Region N-Amerika in der kürzesten Nacht

  • Hi,


    die kürzeste Nacht des Jahres mit nahezu vollem Mond hat mich nicht davon abgehalten, Deek-Sky-Astrophotographie zu betreiben ... [:)]


    Volles Bildformat, stark verkleinert:


    Ausschnitt in 50% Größe:


    Objekt: NGC 7000, Nordamerika-Nebel, IC 5070, Pelikan-Nebel (rechts), LBN 400 (links) und der helle Stern Deneb (rechts oben im Eck) im Sternbild Schwan.
    Datum/Zeit: 20. Juni 2005 / 22:08 - 1:37 UT
    Ort: Sternwarte Welzheim, Nähe Stuttgart
    Optik: Carl Zeiss Sonnar 5.6 / 250mm Photoobjektiv ät f/5.6
    Kamera: SBIG STL 11000M mit SBIG RGB Filterset
    Belichtungszeiten: H-alpha (SBIG 10nm) 9x 900 Sek., R(1)G(2)B(2) x 900 Sek 2x2 binning
    Dark- und Flatframe: Yes! *g*


    Der Nordamerika-Nebel (NGC 7000) erinnert in seiner Form in verblüffender Art und Weise an den nordamerikanischen Kontinent. Ihr findet ihm im Sternbild Schwan. Die meisten der hier sichtbaren Nebel liegen im Vordergrund vor dem Heer der Hintergrundsterne aus dem Band der Milchstrasse. Die Sternendichte in dieser Region ist enorm, weil wir direkt auf einen Spiralarm unserer Galaxie blicken. Dort, wo die Nebel dünner und durchsichtig werden, werden die Sterne gut sichtbar.


    Dieses Bild (kein Mosaik) zeigt einen etwa 8 x 5,5 Grad großen Bereich des Himmels. Der helle Stern in der rechten oberen Ecke ist Deneb, der mit den Nebeln überraschenderweise aber nicht interagiert. Deneb ist etwa 1500 Lichtjahre von uns entfernt. Wäre er nur ein 50stel so weit weg (30 Lichtjahre - 32,6 LJ wäre die Entfernung, in der die abolute Helligkeit gemessen wird), würde er heller als die Venus strahlen und mit dem Vollmond konkurrieren (-7.2 Magnituden).


    Die wunderschönen Nebel auf dem Bild sind nicht so weit weg wie Deneb und lange Zeit war es fraglich, welche(r) Stern(e) die Nebel zum Leuchten anreg(t/en). Im Herbst 2004 gelang es den beiden Astronomen Fernando Comeron und Anna Pasquali, den wahrscheinlichen Kanditaten zu finden. Es ist ein Stern, der sich hinter den dicken Dunkelnebeln versteckt, daher im sichtbaren Licht nur schwach leuchtet, der aber durch Beobachtungen im Infraroten auffällig ist. Nur dieser eine scheint heiß und hell genug zu sein, um die Nebel mit der nötigen Energie versorgen zu können. Im unteren Bild habe ich diesem Stern mit einem kleinen, blauen Pfeil markiert (vor der 'Ostküste Floridas' im 'Atlantik' zwischen NGC 7000 und dem Pelikan-Nebel).


    <font size="1">(Text teilweise übersetzt von Adam Block, NOAO, Kitt Peak National Observatory, Arizona)</font id="size1">

  • Hallo Stefan,



    Da ist die mal wieder eine Megahammer Aufnahme gelungen, dass man denk es sei Referenzmaterial von der NASA. Die Augen wollen gar nicht mehr weg von den Bildern!



    Schöne Grüße
    Patrick

  • Hallo Stefan,
    danke auch von mir für die wunderschönen Aufnahmen. Genauso freue ich mich aber über die interessante Zusatzinformationen bezüglich der fotografierten Objekte. Wenn Du so weitermachst, hast Du hier schon das ganze Material für einen sehr schönen und interessanten Bildband beieinander. Oder ist es schon soweit ? [kleiner Versuch, in die Zukunft zu sehen [;)] ].


    Viele Grüße von Freudental ins nahe Stuttgart, Michael.

  • Hallo Stefan....
    Also da blieb mir nu die Spucke weg... die Sonne nur 13° hinterm Horizont der Mond strahlt von unten herrab den Himmel an, und Du machst so ein Bild.
    Dass nur ein "versteckter" Stern so eine Leuchtkraft hat ist schon Wahnsinn. Ich bedanke mich für die Lehrstunde :).

  • Net schlecht, aber dennoch vermisse ich einiges an Feinstruktur im Nebel der mir zu glattgebüglet rüberkommt.


    Ich vermute das es sich dabei um die Bedingungen handelt. Mit Mond scheint wohl nicht mehr zu gehen.


    Gruß
    Ralph

  • Lars, Patrick, Michael, Bernhard, Thomas, Ralph und Jens:


    Vielen Dank für das Feedback und die anerkennden Worte. [:)]


    Lars:
    &gt; ... Zeisschen doch reichlich blaue Höfe


    Vielleicht gemildert durch die nun zu sehende Version 2.0 Beta. [:D]


    Natürlich ist es schwierig, in einer so hellen Nacht vernünftige Farbkanäle zu bekommen. Daher verwendete ich viel Zeit für die H-alpha-Bilder. Ohne Farbe sieht das so aus:



    Was für die Feinstruktur-Fanatiker. [:D]


    Der Mond stört bei den H-alpha-Aufnahmen eigentlich gar nicht. Jedoch ist es (mir) nicht möglich, ebenso tiefe Farbaufnahmen zu machen. Gerade blau, aber auch grün sieht dann ziemlich übel aus.


    Also musste ich mich mit einem Kompromiss zufrieden geben. Eigentlich war es nur eine 'Testaufnahme', ein 'First Light' nach Anfertigung eines Adapters zur Verwendung der Mittelformat-Objektive an der SBIG. Zumindest das 250er, so mein vorläufiges Fazit, ist verwendbar.


    Viele Grüße!
    Stefan

  • Hi,



    ... wahnsinn... da fehlen mir die Worte.


    "Wahnsinnskracher" ist noch untertrieben, wie geht denn soetwas wenn es doch gar nicht richtig dunkel ist!


    Ich check das nich. Aber HUT ab.

  • Schickes Wide Field! H-Alpha Aufnahmen scheinen ja vom Vollmond völlig unbeindruckt zu sein. Ich wünsche mir H-Alpha Augen.


    Schaut mal, wie gut der LBN 393/400/401 Komplex am Linken Bildrand rüberkommt (LBN steht für Lynd's Bright Nebula Catalogue). Hat den jemand mal visuell versucht? Findet sich iregendwo ein Bild in normalen Farben, dass man ein Gefühl für die visuellen Chancen bekommt? Ich fürchte ja, dass er nur im roten strahlt und dass es für "LBN 400 direkt auf Netzhaut" etwas dünn wird.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Genauso freue ich mich aber über die interessante Zusatzinformationen bezüglich der fotografierten Objekte.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Sowas würde ich mir viel öfter wünschen, damit man auch den astrophysikalischen Hintergrund der Objekte zur Diskussion stellt.


    Weiß jemand was Av= 9,6 in dem oben verlinkten Artikel heißt? Ist das die Abschwächung in Größenklassen, oder irgend ein Maß für die spektrale Verfärbung? Es ist ja ein ursprünglich blauer heisser O-Stern, auf dem Bild sieht er knallrot aus. Wie hell ist der Stern?

  • Hi Stefan, Hi all!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Es ist ein Stern, der sich hinter den dicken Dunkelnebeln versteckt, daher im sichtbaren Licht nur schwach leuchtet, der aber durch Beobachtungen im Infraroten auffällig ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Frank hatte mal eine Art IR-Aufnahme in M27 gemacht und beide Arten übereinander gelegt.


    Zitat Spatz1 bei astronomie.de
    Bilder bei T-Online verschwunden, schade aber vielleicht packt er es noch mal aus [;)]:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    In der letzten klaren Nacht hier war mal wieder M27 dran. Diesmal habe ich neben dem normalen L-Frame durch einen Astronomik-Typ2-L-Filter (IR-Sperrfilter) noch ein L-Frame durch einen CLS-Filter (City Light Supression, ähnlich einem UHC, nur offener) gemacht.


    Der CLS-Filter filtert nur die üblichen Leuchtstoffröhren-Linien heraus, läßt im Gegensatz zum L-Filter aber IR-Licht passieren.


    Da M27 ein Linienstrahler ist, sind die durch den CLS aufgenommenen Frames von den L-Frames fast nicht zu unterscheiden, außer in einem Punkt: Auf ihnen kommen die Sterne, die sehr stark im infraroten strahlen, besonders deutlich heraus, da der CLS ja IR durchläßt, der L-Filter aber nicht.


    Wenn man nun aus den L-Frames und den CLS-Frames ein animiertes GIF bastelt, kann man schön sehen, das manche Sterne in M27 sehr starke IR-Strahler sind, andere dagegen fast gar nicht im IR aktiv sind:


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das wäre doch mal eine Maßnahme um den Stern heraus zu arbeiten...


    Ansonsten, wiedermal gelungen. [:p][8D]
    Grüße


    Sabine

  • chipsey, Stathis und Sabine,


    danke auch Euch fürs Feedback. [:)]


    Stathis:
    &gt; Hat den jemand mal visuell versucht?


    Ja. [:)] Ronald Stoyan zeigte mir den LBN 400-Komplex auf dem CHAT 2005. Wir sahen ihn - schwach aber unstrittig - in meinem 4.1"-Refraktor bei ca. 20-facher Vergrößerung und OIII-Filter.


    &gt; auf dem Bild sieht er knallrot aus


    Der Stern erscheint rot, weil er durch die dichten Nebel leuchten muß. Das erlaubt nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Spektralklasse.


    Beste Grüße!
    Stefan

  • Tolle Aufnahmen, Stefan! Für mich ist absolut erstaunlich, was unter den derzeitigen Bedingungen mit Amateurmitteln doch noch machbar ist! Ich stocherte mit meinem 80 ED visuell mehrfach erfolglos auf der Suche nach diesem Nebeln im Schwan herum, ohne Filter allerdings. Ein OIII Filter für klare mondlose Nächte steht daher ziemlich weit oben auf meiner Wunschliste.


    Gruß & CS
    Herbi

  • Naja, bei Stzefans Equipment von Amateur zu sprechen ist schon nimmer so ganz richtig [;)]
    Aber der Detailreichtum, den er jedesmal rausholt ist wirklich beachtlich.
    Was mir am Besten gefällt ist immer der wissenschaftliche Hintergrund, der nie zu kurz kommt.
    Also ist auch interessante Information hinter den Bilder. Wie besagter Kandidat zur Anregung...
    Find ich echt toll!
    Nebenbei ist die Aufnahme fantastisch[;)]

  • Hallo Stefan,


    wieder mal eine super Aufnahme von Dir! Besonders gefällt mir die reine H-alpha Aufnahme. Die farbige Aufnahme wirkt auf mich etwas unnatürlich, was vermutlich an dem sattschwarzen Hintergrund liegt. Die H-alpha Nebel wirken dabei wie ausgestanzt. Vielleicht wäre da ein etwas aufgehellter Himmel (wie er am Montag ja war) gar nicht so schlecht...


    steffen

  • Hallo Stefan,
    würde dein s/w Bild gerne als Desktopbild verwenden,
    wenn du einverstanden bist!
    Kannst du mir das Bild im richtigen Format zuschicken oder hier noch mal reinstellen? Als Quatrat habe ich halt links und rechts Ränder was mir nicht so gefällt.
    Gruß Bernhard

  • Herbi, Chris, Steffen, Bernhard:


    Merci!


    Herbi:
    &gt; Ein OIII Filter


    Ja. Am besten 2" und ein Weitfeldokular dazu!


    Chris:
    &gt; bei Stzefans Equipment von Amateur zu sprechen ist schon nimmer
    &gt; so ganz richtig


    Der Unterschied zwischen einem Amateur und einem Profi - so lernte ich das - wird daran festgemacht, ob jemand seinen Lebensunterhalt mir einer Sache verdient oder nicht. Bis auf Weiteres darfst Du mich also 'Amateur' nennen. Ich sehe das nicht abwertend.


    Wenn wir schon dabei sind: 9 von 10 sogenannten 'Profikameras' in Photobranche landen in den Händen von Amateuren, die dadurch freilich nicht zum Profi werden. Umgekehrt steht 'Profi' auch nicht zwingend für gute Qualität. Viele 'Profiphotographen' produzieren weitaus schlechtere Bilder als manch´ ein begabter (aber nicht zwangsweise 'profimäßig'ausgestatteter) Amateur.


    Das Wort 'Profi' ist wohl abgeleitet von engl. 'profession' = 'Beruf'.


    Alles klar nun? [:D]


    Bernhard:
    &gt; würde dein s/w Bild gerne als Desktopbild verwenden,
    &gt; wenn du einverstanden bist


    Ja gerne. Mail´ mir einfach Deine eMail-Adresse und schreibe rein, welche Bildschirmauflösung Du verwendest. Ich schicke Dir dann die Datei als JPG. Ok?


    Grüße und schönes Wochenende
    Stefan

  • Um jedes Mißverständnis auszuschließen:


    Ich benutzte hier in meinem letzten Posting den vielleicht etwas unglücklich gewählten Begriff "Amateurmittel". Ich meinte damit, daß die Ausrüstung, mit der Stefans schöne NGC 7000 Aufnahme entstanden ist, für jeden Astroamateur verfügbar ist. Vor wenigen Jahren sah dies noch VÖLLIG anders aus: Megapixel CCDs waren nur in Prototyp-Stückzahlen für wissenschaftliche Anwendungen verfügbar.


    Besten Gruß und CS
    Herbi

  • Hi Stefan,


    super Bild, hab ich eben erst entdeckt [:)], einfach Klasse. Gerade der Weitfeldblinkwinkel auf NGC 7000 ist super. Am besten gefällt mir aber fast noch die SW Version von NGC 7000...naja, ich kann halt auch "nur" SW im Fernrohr erkennen [8D]
    Die Einzelheiten kommen sehr gut raus. Gerade NGC 6997 kann man gut aus dem Nebel raus erkennen. Ich hab das Bild gerade mal verglichen mit meiner Zeichnung mit einem 20x125 Großfernglas von 2002. Verwendet hatte ich damals lediglich einen Breitbandfilter...welcher kaum Wirkung brachte. Beobachtungsbedingungen waren jedoch top.
    Was mir damals auffiel war ein heller Teil in der Nähe von SAO 50182, in der NW-Ecke von NGC 7000. Ich vermute mal, dass das ein sehr dichter Teil der Milchstraße ist, da bei Dir auf dem Foto kaum Nebel zu erkennen ist. Desweiteren fielen mir die Sternhaufen NGC 6997 und Collinder 428 auf, die ja auch bei Dir gut zu sehen ist.
    Nach LBN 393/400/401 hab ich leider nicht geschaut. Aufgefallen ist mir aber der Nebelkomplex Südlich von "Mexiko", nennt sich wohl LBN 356. Auch sehr gut auf Deinem Foto nachzuvollziehen. Auf der Zeichnung ist der Nebel schwach am unteren Rad angedeutet.
    Visuell fallen ohne Filter die sehr vielen Dunkelnebel und Verdichtungen der Milchstraße auf. Ist sehr gut auf dem SW Foto zu sehen. Teilweise kann man auch Übereinstimmungen feststellen, aber die wahrnehmbare Wellenlänge des Auges entspricht leider [B)] nicht ganz h-alpha.



    Viele Grüße, Uwe
    http://www.sternenfreunde-eichsfeld.de<hr noshade size="1">Fachgruppe Deep-Sky
    http://www.fachgruppe-deepsky.de

  • Hallo Stefan,


    natürlich gefällt mir dieses Bild ebenfalls sehr gut, besonders die s/w Version. Großfeldaufnahmen sieht man in letzter Zeit zum Glück wieder häufiger.


    Zur visuellen Sichtung dieser Nebelregion ist meine Erfahrung, dass man nur bei recht guten Bedinungen eine Chance hat. Letzte Nacht ging selbst mit 10" und OIII nichts. Der graue Himmel und die Umgebungshelligkeit an meinem Beobachtungsort (Garten) lassen diese schwachen Objekte verschwinden.


    Man MUSS seinen Hintern bewegen und an dunkle Orte fahren. Leider ist das nicht immer so einfach, wenn es erst um 23:30 halbwegs dunkel wird und man anderntags arbeiten muss.


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo Uwe,
    Gratulation auch dir zu der Zeichnung!
    Bin ja ein Fan von NGC 7000 und Umgebung und als solcher bewunder ich die Arbeit die du dir mit der Zeichnung gemacht hast. Auch beeintrucken mich die vielen Details die auf deinem Bild zu sehen sind.
    Gruß Bernhard

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