Trotz des Debakels vom letzten Jahr beschlossen wir, dieses Jahr
wieder zum CHAT zu fahren. Insbesondere das verheerende ITV und der
gute Wetterbericht motivierten uns. Nach Stress im Büro am Freitag
kamen wir erst um acht Uhr in München los, konnten aber sehr zügig ins
Chiemgau brausen und erreichten die Winklmoosalm um ca halb zehn Uhr
abends. Nach Zelt- und Teleskopaufbau mußten wir noch etwas gegen den
Hunger tun und bekamen so zuerst gar nicht mit, wie die Dämmerung in
einen unglaublich dunklen Sternenhimmel überging. Die Organisatoren
hatten dieses Jahr ein kleines WUnder vollbracht und die
Flutlichtbeleuchtung auf der Winklmoosalm abstellen können.
Danach war natürlich spechteln angesagt, oder in meinem Fall rumärgern
mit der Technik. Great Rift wie ausgestanzt, eine hell leuchtende
Schildwolke und eine auswandernde GP-DX. Kurz vor eins ging dann der
Mond hinter den Bergen auf, bei den meisten war dann der
Beobachtungsabend beendet und ging über in den Ratsch- und
Weintrinkabend.
Das CHAT findet ja bekanntermassen im Bob-Ross-Land statt, und
manchmal sind große Fichten im Vordergrund direkt zu was nütze. Hier
zum Beispiel schirmen sie das Mondlicht ab und erlauben den Blick auf
den Griff der Teekanne (neben dem Sucher).
Der Spiegelschleifkurs des VSW München war zumindest in halber Stärke
angetreten und hielt tapfer durch bis vier Uhr.
Spätestens um halb zehn brannte die Sonne uns aus dem Zelt. Nach dem
Aufstehen war erstmal Hektik angesagt
Waiting for the night: Tagsüber auf einem Teleskoptreffen.
In den Cañadas del Winklmoos. Im kühlen Keller des Gasthof Sonnenalm
konnte man sich interessante Vorträge zu diversen astronomischen
Themen anhören (wenn man es von der Terasse weg schaffte).
In der Hitze bauten sich schnell imposante Wolkentürme auf (bitte
wiederum die Fichte beachten)...
... die bis zum Abend zu dräuenden Gewitterwolken anwuchsen.
Die Dämmerung in der anderen Richtung sah aber schon viel freundlicher
aus.
Was wir nicht wußten: Das CHAT war auch lokal angekündigt und beworben
worden und am Samstagabend wurden interessierte Astro-Laien angeblich
mit Bussen auf die Winklmoosalm gebracht. So viele Leute wollten noch
nie durch unser Teleskop schauen. Leider mußte das noch halb in der
Dämmerung stattfinden, so daß man kaum etwas Interessantes außer
Saturn ("Das ist mein Lieblingsplanet!" "Nein, meiner!") und Jupiter
(mit Monddurchgang) zeigen konnte. Dafür gabs im Südosten tolles
Wetterleuchten.
Die Nacht war wesentlich produktiver als die davor, da ich die
Einnordung endlich mal vernünftig auf die Reihe bekam. Der Mond ging
auch später auf, die Runde der Weintrinker war noch größer als die
Nacht davor und so wurde es wieder vier Uhr (die Morgendämmerung hatte
schon eingesetzt).
Am nächsten morgen wurden wir wieder von der gleißenden Sonne geweckt
(wie gern würde man das mal im Vogelsberg erleben) und schnell von der
verbreiteten Aufbruchstimmung angesteckt. Zum Abschied noch ein Blick
auf die sonnenbeschienenen Berghänge.
Tja, und dann ging es wieder zurück im Stau auf der
Worst-Case-Autobahn bei Glutofen-Temperaturen.
Fazit: Dieses CHAT war ein grandios gutes Teleskoptreffen, gar kein
Vergleich zum letzten Jahr. Ein extrem guter Himmel in beiden Nächten,
vollkommen taufrei spechteln in Schlappen und ohne Jacke. Gar nicht
frieren. Da wird sich der Stathis ganz schön ärgern.
Die einzigen Wermutstropfen waren die Nichtverfügbarkeit von Toilette
und Trinkwasser auf dem oberen Parkplatz sowie die absolut mangelhafte
Kooperationsbereitschaft der Winklmoosalm-Wirtschaft. Zum Glück wurde
deren schlechte Küche dieses Jahr durch die neueröffnete Sonnenalm
kompensiert.
Eim großes Dankeschön an die Organisatoren!
CS Gernot