"First Schwenk..." Plattform (fast) fertig

  • Hallo,


    gestern bin ich mit dem Bau der Equatorial- Plattform für mein 16 Zoll Dobson fertig geworden.



    Die Plattform vor der ihrer Basis beraubten Rockerbox.


    Ich habe die Bauart mit senkrecht stehenden Nordsegmenten gewählt.



    Da die Kurven dieser Segmente keine Kreisbögen sind, mußte ich zum Fräsen eine Vorrichtung bauen:




    Zum Fräsen der Segmente schwenkt die Plattform um das Alurohr.
    Dieses befindet sich dort, wo später die Achse ist, um die beim Nachführen geschwenkt wird. Die Linearführung habe ich in der Firma aus dem Schrottcontainer gezogen, damit kann man die Oberfräse genau in der jeweils erforderlichen Höhe positionieren.
    Die Oberfräse ist am zweckentfremdeten Oberschlitten meiner Drehbank befestigt, dieser kann auf der Aluplatte gedreht und für alle drei Kurven fein zugestellt werden.


    Die Nordsegmente machen auf den Stützrollen eine Abroll- und eine Schiebebewegung.



    Darum müssen die Rollen breiter sein als handelsübliche Kugellager, diese hier sind aus 30er VA- Rohr gedreht und haben je zwei Kugellager.


    Zum Antrieb der Plattform habe ich ein Getriebe zuammengebastelt, das aus einem Planetengetriebe mit i = 1:20,25 (Ebay), einem Getriebemotor von Conrad mit i = 1:380 und einem Schneckenradsatz (ebenfalls Conrad) i = 1:40 besteht.



    Auf der Abtriebswelle des Planetengetriebes sitzt ein 40zähniges Zahnrad Modul1, das sein Drehmoment auf das verzahnte Segment (Teilkreisdurchmesser ca. 800mm) an der Unterseite der Schwenkplatte überträgt.



    Dieses Segment besteht aus einer Zahnstange Modul1 (Conrad) und ist auf dem gefrästen Bogensegment verklebt, die Schrauben waren nur zum fixieren bis der Kleber trocken ist.
    Auf die Laufflächen der Segmente sind VA-Bleche mit 2K-Kleber aufgeklebt.


    Um die Plattform nach dem Ende eines Schwenks wieder in die Ausgangsstellung bringen zu können, kann man das gesamte Getriebe in einer Führung aus Profilen, Teflon und EbonyStar (alles Reste vorangegangener Projekte) ein wenig nach vorne schieben, soweit das das Zahnrad frei wird.




    Dazu schiebt man einfach den Hebel nach vorn, der ist auch bei aufgesetztem Oberteil gut zugänglich.
    Läßt man ihn los, zieht die Feder das Zahnrad wieder in Eingriff.




    Das Teleskop auf der Plattform. Die Bauhöhe der Plattform ist 130mm (mit 21mm Füßen), damit steht das Teleskop nun 65mm höher als mit der Standartbasis.


    Beim „First Schwenk“ gestern Abend hat das soweit auch alles funktioniert. Das Spiel des Planetengetriebes muß ich noch irgendwie kompensieren, es ist zwar nicht viel, nervt aber. Da hab ich schon eine Idee, dazu mehr wenns fertig ist.
    Außerdem müssen noch Endanschläge dran.
    Der Antrieb über den Gleichstrommotor mit Drehzahlsteller reicht schon aus um bei 300facher Vergrößerung nachzuführen und das Objekt für visuelle Beobachtung im Feld zu halten.
    Eine Schrittmotorsteuerung ist angedacht, als ausgeprägter Elektro-Legastheniker (alles was mehr als zwei Drähte hat macht mir Angst) werde ich da aber wohl die Hilfe eines Bekannten in Anspruch nehmen müssen.


    Alles in allem bin ich aber erst mal mit dem Ergebniss zufrieden.

  • Hallo Ulli


    Schöne Plattform! Und wieder, wie bei Deinen Teleskopen, tolle Detaillösungen. Den Antrieb finde ich gut, keine Probleme, wie sie bei einem Reibungsantrieb auftreten können, und trotzdem eine schnelle Entkopplung beim Rückstellen.


    Wie gut geht denn das mit den senkrechten Nordlagern? Liegen da die Lagerflächen über die ganze Nachführzeit voll auf den Rollen auf? Eigentlich sollten die Laufflächen sich doch zu den Rollen leicht verkippen, oder habe ich da einen Denkfehler (die Abrollbewegung bei diesen Lagern kann man sich manchmal nur schwer veranschaulichen)?


    Ich habe seit etwa einem halben Jahr eine Plattform (mechanisch sehr viel einfacher als Deine) für meinen 14" und beobachte seither nur noch "mit".


    Grüße
    Reiner

  • Hallo Reiner,


    die Rollen tragen während eines Schwenks an verschiedenen Stellen. Die Kinematik dieser Abroll- Schiebebewegung ist weit komplexer als man das auf den ersten Blick vermutet.
    Ich habe die Oberfläche leicht ballig geschliffen, und man kann die tragende Fläche nach einigen Stunden Betriebszeit jetzt schon gut erkennen da das Material dort blanker ist, ich versuch das morgen mal zu fotografieren und stelle das Bild dann ein.
    Ich glaube, es ist wichtig keine scharfen Kanten zu haben da sich diese in die Rollen eingraben würden.
    Bei einer kommerziellen Plattform (ich glaube die von Tom Osypowski) bekommen die Segmente einen gefrästen Radius an der Unterseite, das ist aber mit Hausmitteln und aufgeklebten Laufflächen nur schwer machbar.
    Deine Plattform gefällt mir auch sehr gut, und ich habe mir während der Planungsphase oft auf Deiner Seite Anregungen geholt.


    Gruß Ulli

  • Hallo Ulli,
    herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Platform. Sieht wie alle deine Arbeiten wieder mal toll aus.
    Eine Frage hätte ich zu den Nordlagern: Warum stehen sie schräg zum eigentlichen Kreissegment ? Ich habe mir bei der Tom Osypowski- Bauweise darüber schon den Kopf zerbrochen. Ist das stabiler wenn sie mehr Richtung 90° im Verhältnis zum Südlager stehen ?
    Auf jeden Fall kommt es durch die Schrägstellung zur Driftbewegung.
    War diese Ausführung Zufall oder Ergebnis tiefer Überlegungen?
    Ich hoffe du weist was ich meine, es ist immer schwierig im Text die richtige bildliche Formulierung zu finden.
    Viele Grüße
    Jörg

  • Hallo Jörg,


    die senkrecht stehenden Segmente haben meiner Meinung zwei Vorteile:


    1.) die Last wird vom Segment direkt senkrecht nach unten (reine Druckbelastung) übertragen. Bei der Bauart wie sie z.B. Reiner gebaut hat werden die Segmente und die Plattform zusätzlich auch auf Biegung beansprucht.
    Soweit die Theorie, ob das bei jeweils solider Ausführung in der Praxis feststellbare Unterschiede mit sich bringt sei mal dahingestellt.


    2.) durch die senkrechten Segmente kann man die Schwenkplatte am Nordende kompakter bauen uns damit etwas Bauraum einsparen.


    Ich denke aber, das jeder Typ seine Vor- und Nachteile hat und die Unterschiede letztendlich nebensächlich sind solange man eine zufriedenstellende Nachführung erzielt.
    Ich habe bisher 3 Abende damit beobachtet und finde es sehr angenehm,
    einfach nur noch zu beobachten und beim Okularwechsel nicht mehr hetzen zu müssen.


    Gruß Ulli

  • Hallo Ulli,
    die senkrechte Bauform ist stabiler, das ist einleuchtend. Das meine ich aber nicht.
    Ich versuche es nochmal anders. Die Platform hat Segmente, welche Stücke wie aus einer Zuckertüte sind. Das Südlager ist die Spitze, die Nordlager Teile vom Rand. Wenn man sich den Rand nur als Ring vorstellt, hängt er mit dem Winkel der geografischen Breite im Raum. Für den optimalen Lauf wären jetzt im gleichen Winkel stehende Rollen unter dem Ring am besten, allerdings mit höheren Anforderungen an die Grundplatte.
    Bei dir sind die Nordsegmente so angeornet, als wäre der Ring der die Lage der Segmente beschreibt in der Mitte geknickt, von oben gesehen nach hinten abgewinkelt und obendrein noch senkrecht stehend.
    Ist diese Abwinkelung zueinander für die Senkrechtstellung notwendig?
    Mir fehlt es an Vorstellungskraft wie die Lauffläche am Rand der Zuckertüte aussieht.
    Wenn man die Rollen in radialer Richtung nicht fluchtend, sondern winklig zueinander und senkrecht stehend zur Erde anordnet, dürfte der Kontakt mit der gedachten Zuckertüte eigentlich nur am Rand der Rollen zustande kommen.
    Oder wo ist mein Denkfehler?
    Vielleicht weist du jetzt was ich meine.[?]

  • Megacooles Teil Ulli,


    danke für die vielen erklärenden Worte und Bilder. So ganz versteh ichs jedoch noch nicht. Dazu muss man das wohl in Händen halten, nicht wahr ?


    Ich habe gerade eine Plattform im Bau - allerdings viel simpler. Ich frage mich warum Deine Nordseite senkrecht gebaut und nicht winklig zur Polachse. Was ist der Vorteil ? und warum sind es keine Kreissegemente und wie hast Du bloß die Form dafür errechnet und auch noch ausgeschnitten. Wie ich schon sagte : megacool.

  • Hallo,


    (==>)Jörg: Jetzt weiß ich was Du meinst[:D].
    Das Beispiel mit der Zuckertüte ist gar nicht schlecht. Bei Nordlagersegmenten, die rechtwinklig zur Rotationsachse stehen sind die Laufflächen der Segmente dann einfach nur Mantelflächenabschnitte.
    Bei den Nordlagersegmenten meiner Plattform sind sie das auch, sie sind aber gegenüber dem Zuckertütenkegel geneigt und schneiden ihn in unterschiedlichen Höhen. Weil die Segmente aber eben sind (=flache Bretter) muß man sie so anordnen das die Breite der überstrichenen Fläche minimal wird. Daraus ergibt sich dann die Breite der Rollen.





    (==>)Arno:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Ich frage mich warum Deine Nordseite senkrecht gebaut und nicht winklig zur Polachse.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    weil es kompakter und stabiler baut.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">wie hast Du bloß die Form dafür errechnet<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Berechnet hab ich da nicht viel, wenn die Segmente montiert sind ergibt sich die Form beim Fräsen um die Schwenkachse automatisch.


    Deine Barndoor gefällt mir übrigens auch sehr gut[:)].


    Gruß Ulli

  • Hallo Ulli,


    Jetzt habe ich erst verstanden, dass Du auch die Nordsegmente mit Deinem Fräsaufbau gemacht hast (ist ja eigentlich klar, ansonsten braucht man den Aufwand ja nicht [:o)]). Auf dem Bild sieht man die Fräse nur am Südlager im Einsatz. Dann hat sich meine Frage nach dem leichten Verkippen (nicht das Verschieben) der Laufflächen bezüglich der Rollen bei der Nachführung erübrigt. Das ist dann ja automatisch "eingebaut". Tom Osypowsky (richtig geschrieben?) verwendet ja bei seinen neueren Plattformen aus Alu dünne Nordsegmente (eben aus Alu statt Holz), bei denen sich dieses Problem nicht ergibt.


    Viele Grüße
    Reiner


    und schick mir doch 'ne eMail, sobald Du die Plattform auf Deiner Homepage hast!

  • Hallo Reiner,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">und schick mir doch 'ne eMail, sobald Du die Plattform auf Deiner Homepage hast!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    mach ich, kann aber noch etwas dauern. Erst muß ich noch das Spiel des Planetengetriebes kompensieren, und dann ist ja schon fast ITV.


    Gruß Ulli

  • Hallo,


    sieht sehr gut aus Deine Plattform.
    Ich habe vor wenigen Wochen meine auch fertiggestellt.
    Ist eine Alt-Az Version, habe auch eine Zahnstangen/Zahnrad Kombination drin, sowie Getriebe von Conrad (allerdings Stirnrad).


    Mich nervt auch etwas das Spiel.


    Könntest Du Deine Idee zur Reduzierung des Getriebesspieles mal beschreiben? Wäre echt interessant.


    Gruß
    Martin

  • Hallo Martin,


    ich habe zwischenzeitlich mal was ausprobiert, und zwar habe ich ein weiteres Zahnrad mit Klemmrollenfreilauf montiert:




    Durch den Freilauf läßt sich das zusätzlich montierte Zahnrad nur noch in eine Richtung drehen und reduziert das Spiel des Planetengetriebes deutlich, wenn auch noch nicht ganz.
    Optimieren könnte man die Anordnung noch dadurch, das man


    1.) das Freilaufzahnrad kleiner wählt, dann wird durch die Übersetzung der Winkel um den der Freilauf gedreht wird größer.
    Hab ich aber nicht gemacht, weil ich das Zahnrad noch hatte und der Freilauf zufällig genau in die Bohrung passte[8D].


    2.) könnte man den Freilauf so montieren, das der Aussenring ebenfalls drehbar gelagert ist und über eine Feder vorgespannt werden könnte. Das wäre dann die SL-Version, aber so wie ich es jetzt habe ist es auch schon deutlich besser als vorher.


    Gruß Ulli

  • Hallo Ulli,


    ich weiß nicht, ob ich es ganz verstanden habe, denn ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ein 'Freilauf' ist.
    Du sagst aber, durch den Freilauf lässt sich das Zahnrad nur noch in eine Richtung drehen; Du blockierst also eine Richtung?
    Damit reduziert sich das Spiel um die Hälfte..


    Klingt gut für Deine Plattform, die ja nur eine Richtung fahren muss.
    Für meine Alt/Az geht das leider nicht. Ich werde mal einen Versuch mit hochwertigeren Getrieben machen. Die Conrads haben schon 2° Spiel und das bekommt man durch die folgende 30:1 Untersetzung nicht mehr genügend reduziert.


    Danke für die Info!


    Gruß
    Martin

  • Hallo Ulli,


    eine feine EQ Plattform hast Du da gebaut und natürlich (wie bei Deiner Bino - Schlittenfokussierung) auch das Getriebe wieder selbst gebaut[:)]. Ich habe mich mit diesen Plattformen noch nicht so sehr beschäftigt, aber Deine Lösung gefällt mir gut: Besonders <b>wie</b> Du die Plattform wieder zurück schieben kannst, wenn sie am Ende angekommen ist. Ich glaube neu ist auch, daß die Plattform keine Achse hat, so ist sie bestimmt noch niedriger als herkömmliche Plattformen geworden.
    Ganz bestimmt kann da auch Dein Bino drauf platznehmen[;)], Die runde Basisplatte des Bino-Rockers müßte groß genug sein, wenn ich mich nicht irre[:D][8D].


    Bis in 2 Wochen[:)]


    Stefan

  • Hallo Stefan,


    vielen Dank für Dein Lob.
    Neu ist die Ausführung ohne Achse nicht, hab ich bei Tom Osypowski abgeguckt.
    Das Bino müßte draufpassen, hab ich aber noch nicht probiert.


    Gruß Ulli

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