobachtet, auch wenn - bei Abschattung der Dorflichter durch die zum Trocknen aufgehängten Badetücher - es dort nur einen 5.2 mag Himmel gab. So ein Südhimmel bringt halt gerade bei den sonst so tief stehenden Objekten auch dann neue schöne Eindrücke, einfach weil sie hier nicht so im Horizontdunst verschwinden. Wunderbar hier die Messiers im Schützen, Trifidnebel, Lagunen-, Schwan- und Adlernebel, dazu die offenen Sternhaufen M6 und M7 endlich mal in ausreichender Höhe deutlich und ausgiebig bewundert, auch meinen "Liebling" M11 und viele andere bekannte Objekte, neu für mich bei meinem "Messiergemütlichgang in 4 Jahren" ( siehe hier ) auch M30 und M 76, jetzt fehlen mir nur noch zwei der Messiers, M 77 und M93 ! Auf dieser Dachterasse waren meist Phoenix, femina und Binochtonda im Einsatz, der große Einsatz vom grünen Laser kam dann in Perinaldo:


    Schon von zu Hause aus hatte ich mich per Email bei der Sternwarte in Perinaldo ( siehe auch hier ) zu einem Treffen verabredet, daher schon wissend, dass die Kollegen dort kein Englisch können und ich kein Italienisch, am 5. August bin ich Abends dorthin aufgebrochen: ein wunderschönes Bergdorf ca 35 km von der Küste entfernt in den Bergen, erst jedoch eine Enttäuschung, die Sternwarte mitten im beleuchteten Dorf, auch hier nur ein 5.5 mag-Himmel, eine öffentliche Beobachtung und Sternführung war geplant im Innenhof der Sternwarte, rundum Mauern, nichts vom Schützen oder Skorpion zu sehen. Auch wurde ich erst etwas skeptisch begrüsst, drei junge Männer, ein etwas grantliger älterer Bärtiger und eine freundliche weißhaarige Dame halfen mir doch beim Ausladen der Lokomotive, die ersten Blicke hellten sich dann auf, als ich den schönen 14-Zöller Phoenix aufbaute. Sogar einen Kaffee bekam ich dann angeboten. Dann begann die nette Dame mit der Sternführung für die ca 30 angereisten interessierten Astro-Neulinge, meist Italiener, eine französische Familie und eine Chinesin (von der später noch Schreckliches zu berichten sein muß). Als dann die weißhaarige Dame, ich verstand zwar kein Wort von der italienischen Erklärung, begann bzw. versuchte, den Besuchern die Sternbilder mit einem großen 12-Volt-Accu-Handscheinwerfer zu zeigen, hab ich meinen grünen-Laser-Stift aus dem Okularkoffer geholt und ihn ihr freundlich lächelnd gereicht. Jetzt hatte ich gewonnen, sie strahlte überglücklich und hat den grünen Laser-Stift den ganzen Abend bei ihren Erklärungen nicht mehr aus der Hand gegeben. Die Sternwarten-Leute selber hatten im Innenhof so ein kleines Celestron-Mak-Gerät aufgebaut, wobei sich allerdings ganz schnell rumgesprochen hat, dass die erklärten Objekte in meinem Phoenix viel schöner und besser zu sehen waren, so hab ich dann automatisch den Part übernommen, immer die gerade besprochenen Objekte mit Phoenix anzufahren und den Besuchern zu zeigen. Besonders die französische Familie war ganz begeistert, wollten immer wieder neue Sachen sehen und Fragen beantwortet bekommen (mit ihnen konnte ich englisch reden) und z.B. einfach auch mal nur die Sterne der Milchstraße im Teleskop sehen. - Und die oben schon angekündigte Chinesin machte Folgendes: während ich gerade am Rigel mit Blick nach oben was im Schwan suchte, hörte ich sie was chinesisches brabbeln, kann nur so was bedeuted haben wie "Oh, was ist denn das ???" (so schnell kann man chinesisch lernen !!!) und schon hat sie mir mit 4 Fingern mitten auf den Hauptspiegel gelangt und dort zwei wunderschöne Kratzer hinterlassen (die Kratzer hab ich leider - oder zum Glück - erst hinterher bemerkt, sonst hätte ich wohl meine freundliche Beherrschung total verloren ... )


    Zwischendurch wurden die Besucher - und auch ich - jeweils kurz für 10 Minuten auch zum Hauptgerät der Sternwarte, einem 350/1800 Newton auf parallaktischer Montierung in einer echten Kuppel über dem Dach geführt, Hantelnebel betrachten, war für mich nix besonderes, weil mein Phoenix ja fast die gleichen Daten hat. So hab ich aber schon erstmals eine drehbare Kuppel von innen gesehen, und mein Eindruck davon: ja, sicher schön und praktisch streulicht- und wind-geschützt zu beobachten, aber der weite Eindruck des offenen Sternenhimmels würde mir doch sehr fehlen, da wurde mir wieder bewusst welches Glück mit meinem heimischen Beobachtungsplatz am Eridanus mit einem 5.7 bis 6.2 mag Himmel und freier Rundumsicht ich habe und wie sehr ich auch einfach die Stimmung alleine auf der Wiese unter dem riesigen und offenen Sternenhimmel genieße, nein so eine Kuppel wäre nichts für mich.


    Neben dem grünen Laser hat die Sternwartenbetreiber vor allem auch der Anblick der beiden 6960 und 6992 Cirrusnebel im Phoenix und einem Baader-2-Zoll-OIII-Filter (so einen hatten sie nicht) begeistert, und so entstand dann im Laufe des Abends zwischen uns auch ohne jede verbale Verständigungsmöglichkeit eine ganz liebevolle und freundschaftliche Stimmung, die alleine schon den Ausflug nach Perinaldo für mich wert war. Zum Abschluß gegen ca 1.00 h bekam ich sogar noch ein schönes Poster aus dem Verkaufstand der Sternwarte geschenkt und es entstand spontan eine kurze freundschaftliche Abschieds-Umarmung mit der netten weißhaarigen Dame - so ein schönes Astronomie-Hobby ist doch eine wunderbare Völkerverständigung - ausgenommen natürlich, wie oben geschildert, mit Chinesen und - wie hier auch noch kurz zu schildern - mit Franzosen aus Nizza: dort haben sie mir nämlich meine Lokomotive, am hellichten Tag in der Stadtmitte geparkt, aufgebrochen, waren offensichtlich Profis, die wussten, dass die hinteren Schiebefenster beim Defender die Schwachstelle sind, der Plastikriegel dort mit einem einfachen Schraubenzieher überwindbar ist, aber was sie nicht wussten, hihi, ist, dass in der schönen blauen Tasche, die sie unter dem Geheul der Alarmanlage noch schnell aus dem Gepäckabteil gefischt haben, nur Schrott wie alte Landkarten, dreckige Arbeitshandschuhe, ungewaschene Halstücher und der Verbandskasten drin waren, ich glaub, die haben sich hinterher mehr geärgert als ich (kaputt ist ja nichts gegangen). Und dass an der gleichen Stelle die Lokomotive vorn und hinten auf je 3 cm so eingeparkt war, dass erst kein Davonfahren möglich war (ein einfaches Wegschieben des davorstehenden Peugeots mit der dicken Defender-Stossstange scheiterte daran, dass der Peugeot sich nicht nach vorne bewegte, sondern einfach nur nach unten abtauchte - und direkt darüber fahren wollte ich denn doch nicht), hat sich auch völkerverständigend gelöst: mit Hilfe von drei zufällig vorbeikommenden Tunesiern haben wir den Peugeot einfach "weg-geschaukelt".


    Ein ganz besonderer Astro-Eindruck für mich war auch noch am 8. August in der Dämmerung der Anblick von Venus, Mond und Jupiter in einer Reihe am Horizont unter dem Geäst eines Olivenbaumes, leider hatte ich da keinen Fotoapparat dabei ... aber Ihr Astro-Freunde wisst ja eh was ich meine - es war ein schöner Urlaub


    vlobg

  • Hallo Psy (wofür steht das eigentlich ?),
    ein ziemlich turbulenter Bericht für einen Gemütlichgänger,
    aber umso unterhaltsamer zu lesen für uns Unbeteiligte.
    Ich hoffe nur, die Sache mit dem Spiegel ist nicht so schlimm.

  • Hallo Stephan,
    ein schöner Bericht, der zeigt, was man so alles erleben kann.
    Die chinesischen Handabdrücke incl. Kratzer sind da eher abschreckend, aber astronomische Beobachtungen mit ahnungslosen Zeitgenossen haben halt ihren besonderen Reiz. Mir macht es auch viel Freude, anderen Leuten den Himmel zu zeigen. Wenn da mal einer auf den Spiegel fasst, muss man halt tief durchatmen nach dem Motto: ...denn sie wissen nicht, was sie tun.
    Aber kein Grund, nicht weiter "öffentliche Führungen" zu machen.
    CS
    Timm

  • Lieber Stephanpsy,


    ein Bericht, den man vom ersten bis zum letzen Satz mit Spannung liest!


    Bei der Chinesin handelt es sich ganz eindeutig um eine Syntaagentin, die Deinem Spiegel eins auswischen wollte. Aber was so ein echter von Goldammer ist, den kratzen ein paar Kratzer gar nicht![;)]


    Liebe Grüsse


    Bibsch

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